Fatima aus dem Sudan sitzt am Schoß ihrer Mutter.

25.12.2024 – Ernährungskrise im Sudan verschärft sich: Hungersnot in weiteren Gebieten festgestellt

New York/Wien – FAO, WFP und UNICEF fordern sofortigen humanitären Zugang und Maßnahmen, um die schlimmste Hungerkrise der jüngeren Geschichte abzuwenden.

Vier Monate nach der ersten Bestätigung einer Hungersnot im Zamzam-Lager im sudanesischen Bundesstaat Nord-Darfur wurden nun weitere Gebiete in Nord-Darfur und den westlichen Nuba-Bergen identifiziert, die von Hungersnot betroffen sind. Der Zugang zu Nahrungsmitteln und Nährstoffen für Millionen von Menschen im ganzen Land verschlechtert sich weiterhin.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), das Welternährungsprogramm (WFP) und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) fordern dringend ungehinderten humanitären Zugang und sofortige Maßnahmen, um eine sich abzeichnende Katastrophe zu verhindern.

„Die Situation im Sudan ist alarmierend und verschlechtert sich rapide“, sagte Cindy McCain, Exekutivdirektorin des WFP. „Wir müssen sofort handeln, um Leben zu retten und das Leid der Menschen zu lindern.“

Die anhaltenden Konflikte, die Vertreibung von Menschen und die wirtschaftliche Instabilität haben die landwirtschaftliche Produktion und die Lebensmittelversorgungsketten erheblich beeinträchtigt, was zu einer alarmierenden Zunahme der Ernährungsunsicherheit führt.

„Kinder sind die Hauptleidtragenden dieser Krise“, sagte Catherine Russell, Exekutivdirektorin von UNICEF. „Ohne sofortige Hilfe sind sie einem hohen Risiko von Mangelernährung und Krankheiten ausgesetzt.“

Die Organisationen betonen die Notwendigkeit einer sofortigen internationalen Unterstützung, um Leben zu retten und die Ernährungssicherheit im Sudan zu verbessern. Sie rufen alle Parteien dazu auf, den humanitären Helfern uneingeschränkten Zugang zu gewähren, damit lebensrettende Hilfe die Bedürftigsten erreichen kann.

„Die landwirtschaftliche Produktion muss unterstützt werden, um die Ernährungssicherheit zu verbessern“, sagte Qu Dongyu, Generaldirektor der FAO. „Ohne diese Unterstützung wird die Krise weiter eskalieren.“

Die FAO, das WFP und UNICEF arbeiten weiterhin gemeinsam daran, die Auswirkungen dieser Krise zu mildern, indem sie Nahrungsmittelhilfe bereitstellen, die landwirtschaftliche Produktion unterstützen und Programme zur Bekämpfung der Mangelernährung bei Kindern durchführen. Dennoch sind erhebliche finanzielle Mittel erforderlich, um diesen Bemühungen gerecht zu werden und eine weitere Verschlechterung der humanitären Lage zu verhindern.

Die internationale Gemeinschaft wird aufgerufen, ihre Unterstützung zu verstärken und gemeinsam mit den UN-Organisationen daran zu arbeiten, die Ursachen der Ernährungsunsicherheit im Sudan anzugehen und nachhaltige Lösungen für die betroffenen Bevölkerungsgruppen zu finden.


06.12.2024 – Sudan: UNICEF-Botschafter Ishmael Beah trifft vom Krieg betroffene Kinder

Port Sudan/New York/Wien – Der UNICEF-Botschafter Ishmael Beah reiste diese Woche in den Sudan, um Kinder und Familien zu treffen, die von dem seit 19 Monaten andauernden Konflikt betroffen sind, der das Land verwüstet hat.

Während seines Besuchs verbrachte Beah – ein Bestsellerautor und Menschenrechtsaktivist, der im Alter von 13 Jahren während des brutalen Bürgerkriegs in seinem Heimatland Sierra Leone gewaltsam in eine bewaffnete Gruppe rekrutiert wurde – Zeit mit vertriebenen und inhaftierten Kindern sowie mit einer Familie, die ein während des Konflikts zurückgelassenes Kind aufgenommen hat.

