Impfirrtümer: Gründe der Skepsis und warum wir an Schutzimpfungen glauben sollten

Blog: Wien - Impfstoffe schützen Kinder und ermöglichen ihnen, gesund aufzuwachsen. Durch den Impfschutz werden jede Minute mehr als fünf Leben gerettet. Alleine dank der Polioimpfung können heute mehr als 18 Millionen Menschen gehen, die sonst gelähmt gewesen wären. Trotzdem werden jährlich 20 Millionen Kinder nicht geimpft. Diese Zahl ist erschreckend, denn fast 30 Prozent der Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren sind auf vermeidbare Krankheiten zurückzuführen, die durch Schutzimpfungen verhindert werden könnten.

Ein Mädchen auf Samoa erhält Schutzimpfung gegen Masern.
Ein Mädchen auf Samoa erhält die Schutzimpfung gegen Masern.

Woher kommt Impfskepsis?

Die Impfmüdigkeit ist so alt wie die erste Impfung in unserer Geschichte. Die Herausforderungen im Kampf gegen Impfirrtümer haben sich allerdings im Laufe der Zeit verändert. Soziale Medien ermöglichen eine schnellere Verbreitung von Falschinformationen. In Krisenzeiten wie der aktuellen Coronapandemie sind Menschen besonders anfällig für Missinformationen. Das gefährliche: Falsche Informationen und Impfirrtümer setzen sich in den Köpfen der Menschen fest und beeinflussen ihr Denken, auch wenn diese Irrtümer bereist aufgeklärt wurden. Wie entstehen diese Fehlinformationen über Schutzimpfungen eigentlich? Ein Problem kann die große Menge an Informationen über das Thema Immunisierung darstellen. Es kommt zur Überforderung und Fehlinformationen werden häufiger geteilt. Dieses Phänomen bezeichnet man als Infodemie.

Vor dem Teilen von Inhalten aus dem Internet sollten daher folgende Fragen gestellt werden: 

  • Wer hat den Beitrag geschrieben?
  • Was ist die Quelle?
  • Woher stammt die Quelle?
  • Warum gibt es den Wunsch, die Information zu teilen?
  • Wann wurde die Info veröffentlicht?

Das Ziel von UNICEF ist, verständlich und offen über Impfungen und ihre Wirksamkeit zu kommunizieren und damit die Verbreitung von Fehlinformationen zu verhindern.  

Häufige Irrtümer über Schutzimpfungen

„Es ist unnötig, Kinder gegen Krankheiten zu impfen, die es in Österreich gar nicht gibt.“

Impfungen sind auch dann extrem wichtig, wenn die Krankheit in Österreich ausgerottet ist. Unsere Welt ist heute besser vernetzt denn je und Krankheiten können sich immer wieder von Neuem verbreiten. 

„Schutzimpfungen verursachen gefährliche Nebenwirkungen und Langzeitschäden."

Impfstoffe sind sehr sicher und nur extrem selten kommt es zu ernsteren Nebenwirkungen. Wenn es Reaktionen gibt, sind sie meist harmlos und gehen auch wieder vorbei. Kinder können zum Beispiel einen schmerzenden Arm oder leichtes Fieber nach einer Schutzimpfung bekommen. Fakt ist jedoch: Nicht geimpfte Kinder haben ein viel größeres Risiko, denn Infektionskrankheiten wie Masern oder Polio können lebensbedrohliche Folgen haben. 

„Menschen, die geimpft sind, bekommen trotzdem die Krankheit."

Kein Impfstoff ist 100 Prozent wirksam, denn einige Personen entwickeln keine Immunität. Wenn jedoch die Mehrheit geimpft ist, schützt das alle, da die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krankheit ausbricht, sinkt. Die meisten Routineimpfstoffe für Kinder sind zu 85 Prozent bis 95 Prozent wirksam.

„Mehrfachimpfungen überlasten das Immunsystem.“

Leichte Erkrankungen wie ein Schnupfen belasten das Immunsystem eines Kindes mehr als eine Impfung. Da Kinder täglich Hunderten von Keimen ausgesetzt sind, können sie auch Mehrfachimpfungen gut wegstecken. 

„Impfungen lösen Autismus aus.“

Hierzu wurden zahlreiche Studien durchgeführt, die belegen, dass es keinen Verdacht auf den Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus gibt.

So kämpft UNICEF weltweit gegen Impfirrtümer

Auf die Menschen zugehen, ihre Ängste ernst nehmen und offen über die Wirksamkeit von Schutzimpfungen kommunizieren. Das hat sich UNICEF rund um die Welt zur Aufgabe gesetzt, denn nur so können wir durch Immunisierung Kinderleben retten. Dabei arbeitet UNICEF mit Regierungen zusammen und führt große Impfaktionen durch. Um auch Familien in abgeschiedenen Regionen zu erreichen, sind Gesundheitsteams von Tür zu Tür unterwegs und informieren Eltern sozusagen an der Türschwelle. Oft ist es essenziell herauszufinden, wo die Impfirrtümer und die Skepsis gegenüber Schutzimpfungen ihren Ursprung haben. 

Im Zentrum des Ebola-Ausbruchs in der Demokratischen Republik Kongo im Jahr 2019 war der Widerstand und das Misstrauen gegenüber der Schutzimpfung in einigen Dörfern groß. Skeptische Meinungsbildner hatten viel Einfluss auf die Bevölkerung. Sie wurden eingeladen, sich die Bedingungen in den UNICEF-Behandlungszentren anzusehen. Auf diesem Weg konnten Ängste und Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden. Die Ergebnisse waren überwältigend. Die lokalen Meinungsbildner haben ihre Gemeinden ermutigt, sich impfen zu lassen und es gab über vier Monate keine neuen Ebola-Fälle in der Region.