Hilfe für sexuell mißbrauchte Mädchen in Kambodscha

Sorn Sa Em hat bereits ein schwieriges und gefährliches Leben hinter sich. Schon ihre frühe Kindheit war von bitterer Armut geprägt, und nach dem Tod ihres Vaters wurde das Mädchen zur Prostitution gezwungen. "Ich war erst 14 Jahre alt, als mein Vater starb. Er war blind gewesen, und seine einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen, war es, zu betteln. Eines Tages wurde er von einem Auto angefahren und starb. Nach seinem Tod arbeitete ich gemeinsam mit meiner Mutter sehr hart, um genug Geld zu verdienen, daß meine jüngeren Geschwister zu essen haben. Doch wir verdienten nie genug."

Die finanzielle Not zwang Em dazu, sich von ihrer Familie zu trennen. Einige Bekannte meinten, sie könnten dem Mädchen Arbeit in einem Restaurant in Phnom Penh verschaffen. Em wollte zunächst nicht. "Ich wußte, daß ich meine Mutter vermissen würde, doch dann ging ich doch, denn ich konnte 30.000 Riels im Monat verdienen. Ich war dann sehr einsam in Phnom Penh. Ich arbeitete von vier Uhr morgens bis Mitternacht, und konnte nur einmal im Monat meine Mutter besuchen, um ihr das Geld zu bringen", erinnert sie sich.

Im April 1995 wurde Em dann eine bessere Arbeit angeboten. Eine Frau erzählte ihr von einem Restaurant in Battambang, der zweitgrößten Stadt in Kambodscha. Zuerst zögerte Em, so weit weg von ihrer Familie zu leben, doch die Aussicht auf ein doppelt so hohes Gehalt war verlockend. In Battambang brachte diese Frau Em in ein kleines Lokal, befahl dem Mädchen dort zu warten, und verschwand. Em bemerkte zu spät, daß sie in eine Falle gelockt worden war. Der Besitzer des Lokals packte sie, und zwang sie mit Gewalt, zu bleiben. "Er sagte, die Frau hätte mich an ihn verkauft. Nun müßte ich als Prostituierte für ihn arbeiten, um meine Schulden zu bezahlen."

So wurde Em eines der unzähligen Mädchen und Frauen in Kambodscha, die zur Prostitution gezwungen werden. Eine UNICEF-Studie besagt, daß 50 bis 65 Prozent aller Kinderprostituierten zu ihrer Arbeit gezwungen wurden. Davon wurden 86 Prozent von Leuten, die sie gut kannten getäuscht oder verkauft. Der Bedarf nach immer jüngeren Mädchen, vor allem nach Jungfrauen, ist groß. Viele Kunden glauben, daß bei sehr jungen Mädchen die Ansteckungsgefahr mit dem HIV-Virus geringer ist. UNICEF schätzt, daß ein Drittel aller Prostituierten in Kambodscha Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren sind - das sind annähernd 20.000 Kinder.

In den ersten zwei Wochen ihrer Gefangenschaft wurde Em jeden Tag brutal geschlagen, da sie sich weigerte, sich zu prostituieren. "Ich wollte weglaufen, doch ich konnte ja in der fremden Stadt nirgendwohin gehen. Mein Zuhälter drohte mir außerdem, daß er mir im Falle eines Fluchtversuchs Säure ins Gesicht schütten würde."

Em hatte große Angst, vor allem wegen der vielen Geschichten, die erzählt wurden. Eines Tages hörte sie von einem Mädchen, das von ihrem Zuhälter ermordet worden war. Sie hatte nicht genug Geld verdient, und war so geschlagen worden, daß sie nicht mehr arbeiten konnte. Ihr Zuhälter tötete sie dann mit einem Stromschlag, um es wie einen Unfall aussehen zu lassen. "Mein Zuhälter drohte mir, mich ebenfalls umzubringen, so gab ich schließlich nach, und wurde Prostituierte", erzählt Em.

Em arbeitete bereits seit einem Monat in dem Bordell, als die Polizei den Mord an der Prtostituierten aufdeckte. In 39 Bordellen der Stadt wurden Razzien durchgeführt, und 236 Frauen wurden befreit. Von diesen waren 75 unter 18 Jahren alt, manche waren gerade erst 12 Jahre geworden. Alle diese Frauen litten an Geschlechtskrankheiten.

Den 75 Mädchen wurden Plätze in einem UNICEF-Heim für Straßenkinder angeboten, 26 nahmen das Angebot an, die anderen wollten zu ihren Familien heimkehren. "Zuerst wollte ich auch heim zu meiner Mutter, doch dann entschloß ich mich zu bleiben. Ich wollte zur Schule gehen und eine Ausbildung machen, damit ich nicht wieder in einem Bordell landete. Was wäre aus mir geworden, wenn ich ohne Ausbildung heimgekehrt wäre?" begründet Em ihre Entscheidung.

Sorn Sa Em sagt, daß das UNICEF-Programm ihr geholfen hat, ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen. "Dieses Programm ist das Beste, was mir in meinem Leben je passiert ist. Am Vormittag lernen wir lesen und schreiben, und am Nachmittag haben wir einen Nähkurs. In ein paar Wochen werde ich meine Familie besuchen, und dann für weitere 10 Monate hierherkommen. Ich möchte meine Ausbildung fertigmachen, damit ich mir in meinem Dorf meinen Lebensunterhalt verdienen kann."