Beah traf Kinder und Jugendliche in Lagern für Menschen, die durch den Konflikt vertrieben wurden. Er besuchte kinderfreundliche Räume und Zonen, die von UNICEF unterstützt werden. Dort erhalten gefährdete Kinder die Möglichkeit zu lernen, zu spielen, mit ihren Freund:innen zu interagieren, psychosoziale Unterstützung zu bekommen und langsam ein Gefühl der Normalität wiederzuerlangen. Die Kinder, mit denen Beah sprach, erzählten, wie sie Parallelen zwischen seinen Erlebnissen und ihrem eigenen Aufwachsen mitten in einem erschütternden Konflikt ziehen können. Trotz ihrer Verluste und Herausforderungen äußerten sie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

„Die sudanesischen Jugendlichen, die ich getroffen habe, haben nicht vor, ihre Nation aufzugeben, und sie möchten auch nicht, dass die Welt dies tut“, sagte Beah. „Trotz der unglaublichen Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten, als sie aus ihren Häusern flohen, zeigen sie eine bemerkenswerte Weisheit, die die Grundlage ihrer Widerstandsfähigkeit bildet. Sie besitzen eine Stärke, die Anerkennung und Respekt verdient, und lassen nicht zu, dass ihre Träume, Ärzte, Ingenieure oder Künstler zu werden, durch diesen Konflikt zerstört werden. Sie sind außergewöhnlich intelligent, einfallsreich und voller Hoffnung für die Zukunft des Sudan.“

Die Geschichten der Kinder, mit denen Beah sprach, spiegeln eindrücklich die Herausforderungen wider, mit denen Kinder im gesamten Sudan konfrontiert sind – einem Land, das heute eine der weltweit größten und dringendsten Vertreibungskrisen erlebt. Über 5 Millionen Kinder sind innerhalb des Landes vertrieben. Viele Familien wurden durch den Konflikt mehrfach vertrieben, flohen aus ihren Häusern, nur um erneut vertrieben zu werden, als sich die Frontlinien verschoben.

Besonders prekär ist die Lage für Kinder und Familien in Gebieten, die von anhaltenden Kämpfen, Unsicherheit und fehlendem Schutz betroffen sind. Die Vereinten Nationen haben Berichte über eine erschreckend hohe Zahl getöteter und verstümmelter Kinder erhalten. Mädchen tragen eine besonders schwere Last, da sie enormen Gefahren für ihre Sicherheit ausgesetzt sind, einschließlich Vergewaltigung und anderer Formen sexualisierter Gewalt. Zwischen Januar und September 2024 wurden mehr als 1.500 schwere Kinderrechtsverletzungen bestätigt.

„Ohne dringendes Handeln und zusätzliche Ressourcen droht dem Sudan eine generationenübergreifende Katastrophe mit gravierenden Auswirkungen für das Land, die Region und darüber hinaus“, sagte Sheldon Yett, UNICEF-Vertreter für den Sudan. „Wir müssen jetzt handeln, denn die Kinder im Sudan können nicht länger warten.“

Beahs Besuch endete gestern und fällt mit dem Start von UNICEFs globalem „Humanitarian Action for Children Appeal 2025“ zusammen – einem Spendenaufruf in Höhe von 9,9 Milliarden US-Dollar, um im kommenden Jahr 109 Millionen Kinder in 146 Ländern mit lebensrettender Hilfe zu erreichen. Der Sudan ist der zweitgrößte länderspezifische Appell, mit einem geschätzten Finanzierungsbedarf von 840 Millionen US-Dollar.

Damit dieser Appell erfüllt werden kann und UNICEF in Konfliktregionen wie dem Sudan humanitäre Hilfe leisten kann, bitten wir um Spenden.

Hinweise für Redaktionen

Foto- und Videomaterial von Ishmael Beahs Besuch im Sudan.


05.11.2024 – Im Sudan werden die ersten Malaria-Impfstoffe eingesetzt

Port Sudan/Wien – Das Ministerium für Gesundheit hat heute in Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Gavi, der Impfstoff-Allianz, erstmals Malaria-Impfstoffe im Land verimpft, um die Bemühungen zum Schutz von Kindern vor der tödlichen Krankheit zu stärken.

Der Start der Impfkampagne folgt auf die Ankunft der ersten Lieferung von 186.000 Dosen des Malaria-Impfstoffs im Oktober in Sudan. Die Impfungen beginnen heute in Gesundheitseinrichtungen in 15 Lokalitäten in Gedaref und den Blauer-Nil-Staaten und sollen mehr als 148.000 Kindern unter 12 Monaten zugutekommen. In den Jahren 2025 und 2026 wird der Impfstoff in 129 Lokalitäten im gesamten Sudan eingeführt.

„Heute markiert einen bedeutenden Meilenstein, da wir den Malaria-Impfstoff in Sudan einführen. Diese Initiative spiegelt unser starkes und unerschütterliches Engagement zur Bekämpfung von Malaria und unseren gemeinsamen Willen wider, das Leben unserer Kinder zu schützen. Indem wir uns auf die Reduzierung der Malaria-Sterblichkeit bei Kindern unter fünf Jahren konzentrieren, machen wir einen wichtigen Schritt in Richtung einer gesünderen und hoffnungsvolleren Zukunft für die nächste Generation. Die Einführung des Impfstoffs verstärkt nicht nur unser Engagement im Kampf gegen Malaria, sondern bringt uns auch näher an eine Zukunft, in der kein Kind mehr an dieser vermeidbaren Krankheit stirbt. Gemeinsam ebnen wir den Weg für einen malariafreien Sudan“, sagte Dr. Heitham Mohamed Ibrahim Awadallah, Bundesgesundheitsminister von Sudan.

