COVID-19-Pandemie: Enorme Gefährdung von Flüchtlingen, MigrantInnen und Binnenvertriebene

New York/Wien - Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore: Ohne dringende internationale Maßnahmen sind Flüchtlinge, MigrantInnen und Binnenvertriebene besonders bedroht

Eine Flüchtlingsfamilie nahe der türkisch-griechischen Grenze, in Pazarkule, im Bezirk Edirne, Türkei. 3. März 2020.
Eine Flüchtlingsfamilie nahe der türkisch-griechischen Grenze, in Pazarkule, im Bezirk Edirne, Türkei. 3. März 2020. © UNICEF

„COVID-19 wird mit ziemlicher Sicherheit in Flüchtlingslagern, überfüllten Auffanglagern oder Haftanstalten für Migrantenfamilien Fuß fassen. Angesichts der schnellen Verbreitung des Virus steht ein solches Szenario unmittelbar bevor.

Selbst ohne eine Pandemie sehen sich Kinder und Familien, die als Flüchtlinge, MigrantInnen oder Binnenvertriebene leben, immensen Hürden beim Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu präventiven Maßnahmen gegenüber. Z.B. stehen keine Sanitäreinrichtungen zur Verfügung. Wenn also eine Infektionskrankheit auftritt, wird ihr Risiko dadurch weiter erhöht.

Ein Ausbruch einer Atemwegserkrankung wie COVID-19 könnte sich durch die überfüllten und unsicheren Bedingungen, die für viele Lager oder Siedlungen typisch sind, leicht ausbreiten. Familien in diesen Umgebungen würden eher erkranken und wären außerdem weniger in der Lage, die Krankheit zu bekämpfen. Die Dienstleistungen dafür sind nicht ausreichend.

Wir sprechen auch nicht von einer kleinen Anzahl an Menschen. Heute gibt es 31 Millionen Kinder, die aus ihren Häusern vertrieben wurden, darunter über 17 Millionen Binnenvertriebene, 12,7 Millionen Flüchtlinge und 1,1 Millionen AsylbewerberInnen. Sie alle brauchen irgendeine Form von Unterstützung. Die meisten von ihnen können sich nicht den Luxus leisten, einen Arzt zu rufen, wenn sie krank sind. Sie können sich nicht die Hände waschen, wann immer es nötig ist, oder social Distancing betreiben, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern.

Jegliche Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens gegen diese Pandemie sollte die am meisten gefährdeten Menschen erreichen, einschließlich Flüchtlinge, MigrantInnen und Binnenvertriebene. Das bedeutet, dass ein gerechter Zugang zu Tests und Behandlungen sowie zu Informationen über Prävention gewährleistet werden muss. Auch der Zugang zu Wasser- und Sanitäreinrichtungen muss ermöglicht werden. Es sollten Pläne für eine sichere, familienbasierte Betreuung und Unterstützung für Kinder, die von ihren BetreuerInnen getrennt sind oder deren BetreuerInnen verstorben sind, vorhanden sein.

Es bedeutet auch, dass Eindämmungsmaßnahmen wie Grenzschließungen und Bewegungseinschränkungen das Recht der Kinder auf Asyl und die Wiedervereinigung mit Familienmitgliedern nicht blockieren sollten. Auch sollten die Bemühungen der Hilfsorganisationen um humanitäre Hilfe nicht behindert werden. Heimatlose Kinder und Familien sollten schnell aus der Schusslinie genommen und in angemessene Unterkünfte gebracht werden, wo sie Zugang zu Wasser, Seife und genügend Platz zum Abstandhalten haben sowie sicher sind.

UNICEF arbeitet mit Partnern zusammen, um die Ausbreitung der Krankheit unter Flüchtlingen, MigrantInnen und Vertriebenen zu verhindern. Dazu gehört die Förderung von Hygienepraktiken, die helfen die Übertragung in Unterkünften und Lagern zu verhindern. Die Verteilung von Hygieneartikeln und der Zugang zu Wasser sind notwendig. Dazu gehört weiters die Entwicklung genauer, kinderfreundlicher Informationen über COVID-19. Materialien zur Bekämpfung von Stigmatisierung und zur Förderung positiver Elternschaft sind ebenso notwendig.

Aber wir können dies nicht allein schaffen. Mehr denn je sollten Regierungen und die internationale Gemeinschaft zusammenhelfen, um die Schwächsten in diesen beispiellosen Zeiten zu schützen.“

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