Corona Pandemie: Hilfsgüter kommen weiter an - wie UNICEF jetzt arbeitet

Blogbeitrag Köln/Wien - Der Ausbruch von Covid-19 betrifft alle Länder und Regionen dieser Welt – überall ist die Gefahr eines unkontrollierten Ausbruchs des Virus und seiner Folgen allgegenwärtig. UNICEF setzt alles daran, die Auswirkungen der Pandemie für Kinder so gering wie möglich zu halten. Deshalb liefern wir weiterhin lebensnotwendige Hilfsgüter in alle Teile dieser Welt.

So arbeiten die Kolleginnen und Kollegen im größten Warenlager der Welt

Die gute Nachricht direkt vorweg: Das UNICEF-Versorgungszentrum in Kopenhagen läuft weiter – und das sogar auf Hochtouren! Das größte humanitäre Lager der Welt hat seinen Betrieb auf sieben Tage pro Woche erhöht. Die Belegschaft ist in Schichten eingeteilt und es gelten besondere Hygiene- und Schutzmaßnahmen auf dem gesamten Gelände.

Auch vorausschauende Maßnahmen von Februar kommen der weltweiten Hilfe nun zu Gute, denn UNICEF ging bereits früh davon aus, dass der Covid-19-Ausbruch Auswirkungen auf die globale Logistik haben würde. Deshalb haben wir frühzeitig begonnen, unsere Lieferungen in die regionalen und lokalen Lagerhäuser der einzelnen Länder zu bringen, um sicherzustellen, dass die Bestände gut aufgefüllt sind. Aktuell halten wir unsere Hilfsgüterlieferungen nicht nur aufrecht, sondern haben sie sogar um 34 Prozent erhöht.

Allein im März haben die Kolleginnen und Kollegen in Kopenhagen mehr als 65.000 Kits mit Hilfsgütern für Bildungs-, Wasser- und Sanitär- und Gesundheitsprogramme gepackt. Insgesamt haben wir Lieferungen im Wert von 12 Millionen Dollar von Kopenhagen aus verschickt. Trotz der aktuellen logistischen Herausforderungen erreichen die Lieferungen bislang 72 Länder.

Weniger Flugzeuge bedeuten weniger verschickte Hilfslieferungen, oder?

Jein. Es wird in jedem Fall umständlicher, Hilfsgüter zu verschicken, und auch teurer. Unsere Hilfe geht aber weiter! Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Wochen eine beträchtliche Anzahl von Charterflügen erforderlich sein wird, um die Lieferungen mit Schutzausrüstung gegen das Coronavirus, Impfstoffen und anderen wichtigen Hilfsgütern in die direkt betroffenen Länder zu verschicken.

Denn fast alle Länder haben starke Maßnahmen zur Eingrenzung einer weiteren Ausbreitung des Virus ergriffen: Flughäfen haben geschlossen, Flüge werden gestrichen. Eines der größten Probleme sind damit nun die Einschränkungen im weltweiten Luftverkehr – unter anderem zwischen den USA, Europa und Indien, aber auch innerhalb Europas. Wir versenden eigentlich zwischen 30 und 40 Prozent aller weltweit eingesetzten Impfstoffe per Luftfracht. In den kommenden Monaten müssen weiter kontinuierlich Impfstoffe transportiert werden, um die Routineimpfungen in den ärmsten Ländern der Welt aufrecht zu erhalten. Das wird eine Herausforderung.

Deshalb werden Hilfsgüter im Moment vermehrt an wichtige Drehkreuze und Standorte verschickt, um möglichst flächendeckend Menschen zu erreichen. Auch der Transport via Seeweg rückt als Alternative in den Blick.

Die UNICEF-Büros weltweit verhandeln zudem gerade mit Frachtunternehmen, um für Hilfsgüter Priorität zu bekommen. Wir sprechen mit Spediteuren und Partnern, um die vorhandene Luftfrachtkapazität zu optimieren und uns einen Überblick zu verschaffen, welche Flüge stattfinden.

Es gibt drei konkrete Lösungsvorschläge, die unsere Logistikexperten für das weitere Vorgehen erarbeitet haben:

  1. UNICEF braucht pro bono Flüge oder Charterflüge zu reduzierten Kosten für die wichtigsten Flugstrecken von unserem wichtigen Drehkreuz in Kopenhagen zu unseren Drehkreuzen in Afrika (Dakar im Senegal, Accra in Ghana, Johannesburg in Südafrika und Nairobi in Kenia).
  2. UNICEF braucht pro bono Flüge oder Charterflüge zu reduzierten Kosten für wichtige direkte Strecke von unserem Warenlager in Kopenhagen in betroffene Länder (basierend auf den UNICEF-Ländern mit dem größten Bedarf).
  3. Eine flexible und kurzfristige Möglichkeit Flugzeuge zu chartern, um Hilfslieferungen agil und flexibel zu versenden – wie und wann sie am dringendsten benötigt werden.