Malaria ist eine der tödlichsten Krankheiten weltweit und tötet jährlich fast eine halbe Million Kinder unter fünf Jahren in Afrika. Sudan weist die höchsten Malaria-Infektionsraten in der WHO-Region „östliches Mittelmeer“ auf. Im Jahr 2023 wurden im Sudan mehr als 3,4 Millionen Malariafälle geschätzt, und die Krankheit forderte rund 7.900 Menschenleben. Die tatsächlichen Zahlen sind aufgrund des andauernden Konflikts und Kommunikationsstörungen wahrscheinlich deutlich höher.

Der Sudan gehört zu den ersten 16 afrikanischen Ländern, die den Malaria-Impfstoff einführen – eine bemerkenswerte Leistung in einem Land, das mit einem anhaltenden Konflikt konfrontiert ist. Der Impfstoff, der für Kinder im Alter von fünf bis zwölf Monaten empfohlen wird, soll die Krankenhausaufenthalte und Sterblichkeit bei Kindern verringern.

„Die Möglichkeit, den Impfstoff in das nationale Impfprogramm aufzunehmen, ist von enormer Bedeutung“, sagte Sheldon Yett, UNICEF-Vertreter in Sudan. „Dieser Impfstoff ist ein entscheidendes neues Instrument im Kampf gegen die Kindersterblichkeit.“

In Sudan werden die Lieferung von Impfstoffen und routinemäßige Impfmaßnahmen durch Unsicherheit und den Zusammenbruch des nationalen Gesundheitssystems behindert. Die nationale Impfabdeckung ist von 85 % vor dem Krieg auf etwa 50 % gesunken. In aktiven Konfliktzonen liegt die Impfquote im Durchschnitt bei 30 %, einer kritisch niedrigen Rate. Niedrige Impfabdeckungen und häufige Krankheitsausbrüche wie Cholera, Malaria, Masern und Polio setzen Millionen ungeimpfte Kinder tödlichen, jedoch vermeidbaren Krankheiten aus.

„Trotz enormer Herausforderungen hat Sudan heute einen wichtigen Schritt unternommen, um dem Übel der Malaria zu begegnen und die Bevölkerung vor schwerer Krankheit und Tod zu schützen“, sagte Dr. Shible Sahbani, WHO-Vertreter in Sudan. „Die WHO setzt sich weiterhin für einen umfassenden Ansatz zur Malaria-Bekämpfung ein, der den Malaria-Impfstoff mit anderen Präventions- und Kontrollmaßnahmen integriert.“

Das Bundesministerium für Gesundheit – unterstützt durch seine Partner: UNICEF, WHO und EMPHENET – hat Pläne zur Umsetzung des Malaria-Impfstoffs und Kommunikationsstrategien entwickelt, Gesundheitspersonal geschult, Gemeinschaften einbezogen und eine ausreichende Kühlkette sichergestellt. Es betont weiterhin die Bedeutung der Umsetzung aller Malaria-Bekämpfungsstrategien und eines Mixes von Maßnahmen.

„Die heutige Einführung des Malaria-Impfstoffs ist ein bedeutender Meilenstein, insbesondere angesichts des anhaltenden Konflikts, der die Gesundheitsdienste im gesamten Sudan beeinträchtigt hat. Diese Leistung ist ein Beweis für die Widerstandskraft und Entschlossenheit des Bundesministeriums für Gesundheit und seiner Partner, die den Zugang zu diesem lebenswichtigen Instrument gegen Malaria sicherstellen wollen. Die Einführung des Malaria-Impfstoffs stellt nicht nur einen wichtigen Fortschritt im Schutz der Leben unzähliger Kinder dar, sondern symbolisiert auch Hoffnung auf eine gesündere Zukunft inmitten der Widrigkeiten. Gavi wird weiterhin mit Partnern zusammenarbeiten, um die Gesundheit der Kinder in Sudan zu unterstützen“, sagte Anne Cronin, Senior Country Managerin für Sudan bei Gavi.

Hinweise für Redaktionen

Fotomaterial der ersten Impfungen aus dem Sudan.

Mehr als 70 % der Krankenhäuser in konfliktbetroffenen Gebieten sind nicht betriebsfähig. Sie wurden im Konflikt beschädigt oder zerstört, haben keine Vorräte oder werden von vertriebenen Familien als Unterkünfte oder für andere Zwecke genutzt. Mitarbeiter im Gesundheitswesen, darunter Krankenschwestern, Ärzte und andere wichtige Mitarbeiter, haben seit Monaten kein Gehalt erhalten. Die Lieferung von Impfstoffen und routinemäßige Impfmaßnahmen wurden durch Sicherheitsbedenken und mangelnden Zugang behindert.

