Verheerende Überschwemmungen in Pakistan fordern das Leben von mehr als 500 Kindern

Islamabad/Wien – Erklärung von Abdullah Fadil, UNICEF-Vertreter in Pakistan, nach seinem Besuch in der Provinz Sindh.

Eine Mutter hält ihr Baby auf dem Arm, im Hintergrund ist ein überschwemmter Landstrich.
© UNICEF/UN0698977/Zaidi

Die katastrophalen Überschwemmungen in Pakistan haben nach den neuesten Zahlen der Regierung mindestens 528 Kinderleben gefordert. Jeder einzelne dieser Todesfälle ist eine Tragödie, die hätte verhindert werden können.

Die traurige Realität ist, dass ohne eine massive Aufstockung der Hilfe noch viel mehr Kinder ihr Leben verlieren werden.

Ich war in den letzten zwei Tagen in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten. Die Situation der Familien ist mehr als trostlos, und die Geschichten, die ich gehört habe, zeichnen ein verzweifeltes Bild. Wir alle, die wir vor Ort sind, sehen unterernährte Kinder, die mit Durchfall, Malaria, Denguefieber und vielen schmerzhaften Hautkrankheiten zu kämpfen haben. Viele der Mütter sind selbst anämisch und unterernährt und haben sehr untergewichtige Babys. Die Mütter sind erschöpft oder krank und können nicht mehr stillen. Millionen von Familien wurden aus ihren Häusern vertrieben und leben nun mit kaum mehr als Lumpen, um sich vor der sengenden Sonne zu schützen, da die Temperaturen in einigen Gebieten 40 Grad Celsius übersteigen.

Viele Familien sind gezwungen, auf höher gelegenen Flächen Schutz zu suchen, oft entlang von Straßen, was eine Gefahr für die Kinder darstellt, da das tiefer gelegene Land von riesigen Flächen mit stehendem Wasser bedeckt ist, die sich so weit erstrecken, wie das Auge reicht. Hinzu kommt die ständige Bedrohung durch Schlangen, Skorpione und Moskitos.

Schätzungsweise 16 Millionen Kinder sind von diesen 'Superfluten' betroffen, und mindestens 3,4 Millionen Mädchen und Jungen benötigen weiterhin sofortige, lebensrettende Hilfe. Junge Kinder leben mit ihren Familien unter freiem Himmel, ohne Trinkwasser, ohne Nahrung und ohne Lebensgrundlage und sind einer Vielzahl neuer flutbedingter Risiken und Gefahren ausgesetzt - unter anderem durch beschädigte Gebäude, Ertrinken in den Fluten und Schlangen. Die lebenswichtige Infrastruktur, auf die Kinder so sehr angewiesen sind, wurde zerstört und beschädigt, darunter Tausende von Schulen, Wassersystemen und Gesundheitseinrichtungen.

Während die Zahl der durch die Überschwemmungen umgekommenen Kinder weiter steigt, tut UNICEF alles in seiner Macht Stehende, um die betroffenen Kinder und Familien zu unterstützen und sie vor den anhaltenden Gefahren von durch Wasser übertragenen Krankheiten, Unterernährung und Schutzrisiken zu schützen.

Dennoch war ich stolz zu sehen, wie UNICEF in enger Zusammenarbeit mit der Regierung und anderen Partnern dafür sorgt, dass die betroffenen Kinder so schnell wie möglich die dringend benötigte Unterstützung erhalten. Es ist jedoch klar, dass der Bedarf enorm ist und dass die Maßnahmen dieser Herausforderung gerecht werden müssen. Eine dritte Runde von UNICEFs kritischen medizinischen und humanitären Hilfsgütern - weitere 36 Tonnen - sind auf dem Weg nach Pakistan und werden voraussichtlich in den kommenden Tagen eintreffen.

Viele Kinder haben bereits einen Schock erlitten und sind verzweifelt, weil sie ihre Angehörigen, ihr Zuhause und ihre wertvollen Besitztümer verloren haben. UNICEF bietet bereits psychosoziale Dienste für traumatisierte Kinder und Frauen an. Kinder, die durch die Überschwemmungen vertrieben wurden, sagten uns, dass sie Angst haben und traurig sind, aber auch, dass sie sich langweilen und kaum etwas haben, womit sie sich den ganzen Tag beschäftigen können. Wir haben temporäre Lernräume eingerichtet, um den Kindern ein Gefühl der Normalität zurückzugeben, ihnen bei der Bewältigung ihres Traumas zu helfen und sie beim Lernen zu unterstützen.

Die Mädchen und Buben in Pakistan zahlen den Preis für eine Klimakatastrophe, die sie nicht selbst verschuldet haben. Während wir heute auf ihre dringenden Bedürfnisse reagieren, müssen wir auch an die kommenden Monate denken und an die Notwendigkeit, das Leben dieser Millionen gefährdeter Jungen und Mädchen wieder aufzubauen - um sicherzustellen, dass sie sicher, gesund und gut ernährt sind, lernen und sich auf ihre Zukunft vorbereiten können."

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