Der Jugendgemeinderat der „kinderfreundlichen Gemeinde“ Kufstein: „Regenbogen-Zeichen für Vielfalt, Pflanzaktion und Geschenke für ärmere Kids“

Gastbeitrag von Heinz Wagner, https://kijuku.at - Zu Besuch in der UNICEF zertifizierten „kinderfreundlichen Gemeinde“ Kufstein, wo es einen Jugend-Gemeinderat gibt und Jugendliche selbst über ein eigenes Budget verfügen.

© Heinz Wagner - https://kijuku.at

Halloween ist vorbei. Hunderte Partys auch, darunter in Kufstein. Die hatte was Besonderes. Nein, nicht, dass Teletubbies vielleicht das ungewöhnlichste „Grusel“kostüm des Landes war, sondern: Ausgedacht und organisiert von Jugendlichen selbst, einer Handvoll Aktivist:innen im Jugendgemeinderat.

Natürlich ist eine Party mit 100 Jugendlichen (in Kufstein leben rund 1200 Kinder und Jugendliche von 0 bis 18 Jahren) – nach Altersstufen abgestimmte Beginn- und Endzeiten des Events im KulturQuartier dieser Tiroler Stadt – nur ein Bruchteil dessen, was der Jugendgemeinderat auf die Beine stellt.

Das dauerhaft sichtbarste Zeichen sind ein regenbogenbunter Zebrastreifen und eine ebensolche Sitzbank bei der Busstation auf dem Platz vor dem Inntal-Center in der Feldgasse. Diese Errungenschaft zeigen Michael, Shiva und August dem Reporter mit einiger Freude und gewissem Stolz. „Wir wollten damit Zeichen setzen für Offenheit und Toleranz“, so die drei Jugendgemeinderät:innen.

Mag das vielleicht andernorts, etwa in Wien, gar nix Außergewöhnliches sein, so ist in Kufstein zu hören: „Es ist erst der zweite solche Zebrastreifen in ganz Tirol. Und in Innsbruck ist eine ebenso gestrichene Sitzbank in den Inn geschmissen worden.“ In Kufstein war im Pride-Month (Stolz – auf Vielfalt – Monat) – aus diesem Anlass hatten Jugendliche die Bank eigenhändig gestrichen und wurde der Fußgänger:innen-Übergang in diesen Farben markiert – sogar das Rathaus mit einer Regenbogen-Fahne beflaggt. Es war das meistgeklickte Foto auf der Facebook-Seite der Stadt, vertraut Harald dem Journalisten an. „Und fast nur positive Kommentare, rund 200 Likes“, ergänzt der im Rathaus für Kinder und Jugend zuständige leitende Beamte.

Auf eine andere Aktivität des Jugendgemeinderates weist die Psychologie- und Soziologie-Studentin Shiva hin, die sich Besonders für Umwelt einsetzt. „Wir haben bei einem Stadtrundgang festgestellt, dass schon zu viel zubetoniert ist. Zwischen Kindergarten (…. Straße) und der angrenzenden Straße haben wir eine Bepflanzung als Abgrenzung – Sicht- und Lärmschutz – gut gefunden. Das haben wir dann selbst in die Hand genommen und die Pflanzen eingesetzt.“

Der 18-jährige IT-Lehrling Michael, nebenbei auch in der Gewerkschaftsjugend und beim Roten Kreuz als Sanitäter sehr aktiv, sowie August (15 ½), Schüler der International School Kufstein (ISK) berichten noch von sozialen Aktionen des Jugendgemeinderates. „Vor Weihnachten haben wir im Vorjahr für rund 50 Jugendliche, deren Familien sich das nicht leisten konnten, Geschenke besorgt. Und für die Stadtbibliothek haben wir rund 1000 Jugendbücher besorgt.“

Der Jugendgemeinderat in Kufstein, dem unter anderem noch Julian angehört, hat jährlich ein eigenes Budget, über das die Jugendlichen selbstständig verfügen dürfen. Im Normalfall sind das 10.000 Euro, aufgrund von Corona wurde alle Abteilungen der Stadt gebeten, ihre Budgets um zehn Prozent zu kürzen, daher stehen auch heuer nur 9.000 € zur Verfügung.

Neben den Jugendgemeinderätinnen – jenen Jugendlichen, die regelmäßig aktiv sind – finden regelmäßig auch Konferenzen und Foren statt, an denen möglichste viele Jugendliche ihre Ideen einbringen können. Aus dem im Vorjahr abgeschlossenen Erasmus- Projekt #YouthStein ist übrigens der Jugendgemeinderat mit eigenem Budget hervorgegangen.

Gerade dieses überantwortete eigenständige Budget hat der Stadt Kufstein – neben rund 220 anderen österreichischen Gemeinden - die Auszeichnung mit dem Zertifikat „kinderfreundliche Gemeinde“ der Österreich-Sektion des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, UNICEF, eingebracht. „Wobei wir vorläufig nur jugendfreundlich sind, für Kinder müssen und wollen wir auch noch mehr tun“, so der oben zitierte Rathausmitarbeiter.

Weitere Informationen zu den „kinderfreundlichen Gemeinden“ in Österreich.

Website von "Kinder Jugend Kultur und mehr" (kijuku.at)

Zusätzliche Informationen zur Jugendbeteiligung in Kufstein