Schwere Mangelernährung in Pakistan

Islamabad/Wien – Nach den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan melden die Gesundheitseinrichtungen ein alarmierendes Ausmaß an schwerer akuter Mangelernährung bei Kindern in den betroffenen Gebieten, warnt UNICEF. Mehr als eines von neun Kindern unter fünf Jahren, die in den von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten von Sindh und Belutschistan in die Gesundheitseinrichtungen eingeliefert wurden, litt an schwerer akuter Mangelernährung.

Zwei pakistanische Babys sitzen auf einer Decke, eines blickt in die Kamera.
© UNICEF/UN0717517/Bashir

Insgesamt wurde bei mehr als 2.630 Kindern der 22.000 Kindern, die seit September 2022 in Gesundheitseinrichtungen in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten untersucht wurden, eine schwere akute Unterernährung diagnostiziert, also bei mehr als einem von neun Kindern. Schwere akute Mangelernährung, auch bekannt als schwere Auszehrung, ist ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dem Kinder für ihre Körpergröße zu dünn sind, was zu einem geschwächten Immunsystem führt.

Schätzungen auf der Grundlage der Prävalenz bereits bestehender Mangelernährung aus der jüngsten nationalen Ernährungserhebung deuten darauf hin, dass in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten der Provinzen Sindh und Belutschistan fast 1,6 Millionen Kinder an schwerer akuter Mangelernährung leiden und dringend behandelt werden müssen. Bei mangelernährten Schwangeren besteht außerdem die Gefahr, dass sie Babys mit geringem Geburtsgewicht zur Welt bringen, die ebenfalls mangelernährt sind.

Wir können diesen Alarm nicht laut genug schlagen", sagte Abdullah Fadil, UNICEF-Vertreter in Pakistan. „Wir stehen vor einem Ernährungsnotstand, der das Leben von Millionen von Kindern bedroht. Ohne dringende Maßnahmen steuern wir auf eine katastrophale Entwicklung zu, die die Entwicklung und das Überleben der Kinder bedroht. Wir sind dankbar für die bisherige Unterstützung durch die Weltgemeinschaft, aber es ist noch viel mehr nötig, um das Leben von Kindern zu retten".

UNICEF unterstützt betroffene Menschen in Pakistan

Schon vor den verheerenden Überschwemmungen litt die Hälfte der Kinder, die in den jetzt von der Flut betroffenen Gebieten leben, unter Verkümmerung – ein irreversibler Zustand, der das Wachstum sowie die körperliche und kognitive Entwicklung von Kindern hemmt. Ebenso litten mehr als 40 Prozent der Mütter an Anämie. Mehr als 25 Millionen Kinder und Frauen in ganz Pakistan, darunter mehr als 7 Millionen Kinder und Frauen in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten, benötigen sofortigen Zugang zu wichtigen Ernährungsdiensten.

UNICEF ist vor Ort und leistet lebensrettende Ernährungsdienste, einschließlich der Bereitstellung von gebrauchsfertigen therapeutischen Nahrungsmitteln für Kinder, die an schwerer akuter Mangelernährung leiden. Gemeinsam mit der pakistanischen Regierung, dem Welternährungsprogramm und anderen Partnern hat UNICEF 271 ambulante therapeutische Behandlungszentren zur Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Fällen schwerer akuter Unterernährung und anderer Formen von Mangelernährung eingerichtet. UNICEF arbeitet außerdem an der Ausweitung der Ernährungsdienste durch 73 mobile Gesundheitsteams in den 84 von der Flutkatastrophe betroffenen Distrikten, zusammen mit Gesundheits-, Wasser-, Sanitär- und Hygienediensten (WASH) und Schutzdiensten, die für die Rettung von Kinderleben entscheidend sind.

Das Fehlen von sicherem Trinkwasser und Hygiene erhöht das Risiko der Auszehrung, da unsicheres Wasser Durchfall verursachen und verhindern kann, dass Kinder die Nährstoffe erhalten, die sie zum Überleben brauchen. Über 5 Millionen Menschen verfügen nicht mehr über sichere Trinkwasserquellen und mehr als 6 Millionen nicht mehr über häusliche Sanitäreinrichtungen. Infolgedessen ist der Prozentsatz der Menschen, die ihre Notdurft im Freien verrichten, von einem Fünftel vor den Überschwemmungen auf über ein Drittel der betroffenen Bevölkerung gestiegen. Gleichzeitig breiten sich Krankheiten, die durch Wasser übertragen werden, unter Kindern und Familien rasch aus, und die Zahl der Fälle von akutem wässrigem Durchfall, Malaria, Dengue-Fieber, Hautkrankheiten, Atemwegsinfektionen und anderen Krankheiten steigt ebenfalls stark an.

Als Reaktion darauf liefert UNICEF täglich 2 Millionen Liter sauberes Trinkwasser, setzt Wassersysteme instand, verteilt Hygienesets und bietet Sanitär- und Hygienedienste an.

UNICEF hat seinen Aufruf auf 175,3 Millionen US-Dollar erhöht, von denen 35 Millionen US-Dollar für lebensrettende Ernährungsdienste und 58 Millionen US-Dollar für wichtige WASH-Dienste vorgesehen sind. Nur 13 Prozent des UNICEF-Aufrufs für die Kinder und Familien Pakistans wurden bisher finanziert.

UNICEF fordert:

  • Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft, um mehr als 7 Millionen Kinder, heranwachsende Mädchen und Frauen zu erreichen, die Ernährungsdienste benötigen, mehr als 5 Millionen Menschen, die sauberes Trinkwasser benötigen, und mehr als 6 Millionen, die sanitäre Dienste benötigen.
  • Integration der Ernährung in die staatlichen Gesundheitsdienste und langfristige Aufstockung der staatlichen Mittel für die Ernährung.

Bitte unterstützen Sie unsere Nothilfe Pakistan!

Für Redaktionen

Foto- und Videomaterial zur redaktionellen Nutzung.