Sieben Jahre Krieg in Syrien: Fast fünf Millionen Kinder gehen trotzdem in die Schule.

Wien/Brüssel/Amman, 24. April 2018. Vor der Geberkonferenz in Brüssel ruft UNICEF zu größerer Unterstützung der Bildung syrischer Kinder auf.

Ein Mädchen lächelt in einem Klassenzimmer in Aleppo.
UNICEF unterstütz unter anderem die Mouhamed Seif Mahmoud in Aleppo. Komplett zerstört, wurden auf dem Schulgelände vorübergehend Container für den Unterricht eingerichtet.

Trotz mehr als sieben Jahren Krieg, Gewalt und Vertreibung haben 4,9 Millionen syrische Kinder weiterhin Zugang zu Bildung und können in die Schule gehen. 

Die großartige Unterstützung von Spenderinnen und Spendern, beispiellose Großzügigkeit von Regierungen und Gemeinden, unermüdliche Arbeit von heldenhaften Lehrerinnen und Lehrern und die Entschlossenheit der syrischen Kinder und ihrer Familien haben Millionen syrischer Kinder zu einer Ausbildung verholfen, sagte Geert Cappelaere, UNICEF-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika. 

Fast 90 Prozent der Kinder, die Zugang zu Bildung haben, besuchen öffentliche Schulen, sowohl in Syrien als auch in den Nachbarländern. Im Libanon und in Jordanien haben syrische Kinder die Möglichkeit, gemeinsam mit den einheimischen Kindern öffentliche Schulen zu besuchen.

Die Syrien-Krise hat für die Nachbarländer die Möglichkeit eröffnet, die öffentliche Bildungsinfrastruktur zu verbessern, neue Beschäftigungsmöglichkeiten für die Lehrkräfte zu schaffen und die Toleranz zwischen der einheimischen Bevölkerung und den syrischen Flüchtlingen aufzubauen, fügte Cappelaere hinzu.
Dennoch bleiben große Herausforderungen bestehen. Der siebenjährige Konflikt hat dazu geführt, dass 2,8 Millionen Kinder ihre Ausbildung verpasst haben. Einige dieser Kinder waren noch nie in der Schule, andere haben bis zu sieben Jahre lang nicht gelernt, so dass es für sie äußerst schwierig ist, die verpasste Zeit aufzuholen. 

In Teilen Syriens ist der Schulbesuch aufgrund von Gewalt und Angriffen zu einer Frage von Leben und Tod geworden. Seit Beginn des Konflikts im Jahr 2011 wurden 309 Bildungseinrichtungen angegriffen, und jede dritte Schule kann nicht mehr genutzt werden, weil sie zerstört, beschädigt, für militärische Zwecke oder zur Aufnahme vertriebener Familien genutzt wurde. Fast 40 Prozent der Kinder, die nicht zur Schule gehen, sind zwischen 15 und 17 Jahre alt, wodurch sie Opfer von Ausbeutung werden, einschließlich früher Heirat, Rekrutierung in den Krieg und Kinderarbeit. Diese Probleme treten immer häufiger auf, da Familien zunehmend auf extreme Überlebensmaßnahmen zurückgreifen. Für die Kinder, die in die Schule gehen können, besteht die Gefahr, dass sie aufgrund ihrer traumatischen Erlebnisse die Schule wieder verlassen.

Die Nachbarländer, die viele Flüchtlinge aufnehmen, werden von fast 2 Millionen zusätzlichen Schulkindern überfordert, die in einer instabilen wirtschaftlichen Situation in die lokalen Bildungssysteme aufgenommen werden. Die schwindenden finanziellen Ressourcen der Flüchtlingsfamilien, die schlechte und nicht verfügbare Infrastruktur, der Mangel an ausreichendem Lernraum und Sprachbarrieren reduzieren die Teilnahme der Kinder am effektiven Lernen. 

Während sich die Staats- und Regierungschefs der Welt diese Woche in Brüssel zur Konferenz zur Unterstützung der Zukunft Syriens und der Region treffen, appellieren wir an sie, nicht auf Kinder und Jugendliche zu vergessen, die bereits so viel durchgemacht haben, sagte Cappelaere. Eine kontinuierliche, flexible, bedingungslose und langfristige Finanzierung des Bildungssektors ist notwendig, um die bestehenden Systeme zu verbessern und alternative Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche zur Teilnahme an qualitativ hochwertigem Lernen auszubauen. Aber Großzügigkeit allein wird die Syrien-Krise nicht beenden. Der Schutz und die Bedürfnisse der Kinder sollten für die Entscheidungsträger und die kriegsführenden Parteien vor Ort Priorität haben.

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