Nordäthiopien: UNICEF zu den Berichten über die Tötung von über 200 Zivilisten, darunter 100 Kinder

New York/Köln/Wien - Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore

Zinabu Temesg und ihre Tochter Meseret Birhau (1 Jahr und 8 Monate) im Gesundheitszentrum von Agbe in der Region Tigray in Nordäthiopien.
Zinabu Temesgen (19) und ihre Tochter Meseret Birhau (1 Jahr und 8 Monate) im Gesundheitszentrum von Agbe in der Region Tigray in Nordäthiopien. Nach der Untersuchung versorgte das Team Zinabu mit Medikamenten und Rehydrierungssalz und beriet die Mutter in Fragen der Kinderhygiene. Juni 2021 ©UNICEF

„UNICEF ist tief besorgt über Berichte über die Ermordung von über 200 Menschen, darunter mehr als 100 Kinder, bei Angriffen auf vertriebene Familien, die in einer Gesundheitseinrichtung und einer Schule in der Region Afar untergebracht waren, am vergangenen Donnerstag (5.8.).

Berichten zufolge wurden auch wichtige Nahrungsmittellieferungen in einem Gebiet zerstört, in dem akute Unterernährung und Ernährungsunsicherheit herrschen.

Die Verschärfung der Kämpfe in Afar und anderen an Tigray angrenzenden Gebieten ist für Kinder katastrophal. Sie folgt auf einen monatelangen bewaffneten Konflikt in der gesamten Region Tigray, durch den etwa 400.000 Menschen, darunter mindestens 160.000 Kinder, an den Rande einer Hungersnot gebracht wurden. Vier Millionen Menschen sind in Tigray und den angrenzenden Regionen Afar und Amhara in einer Krisensituation oder leiden unter akuter Ernährungsunsicherheit. Mehr als 100.000 Menschen sind durch die jüngsten Kämpfe neu vertrieben worden, zusätzlich zu den 2 Millionen Menschen, die bereits zuvor aus ihrem Zuhause vertrieben wurden.

UNICEF schätzt, dass sich die Zahl der Kinder, die in den nächsten 12 Monaten an lebensbedrohlicher Unterernährung leiden werden, in Tigray verzehnfachen wird. Die Lebensmittel- und Ernährungskrise findet vor dem Hintergrund einer weitreichenden, systematischen Zerstörung des Gesundheitswesens und anderer wichtiger Einrichtungen statt, auf die Kinder und Gemeinden zum Überleben angewiesen sind. Mit seinen lokalen Büros in der Region und humanitären Partnern stellt UNICEF im gesamten Norden Äthiopiens Hilfsgüter und mobile Gesundheits- und Ernährungsteams bereit, um dringende Hilfe zu leisten.

Die humanitäre Katastrophe, die sich im Norden Äthiopiens ausbreitet, wird durch den bewaffneten Konflikt verursacht und kann nur von den Konfliktparteien gelöst werden. UNICEF appelliert an alle Parteien, die Kämpfe zu beenden und einen sofortigen humanitären Waffenstillstand umzusetzen. Vor allem rufen wir alle Parteien auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um Kinder zu schützen."