UN veröffentlichen globalen humanitären Nothilfeplan für COVID-19-Pandemie

New York/Wien - Anmerkungen der UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore

 Luka (8) macht mit Hilfe seiner Mutter Sophia zu Hause Mathematikaufgaben, Connecticut, USA, 16. März 2020.
Luka (8) macht mit Hilfe seiner Mutter Sophia zu Hause Mathematikaufgaben, Connecticut, USA, 16. März 2020. © UNICEF

„In nur wenigen Monaten hat COVID-19 das Leben von Kindern auf der ganzen Welt auf den Kopf gestellt. Hunderte Millionen gehen nicht in die Schule. Eltern und BetreuerInnen haben ihre Arbeit verloren. Die Grenzen wurden geschlossen.

Kinder sind die unsichtbaren Opfer dieser Pandemie. Wir sind besorgt über die kurz- und langfristigen Auswirkungen auf ihre Gesundheit, ihr Wohlbefinden, ihre Entwicklung und ihre Perspektiven.

Wir sind besorgt über ihren mangelnden Zugang zu Wasser und Hygienedienstleistungen. Wie Sie wissen, ist das Händewaschen mit Seife im Kampf gegen COVID-19 von entscheidender Bedeutung. Und doch haben 40 Prozent der Weltbevölkerung – sprich 3 Milliarden Menschen – keine Möglichkeit, sich zu Hause die Hände mit Wasser und Seife zu waschen.

Noch schlimmer ist, dass 16 Prozent der Gesundheitseinrichtungen –  oder eine von sechs –  über keine Hygienedienstleistungen verfügen. Und mehr als ein Drittel aller Schulen weltweit und die Hälfte der Schulen in den am wenigsten entwickelten Ländern haben überhaupt keinen Ort für Kinder zum Händewaschen.

Wir machen uns Sorgen um ihre Ausbildung. Mehr als die Hälfte aller SchülerInnen weltweit ist von landesweiten Schulschließungen in mindestens 120 Ländern betroffen.

Wir hoffen, dass die meisten dieser SchülerInnen wieder beginnen werden zu lernen, sobald sich die Situation verbessert hat. Wir wissen jedoch aus Erfahrung, dass gefährdete Kinder umso unwahrscheinlicher wieder zum Unterricht zurückkehren, je länger sie von der Schule fernbleiben.

Diese Schließungen schränken nicht nur den Zugang zum Lernen ein, sondern auch zu Schulernährung, Gesundheitsprogrammen, sauberem Wasser und genauen Informationen.

Deshalb arbeitet UNICEF mit Bildungsministerien auf der ganzen Welt zusammen, um alternative Lernmöglichkeiten zu finden. Seien diese durch Online-Lernkurse oder durch Radio- und Fernsehprogramme.

Wir haben auch zusammen mit der WHO und der IFRC Leitlinien herausgegeben, um Eltern, LehrerInnen, Schulverwaltungen und andere zu beraten, wie man Kinder beim Lernen unterstützt und gleichzeitig ihre Sicherheit gewährleistet.

Wir machen uns Sorgen um den Schutz der Kinder. Wir wissen aus früheren gesundheitlichen Notfällen, dass Kinder einem erhöhten Risiko von Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sind, wenn Schulen geschlossen werden, Arbeitsplätze verloren gehen und die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird.

Zum Beispiel führten die Schulschließungen während des Ebola-Ausbruchs in Westafrika von 2014 bis 2016 zu einem Anstieg von Kinderarbeit, Vernachlässigung, sexuellem Missbrauch und Teenagerschwangerschaften.

Wir sind besorgt über ihren Zugang zu der grundlegenden medizinischen Versorgung, einschließlich Impfungen und der Behandlung von Kinderkrankheiten. Wir können Kinder nicht vor COVID-19 retten und dann viele von ihnen durch Krankheiten wie Lungenentzündung, Masern und Cholera verlieren.


Wir machen uns Sorgen um ihre psychische Gesundheit. Kinder und Jugendliche verpassen einige der wichtige Momente ihres jungen Lebens: Das Plaudern mit FreundInnen, die Teilnahme am Unterricht und die Freude am Sport. Diese Umstände verstärken Angst und können Verhaltensänderungen verursachen. Wir haben Anleitungen für Eltern, LehrerInnen und Kinder sowie Jugendliche herausgegeben, die ihnen helfen sollen, diese schwierigen Zeiten zu bewältigen. Depressionen und psychische Gesundheit sind real und betreffen jeden dritten von uns.

Wir sind besonders besorgt über die Millionen Kindern, die auf der Flucht sind oder Konflikte durchleben. Für sie werden die Folgen dieser Pandemie so gravierend sein, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben. Diese Kinder leben in stark überlasteten Verhältnissen, oft in aktiven Kriegsgebieten, mit eingeschränktem oder gar keinem vorhandenen Zugang zu medizinischer Versorgung. Eine sechs-, acht-, zehn- oder zwölfköpfige Familie lebt oft in einem Raum. Die Selbstisolierung und das Händewaschen mit Seife werden in solchen Umgebungen nicht einfach sein.

Deshalb ist die Finanzierung dieses globalen humanitären Nothilfeplans für COVID-19 so wichtig.

Allein UNICEF fordert 405 Millionen US-Dollar für unsere Hilfe in den Notstandsländern. Außerdem fordern wir weitere 246,6 Millionen Dollar für unsere Nothilfe in Ländern, die nicht zu den Notstandsländern gehören.
Unser Appell lautet also auf insgesamt 651,6 Millionen US-Dollar.*

Mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft können wir gemeinsam Länder mit schwächeren Gesundheitssystemen unterstützen.

Wir können den Zugang zu angemessenen Handwasch- und Sanitäranlagen verbessern.

Wir können unser Engagement in den Gemeinden ausweiten, um ihnen die Informationen zu liefern, die sie brauchen, um eine Ansteckung zu vermeiden.

Wir können einen stetigen Fluss an persönlicher Schutzausrüstung, wie Schutzmäntel, Masken, Schutzbrillen und Handschuhe, aufrechterhalten, um die Infektionsprävention und -kontrolle zu unterstützen und gleichzeitig unsere wichtigen, hart arbeitenden MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen zu schützen.

Und wir können weiterhin mit den Regierungen zusammenarbeiten, um die Schutzdienstleitungen, die psychosoziale Unterstützung und die Möglichkeiten für Fernlernen für alle Kinder, insbesondere für die am meisten gefährdeten Kinder, zu stärken.“

Für Redaktionen

*Allein UNICEF fordert 405 Millionen US-Dollar (enspricht knapp 374 Millionen Euro) für Hilfe in den Notstandsländern. Außerdem werden weitere 246,6 Millionen Dollar (ca. 227,5 Millionen Euro) für Nothilfe in Ländern, die nicht zu den Notstandsländern gehören, gefordert.

Der Appell lautet also auf insgesamt 651,6 Millionen US-Dollar (über 601 Millionen Euro).

Der von UNICEF überarbeitete COVID-19 Humanitäre Nothilfeplan ist hier abrufbar.

Eine Auswahl an Videos und Fotos steht Redaktionen im Rahmen der Berichterstattung zum kostenfreien Download zur Verfügung.