Alle zwei Minuten infizierte sich 2020 ein Kind mit HIV

Johannesburg/New York/Wien - Im Jahr 2020 haben sich mindestens 300.000 Kinder neu mit HIV infiziert – also alle zwei Minuten eines. Weitere 120.000 Kinder starben im gleichen Zeitraum an den Folgen von AIDS. Die anhaltende COVID-19 Pandemie verschärft die Ungleichheiten, warnt UNICEF in einem neu veröffentlichten Bericht.

Der Bericht stellt fest, dass es in zahlreichen Ländern aufgrund von COVID-19 anfangs 2020 zu erheblichen Unterbrechungen der HIV-Dienste kam. In Ländern mit hoher HIV-Belastung gingen die HIV-Tests für Kleinkinder um 50 bis 70 Prozent zurück. Die Zahl der neu begonnenen Behandlungen für Kinder unter 14 Jahren sank um 25 bis 50 Prozent. Obwohl die Inanspruchnahme der Dienste ab Juni 2020 wieder anstieg, liegt aktuell der Versorgungsgrad noch immer weit unter dem Niveau vor COVID-19. Das wahre Ausmaß der Pandemie-Auswirkungen bleibt unbekannt.

Im Jahr 2020 entfielen 89 Prozent der pädiatrischen HIV-Neuinfektionen und 88 Prozent der weltweit mit HIV lebenden Kinder und Jugendlichen auf Afrika südlich der Sahara. Etwa 88 Prozent der AIDS-bedingten Todesfälle bei Kindern waren in Afrika südlich der Sahara zu verzeichnen. Ebenfalls ist alarmierend, dass weltweit zwei von fünf Kinder, die mit HIV leben, ihren Status nicht kennen. Und nur etwas mehr als die Hälfte der Kinder mit HIV erhalten eine antiretrovirale Behandlung.

15,4 Millionen Kinder haben im vergangenen Jahr einen oder beide Elternteile durch AIDS verloren. Davon leben drei Viertel dieser Kinder in Afrika südlich der Sahara. Die durch AIDS verwaisten Kinder machen 10 Prozent aller Waisen weltweit aus. Immerhin: Im östlichen und südlichen Afrika gingen die jährlichen Neuinfektionen unter Jugendlichen seit 2010 um 41 Prozent zurück, während im Nahen Osten und in Nordafrika die Infektionen im gleichen Zeitraum um 4 Prozent zunahmen.

„Die HIV-Epidemie tritt in ihr fünftes Jahrzehnt ein, und zwar inmitten einer globalen Pandemie, die die Gesundheitssysteme überlastet und den Zugang zu lebensrettenden Diensten erschwert hat. Gleichzeitig erhöhen zunehmende Armut, psychische Probleme und Missbrauch das Infektionsrisiko für Kinder und Frauen“, sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Wenn wir uns nicht verstärkt darum bemühen, die Ungleichheiten zu beseitigen, die die HIV-Epidemie vorantreiben und die jetzt durch COVID-19 noch verschärft werden, werden sich noch mehr Kinder mit HIV infizieren und noch mehr Kinder den Kampf gegen AIDS verlieren.“