Entführung von Kindern in Uganda

UNICEF hat mit Entsetzen aufgenommen, daß eine neuerliche Entführung von Kindern durch die Lord's Restistance Army (LRA) stattgefunden hat. Die Entführung von 40 Mädchen aus dem Sr. Charles Lwanga College in Kalongo ist ein weiteres Beispiel für das brutale Vorgehen der LRA, die Kinder absichtlich zum Ziel von Kriegshandlungen macht.
UNICEF-Repräsentant in Uganda, Mr. Michel Sidibe, erfuhr gestern (23. Juni 1998) anläßlich eines Besuches in Kalongo, wie sorgfältig geplant diese Aktion der LRA durchgeführt wurde, bei der 40 der 80 Mädchen in der Nacht im Schlafsaal ausgewählt und entführt wurden. Sie müssen die grausamen Forderungen der LRA befolgen und den Rebellen dienen. Diese Mädchen werden durch die LRA als Sklaven und Sexualobjekte benutzt und sind Qualen und Brutalität ausgesetzt.
Laut Schätzungen wurden bis jetzt etwa 8000 Kinder von der LRA entführt, davon befinden sich zwischen 2000 und 4000 Kinder noch immer in Gefangenschaft.
Eine Entführung ist ein tiefes, traumatisches Erlebnis. Berichte von Entführten, die es geschafft haben zu entkommen, erzählen von verächtlichen unmenschlichen Akten: sie müssen Zivilisten und Soldaten töten: werden ausgepeitscht und geschlagen - manchmal bis zum Tode: Menschen werden an Bäume gebunden und verdursten: sie mußten mitansehen, wie Kranke und andere Kinder getötet werden: sie mußten tagelang in Gruben mit bereits getöteten Kindern verbringen und sie wurden sexuell mißbraucht. Diese Kinder sind Opfer eines komplizierten, langwierigen Konfliktes, den sie weder verstehen noch kontrollieren können.
Die Entführung von Kindern und die unmenschliche Behandlung, die sie erdulden müssen, sind Verbrechen gegen die Menschheit. Schwerer Mißbrauch der Menschenrechte und Kinderrechte müssen vor Gericht gebracht werden. Die Verantwortlichen müssen vor Gericht gestellt werden. Wie Stephen Lewis, stellvertretender Direktor von UNICEF, betonte, ist die Errichtung eines Internationalen Gerichtshofes - wie sie in Rom diskutiert wird - Ausdruck "einer eindeutigen Botschaft der Internationalen Gemeinschaft, daß abscheuliche Verletzungen der Menschenrechte nicht ungestraft bleiben können".
Die anhaltenden Entführungen und der Mißbrauch von Kindern im Norden Ugandas gehört zu den schwersten Verletzungen der Kinderrechte. Dies ist eine Situation, die eine sofortige und außerordentliche Aktion fordert.
UNICEF verurteilt die anhaltenden Entführungen von Kindern durch die LRA aufs Schärfste und ruft alle Regierungen und internationalen Organisationen auf, Druck auf diese Gruppe und auf jene, die sie unterstützen, auszuüben, damit Kinder ihre Rechte wahrnehmen können.
UNICEF fühlt mit den Familien, die ihre Angehörigen in dieser schwierigen Zeit verloren haben und erneuert die Unterstützung im Kampf um die Befreiung der Kinder.