
Jeden Tag werden weltweit Tausende Mädchen Opfer einer brutalen Praxis, die ihr Leben für immer verändert: FGM oder Beschneidung bei Mädchen. Trotz wachsender internationaler Bemühungen ist diese Menschenrechtsverletzung in vielen Ländern weiterhin weit verbreitet. Sie raubt Mädchen ihre körperliche Unversehrtheit, gefährdet ihre Gesundheit und führt zu enormen psychischen Belastungen.
Doch es gibt Hoffnung. Durch Bildung, Aufklärung und mutige gesetzliche Entscheidungen, wie zuletzt in Gambia, kann die weibliche Beschneidung schrittweise beendet werden. In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Hintergründe dieser Praxis, ihre Folgen und darauf, wie wir gemeinsam gegen diese grausame Tradition vorgehen können.
Was ist die weibliche Beschneidung und wie wird sie durchgeführt?
Die weibliche Beschneidung, auch als Verstümmelung von Mädchen bekannt, ist eine tief verwurzelte Tradition, die in vielen Ländern Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens praktiziert wird. Dabei werden Teile der weiblichen Genitalien entfernt – oft ohne Betäubung und unter unhygienischen Bedingungen. Dieser grausame Eingriff hat lebenslange physische und psychische Folgen für die betroffenen Mädchen und Frauen.
Es gibt verschiedene Arten von FGM, die sich in Umfang und Schwere unterscheiden:
Typ 1 – Klitoridektomie:
Was passiert? Die Klitoris wird teilweise oder vollständig entfernt.
Folgen: Verlust der sexuellen Empfindungsfähigkeit, Schmerzen beim Wasserlassen, erhöhtes Infektionsrisiko.
Typ 2 – Exzision:
Was passiert? Zusätzlich zur Klitoris werden die kleinen Schamlippen teilweise oder vollständig entfernt.
Folgen: Starke Schmerzen, Narbenbildung, Probleme beim Geschlechtsverkehr, erhöhtes Risiko für Geburtskomplikationen.
Typ 3 – Infibulation:
Was passiert? Die Klitoris sowie die inneren oder äußeren Schamlippen werden entfernt, und die verbleibenden Geweberänder werden zusammengenäht, sodass nur eine kleine Öffnung (oft nur erbsengroß) für Urin und Menstruationsblut bleibt.
Folgen: Extreme Schmerzen, Infektionen, Menstruationsprobleme, schwerwiegende Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt.
Zusätzliche Problematik: Frauen mit dieser Form von FGM müssen oft operativ „geöffnet“ werden, um den Geschlechtsverkehr oder eine Geburt zu ermöglichen. Dies kann durch eine medizinische oder eine gewaltsame Öffnung durch einen Mann passieren. In manchen Kulturen dient diese grausame Praxis dazu, die Jungfräulichkeit der Frau bei der Eheschließung sicherzustellen.
Warum wird die Verstümmelung von Mädchen praktiziert?
Die Beschneidung bei Kindern ist keine religiöse Praxis, sondern ein kulturelles Ritual, das oft mit Vorstellungen von Reinheit, Tradition und Ehefähigkeit verknüpft ist. In vielen Gemeinschaften gilt eine Frau erst dann als „vollwertig“, wenn sie beschnitten wurde. Soziale Zwänge setzen Familien unter großen Druck, ihre Töchter dieser gefährlichen Prozedur zu unterziehen, um gesellschaftliche Akzeptanz zu erlangen.
Die gesundheitlichen Folgen der weiblichen Beschneidung
Die Auswirkungen der Beschneidung von Mädchen sind gravierend. Neben extremen Schmerzen und starken Blutungen kann der Eingriff zu lebensgefährlichen Infektionen, Unfruchtbarkeit, chronischen Schmerzen und Komplikationen bei der Geburt führen. Viele Betroffene leiden außerdem unter posttraumatischen Belastungsstörungen, Angstzuständen und Depressionen. Auch der Alltag wird stark beeinflusst – viele Frauen klagen noch Jahrzehnte später über tägliche Schmerzen beim Wasserlassen oder während der Monatsblutung. Sie werden jeden Tag daran erinnert, was ihnen genommen wurde.

Verstümmelung von Frauen und Kinderrechte
Die Verstümmelung von Frauen ist eine massive Verletzung der Kinderrechte. Jedes Mädchen hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit, Gesundheit und Selbstbestimmung. Die Praxis verstößt gegen internationale Menschenrechtskonventionen, darunter die UN-Kinderrechtskonvention (CRC) und die Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW). Trotz dieser rechtlichen Rahmenbedingungen bleibt die Beschneidung bei Kindern in vielen Ländern weit verbreitet.
Wie können wir die Beschneidung von Mädchen beenden?
Die Abschaffung der weiblichen Beschneidung erfordert einen umfassenden Ansatz:
- Aufklärung und Bildung: Mädchen, Jungen, Eltern und ganze Gemeinschaften müssen über die Gefahren der Verstümmelung von Mädchen informiert werden.
- Gesetzliche Verbote: Viele Länder haben die Beschneidung von Mädchen mittlerweile gesetzlich verboten – aber Gesetze allein reichen nicht aus.
- Unterstützung für Betroffene: Überlebende brauchen medizinische und psychologische Hilfe, um die Folgen des Eingriffs zu verarbeiten.
- Zusammenarbeit mit religiösen und traditionellen Führungspersonen: Wenn diese gegen die weibliche Beschneidung eintreten, kann sich die Einstellung in Gemeinschaften schneller ändern.
Gambia setzt ein Zeichen gegen die Beschneidung von Mädchen

Ein positives Beispiel für Fortschritt ist Gambia. Trotz intensiver Debatten hat das Land kürzlich entschieden, das bestehende Verbot der weiblichen Beschneidung aufrechtzuerhalten. Diese Entscheidung zeigt, dass Wandel möglich ist, wenn Regierungen, Aktivist:innen und Gemeinschaften gemeinsam für die Rechte von Mädchen kämpfen.
Jeder Schritt zählt – Schutz und Chancen für die Zukunft!
Jede Maßnahme gegen die Beschneidung von Mädchen ist ein Schritt in Richtung einer gerechteren Welt für Mädchen und Frauen. UNICEF setzt sich gemeinsam mit dem UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) dafür ein, diese schädliche Praxis weltweit zu beenden.
Lasst uns gemeinsam die Stimme erheben – für eine Zukunft, in der kein Mädchen mehr unter der Verstümmelung von Frauen leiden muss!