UNICEF fordert umfassende Strategie um Unterernährung in Nordkorea zu bekämpfen

Washington, D.C., 19. September 1997-- UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen warnte heute, daß Versorgung mit Nahrungsmitteln nur eine Teillösung für die gegenwärtige Krise in der Demokratischen Volksrepublik Korea darstellt.

"Natürlich ist die Versorgung mit Lebensmitteln eine wichtige Priorität", sagte Peter McDermott von UNICEF. "Doch wir müssen darüber hinausgehen. Die Komplexität der Situation verlangt nach einer weit umfassenderen Strategie, die auch langfristige Gesundheitsprogramme und die Ausbildung von medizinischem Personal beinhalten muß."

McDermott, der kürzlich aus Nordkorea zurückkehrte, erklärte, daß ohne medizinische Betreuung, ohne sauberes Trinkwasser und Sanitäranlagen die positiven Auswirkungen von Nahrungsmittelhilfe schwerwiegend untergraben werden. Krankheiten, gegen die es längst Schutzimpfungen gibt, hätten bereits das Leben tausender Kinder gefordert, sagte McDermott. Er forderte die Hilfsorganisationen auf, sich an Lektionen aus der Vergangenheit zu erinnern, wie zum Beispiel an Somalia, als die Hälfte der Kinder, die ihr Leben verloren hatten, nicht verhungert, sondern an Durchfallerkrankungen und Masern gestorben waren.

Den Krankenhäusern in Nordkorea mangelt es an Medikamenten und Ausstattung, und die gesamte Struktur der Gesundheitsversorgung ist zusammengebrochen. McDermott beschrieb, daß er in Spitälern Infusionen gesehen hatte, die aus Bierflaschen und unsterilen Gummischläuchen zusammengebaut waren. "Es macht wenig Sinn Kinder zu füttern, nur um sie dann in ihre Dörfer heimzuschicken, wo sie dem Risiko ausgesetzt sind, auf Grund der schlechten medizinischen Versorgung zu sterben", sagte er.

UNICEF schätzt, daß zur Zeit in Nordkorea etwa 800.000 Kinder unterernährt sind, 80.000 befinden sich bereits in einem lebensbedrohenden Zustand.

Nordkorea wurde während der letzten drei Jahre von einer Serie von Katastrophen heimgesucht, von furchtbaren Überschwemmungen bis hin zu einer verheerenden Dürre, und letzten Monat von einem Taifun. Eine Untersuchung vom World Food Programme und der Food and Agriculture Organizaton ergab, daß die Getreideproduktion in Nordkorea für die Periode von November 97 bis Oktober 98 im besten Fall höchstens die Mindestbedürfnisse der Hälfte der Bevölkerung decken wird.

UNICEF hat seit Mai 1997 110 Tonnen "High Energy Milk", ein spezielles medizinisches Milchpulver für die Behandlung schwer unterernährter Kinder, zur Verfügung gestellt. UNICEF wird weiterhin Lebensmittelhilfe leisten, in Kombination mit Ausbildungsprogrammen für das medizinische Personal und Versorgung von Spitälern mit Medikamenten, Vitaminkapseln und medizinischen Geräten.

UNICEF hat seinen internationalen Aufruf für Nordkorea bereits auf 14,3 Millionen US-Dollar verdreifacht, der größte Teil des Geldes soll für Gesundheitsprogramme verwendet werden: bis jetzt erhielt UNICEF allerdings erst 3,5 Millionen US-Dollar.