UNICEF Aufruf für Nothilfe 2021: 6,4 Milliarden US-Dollar, um mehr als 190 Millionen Kinder zu erreichen

Genf/New York/Wien - Die Mittel des Nothilfe-Aufrufs von UNICEF für humanitäre Hilfe in Höhe von 6,4 Mrd. US-Dollar werden nächstes Jahr in 149 Ländern und Gebieten wichtige Programme für Kinder und Familien, die von humanitären Krisen und der COVID-19-Pandemie betroffen sind, unterstützen.

Binnenvertriebene Kinder, Mazar-e-Sharif, im Norden von Afghanistan. April 2020 Während der Coronakrise erleben die meisten Länder, darunter auch Afghanistan, einen Lockdown. UNICEF Afghanistan ist vor Ort, informiert aus erster Hand und macht vor allem auf gefährdete Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Binnenvertriebene in Lagern, aufmerksam. Ein Ausbruch einer Atemwegserkrankung wie COVID-19 könnte sich durch die überfüllten und unsicheren Bedingungen, die für viele Lager oder Siedlungen typisch sind, leicht ausbreiten.
Binnenvertriebene Kinder, Mazar-e-Sharif, im Norden von Afghanistan. April 2020 Während der Coronakrise erleben die meisten Länder, darunter auch Afghanistan, einen Lockdown. UNICEF Afghanistan ist vor Ort, informiert aus erster Hand und macht vor allem auf gefährdete Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Binnenvertriebene in Lagern, aufmerksam. Ein Ausbruch einer Atemwegserkrankung wie COVID-19 könnte sich durch die überfüllten und unsicheren Bedingungen, die für viele Lager oder Siedlungen typisch sind, leicht ausbreiten. © UNICEF

UNICEF hat heute seinen bisher größten Spendenaufruf zur Notfallfinanzierung in Höhe von 6,4 Milliarden US-Dollar veröffentlicht, um bis Ende 2021 300 Millionen Menschen, darunter mehr als 190 Millionen Kinder, mit lebenswichtiger Hilfe und Dienstleistungen zu erreichen. Dieser Aufruf stellt eine 35-prozentige Steigerung gegenüber den für 2020 beantragten Mitteln dar und ist Ausdruck des weltweit wachsenden humanitären Bedarfs inmitten lang anhaltender Krisen und der COVID-19-Pandemie.

„Wenn eine verheerende Pandemie mit Konflikten, Klimawandel, Katastrophen und Vertreibung zusammentrifft, können die Folgen für Kinder katastrophal sein", sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Heute stehen wir vor einem Kinderrechtsnotstand, bei dem COVID-19 und andere Krisen zusammenkommen, und somit Kinder ihrer Gesundheit und ihres Wohlergehens berauben. Diese beispiellose Situation erfordert eine ähnlich beispiellose Reaktion. Wir fordern unsere Spenderinnen und Spender auf, sich uns anzuschließen, damit wir gemeinsam den Kindern der Welt helfen können, diese dunkle Zeit zu überstehen und eine verlorene Generation zu verhindern.“

Die Pandemie ist Treiber des Notstands

Die COVID-19-Pandemie richtet nach wie vor verheerende Schäden im Leben von Kindern an, insbesondere der am stärksten gefährdeten. Die routinemäßigen Impfdienste für Kinder sind in mehr als 60 Ländern unterbrochen worden und knapp eine Viertelmilliarde Schüler*innen weltweit ist immer noch von den COVID-19 bedingten Schulschließungen betroffen. Wirtschaftliche Instabilität führt zu der Unterbrechung wesentlicher Dienste und erschwert es Familien, über die Runden zu kommen. Das Risiko häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt ist gestiegen.

Konflikte und Stürme

Unterdessen sind im Jahr 2020 neue humanitäre Krisen aufgetreten. Der Konflikt in der Region Tigray in Äthiopien hat dazu geführt, dass 2,8 Millionen Menschen dringend Hilfe benötigen. In der mosambikanischen Provinz Cabo Delgado wurden mehr als 425.000 Menschen, darunter 191.000 Kinder, vertrieben. Berichte über Tötungen, Entführungen, Rekrutierungen und den Einsatz von Kindern als Soldaten nehmen zu. Darüber hinaus haben heftige Stürme gefährdete Gemeinden in Mittelamerika und Ostasien (auf den Philippinen, in Vietnam und Kambodscha) verwüstet, von denen 2,6 Millionen bzw. 13,4 Millionen Kinder betroffen sind.

Krisengebiete Syrien und Jemen

Gleichzeitig hat die Pandemie lang anhaltende Notsituationen in Ländern wie Afghanistan, Bangladesch, Burkina Faso, der Demokratischen Republik Kongo, Libyen, Südsudan, der Ukraine und Venezuela verschärft. Im kommenden März werden zehn Jahre des Konflikts in Syrien und sechs Jahre des Konflikts im Jemen zu Ende gehen, sodass allein in diesen beiden Ländern fast 17 Millionen Kinder humanitäre Hilfe benötigen.

