Weibliche Genitalverstümmelung – ein globales Problem

Am 6. Februar ist der International Day of Zero Tolerance to Female Genital Mutilation (FGM). Anlässlich des internationalen Gedenktages hat UNICEF Österreich gemeinsam mit der seit 2003 bestehenden Österreichischen Plattform gegen weibliche Genitalverstümmelung stopFGM in einer Pressekonferenz auf die weltweite Situation aufmerksam gemacht und über notwendige Maßnahmen in Österreich gesprochen.

Weibliche Genitalverstümmelung – ein globales Problem

Weibliche Genitalverstümmelung ist eine Menschenrechtsverletzung, von der Mädchen und Frauen weltweit betroffen sind. Mindestens 200 Millionen Mädchen und Frauen in 30 Ländern wurden dieser Praxis unterzogen. Mehr als die Hälfte von ihnen lebt in nur drei Ländern: Indonesien, Ägypten und Äthiopien. 44 Millionen der Betroffenen sind Mädchen unter 15 Jahren. Die exakten Zahlen der weltweiten Verbreitung von weiblicher Genitalverstümmelung sind unbekannt. Doch je besser die Verfügbarkeit von repräsentativen Daten wird, desto höher wird auch die Zahl der Mädchen und Frauen, von denen bekannt ist, dass sie der Praxis unterzogen wurden.

Am stärksten verbreitet ist FGM in afrikanischen Ländern von der Atlantikküste bis zum Horn von Afrika, in einigen Gebieten im Nahen Osten (Irak und Jemen) und in manchen asiatischen Ländern wie Indonesien. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass FGM auch in südamerikanischen Ländern wie Kolumbien und an anderen Orten auf der Welt existiert, etwa in Indien, Malaysia, Oman, Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Auch in Teilen von Europa, Australien und Nordamerika trifft man auf die Praxis, da diese Regionen seit Jahrzehnten Zielländer von Migration aus Ländern sind, wo die Praxis noch vorherrscht.

„Versteckte Stimmen“ hörbar machen

Die Globalen Ziele (Sustainable Development Goals – SDGs) setzen das ambitionierte Ziel, alle Formen weiblicher Genitalverstümmelung bis 2030 zu beenden. (SDG Nr. 5 Geschlechtergleichstellung, Unterziel 3) Darauf hinzuarbeiten ist Aufgabe aller Staaten. Um das Erreichen dieses Ziels zu messen, sind mehr und verlässlichere Daten notwendig.

UNICEF unterstützt die Sammlung von national repräsentativen Daten über weibliche Genitalverstümmelung. Seit dem Jahr 2000 wurden unter Mitwirkung von UNICEF in 30 nationalen Haushaltssurveys die Daten zu FGM in 19 Ländern erhoben.

In Ländern, wo Daten vorhanden sind, ist die Mehrheit der Menschen für ein Ende von FGM. Dies trifft auch auf die Mehrheit der Männer zu. Um die „versteckten Stimmen“ gegen FGM hörbar zu machen und offenen Dialog zwischen Männern und Frauen zu fördern, ist daher mehr Kommunikation über dieses Thema notwendig.

Aufklärungsprogramme: Lokale Ebene ist entscheidend

Eine ernsthafte Bekämpfung von FGM benötigt die Mitwirkung aller Akteure - Regierungen, Kommunen, Familien und dem Gesundheitspersonal. UNICEF und der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) arbeiten momentan in 17 Ländern auf allen Ebenen zur Beendigung von weiblicher Genitalverstümmelung. In diesen Ländern ist das Risiko für Mädchen dieser gefährlichen Praxis unterzogen zu werden um ein Drittel niedriger als noch 1997.

Bildungs- und Aufklärungsprogramme von UNICEF und Partnerorganisationen in Ägypten haben beispielsweise dazu geführt, dass der Prozentsatz der betroffenen Mädchen im Alter von 0 bis 17 Jahren von 2005 bis 2014 von 28 % auf 18 % gesunken ist. Information, Aufklärungsarbeit und Dialog in lokalen Gemeinschaften ist entscheidend, um mit sozialen Normen und falschen Vorstellungen über weibliche Genitalverstümmelung zu brechen und diese erfolgreich zu bekämpfen.

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Presseunterlage zur Pressekonferenz "Keine Toleranz von weiblicher Genitalverstümmelung", Plattform stopFGM und UNICEF Österreich, 01.02.2018