Missbrauch von Kindern als Soldaten geht trotz weltweiter Ächtung weiter

Obwohl der Einsatz von Kindersoldaten in den meisten Ländern verboten ist, sind laut UNICEF weltweit nach wie vor zehntausende Mädchen und Buben in Konfliktregionen in den Reihen von Streitkräften und bewaffneten Gruppen. Sie werden dadurch auf brutale Weise ihrer Kindheit beraubt. Zum Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten am 12. Februar ruft UNICEF weltweit die Regierungen dazu auf, sich stärker für einen Stopp dieser schweren Kinderrechtsverletzung einzusetzen.

Mädchen und Buben werden von Afghanistan bis zur Zentralafrikanischen Republik in vielen Ländern der Welt von Streitkräften und bewaffneten Gruppen rekrutiert. Nicht alle Kindersoldaten werden zum Kämpfen eingesetzt. Die Konfliktparteien setzen Kinder unter anderem als Späher oder Botschafter ein und für Hilfstätigkeiten wie Kochen, Tragen oder Feuerholz sammeln. Manche Mädchen werden mit Kämpfern zwangsverheiratet, und Mädchen ebenso wie Buben werden sexuell missbraucht. In extremen Fällen werden Kinder gezwungen, als „lebende Schutzschilde“ zu agieren oder sich auf belebten Plätzen selbst in die Luft zu sprengen.

Jede Form des Missbrauchs von Minderjährigen als Soldaten ist eine Verletzung der Kinderrechte und bei Kindern unter 15 Jahren sogar ein Kriegsverbrechen. Die Mädchen und Buben müssen schwere Gewalt miterleben und teilweise selbst begehen. Diese Erlebnisse sind traumatisch für die Kinder, und ihre Wiedereingliederung in ein ziviles Leben ist ein schwieriger Prozess. UNICEF setzt sich dafür ein, dass alle Formen der Verwendung von Minderjährigen für militärische Zwecke beendet werden.

Länder mit den meisten Kindersoldaten
Es gibt keine gesicherten Zahlen darüber, wie viele Kindersoldaten und Kindersoldatinnen es weltweit gibt, weil ihr Einsatz meist nicht offiziell dokumentiert wird. Manche Schätzungen gehen von bis zu 250.000 Kindersoldaten weltweit aus, aber Beweise gibt es nur in deutlich weniger Fällen. Die Vereinten Nationen veröffentlichen jedes Jahr einen Bericht über schwere Menschenrechtsverletzungen an Kindern in Konflikten, in dem auch die Zahlen für nachweislich rekrutierte Kinder genannt werden - und die Namen der dafür verantwortlichen Armeen oder bewaffneten Gruppen. Auf dieser sogenannten „Liste der Schande“ stehen momentan rund 50 Armeen und bewaffneten Gruppen. In 20 Ländern beziehungsweise Konfliktsituationen werden schwerste Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder begangen – dazu gehören die Rekrutierung von Kindersoldaten, aber auch die Tötung und Verstümmelung von Kindern oder Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser.

Besonders viele Mädchen und Buben werden von verschiedenen Konfliktparteien in den langwierigen Konflikten im Südsudan, in der Zentralafrikanischen Republik, in der Demokratischen Republik Kongo, in Somalia, in Syrien und im Jemen für ihre Zwecke missbraucht. Auch in Afghanistan, Mali oder Myanmar werden Mädchen und Buben als Kindersoldaten oder Helfer von bewaffneten Gruppen eingesetzt.

Trends und Fortschritte beim Einsatz von Kindersoldaten
UNICEF beobachtet mit Sorge eine wachsende Missachtung völkerrechtlicher Verpflichtungen und ein alarmierend hohes Ausmaß an Gewalt gegen Kinder in zahlreichen Konflikten. In der Zentralafrikanischen Republik und in der Demokratischen Republik Kongo sind die Neu-Rekrutierungen von Kindersoldaten infolge der verschärften Kämpfe wieder deutlich angestiegen. Die Terrorgruppe Al Shabaab hat in Somalia 2017 über 1.600 Kinder entführt.

Auch Gruppen wie die Taliban, der IS und Boko Haram rekrutieren gezielt Kinder und Jugendliche für ihre Zwecke. Häufig geschieht dies auch über Ländergrenzen hinweg, was die Befreiung und Wiedereingliederung der Kindersoldaten erschwert.

Problematisch ist außerdem häufig der Umgang der Sicherheitskräfte mit Kindern und Jugendlichen, die wegen ihrer (tatsächlichen oder vermeintlichen) Zugehörigkeit zu einer bewaffneten Gruppe inhaftiert und teilweise misshandelt werden.

Jedoch gibt es auch Fortschritte: Rund 65.000 ehemalige Kindersoldaten konnten in den vergangenen zehn Jahren befreit werden. Über 3.000 Mädchen und Buben kamen seit 2013 im Südsudan frei, davon 955 allein im vergangenen Jahr. Im Oktober 2018 hat UNICEF die Freilassung von 833 Kindersoldaten in Nordost-Nigeria bewirkt und hilft dabei, sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren.
UNICEF setzt sich weltweit dafür ein, die Rekrutierung von Minderjährigen zu beenden, Kindersoldaten freizulassen und ihnen dabei zu helfen, ein neues, ziviles Leben anzufangen.

Red Hand Day erinnert an Zusatzprotokoll zum Verbot
Der „Red Hand Day“ findet jährlich am 12. Februar statt, dem Tag, an dem 2002 das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention zum Verbot des Einsatzes von Kindern als Soldaten in Kraft trat. Bis heute sind ihm 168 Staaten beigetreten. Österreich hat das Zusatzprotokoll im Februar 2002 ratifiziert.