Auswirkungen des Klimawandels

Die Zahl der klimabedingten Katastrophen hat sich in den letzten 30 Jahren verdreifacht und bedroht die Ernährungssicherheit, führt zu zunehmender Wasserknappheit, zwingt die Menschen, ihre Zuhause zu verlassen und erhöht das Risiko von Konflikten und Notfällen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Schätzungsweise 36 Millionen Kinder, mehr als je zuvor, leben aufgrund von Konflikten, Gewalt und Katastrophen in Vertreibung. Mangelernährung von Kindern nimmt in Ländern auf der ganzen Welt zu.   

UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen plant für das Jahr 2021:

  • 149 Millionen Frauen und Mädchen und 7,4 Millionen Kinder mit Behinderungen zu erreichen;
  • 6,3 Millionen Kinder gegen schwere akute Mangelernährung zu behandeln;
  • 27,4 Millionen Kinder gegen Masern zu impfen;
  • 45 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Wasser zum Trinken, Kochen und zur persönlichen Hygiene zu ermöglichen;
  • 19,2 Millionen Kinder und Angehörigen Zugang zu psychischer Gesundheit und psychosozialer Unterstützung zu verschaffen;
  • 17 Millionen Kindern und Frauen geschlechtsspezifische Maßnahmen zur Risikominderung, Prävention oder Reaktion auf Gewalt zugänglich zu machen;
  • 93,3 Millionen Kindern formale oder informale Bildung, einschließlich Früherziehung zu ermöglichen und
  • 9,6 Millionen Haushalten finanzielle Unterstützung in Form von Bargeld zukommen zu lassen.

Reaktion auf COVID-19

Als Teil der Reaktion auf COVID-19 stellt UNICEF die massive Liefer- und Beschaffungslogistik zur Einführung eines Impfstoffs gegen COVID-19 zur Verfügung. Das Hauptaugenmerk liegt auf Gerechtigkeit, um die am stärksten gefährdeten Kinder und Familien zu erreichen. Zu dieser Arbeit gehört auch die Koordinierung mit den globalen Fluggesellschaften und Frachtunternehmen, um die Lieferbemühungen von Impfstoffen in mehr als 92 Länder auf der ganzen Welt zu intensivieren, sobald Impfstoffe verfügbar sind. UNICEF ist auch federführend bei der Unterstützung der Regierungen zur Bereitstellung der Impfstoffe – u.a. durch die Lieferung von Spritzen, Planung der Kühlkettenausrüstung und die Bekämpfung von Fehlinformationen.

Die wichtigsten Nothilfeaufrufe

Nach Finanzierungsbedarf für 2021 sortiert betreffen die fünf größten Aufrufe syrische Flüchtlinge (1,0 Milliarden US-Dollar), den Jemen (576,9 Millionen US-Dollar), die Demokratische Republik Kongo (384,4 Millionen US-Dollar), Syrien (330,8 Millionen US-Dollar) und Venezuela (201,8 Millionen US-Dollar).

Partnerschaften als Schlüsselstrategie für die Ergebnisse 2020

Nationale und lokale Organisationen in den Mittelpunkt der humanitären Maßnahmen zu stellen, ist eine Schlüsselstrategie von UNICEF. Wichtige Ergebnisse im Jahr 2020 wurden durch Partnerschaften von UNICEF ermöglicht, unter anderem mit humanitären Länderorganisationen, UN-Organisationen, zivilgesellschaftlichen und nichtstaatlichen Organisationen, nationalen und lokalen Einsatzkräften und Ressourcenpartnern. Bemerkenswerte Ergebnisse sind:

  • 1,5 Millionen Kinder wurden gegen schwere akute Mangelernährung behandelt;
  • 3,4 Millionen Kinder wurden gegen Masern geimpft;
  • 3 Milliarden Menschen wurden mit Informationen zu COVID-19 zur Prävention und zum Zugang zu Dienstleistungen erreicht;
  • 1,8 Millionen Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens wurden mit persönlicher Schutzausrüstung ausgestattet;
  • 45,5 Millionen Haushalten werden neue oder zusätzliche Sozialhilfemaßnahmen zuteil, die von den Regierungen als Reaktion auf COVID-19 mit Unterstützung von UNICEF bereitgestellt werden;
  • 2,5 Millionen COVID-19-Testkits wurden 56 Ländern zur Verfügung gestellt.

Für Redaktionen

Eine Auswahl an Videos und Fotos steht Redaktionen im Rahmen der Berichterstattung zum kostenfreien Download zur Verfügung.

UNICEF Humanitarian Action for Children (HAC 2021) steht hier in Englisch zum Download zur Verfügung.