In Sudan sind schätzungsweise 3,4 Millionen Kinder unter fünf Jahren einem hohen Risiko für Epidemien wie Masern, Malaria, Lungenentzündung, Durchfallerkrankungen und Cholera ausgesetzt.

Mehr Informationen über Malaria und den Malaria-Impfstoff:

  • Laut dem Welt-Malaria-Bericht 2023 entfielen auf den Sudan schätzungsweise mehr als 41 % der Malariafälle und 49 % der Malariatodesfälle in der WHO-Region östliches Mittelmeer, was täglich durchschnittlich 10.000 Fälle und 21 damit verbundene Todesfälle bedeutet.
  • Die WHO empfiehlt den Einsatz von Malaria-Impfstoffen zur Prävention von Plasmodium falciparum (P. falciparum)-Malaria bei Kindern in malariaendemischen Gebieten, wobei Gebiete mit mittlerer bis hoher Übertragungsrate Vorrang haben.
  • P. falciparum ist der tödlichste Malaria-Parasit.
  • Im Sudan entfallen 89 % der gemeldeten Malariafälle auf P. falciparum und 11 % auf P. vivax.
  • Der Impfstoff bietet zusätzlichen Schutz gegen Malaria. Kinder sollten vier Dosen erhalten, um den besten Schutz zu erreichen.
  • Geimpfte Kinder sollten weiterhin insektizidbehandelte Netze in der Nacht verwenden und andere Präventionsmaßnahmen ergreifen.
  • Kinder im Alter von fünf bis 18 Monaten werden gemäß einem Vier-Dosen-Plan geimpft, um den besten Schutz gegen P. falciparum-Malaria zu gewährleisten.
  • Beim Malaria-Impfprogramm im Sudan sind Kinder zwischen 5 und 12 Monaten für die erste Impfdosis berechtigt.

29.10.2024 – Sudan: Mindestens zehn Kinder bei eskalierender Gewalt im Bundesstaat Al Jazirah getötet

New York/Wien – Stellungnahme von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

„Ich bin zutiefst besorgt über die eskalierende Gewalt gegen Kinder und Familien im sudanesischen Bundesstaat Al Jazirah. Berichte über Massenmorde, weit verbreitete sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie die Zerstörung von Häusern und Lebensgrundlagen sind erschütternd.

Allein in der vergangenen Woche wurden in Al Jazirah Berichten zufolge mindestens 124 Menschen getötet – darunter mindestens zehn Kinder, einige von ihnen erst zehn Jahre alt – und mindestens 43 Kinder verletzt.

Wir haben auch verheerende Berichte erhalten, dass mehrere Mädchen, einige so jung wie 13 Jahre, Opfer von Vergewaltigung und sexuellen Übergriffen wurden und dass Kinder inhaftiert wurden. Mehr als 9.000 Haushalte, darunter über 45.000 Menschen, wurden zwischen dem 20. und 27. Oktober 2024 aus ihren Häusern in Tamboul und den umliegenden Dörfern vertrieben.

Diese Gewalt ist Teil einer menschengemachten humanitären Katastrophe, die bereits Tausende von Kindern das Leben gekostet oder sie verletzt hat, mehr als 11 Millionen Menschen vertrieben und noch Millionen weitere in extreme Gefahr gebracht hat. Der Sudan ist nun Schauplatz der größten Vertreibungs- und humanitären Krise der Welt – eine Krise, die zunehmend die gesamte Region betrifft.

UNICEF fordert ein sofortiges Ende der Gewalt. Die Konfliktparteien müssen die gezielte Gewalt gegen Zivilisten und schwere Verstöße gegen Kinderrechte einstellen. Zudem müssen sie unverzüglich Kinder freilassen, die inhaftiert wurden.

Wir fordern die Konfliktparteien auch auf, das internationale humanitäre Völkerrecht zu achten, Zivilisten und zivile Einrichtungen zu schützen und sicheren, uneingeschränkten Zugang für humanitäre Helfer zu gewähren. Gegenwärtig erschweren von den Konfliktparteien auferlegte bürokratische Hürden sowie Sicherheitsbedingungen die Lieferung der lebensrettenden Hilfe, die diese Kinder und Familien so dringend benötigen.

Die Welt darf nicht tatenlos zusehen, während Sudans Kinder unsagbaren Schrecken ausgesetzt sind. Wir müssen jetzt handeln, um ihre Zukunft zu schützen und ihr Recht auf Sicherheit und Frieden zu verteidigen.“


25.10.2024 Sudan: Erschwerter humanitärer Zugang verschärft die Krise und die Gefahr einer Hungersnot

Port Sudan/Wien – Gemeinsame Erklärung von Raouf Mazou, stellvertretender UNHCR-Hochkommissar für Operationen, und Ted Chaiban, stellvertretender UNICEF-Exekutivdirektor.

