UNICEF-Umfrage: COVID-19 beeinträchtigt Kinderschutzeinrichtungen in mehr als 100 Ländern massiv.

New York/Wien - Laut einer weltweiten Umfrage von UNICEF wurden Einrichtungen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt während der COVID-19-Pandemie stark gestört. Kinder sind deswegen einem erhöhten Risiko für Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt. Von 136 befragten Ländern meldeten 104 eine Unterbrechung der Dienstleistungen im Zusammenhang mit Gewalt gegen Kinder.

Mädchen in Somalia Gewaltopfer

Als die Länder Präventions- und Kontrollmaßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 verabschiedeten, wurden viele lebenswichtige Dienste zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt ausgesetzt oder beeinträchtigt. Mehr als die Hälfte der Länder meldete Störungen im Case-Management und Hausbesuchen durch Sozialarbeiter*innen bei Kindern und Frauen, die von Missbrauch bedroht sind. Gewaltpräventionsprogramme, der Zugang von Kindern zu Kinderschutzbehörden und nationalen Hilfs-Hotlines sind den Antworten zufolge in vielen Ländern ebenfalls betroffen.

„Wir fangen gerade erst an, den Schaden zu verstehen, der Kindern zugefügt wurde, da sie während der Lockdowns vermehrt Gewalt ausgesetzt waren,“ sagt Henrietta Fore, Executive Director von UNICEF. „Laufende Schulschließungen und Bewegungseinschränkungen haben dazu geführt, dass einige Kinder mit zunehmend überforderten Gewalttätern zu Hause festsitzen. Die Auswirkungen auf Schutzdienste und Sozialarbeiter bedeuten, dass Kinder sich nirgends an Hilfe wenden können.“

Schon vor der Pandemie war die Gewalt gegen Kinder weit verbreitet. 3 von 4 Kindern im Alter von 2 bis 4 Jahren sind regelmäßig Formen gewalttätiger Disziplin ausgesetzt. 1 von 3 Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren erfährt Gewalt durch ihren Partner.
 
Studien über vergangene Epidemien und Krisen zeigen verheerende Auswirkungen auf die Meldung von Gewalt gegen Kinder und die Erbringung damit verbundener Dienstleistungen. Während des Ebola-Ausbruchs in Westafrika wurden beispielsweise die Kindeswohleinrichtungen geschwächt und die Reaktionen zum Schutz der Kinder verzögert oder auf andere Weise beeinträchtigt.

Als Antwort darauf unterstützt UNICEF Regierungen und Partnerorganisationen bei der Aufrechterhaltung und Anpassung kritischer Präventions- und Reaktionsdienste für Kinder, die während COVID-19 von Gewalt betroffen sind. In Bangladesch hat UNICEF beispielsweise persönliche Hygieneartikel wie Masken, Händedesinfektionsmittel und Augenschutz für Sozialarbeiter*innen bereitgestellt, um Kinder, die auf der Straße, in Slums sowie in von Umweltkrisen betroffenen und schwer erreichbaren Gebieten leben, sicher zu unterstützen sowie die Rekrutierung und Ausbildung zusätzlicher Sozialarbeiter*innen für die nationale Kinder-Hilfs-Hotlines.

„Kinderschutzsysteme hatten bereits Probleme, Gewalt gegen Kinder zu verhindern und darauf zu reagieren, und jetzt hat eine globale Pandemie das Problem verschlimmert und denjenigen die Hände gebunden, die die gefährdeten Personen schützen sollen", fügt Fore hinzu. „Die Sicherheit zu vieler Kinder ist von Kinderschutzsystemen abhängig. In Krisenzeiten müssen die Regierungen sofortige und langfristige Maßnahmen ergreifen, um Kinder vor Gewalt zu schützen. Wesentlich ist die Ausbildung, Fortbildung und Investition in Sozialarbeiter, der Stärkung der Hotlines für Kinder und der Bereitstellung positiver Ressourcen für Eltern.“

Der gesamte Bericht kann auf der Website von UNICEF International nachgelesen werden.