UNICEF-Bericht: 30 Jahre Kinderrechte - historische Erfolge, aber wenig Fortschritte für die ärmsten Kinder

New York/ Wien - Seit der Verabschiedung der Kinderrechtskonvention vor 30 Jahren konnten insgesamt betrachtet historische Fortschritte für die Kinder der Welt erreicht werden. Laut dem heute veröffentlichten internationalen UNICEF-Bericht „Für jedes Kind, alle Rechte. Die UN-Konvention über die Kinderrechte an einem Scheideweg“ spüren jedoch viele der ärmsten Kinder der Welt noch nicht die Auswirkungen der Kinderrechtskonvention. Dringende Maßnahmen und eine Neuverpflichtung zu den Kinderrechten sind erforderlich, um alten und neuen Bedrohungen zu begegnen.

Danke für das Wasser! Kinder feiern im Manu-Mera-Dorf, Japan_UN0296082
Danke für das Wasser! vrnl.: Eufemia (4), Delovia (2,5), Zemilda (6), Nazaria (5) and Clarizia (6) feiern im Manu-Mera-Dorf, das nun dank der Hilfe von UNICEF eine Wasserversorgung hat, Japan.

Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums zum Bestehen der Kinderrechtskonvention befasst sich der Bericht mit den unbestreitbaren Errungenschaften der letzten drei Jahrzehnte und zeigt, dass sich das Leben der Kinder dort verbessert, wo politischer Wille und Entschlossenheit vorherrschen.

„Es gab in den letzten drei Jahrzehnten beeindruckende Fortschritte für Kinder, da immer mehr länger, besser und gesünder leben. Die Chancen bleiben jedoch weiterhin den Ärmsten und Verletzlichsten verwehrt", sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Zusätzlich zu den anhaltenden Herausforderungen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Bildung müssen sich Kinder heute mit neuen Bedrohungen wie Klimawandel, Online-Missbrauch und Cybermobbing auseinandersetzen. Nur durch Innovation, neue Technologien, politischen Willen und mehr Mitteln werden wir die Vision der Kinderrechtskonvention für alle Kinder überall in die Tat umzusetzen können."

Der UNICEF-Bericht verweist auf die Fortschritte bei den Kinderrechten in den letzten drei Jahrzehnten und stellt fest:

  • Die globale Sterblichkeitsrate für unter fünf Jährige ist um ca. 60 Prozent gesunken.
  • Der Anteil der schulpflichtigen Kinder im Grundschulalter, die nicht in die Schule gehen, sank von 18 auf 8 Prozent.
  • Die Leitprinzipien der Kinderrechtskonvention - Nichtdiskriminierung, das Wohl des Kindes, das Recht auf Leben, Überleben und Entwicklung sowie das Recht auf Schutz - haben zahlreiche Verfassungen, Gesetze, Richtlinien und Praktiken weltweit beeinflusst.

Wenige Fortschritte für die ärmsten Kinder der Welt

Der Bericht stellt jedoch fest, dass diese Fortschritte nicht gleichmäßig waren.

  • In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sterben Kinder aus den ärmsten Haushalten doppelt so häufig vor ihrem fünften Geburtstag an vermeidbaren Ursachen wie Kinder aus den reichsten Haushalten.
  • Nach jüngsten verfügbaren Daten sind nur die Hälfte der Kinder aus den ärmsten Haushalten in Subsahara-Afrika gegen Masern geimpft, verglichen mit 85 Prozent der Kinder aus den reichsten Haushalten.
  • Trotz eines weltweiten Rückgangs der Anzahl an Kinderehen sind die ärmsten Mädchen in einigen Ländern heute stärker gefährdet als 1989.

Bedrohungen für Kinderrechte

Der Bericht befasst sich auch mit uralten und neuen Bedrohungen für Kinder auf der ganzen Welt:

  • Armut, Diskriminierung und Marginalisierung gefährden nach wie vor Millionen der am stärksten benachteiligten Kinder: Bewaffnete Konflikte, zunehmende Fremdenfeindlichkeit und die globale Migrations- und Flüchtlingskrise haben verheerende Auswirkungen auf den globalen Fortschritt.
  • Kinder sind physisch, physiologisch und epidemiologisch am stärksten von den Auswirkungen der Klimakrise bedroht: Der rasante Klimawandel trägt zur Verbreitung von Krankheiten bei, erhöht die Intensität und Häufigkeit extremer Wetterereignisse und schafft Nahrungsmittel- und Wasserunsicherheit. Wenn keine dringenden Maßnahmen ergriffen werden, steht das Schlimmste für viele Kinder noch bevor.
  • Obwohl mehr Kinder als je zuvor geimpft werden, droht eine Verlangsamung der Impfraten in den letzten zehn Jahren, den schwer erkämpften Gewinn im Bereich der Kindergesundheit umzukehren: Die Masernimpfung stagniert seit 2010 und trägt in vielen Ländern zum Wiederaufleben der tödlichen Krankheit bei. Im Jahr 2018 wurden fast 350.000 Fälle von Masern registriert, mehr als doppelt so viele als 2017.
  • Die Zahl der außerschulischen Kinder ist stagniert, und die Lernergebnisse für die Schulkinder sind nach wie vor schlecht: Weltweit ist die Zahl der Kinder, die nicht in die Grundschule gehen, seit 2007 konstant geblieben. Viele von jenen, die in die Schule gehen, lernen nicht die Grundlagen, geschweige denn die Fähigkeiten, die sie benötigen, um in der heutigen Wirtschaft erfolgreich zu sein.

Um den Weg zu ebnen, plant UNICEF in den nächsten 12 Monaten einen globalen Dialog darüber, was notwendig ist, um das Versprechen der Konvention für jedes Kind Wirklichkeit werden zu lassen. Der Diskurs wird umfassend sein und Kinder und Jugendliche, Eltern und BetreuerInnen, Bildungs- und SozialarbeiterInnen, Gemeinschaften und Regierungen, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Privatsektor und Medien miteinbeziehen. Und es wird die Art und Weise beeinflussen, wie die Organisation in Zukunft geschäftlich tätig sein wird.

„Die Konvention steht an einem Scheideweg zwischen ihrer glanzvollen Vergangenheit und ihrem Zukunftspotenzial. Es liegt an uns, uns erneut zu engagieren, entscheidende Schritte zu unternehmen und uns selbst zur Rechenschaft zu ziehen", sagt Fore. „Wir sollten uns von jungen Menschen leiten lassen, die sich für ihre Rechte einsetzen wie nie zuvor, wir müssen jetzt handeln - mutig und kreativ."

Für Redaktionen

Der Report steht hier zur Verfügung.

Eine Zusammenfassung des Reports auf Deutsch findet sich hier.

Weitere Informationen über die Konvention über die Rechte des Kindes finden sich hier.

Eine Auswahl an Videos und Fotos steht Redaktionen im Rahmen der Berichterstattung zum kostenfreien Download zur Verfügung.