UNICEF verurteilt das Töten von Zivilisten in Algerien

Besonderer Schutz für Frauen und Kinder ist unentbehrlich, sagt UNICEF-Direktorin

UNICEF-Direktorin Carol Bellamy verurteilte
heute die anhaltende Gewalt in Algerien. Die Anzahl der ermordeten Kinder
wird immer höher.

"Die Welt darf der ermüdenden Regelmäßigkeit, mit der wir von diesen grauenhaften
Taten erfahren, nicht gestatten, unsere Sensibilität für Verbrechen zu dämpfen", sagte
Bellamy. "Es ist an der Zeit, daß die internationale Staatengemeinschaft
vereint verlangt, daß diese ungeheuerlichen Verletzungen von
Menschenrechten - vor allem von Kinderrechten - sofort aufhören müssen."

Bellamy sprach nach der Veröffentlichung eines neuen Reports von Amnesty
International, der annimmt, daß seit 1992 etwa 80.000 Männer, Frauen und
Kinder ermordet wurden, viele von ihnen wurden "abgeschlachtet, enthauptet,
verstümmelt und lebendig verbrannt".

Im Zuge des jüngsten Massakers am 8. November 1997 wurden mindestens 26
Zivilisten, davon 11 Kinder, im Dorf H´Malite ermordet, 30 Meilen südlich der
Hauptstadt Algier.

Der Amnesty International-Report "Algeria: Civilian Population Caught in a
Spiral of Violence", der heute in New York veröffentlicht wurde, legt dar, daß
"außergerichtliche Hinrichtungen, vorsätzliches und willkürliches Töten,
Folter, Verschwinden von Menschen, willkürliche Verhaftungen und
Morddrohungen seit den letzten sechs Jahren für die Menschen in Algerien
tägliche Realität sind."

Carol Bellamy sagte, daß UNICEF die Forderung von Amnesty International nach
konkreten Taten vollkommen unterstützt, einschließlich einer unabhängigen und
unparteiischen Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen, die der Report
empfiehlt. So eine Untersuchung könnte die Basis für einen langfristigen
Menschenrechtsplan darstellen, der auch beinhaltet, daß die Verbrecher vor
Gericht gestellt werden.

Carol Bellamy fordert spezielle Schutzmaßnahmen für Kinder und Frauen. Bellamy
verlangte, daß Schulen, Gesundheitszentren und Plätze, wo sich Kinder treffen
und aufhalten, als Friedenszonen markiert und respektiert werden müssen.

Schulen wurden überfallen und Lehrer vor den Augen ihrer Schüler ermordet.
Viele Kinder sahen, wie ihre eigenen Eltern verschleppt oder brutal getötet
wurden. Frauen und Mädchen werden häufig vergewaltigt oder zu "Sexsklaven"
gemacht und später getötet. Kinder, die solche Überfälle überleben, sind durch
die furchtbaren Erlebnisse meist schwer verstört und traumatisiert.

Die UNICEF-Direktorin forderte die algerische Regierung und alle bewaffneten
Gruppen im Land auf, die Grundsätze der Konvention über die Rechte des
Kindes zu respektieren, die von Algerien im April 1993 ratifiziert wurde, sowie
die Genfer Konvention zum Schutz von Zivilpersonen in bewaffneten Konflikten.
Bellamy betonte die Verpflichtung von UNICEF, sich auf Basis der Konvention
über die Rechte des Kindes für alle Kinder einzusetzen, die unter bewaffneten
Konflikten leiden, und sie stellte klar, daß die Stimme von UNICEF nicht
verstummen werde, solange die Massaker in Algerien andauern.