UNICEF-Direktorin Carol Bellamy
würdigte heute die Annahme des Vertragstextes für ein Totalverbot von
Anti-Personen-Minen, zeigte sich aber enttäuscht über den Rückzug der
Vereinigten Staaten von den Verhandlungen in letzter Minute, und auch über das
völlige Fernbleiben von Rußland und China.
"Dies ist ein Sieg für all jene Menschen und ihre Regierungen, die dafür
gekämpft haben, das sinnlose Verkrüppeln und Töten der Zivilbevölkerung,
einschließlich vieler Kinder, zu beenden", sagte Bellamy.
"Die Annahme des Vertragstextes in seiner unverfälschten Form zeigt, daß der
Ottawa-Prozeß funktioniert. Die Internationale Gemeinschaft hat die richtige
Entscheidung getroffen, trotz des unverminderten Druckes, die Bestimmungen
zu mildern. Es gab einen Moment, an dem die Lobby für die Abschwächung des
Vertrages das bereits Erreichte zerstören hätte können, doch letztendlich hat
sich ein gutes, gewissenhaftes Urteil durchgesetzt."
Der Ottawa-Prozeß ist eine Initiative, die im Oktober 1996 in Kanada mit einem
ersten internationalen Treffen von Regierungen, die ein Totalverbot von
Anti-Personen-Minen anstrebten, begonnen hat.
Während des letzten Jahres brachte die Internationale Kampagne gegen
Anti-Personen-Minen verschiedene Bürgerinitiativen, internationale und
nationale Organisationen, Regierungsorganisationen, das Internationale Komitee
für das Rote Kreuz und UNICEF gemeinsam an einen Tisch.
Über 100 Nationen nahmen nun an der dreiwöchigen Konferenz in Oslo teil, um
über den Vertragstext zu verhandeln. Bellamy zeigte sich davon überzeugt, daß
auch für andere Nationen ein Impuls gegeben wurde, am Ottawa-Prozeß
teilzunehmen. "Ich bin sicher, daß es Verzögerungen geben wird, doch die
meisten Länder werden mit an Bord sein."
Der Vertrag kann ab dem 3. Dezember 1997 in Ottawa unterschrieben werden, und
beinhaltet das Verbot von Einsatz, Produktion, Entwicklung, Kauf, Verkauf,
Lagerung und Transfer von Anti-Personen-Minen. Der Vertrag tritt nach
Ratifizierung von mindestens 40 Staaten in Kraft.
Die Vereinigten Staaten zogen sich aus den Verhandlungen zurück, nachdem ihre
Vorschläge nicht angenommen wurden.
Für jede Mine die entschärft wird, werden weltweit 20 neue gelegt. Jedes Monat
werden 800 Menschen Opfer von Anti-Personen-Minen. Seit 1975 sind weltweit
1 Million Minenunfälle passiert, 30 Prozent betrafen Kinder unter 15 Jahren. 115
Millionen Minen liegen noch immer im Boden von 68 Ländern - eine Zahl die
sich jedes Jahr um 2 Millionen erhöht. Es kostet etwa 10 US-Dollar ein Mine zu
produzieren, 3 US-Dollar, um sie auszulegen, doch man benötigt bis zu 1.000
US-Dollar, um sie wieder zu entfernen.
Der Vertragstext bezieht sich nicht auf Panzerminen, die normalerweise nur durch
das Gewicht eines schweren Fahrzeugs explodieren. Trotzdem haben
Panzerminen bereits den Tod von tausenden Zivilisten gefordert, die in
Lastwägen oder auf Traktoren über die Felder fuhren.
UNICEF wird weiterhin den Ottawa-Prozeß unterstützen, und wird auch weiterhin
Mittel für die Behandlung und Rehabilitation von Minenopfern zur Verfügung
stellen. UNICEF fördert vor allem "Mine Awareness Programmes", die Kinder
vor der Gefahr schützen sollen. "Es ist besonders wichtig die Menschen über
die Gefahren von Minen aufzuklären, da die Entminung der bereits
ausgelegten Minen noch Jahrzehnte dauern wird", sagte Bellamy.