„Die humanitäre Krise im Sudan eskaliert weiter und Millionen Menschen sind dringend auf Hilfe angewiesen. Der Konflikt hat über 11 Millionen Menschen innerhalb und außerhalb des Landes vertrieben und viele weitere in extreme Verletzlichkeit gestürzt, insbesondere Kinder. Der Zugang zu grundlegenden Diensten wie sicherem Wasser, Gesundheitsversorgung und Unterkünften ist stark eingeschränkt. Angesichts des Zusammenbruchs lebenswichtiger Infrastrukturen muss die internationale Hilfe unverzüglich verstärkt werden, um dem massiven Bedarf gerecht zu werden.

Schätzungen zufolge leiden 13 Millionen Menschen an akuter Nahrungsmittelunsicherheit. In vierzehn Regionen des Landes steht eine Hungersnot kurz bevor, und im Camp Zamzam in Nord-Darfur wurden Hungersnotbedingungen bereits bestätigt. Allein in diesem Jahr werden voraussichtlich 3,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren an schwerer akuter Mangelernährung leiden und benötigen dringend lebensrettende Behandlungen. Diese Kinder sind bereits durch Hunger geschwächt. Wenn sie nicht bald erreicht werden, steigt ihr Risiko, an vermeidbaren Krankheiten zu sterben, auf das 11-fache im Vergleich zu gesünderen Kindern im Sudan.

Eine der größten Herausforderungen bei der Bereitstellung dringend benötigter Hilfe besteht darin, ungehinderten und sicheren Zugang zu allen bedürftigen Gemeinden in Sudan zu gewährleisten. Die UN-Organisationen, die für die Lieferung humanitärer Hilfe und technische Unterstützung verantwortlich sind, benötigen die Genehmigung der Regierung, um dauerhaft in allen betroffenen Gebieten präsent zu sein. Die Realität vor Ort ist geprägt von logistischen und administrativen Hindernissen. Diese Zugangsbeschränkungen behindern die Fähigkeit der UN, lebensrettende Güter und Schutzmaßnahmen zu den gefährdetsten Gemeinden zu bringen und die Hilfslieferungen effektiv zu überwachen, um sicherzustellen, dass sie die richtigen Empfänger erreichen.

Während wir die Zusicherung der Zusammenarbeit, einschließlich der Öffnung der Grenze zu Tschad für humanitäre Lieferungen, begrüßen, ist es unerlässlich, diese Verpflichtungen in die Praxis umzusetzen. Wir fordern die Wiedereröffnung von UN-Büros in Zalingei, Zentral-Darfur und Kadugli, Süd-Kordofan. Eine Vereinfachung und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für Hilfslieferungen und -personal, einschließlich der Möglichkeit von grenzüberschreitendem Zugang, ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Jede Verzögerung – ob bei lebensnotwendigen Nahrungsmitteln, Gesundheits-, Ernährungs- oder anderen dringend benötigten Hilfsgütern – führt zu verheerenden Folgen. Humanitäre Partner müssen in der Lage sein, die effektive und effiziente Verteilung von Hilfsgütern und humanitärer Unterstützung an Bedürftige zu gewährleisten. Die Regierung des Sudan und alle Konfliktparteien sollten belastende bürokratische Anforderungen vermeiden und die unverzügliche Lieferung von Hilfsgütern an bedürftige Gemeinden ermöglichen.

Der Sudan steht nun vor einer der größten und drängendsten Vertreibungskrisen weltweit. Die Lage der Binnenvertriebenen (IDPs) und Flüchtlinge ist besonders prekär: Mehr als 10 Millionen Menschen wurden im Sudan – oft mehrfach – aus ihren Häusern vertrieben, und über 800.000 Flüchtlinge werden im Land aufgenommen. Wie wir in Port Sudan und Kassala gesehen haben, stehen die Vertriebenen vor spezifischen Herausforderungen und extremer Not in provisorischen Unterkünften, oft ohne die grundlegendsten Dienste, und sind schwerwiegenden Schutzrisiken ausgesetzt. Flüchtlinge benötigen zudem langfristig Schutz und Rechtsberatung. Die UN ist entschlossen, gemeinsam mit der sudanesischen Regierung und anderen Partnern sicherzustellen, dass humanitäre Hilfe diese Gemeinschaften ohne weitere Verzögerungen erreicht. Wir appellieren zudem für eine Stärkung der grenzüberschreitenden Operationen zwischen Tschad und Sudan, um die bedürftigsten Gemeinschaften mit Unterstützung zu erreichen.

