Ein Mädchen in Italien lernt.

Blog: Fakten versus Fiktion – Die Beseitigung von Mythen über psychische Gesundheit kann dazu beitragen, die Stigmatisierung zu durchbrechen und eine Kultur zu schaffen, die Menschen jeden Alters ermutigt, Unterstützung zu suchen, wenn sie sie brauchen.

UNICEF Österreich Ehrenbeauftragter, Unternehmer, international ausgezeichneter Keynote-Speaker und Trendexperte für Arbeit und Bildung, Ali Mahlodji, der sich selbst im Leben in seiner Vergangenheit mit psychischen Problemen konfrontiert sah, betont: „Das Thema ‚Mental Health‘ ist deshalb so wichtig, weil es uns alle betrifft aber wir immer noch nicht genug darüber sprechen. Zu Kindern und Jugendlichen selbst, möchte ich sagen: Wenn du manchmal das Gefühl hast, dass du dir zu viele Sorgen machst oder ständig traurig bist oder oft Angst hast, dann möchte ich dir einfach sagen: Du selbst, du bist mehr als in Ordnung und du bist auch nicht kaputt oder musst repariert werden. Wenn du aber merkst, du kommst da alleine nicht heraus – dann hol dir Unterstützung! Es gibt Menschen die wollen dir helfen und können dir helfen!“

Hier sind sieben gängige Missverständnisse über psychische Gesundheit:

1. Mythos: Wenn eine Person an einer psychischen Erkrankung leidet, bedeutet dies, dass die Person über eine geringe Intelligenz verfügt.

Tatsache: Psychische Erkrankungen können, wie körperliche Erkrankungen, jeden treffen, unabhängig von Intelligenz, sozialer Schicht oder Einkommensniveau.

2. Mythos: Man muss sich nur dann um seine psychische Gesundheit kümmern, wenn man an einer psychischen Erkrankung leidet.

Tatsache: Jede Person kann davon profitieren, aktive Schritte zur Förderung des eigenen Wohlbefindens und zur Verbesserung der eigenen psychischen Gesundheit zu unternehmen. In ähnlicher Weise kann jede/r aktive Schritte unternehmen und gesunde Gewohnheiten pflegen, um seine körperliche Gesundheit zu optimieren.

3. Mythos: Schlechte psychische Gesundheit ist für Jugendliche kein großes Problem. Sie haben lediglich Stimmungsschwankungen, die durch hormonelle Schwankungen verursacht werden, und verhalten sich aus dem Wunsch nach Aufmerksamkeit heraus.

Tatsache: Teenager haben oft Stimmungsschwankungen, aber das bedeutet nicht, dass Jugendliche nicht auch mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen haben. 14 Prozent der Jugendlichen weltweit haben Probleme mit ihrer psychischen Gesundheit. Weltweit ist Selbstmord bei den 10- bis 15-Jährigen die fünfthäufigste Todesursache, bei den 15- bis 19-Jährigen ist es die vierthäufigste. Die Hälfte aller psychischen Erkrankungen beginnt im Alter von 14 Jahren.

4. Mythos: Man kann nichts tun, um Menschen vor der Entwicklung psychischer Erkrankungen zu schützen.

Tatsache: Viele Faktoren können Menschen vor der Entwicklung psychischer Erkrankungen schützen, darunter die Stärkung sozialer und emotionaler Fähigkeiten, die frühzeitige Suche nach Hilfe und Unterstützung, die Entwicklung unterstützender, liebevoller und herzlicher Familienbeziehungen, ein positives schulisches Umfeld und ein gesundes Schlafverhalten.

Die Fähigkeit, Widrigkeiten zu überwinden, hängt von einer Kombination von Schutzfaktoren ab, und weder umweltbedingte noch individuelle Stressfaktoren allein führen zwangsläufig zu psychischen Problemen. Kinder und Jugendliche, die Widrigkeiten gut bewältigen, verfügen in der Regel über eine biologische Widerstandsfähigkeit sowie über starke, unterstützende Beziehungen zu ihrer Familie, ihren Freund*innen und den sie umgebenden Erwachsenen, was zu einer Kombination von Schutzfaktoren führt, die das Wohlbefinden fördern.

5. Mythos: Eine psychische Erkrankung ist ein Zeichen von Schwäche – wenn die Person stärker wäre, würde sie nicht an dieser Erkrankung leiden.

Tatsache: Eine psychische Krankheit hat nichts mit Schwäche oder mangelnder Willenskraft zu tun. Es ist kein Zustand, den man sich aussucht, ob man ihn hat oder nicht. Vielmehr erfordert die Erkenntnis, dass es notwendig ist, Hilfe für eine psychische Erkrankung anzunehmen, große Stärke und Mut. Jeder kann eine psychische Erkrankung entwickeln.

6. Mythos: Jugendliche, die gute Noten schreiben und viele Freund*innen haben, leiden nicht an psychischen Erkrankungen, weil sie keinen Grund haben, depressiv zu sein.

Tatsache: Depressionen sind eine häufige psychische Erkrankung, die aus einer komplexen Wechselwirkung zwischen sozialen, psychologischen und biologischen Faktoren resultiert. Depressionen können jeden treffen, unabhängig von seinem sozioökonomischen Status oder davon, wie gut sein Leben auf den ersten Blick aussieht. Junge Menschen, die in der Schule gut abschneiden, fühlen sich vielleicht unter Erfolgsdruck gesetzt, was zu Ängsten führen kann, oder sie haben zu Hause Probleme. Es kann aber auch sein, dass sie ohne erkennbaren Grund unter Depressionen oder Angstzuständen leiden.

7. Mythos: Schlechte Erziehung verursacht psychische Störungen bei Jugendliche.

Tatsache: Viele Faktoren – darunter Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalterfahrungen, Migration und andere widrige Umstände und Ereignisse – können das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit von Jugendlichen, ihren Bezugspersonen und die Beziehung zwischen ihnen beeinflussen. Jugendliche aus liebevollen, unterstützenden Elternhäusern können psychische Probleme haben, ebenso wie Jugendliche aus Elternhäusern, in denen es Betreuungspersonen gibt, die Unterstützung benötigen, um ein optimales Umfeld für eine gesunde Entwicklung von Jugendlichen zu erhalten. Mit Unterstützung können Betreuungspersonen eine wesentliche Rolle dabei spielen, Jugendlichen bei der Bewältigung ihrer Probleme zu helfen.

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