Zentrale Sahelzone – fast 5 Millionen Kinder werden heuer aufgrund zunehmender Gewalt humanitäre Hilfe benötigen

Dakar/Genf/New York/Wien - Die Angriffe auf Kinder in Burkina Faso, Mali und Niger nehmen zu. Die Zahl wird voraussichtlich noch weiter steigen.

Ein Mädchen im Unterricht in einem temporären Lernraum im Ngagam-Verdrängungslager in der Region Diffa_UN055323
Ein Mädchen im Unterricht in einem temporären Lernraum im Ngagam-Verdrängungslager in der Region Diffa_UN055323

Fast 5 Millionen Kinder in Burkina Faso, Mali und Niger werden im Laufe des Jahres 2020 humanitäre Hilfe benötigen, sagt UNICEF heute. Diese Prognose steht im Zusammenhang mit einem Anstieg der Gewalt, einschließlich der Angriffe auf Kinder und ZivilistInnen, Entführungen und die Rekrutierung von Kindern in bewaffnete Gruppen.

„Wenn wir uns die Situation in der zentralen Sahelzone ansehen, müssen wir uns das Ausmaß der Gewalt, mit der Kinder konfrontiert sind, vor Augen führen. Sie werden getötet, verletzt und sexuell missbraucht. Hunderttausende Kinder haben traumatische Erfahrungen gemacht", sagt Marie-Pierre Poirier, UNICEF-Regionaldirektorin für West- und Zentralafrika.

Die Angriffe auf Kinder haben im vergangenen Jahr stark zugenommen. Zum Beispiel in Mali wurden in den ersten drei Quartalen des Jahres 2019 571 schwere Verstöße gegen Kinder verzeichnet. Im Jahr 2018 waren es hingegen 544 und im Jahr 2017 386.

Seit Beginn des Jahres 2019 waren mehr als 670.000 Kinder in der gesamten Region gezwungen, aufgrund von bewaffneten Konflikten und Unsicherheit zu fliehen.

„Die von der Gewalt in der zentralen Sahelzone betroffenen Kinder brauchen dringend Schutz und Unterstützung", fügt Poirier hinzu. „UNICEF fordert Regierungen, Streitkräfte, nichtstaatliche bewaffnete Gruppen und andere Konfliktparteien auf, die Angriffe auf Kinder – in ihren Häusern, Schulen oder Gesundheitszentren – einzustellen. UNICEF fordert im Einklang mit den humanitären Grundsätzen einen sicheren Zugang zu allen betroffenen Kindern. Wir fordern alle Parteien dringend auf, den Zugang zu sozialen Leistungen zu schützen und zu erleichtern. Dies ist ein Eckpfeiler für den sozialen Zusammenhalt und trägt zur Konfliktverhütung bei.“

Der Anstieg der Gewalt hat auch verheerende Auswirkungen auf das Lernen der Kinder. Ende 2019 waren mehr als 3.300 Schulen in den drei Ländern geschlossen oder nicht mehr in Betrieb – eine Versechsfachung seit April 2017 – 650.000 Kinder und 16.000 LehrerInnen waren davon betroffen.

Unsicherheit und Vertreibung führen zu erheblichen Barrieren für Kinder und Familien, die versuchen, Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und zu erhalten. Diese Risikofaktoren können zu einer Verschlechterung des Gesundheits- und Ernährungszustands der Kinder führen. UNICEF schätzt, dass in der gesamten zentralen Sahelzone in diesem Jahr mehr als 709.000 Kinder unter 5 Jahren an schwerer akuter Unterernährung leiden und eine lebensrettende Behandlung benötigen werden.

Inzwischen schwindet auch der Zugang von Familien zu sauberem Wasser. Allein in Burkina Faso ist der Zugang zu unbedenklichem Wasser in Gebieten, in denen die Binnenvertriebenen mehr als ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen, zwischen 2018 und 2019 um 10 Prozent zurückgegangen. In einigen Gebieten ist der Zugang sogar um 40 Prozent zurückgegangen.

UNICEF ist in Burkina Faso, Mali und Niger vor Ort und arbeitet mit Partnern zusammen, um den Kindern dringend benötigte Unterstützung und Dienstleistungen in den Bereichen Schutz, Bildung, Gesundheit, Ernährung, Wasser und Hygiene zu bieten. Die UN-Kinderorganisation hat um 208 Millionen US-Dollar zur Unterstützung ihrer humanitären Hilfe in der zentralen Sahelzone für das Jahr 2020 gebeten.

Für Redaktionen

Central Sahel Advocacy Brief in English