Trotz dieser enormen Herausforderungen bekräftigen wir unser Engagement, den Menschen im Sudan und allen vom Konflikt betroffenen zu helfen. UNHCR, UNICEF und unsere Partner arbeiten unermüdlich und inklusiv daran, lebenswichtige Dienste anzubieten – von Notunterkünften und Wasser bis hin zu Bildung, Gesundheitsversorgung und psychosozialer Unterstützung. Ohne eine nachhaltige internationale Unterstützung – einschließlich einer politischen Lösung zur Beilegung des Konflikts und dem Abbau bürokratischer und sicherheitspolitischer Hindernisse – wird sich die Situation jedoch weiter verschlimmern.

Vor allem muss der Schutz der Zivilbevölkerung höchste Priorität haben. Wir rufen alle Konfliktparteien dringend dazu auf, das humanitäre Völkerrecht zu achten und den Schutz der Zivilisten zu priorisieren, die weiterhin unvorstellbares Leid ertragen. Zivilisten – insbesondere Frauen und Kinder – sind schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, darunter sexualisierte und geschlechtsbasierte Gewalt, Ausbeutung und Angriffe auf ihre Sicherheit und Würde. Diese abscheulichen Taten, einschließlich des Einsatzes sexualisierter Gewalt als Kriegswaffe, müssen sofort beendet werden. Humanitäre Hilfe allein kann diese Krise nicht lösen; wir müssen sicherstellen, dass die besonders Verletzlichen vor weiterem Leid geschützt werden. Die Menschen im Sudan brauchen unser gemeinsames Handeln – jetzt. Wir müssen mit der Dringlichkeit und in dem Umfang reagieren, den diese Krise erfordert.“

UNICEF ist in Krisen- und Konflitkregionen auf der ganzen Welt im Einsatz für Kinder in Not. Bitte unterstützen Sie die Nothilfe weltweit, damit wir schnell und effizient helfen können.

Für Redaktionen

Foto- und Videomaterial zur redaktionellen Nutzung.


07.10.2024 – Sudan: Tote und verletzte Kinder nach Angriffen in Nord-Dafur

Port Sudan/Wien – Mindestens 13 Kinder wurden Berichten zufolge am Freitag bei Luftangriffen in Al Kuma im sudanesischen Bundesstaat Nord-Darfur getötet und vier weitere verletzt. Die getöteten Kinder waren zwischen sechs und 17 Jahre alt.

„Diese Angriffe auf Kinder sind inakzeptabel. Kinder haben in Kriegen und Bürgerkriegen keine Rolle zu spielen, aber Kinder sind diejenigen, die am meisten unter dem anhaltenden Konflikt im Sudan leiden“, sagte Sheldon Yett, UNICEF-Vertreter im Sudan. „Kinder sollten überall sicher sein, in ihren Häusern, Nachbarschaften und auf den Straßen.“

Seit dem Angriff vom Freitag hat UNICEF weitere Berichte über getötete und verletzte Zivilisten bei Angriffen in Melit im Bundesstaat Nord-Darfur erhalten.

Seit dem Beginn des Konflikts wurden mehr als 150 Schulen und Krankenhäuser angegriffen. Gesundheitszentren, Wasserstellen und Marktplätze wurden beschädigt und zerstört. Im vergangenen Jahr wurde im Sudan die höchste Zahl schwerer Menschenrechtsverletzungen an Kindern seit mehr als einem Jahrzehnt festgestellt.

„Da der Konflikt unvermindert anhält, befürchten wir, dass sich dieses schreckliche Muster fortsetzen wird“, so Yett. „Tausende von Kindern und Familien sind in Gebieten gefangen, die von Gewalt, Unsicherheit und mangelndem Schutz betroffen sind. Die anhaltende Gewalt und die Missachtung der Sicherheit und der Rechte von Kindern müssen aufhören.“

UNICEF appelliert erneut an alle Konfliktparteien, ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und den Schutz der Kinder zu gewährleisten.


16.08.2024 – Sudan: Mindestens fünf Kinder getötet und 20 verletzt bei Beschuss von Schule und Markt in der Stadt El Obeid

Port Sudan/Wien – Statement des UNICEF-Vertreters für den Sudan, Sheldon Yett.

„Berichten zufolge wurden bei Angriffen in der Stadt El Obeid im Bundesstaat Kordofan fünf Mädchen getötet und 20 Kinder verletzt, wobei Granaten die „Al-Khansa Secondary School for Girls“ und einen belebten Marktplatz trafen.

Am Sonntag schlug eine Granate in einer von UNICEF unterstützten kinderfreundlichen Zone in Al Hattana im Bundesstaat Khartum ein, wobei zwei Jungen getötet und mindestens acht weitere verletzt wurden. Diese Angriffe folgen auf Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in anderen Teilen des Landes.