Impfstoffe – Nein, nicht der ersehnte gegen das Coronavirus

Der Ausbruch von Covid-19 betrifft bereits mehr als 160 Länder und Gebiete in allen Regionen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Länder betroffen sind, aus denen UNICEF lebenswichtige Hilfsgüter für Kinder bezieht.

Einige Märkte, aus denen wir für groß angelegte Impfkampagnen Impfstoffe beschaffen, sind nun selbst von den Auswirkungen des Coronavirus betroffen: Der Impfstoff gegen Malaria kommt beispielsweise aus Belgien, der Impfstoffe gegen Röteln aus Indien und der Impfstoff gegen Hepatitis A aus China. Hier besteht die Gefahr, dass es wegen Quarantäne und Transportbeschränkungen zu Engpässen kommen kann. Zur Größeneinordnung: Im Jahr 2019 beschaffte UNICEF schätzungsweise 2,43 Milliarden Impfstoffdosen für rund 100 Länder – unglaublich.

Bestimmte Regionen wie Westafrika sind zum Beispiel stärker betroffen, da Impfstofftransporte oft aus Europa kommen oder in Europa umgeschlagen werden und jetzt wichtige Fluggesellschaften Flüge gestrichen haben. UNICEF arbeitet mit mehr als 1.000 Lieferanten und Branchenführern auf der ganzen Welt zusammen, um eine Lösung für die derzeitigen Marktbeschränkungen zu finden.

Trotz der extremen Bedingungen, aggressiver Käufe und aufkommender Exportbeschränkungen ist es uns gelungen, für den Zeitraum von April bis Juni die Versorgung mit den wichtigsten Produkten weiterhin sicherzustellen.Erste Auswirkungen sind derzeit leider schon sichtbar. In 24 Ländern hat UNICEF vorerst Impfkampagnen gegen Masern stoppen müssen. Impfkampagnen für 13 weitere Länder können vielleicht nicht gestartet werden. Das bedeutet, dass mehr als 117 Millionen Kinder in 37 Ländern lebenswichtige Impfungen nicht erhalten werden.

Welche Hilfsgüter sind jetzt besonders gefragt?

Neben den regulären Nothilfepaketen gibt es jetzt natürlich besonders nachgefragte Hilfsgüter im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie. Dazu gehören Schutzausrüstungen für den persönlichen Gebrauch. Damit sind vor allem chirurgische Gesichtsmasken, Atemschutzmasken, Schutzanzüge, Overalls, Handschuhe und Handdesinfektionsmittel gemeint. Die steigende Nachfrage für diese Artikel (bei manchen Produkten ist die Nachfrage auf das 100-fache gestiegen!) bedeutet Lieferengpässe.Trotz Versorgungsengpässen in der Anfangsphase des Ausbruchs sind wir zuversichtlich, denn die chinesische Produktion läuft langsam wieder an.

Ein ebenso stark nachgefragtes Produkt ist Handdesinfektionsmittel. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt Desinfektionsmittel mit einem Alkoholgehalt von mindestens 60 Prozent. Deshalb gilt es jedoch als Gefahrgut, was den Versand per Luftfracht kompliziert macht. Wir versuchen daher vermehrt diese Produkte lokal oder regional zu beschaffen, um gleichzeitig Transportherausforderungen, Lieferverzögerungen und höhere Kosten zu vermeiden.

Aufklärung: Was kann Corona – und was nicht

Neben den dringend benötigten Hilfsgüterlieferungen ist ein weiterer Aspekt im Kampf gegen Corona nicht zu verkennen. Nach dem sprichwörtlichen Motto „Kenne deinen Feind“ ist es von immenser Bedeutung, dass sachlich richtige Informationen rund um das Virus Kinder und Familien erreichen – auch in den entlegensten Winkeln dieser Erde.

Um effizient gegen eine weitere Verbreitung vorzugehen, gilt es daher Fake News richtigzustellen, Fehlinformationen den Garaus zu machen und relevante Informationen auf praktischen und alltäglichen Kanälen glaubhaft an die Menschen heranzutragen.

Bitte spenden Sie für die weltweite Corona-Hilfe von UNICEF!

Die UNICEF Corona-Hilfe und das Warenlager in Kopenhagen in einem Video erklärt. (ENG, youtube)