UNICEF: Afghanistan - das tödlichste Kriegsgebiet der Welt. Neun Kinder werden täglich getötet oder verletzt

New York/Genf/Kabul/Wien - UNICEF Bericht „Preserving Hope in Afghanistan: Protecting children in the world’s most lethal conflict“: In den ersten neun Monaten des Jahres 2019 wurden in Afghanistan jeden Tag durchschnittlich neun Kinder getötet oder verletzt. Das entspricht einem Anstieg von 11 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2018 . Eine Flut an Selbstmordattentaten und Angriffen zu Boden zwischen Pro- und Anti-Regierungskräften war dafür weitgehend verantwortlich.

Nov. 2019,  eine Gruppe von Buben steht vor dem Shaheed Abdul Ahad Khan Karzai Waisenhaus in Kandahar. Das Waisenhaus unterstützt mehr als 180 Kinder im Alter von sechs bis 18 Jahren.
Nov. 2019, eine Gruppe von Buben steht vor dem Shaheed Abdul Ahad Khan Karzai Waisenhaus in Kandahar. Das Waisenhaus unterstützt mehr als 180 Kinder im Alter von sechs bis 18 Jahren.

Der 40 Jahre alte Konflikt in Afghanistan hat verheerende Auswirkungen auf die Kinder, und die Protagonisten versagen in ihrer Pflicht, sie vor den Folgen zu schützen.

„Das Jahr 2019 war für afghanische Kinder besonders tödlich", sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Kinder, ihre Familien und Gemeinschaften leiden jeden Tag unter den schrecklichen Folgen des Konflikts. Sie wünschen sich nichts sehnlicher als groß zu werden, zur Schule zu gehen, zu lernen und ihre Zukunft selbst zu gestalten. Wir können und müssen noch viel mehr tun, um ihren außergewöhnlichen Mut und ihre Resilienz zu stärken.“

Zwischen 2009 und 2018 wurden fast 6.500 Kinder getötet und beinahe 15.000 weitere verletzt. Dies trägt dazu bei, dass Afghanistan 2018  das tödlichste Kriegsgebiet der Welt war.
Kinder in Afghanistan leiden jedoch nicht nur unter der Gewalt, sondern auch unter den Folgen von Naturkatastrophen, Armut und Unterentwicklung.

Der Bericht dokumentiert, dass in dem Land

  • 3,8 Millionen Kinder humanitäre Hilfe benötigen,
  • jedes dritte Mädchen vor dem 18. Geburtstag verheiratet ist,
  • 3,7 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter nicht zur Schule gehen,
  • 600.000 Kinder unter fünf Jahren schwer-mangelernährt sind,
  • 30 Prozent der Mädchen und Buben Kinderarbeit leisten müssen und
  • 400.000 jungen AfghanInnen, die jährlich in den Arbeitsmarkt eintreten, häufig die beruflichen Qualifikationen fehlen, um eine existenzsichernde Arbeit zu finden.

„Jungen Menschen in Afghanistan müssen wissen, dass mehr im Leben auf sie wartet als einer bewaffneten Truppe beizutreten oder aus dem Land zu fliehen und ihr Glück im Ausland zu versuchen", sagt Aboubacar Kampo, Leiter von UNICEF Afghanistan. „Mit der richtigen Unterstützung können sie sich aus dem Kreislauf von Gewalt und Unterentwicklung befreien und eine bessere Zukunft für sich und ihr Land gestalten."

UNICEF arbeitet mit den Behörden und den lokalen Gemeinschaften zusammen, um eine Reihe von negativen sozialen Normen zu beseitigen. Mädchen sind durch Ehrenmorde, häuslichen Missbrauch und sexuelle Gewalt gefährdet.

Gemeinsam mit Partnern sorgt UNICEF für die Behandlung von 277.000 schwer-mangelernährten Kindern. Das Programm müsste jedoch deutlich ausgeweitet werden, um weitere 300.000 bedürftige Kinder zu erreichen.

Das UN-Kinderhilfswerk setzt zunehmend auf nachhaltige, solarbetriebene und nach dem Gravitationsprinzip arbeitende Wassersysteme, um einem Teil der 2,8 Millionen Afghanen zu helfen, die im vergangenen Jahr von einer schweren Dürre betroffen waren. Dennoch haben nur 64 Prozent der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser.

UNICEF fordert alle Konfliktparteien auf, ihren menschen- und völkerrechtlichen Verpflichtungen nachzukommen und Kinder zu schützen, Angriffe auf Schulen und Gesundheitszentren zu stoppen und den Zugang zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen.

UNICEF benötigt 323 Millionen Dollar zur Unterstützung seiner Afghanistan-Einsätze im Jahr 2020. 75 Prozent sind noch nicht finanziert.

Für Redaktionen

Eine Auswahl an Videos und Fotos steht Redaktionen im Rahmen der Berichterstattung zum kostenfreien Download zur Verfügung.

Den Bericht "Child Alert: Children in Afghanistan" können Sie direkt downloaden.