Im Sudan bleiben die meisten Schulen auch im zweiten Schuljahr in Folge geschlossen. Mehr als 17 Millionen der 19 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter sind nicht in der Schule. Seit Beginn des Konflikts wurden mehr als 110 Schulen und Krankenhäuser angegriffen, und Hunderte von Schulen werden als Unterkünfte für Binnenvertriebene genutzt, wodurch der Zugang zu Bildung in Gebieten, in denen Schulen teilweise geöffnet wurden, eingeschränkt wird.

Angriffe auf Schulen stellen eine schwere Verletzung der Rechte von Kindern dar. Durch solche Angriffe werden Kinder gestört und ihrer Bildung beraubt. Schulen bieten ein sicheres Umfeld zum Lernen und schützen gefährdete Kinder vor Missbrauch und physischen Gefahren.

Seit Beginn des Krieges im April 2023 sind Tausende von Kindern getötet oder verletzt worden. Viele weitere waren anderen schweren Verletzungen ausgesetzt, darunter sexuelle Gewalt und Rekrutierung oder Einsatz in dem Konflikt. Von 2022 bis 2023 wurde ein fünffacher Anstieg der schweren Verstöße gegen Kinder verzeichnet, und auch 2024 werden weiterhin schwerwiegende Verstöße festgestellt.

UNICEF fordert weiterhin alle Parteien auf, die Angriffe auf zivile Einrichtungen und Infrastrukturen, einschließlich Schulen, Krankenhäuser und Gesundheitszentren, einzustellen und alle Maßnahmen zum Schutz der Kinder im Einklang mit ihren Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht zu ergreifen.

Schulen geben den Kindern in dem vom Krieg zerrütteten Land die Möglichkeit zu lernen, mit ihren Freundinnen und Freunden zu spielen und ihnen zu helfen, ihr Trauma zu bewältigen. Die Angriffe auf Schulen, Gesundheitseinrichtungen und andere zivile Objekte müssen sofort eingestellt werden.“


13.08.2024 – Sudan – Eine Krise der Versäumnisse

Atbara/Genf/Wien – Eine Zusammenfassung der Aussagen von UNICEF-Sprecher James Elder – dem der zitierte Text zugeschrieben werden kann – bei der heutigen Pressekonferenz im Palais des Nations in Genf.

„Die humanitäre Krise für Kinder im Sudan ist, gemessen an den Zahlen, die größte der Welt. Sie ist auch eine Krise der Vernachlässigung. So viele der zahllosen Grausamkeiten an Kindern im Sudan bleiben unentdeckt, was oft auf den sehr begrenzten Zugang zu ihnen zurückzuführen ist.

Am Samstagmorgen spielte eine lokale Jungenfußballmannschaft auf einem Platz in einer kinderfreundlichen Zone von UNICEF im Bundesstaat Khartum, als eine Granate den Fußballplatz traf. Zwei Jungen wurden getötet, fast die gesamte Mannschaft wurde verletzt. Ich habe diese Kinder sowohl im Krankenhaus als auch in der UNICEF-Kinderbetreuungseinrichtung getroffen. Sie sind verzweifelt.

Gestern sprach ich mit einer leitenden medizinischen Mitarbeiterin, die mir einen Einblick in das Ausmaß der sexuellen Gewalt während dieses Krieges gab. Sie erklärte, dass sie direkten Kontakt zu hunderten Frauen und Mädchen hatte, von denen einige erst acht Jahre alt waren und die vergewaltigt wurden. Viele wurden wochenlang gefangen gehalten. Sie sprach auch über die erschreckende Zahl von Babys, die nach Vergewaltigungen geboren und ausgesetzt werden.

Tausende Kinder sind im Krieg im Sudan getötet oder verletzt worden. Sexuelle Gewalt und Rekrutierung nehmen zu. Noch schlimmer ist die Situation dort, wo eine kontinuierliche humanitäre Präsenz verweigert wird.

Fünf Millionen Kinder sind gezwungen, aus ihren Häusern zu fliehen – jeden Tag werden durchschnittlich 10.000 Mädchen und Buben vertrieben -, was den Sudan zur größten Kindervertreibungskrise der Welt macht. Viele von ihnen mussten dies bereits mehrmals tun.

Seit mehr als einem Jahr sagen wir, dass die Kinder im Sudan nicht mehr warten können. Nun, jetzt sterben sie. Die Hungersnot im Lager Zamzam ist die erste Feststellung einer Hungersnot durch das Famine Review Committee seit mehr als sieben Jahren und erst das dritte Mal, dass eine Hungersnot festgestellt wurde, seit das Überwachungssystem vor 20 Jahren eingerichtet wurde.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Ohne sicheren und ungehinderten Zugang und die Beseitigung von Hindernissen – insbesondere grenzüberschreitender Art – besteht die Gefahr, dass sich die in diesem Monat in einem Teil des Sudan festgestellte Hungersnot ausbreitet und zu einem katastrophalen Verlust von Kinderleben führt.

