Sahelzone: 11.100 Schulen aufgrund von Konflikten geschlossen

Dakar/Wien – Anlässlich des Internationalen Tages zum Schutz der Bildung vor Angriffen fordern Joining Forces, ein Zusammenschluss der sechs größten internationalen Nichtregierungsorganisationen, die für und mit Kindern arbeiten, und UNICEF die Regierungen der Sahelzone, die ECOWAS und die Afrikanische Union auf, spezifische Strategien und Gesetze zu verabschieden, um Angriffe auf Schulen in der Sahelzone besser zu verhindern und darauf zu reagieren.

Ein Mädchen in Burkina Faso lernt spätabends daheim, Licht bekommt sie nur von einer Lampe in ihrer Hand.
© UNICEF/UN0429258/Tremeau

Während viele Eltern derzeit Schulsachen einkaufen, werden Hunderttausende von Kindern in diesem Jahr nicht zur Schule gehen können. In der zentralen Sahelzone und im Tschadseebecken sind 11.100 Schulen aufgrund von Konflikten oder Drohungen gegen Lehrer und Schüler geschlossen. Die Zahl der Angriffe auf Schulen in West- und Zentralafrika hat sich zwischen 2019 und 2020 mehr als verdoppelt. Viele Klassenzimmer wurden niedergebrannt und einige Schulen sind von bewaffneten Gruppen oder Streitkräften besetzt.

Eines Tages waren wir in der Schule und es kamen Leute, die uns aufforderten, die Schule zu schließen. Sie gaben uns Zeit zu gehen und sagten, wenn sie zurückkämen und jemanden in der Schule fänden, würden sie ihn umbringen", erzählt ein 13-jähriges Mädchen aus Burkina Faso.

Angesichts des anhaltenden Konflikts und der Tatsache, dass der Wiederaufbau oder die Renovierung dieser Schulen nur langsam und unter großen Schwierigkeiten erfolgen kann, muss der Zugang zu alternativen Bildungsmöglichkeiten für Kinder, deren Schulen geschlossen sind, eine Priorität sein. Die Hälfte der Bevölkerung in dieser Region ist unter 18 Jahre alt, und diese Schulschließungen werden in Verbindung mit der zunehmenden Verarmung der Bevölkerung wahrscheinlich zu einem unverhältnismäßig starken Rückgang des Zugangs von Mädchen zu Bildung führen, was die Kluft zwischen den Geschlechtern weiter vergrößert und Praktiken wie Kinderheirat und Frühschwangerschaft verstärkt.

Die von Joining Forces und UNICEF geführte Kampagne #SafeSchools warnt vor den negativen Auswirkungen der Krise in der Sahelzone auf den Zugang von Kindern zur Schule und ihren Verbleib in der Schule und fordert die Achtung ihres Rechts auf Zugang zu Bildung und auf ein integratives und sicheres Schulumfeld.

An diesem Internationalen Tag zum Schutz der Bildung vor Angriffen fordert die Kampagne #SafeSchools die Regierungen der Sahelzone, die ECOWAS und die Afrikanische Union zum Handeln auf. Wir erwarten von ihnen, dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten konkrete Maßnahmen ergreifen, wie die Verabschiedung einer Erklärung, die die militärische Nutzung von Schulen verbietet, und die Umsetzung der Safe Schools Declaration“, sagte Carla Denizard, Regionaldirektorin von World Vision, im Namen der Joining Forces-Koalition.

Die Auswirkungen von Angriffen auf Schulen werden durch den ungleichen Zugang zu Bildung noch verstärkt. Die nationalen Bildungsbudgets in der Sahelzone sind in den letzten zehn Jahren stetig gesunken.

„Angriffe auf Schulen, Schüler und Lehrkräfte sind Angriffe auf das Recht der Kinder auf Bildung - und auf ihre Zukunft“, sagte Marie-Pierre Poirier, UNICEF-Regionaldirektorin für West- und Zentralafrika. „Ohne Zugang zu Bildung wird eine Generation von Kindern, die in West- und Zentralafrika in Konflikten leben, ohne die Fähigkeiten aufwachsen, die sie brauchen, um ihr Potenzial auszuschöpfen, ihre Rolle in ihren Familien und Gemeinschaften voll auszufüllen und einen Beitrag zu ihren Ländern und Volkswirtschaften zu leisten.“

Alle Kinder haben das Recht auf Bildung und auf sichere Schulen. Die Kampagne #SafeSchools wird gemeinsam von UNICEF und Joining Forces in West- und Zentralafrika geleitet.