Welttag des Händewaschens – UNICEF warnt: 3 von 10 Menschen haben zu Hause keine Möglichkeiten zum Händewaschen

New York/Wien - Factsheet: Obwohl das Händewaschen mit Seife für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, einschließlich COVID-19, von entscheidender Bedeutung ist, haben weltweit etwa 3 von 10 Menschen – sprich 2,3 Milliarden – zu Hause keine Möglichkeit sich mit Wasser und Seife die Hände zu waschen.

Emmanuel Keita (10 Jahre) geht in die 6. Klasse der Schule von Sébougou
Emmanuel Keita (10 Jahre) geht in die 6. Klasse der Schule von Sébougou: „Unsere Lehrerin sagt uns jedes Mal, dass Händewaschen das beste Mittel ist, um Krankheiten zu vermeiden". Mali, Feb. 2021 © UNICEF

Am schlimmsten ist die Situation in den am wenigsten entwickelten Ländern, wo mehr als 6 von 10 Menschen keinen Zugang zu grundlegender Handhygiene haben, warnt UNICEF am Welttag des Händewaschens.

„Die weltweiten Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie haben der Handhygiene einen nie dagewesenen Stellenwert verschafft. Dennoch sind die Fortschritte für die am stärksten gefährdeten und benachteiligten Bevölkerungsgruppen nach wie vor viel zu langsam", sagt die UNICEF-Direktorin für WASH, Kelly Ann Naylor. „Die Handhygiene darf nicht als vorübergehende Maßnahme zur Bewältigung von COVID-19 betrachtet werden. Weitere langfristige Investitionen in Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene können dazu beitragen, die nächste Gesundheitskrise zu verhindern. Das bedeutet auch, dass weniger Menschen an Atemwegsinfektionen erkranken, weniger Kinder an Durchfallerkrankungen sterben und mehr schwangere Mütter und Neugeborene vor vermeidbaren Krankheiten wie Sepsis geschützt werden."

Die jüngsten Daten zeigen, dass seit 2015 einige Fortschritte erzielt worden sind. So ist beispielsweise die Weltbevölkerung, die zu Hause Zugang zu grundlegender Handhygiene hat, von 5 Milliarden auf 5,5 Milliarden (67 Prozent auf 71 Prozent) gestiegen. Wenn die derzeitigen Entwicklungen jedoch anhalten, werden bis zum Ende des Jahrzehnts immer noch 1,9 Milliarden Menschen keinen Zugang zu grundlegenden Handhygiene haben.

Nach den jüngsten Schätzungen

  • Weltweit haben 3 von 10 Menschen - oder 2,3 Milliarden – keine Möglichkeit sich zu Hause mit Wasser und Seife die Hände zu waschen, darunter 670 Millionen Menschen, die überhaupt keinen Zugang zu einer Handwaschgelegenheit haben. In den am wenigsten entwickelten Ländern haben mehr als 6 von 10 Menschen zu Hause keine grundlegenden Handhygieneeinrichtungen.

  • 2 von 5 Schulen weltweit verfügen nicht über grundlegende Hygienedienste mit Wasser und Seife, wovon 818 Millionen Schüler*innen betroffen sind. 462 Millionen von ihnen besuchen Schulen, die über keinerlei Einrichtungen verfügen. In den am wenigsten entwickelten Ländern gibt es in 7 von 10 Schulen keine Möglichkeit für Kinder, sich die Hände zu waschen.

  • Jede dritte Einrichtung des Gesundheitswesens weltweit verfügt nicht über Handhygieneeinrichtungen an den Stellen, an denen Patient*innen und medizinisches Personal in Kontakt kommen.

  • Die Kosten für die Bereitstellung von Handhygiene in allen Haushalten in 46 der am wenigsten entwickelten Länder der Welt bis 2030 werden auf 11 Milliarden US-Dollar* geschätzt. Die Kosten, die den Regierungen für die Hygieneförderung entstehen, werden auf 25 Cent pro Kopf und Jahr geschätzt.

Zwischen den Ländern und auch innerhalb von Ländern bestehen große Ungleichheiten in Bezug auf den Zugang und den Fortschritt, wobei die bedürftigsten Kinder und Familien am meisten darunter leiden. Darüber hinaus sind die Fortschritte in fragilen, von Konflikten betroffenen Gebieten und Flüchtlingsregionen besonders langsam:

  • In fragilen Umfeldern hat 1 von 5 Menschen zu Hause keine Möglichkeit zur Handhygiene.

  • In 8 von 20 Ländern, für die UNHCR Daten vorliegen, haben mehr als 30 Prozent der Flüchtlingshaushalte keinen Zugang zu Seife.

  • Weltweit müssen sich die derzeitigen Fortschritte vervierfachen, um bis 2030 eine universelle Hygiene zu erreichen. In den am wenigsten entwickelten Ländern müsste sich der Fortschritt verzehnfachen und in fragilen Umfeldern müsste er sich um das 23-fache beschleunigen.

UNICEF fordert die Regierungen auf, sich für die Bereitstellung von Handhygiene zu engagieren, nicht als vorübergehende Reaktion auf die Pandemie, sondern als Investition in die öffentliche Gesundheit und die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit. Der jüngste gemeinsame Bericht von UNICEF und WHO nennt fünf Beschleuniger, die es den Regierungen ermöglichen können, den Zugang zur Händehygiene rasch zu verbessern, darunter gute Regierungsführung, intelligente öffentliche Finanzierung, Kapazitätsaufbau, einheitliche Informationen und Innovationen.

Für Redaktionen

* Diese Schätzung geht davon aus, dass die Haushalte die Kosten für die Installation von Handwaschanlagen und die Kosten für den Kauf von Wasser und Seife selbst tragen würden. Die Regierungen würden die Kosten für die Hygieneförderung tragen, und zwar sowohl die anfänglichen als auch die "zusätzlichen" Kosten.

Am wenigsten entwickelte Länder: Afghanistan, Angola, Bangladesch, Benin, Bhutan, Burkina Faso, Burundi, Kambodscha, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Komoren, Demokratische Republik Kongo, Dschibuti, Eritrea, Äthiopien, Gambia, Guinea, Guinea-Bissau, Haiti, Kiribati, Demokratische Volksrepublik Laos, Lesotho, Liberia, Madagaskar, Malawi, Mali, Mauretanien, Mosambik, Myanmar, Nepal, Niger, Ruanda, Sao Tome und Principe, Senegal, Sierra Leone, Salomonen, Somalia, Südsudan, Sudan, Timor-Leste, Togo, Tuvalu, Uganda, Vereinigte Republik Tansania, Jemen, Sambia

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