DR Kongo: Kinder sind von tödlichen Masern und Cholera-Epidemien bedroht

Kinshasa/Genf/New York/Wien - COVID-19 – jüngste Herausforderung für angeschlagene Gesundheitssysteme

Zwei Buben im Flüchtlingslager Loda im Gebiet von Djugu, Provinz Ituri. In diesem Lager leben etwa 2.500 Menschen, DR Kongo 2020.
Zwei Buben im Flüchtlingslager Loda im Gebiet von Djugu, Provinz Ituri. In diesem Lager leben etwa 2.500 Menschen, DR Kongo 2020. © UNICEF

Das angeschlagene Gesundheitssystem der Demokratischen Republik Kongo (DRK) braucht dringend Unterstützung. Masern und Cholera-Epidemien, an denen Tausende Kindern sterben, sowie die wachsende Bedrohung durch das Coronavirus machen zu schaffen, so UNICEF.

In einem heute veröffentlichten Bericht* erklärt die UN-Kinderhilfsorganisation, dass die laufenden Bemühungen zur Eindämmung eines Ebola-Ausbruchs im Osten des Landes die Aufmerksamkeit und die Ressourcen von den bereits geschwächten Gesundheitseinrichtungen, die mit mehreren tödlichen endemischen Krankheiten zu kämpfen haben, abgelenkt haben.

Seit Anfang 2019 hat eine Masernepidemie – die schlimmste der Welt –  mehr als 5.300 Kindern unter fünf Jahren das Leben gekostet, während es etwa 31.000 Cholerafälle gab. Nun nehmen die Fälle des Coronavirus, COVID-19, rasch zu und stellen eine große Herausforderung für das Land dar. Die DR Kongo gilt als eines der am stärksten gefährdeten Länder in Afrika.

Doch in den öffentlichen Gesundheitseinrichtungen sind Ausrüstung, geschultes Personal und finanzielle Mittel äußerst knapp. In vielen Einrichtungen fehlt es sogar an sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Die ohnehin schon niedrigen Impfraten sind im vergangenen Jahr in einigen Provinzen stark zurückgegangen.

Schätzungsweise bei 3,3 Millionen Kinder in der Demokratischen Republik Kongo ist der lebenswichtige Gesundheitsbedarf nicht gedeckt. Landesweit benötigen 9,1 Millionen Kinder (fast jedes fünfte Kind der Bevölkerung unter 18 Jahren) humanitäre Hilfe.

Viele der am stärksten gefährdeten Kinder leben in drei von Konflikt betroffenen östlichen Provinzen, die außerdem vom Ebola-Ausbruch betroffen sind. Die brutale Gewalt der Milizen – darunter auch Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen – vertrieb allein im Jahr 2019 fast eine Million Menschen aus ihren Häusern. Dies erschwerte den Kindern den Zugang zu medizinischer Grundversorgung noch weiter.

Malaria-, Masern- und Cholera-Epidemien stellen in allen Teilen des Landes eine tödliche Bedrohung dar. Abgelegene, ländliche Gemeinden sind besonders gefährdet. Dies geht aus dem Bericht hervor:

  • Im Jahr 2019 wurden rund 16,5 Millionen Malariafälle gemeldet, welche knapp 17.000 Leben forderten. Kinder unter 5 Jahren sind am stärksten von der Krankheit betroffen.
  • Die Masern-Fälle stiegen 2019 bis 2020 auf 332.000 landesweit an. Dies stellt den schlimmsten Ausbruch in der Geschichte der DRK dar. Von den mehr als 6.200 registrierten Todesfällen waren etwa 85 Prozent Kinder unter fünf Jahren.
  • Die Cholera ist endemisch, die Folge schlechter sanitärer Verhältnisse und des verschmutzen Wassers, auf das viele Familien zum Trinken und Waschen angewiesen sind. Im Jahr 2019 kamen rund 540 Menschen durch die Cholera ums Leben. Kinder machen etwa 45 Prozent der Fälle aus.

„Die Stärkung des grundlegenden Gesundheitssystems in der DRK ist absolut unerlässlich", sagt der UNICEF-Vertreter für die DRK, Edouard Beigbeder. „Wenn die Gesundheitseinrichtungen nicht über die Mittel verfügen, um Impfungen, Ernährung und andere wichtige Dienstleistungen zu erbringen, auch in abgelegenen Gebieten des Landes, riskieren wir, dass das Leben und die Zukunft vieler Kinder durch vermeidbare Krankheiten zerstört wird.“

In dem Bericht fordert UNICEF die Regierung auf, einen größeren Teil ihres Budgets für lebenswichtige Gesundheitsdienste zur Unterstützung von Schwangeren, Neugeborenen und Kleinkindern bereitzustellen sowie Routineimpfungen Vorrang einzuräumen.

UNICEF fordert nachdrücklich auf, die Bemühungen der Regierung um die Modernisierung der routinemäßigen Gesundheitsdienstleistungen und die Erreichung der globalen nachhaltigen Ziele in den Bereichen Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene großzügig und über mehrere Jahre hinweg zu unterstützen, um Kinder besser vor übertragbaren Krankheiten zu schützen.

Für Redaktionen

*Der vollständige Bericht, On Life Support: „A battered health system leaves DRC children at the mercy of killer diseases“

Eine Auswahl an Videos und Fotos steht Redaktionen im Rahmen der Berichterstattung zum kostenfreien Download zur Verfügung.