Neben Zamzam befinden sich weitere 13 Gebiete im Sudan am Rande einer Hungersnot. In diesen Gebieten leben 143.000 Kinder, die bereits an der tödlichsten Form der Mangelernährung leiden. Experten geben keine Prognosen für die Sterblichkeitsrate ab, aber die derzeitige Situation macht es erforderlich, dass einflussreiche Regierungen und Geldgeber das Folgende anerkennen:

Wenn nicht gehandelt wird, könnten in den kommenden Monaten Zehntausende sudanesischer Kinder sterben. Zehntausende. Und das ist keineswegs ein Worst-Case-Szenario. Jeder Krankheitsausbruch wird die Sterblichkeitsrate in die Höhe schnellen lassen. Krankheiten sind unsere große Angst. Bei einem Ausbruch von Masern, Durchfall oder Atemwegsinfektionen – wobei zu bedenken ist, dass sich diese Krankheiten unter den derzeitigen Lebensbedingungen und bei heftigen Regenfällen und Überschwemmungen wie ein Lauffeuer verbreiten – verschlechtern sich die schrecklichen Aussichten für die Kinder im Sudan dramatisch.

Die Kinder und Familien im Sudan brauchen heute dringend Hilfe:

  • Ungehinderten und sicheren Zugang für humanitäre Hilfe auf allen Wegen über die Konfliktlinien (insbesondere Darfur, Khartum und Kordofan) und über die sudanesischen Grenzen.
  • Die Einhaltung des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte.
  • Eine massive Aufstockung der finanziellen Mittel, um den Zusammenbruch der lebenswichtigen Systeme zu verhindern, indem Mitarbeiter an vorderster Front bezahlt, lebensrettende Güter bereitgestellt und kritische Infrastrukturen erhalten werden.
  • Ein sofortiger Waffenstillstand.

Inmitten dieser komplexen Katastrophe für die Kinder bleibt UNICEF vor Ort und leistet Hilfe. Zu den bisherigen Ergebnissen von 2024 gehören: UNICEF und seine Partner haben fünf Millionen Kinder und Familien mit sauberem Trinkwasser versorgt, mehr als drei Millionen Menschen mit lebenswichtigen medizinischen Hilfsgütern versorgt und weitere drei Millionen auf Mangelernährung untersucht. UNICEF transportiert weiterhin lebensrettende Nahrungsmittellieferungen durch grenzüberschreitende Aktionen, die ausreichen, um 215.000 schwer mangelernährte Kinder zu behandeln. Stellen Sie sich vor, was UNICEF und seine Partner mit mehr Zugang tun könnten.

Ich komme zum Schluss dahin zurück, wo ich dieses Briefing begonnen habe: die Tötung der Kinder beim Fußballspielen. Der Kapitän und beste Spieler der Mannschaft war auch einer der Jüngsten. Das Schrapnell der Granate hat ihn getötet. Als ich seine Mannschaftskameraden fragte, wann sie hofften, wieder spielen zu können, war ihre Antwort einheitlich: „Niemals“.

Indem sie vor dem Sudan die Augen verschließen und das unermessliche Leid ignorieren, schaffen die Kriegsparteien und die internationale Gemeinschaft einen gefährlichen Präzedenzfall für die weltweite Gleichgültigkeit gegenüber Kindern.“


02.08.2024 – Sudan: Hungersnot in Nord-Darfur bestätigt die schlimmsten Befürchtungen

Rom/New York/Port Sudan/Wien – Die Lage im Lager Zamzam, in dem mehr als 400.000 Vertriebene leben, hat laut dem Hungerprüfungsausschuss die Schwelle zur Hungersnot überschritten.

Nach mehr als 15 Monaten Krieg im Sudan hat eine katastrophale Kombination aus Konflikt, Vertreibung und eingeschränktem Zugang für humanitäre Hilfe zu einer Hungersnot in einem Lager geführt, das Hunderttausende von Vertriebenen in der Region Nord-Darfur beherbergt.

Die Schlussfolgerung des Famine Review Committee (FRC), dass im Lager Zamzam eine Hungersnot herrscht, ist die erste Feststellung einer Hungersnot durch den Ausschuss seit mehr als sieben Jahren und erst das dritte Mal, dass eine Hungersnot festgestellt wurde, seit das Überwachungssystem vor 20 Jahren eingerichtet wurde. Der FRC warnt davor, dass in anderen Teilen des Sudan eine Hungersnot droht, wenn keine konzertierten Maßnahmen ergriffen werden.

Die Ankündigung der Hungersnot bestätigt die Befürchtungen der humanitären Gemeinschaft und folgt einer IPC-Analyse vom Juni, die einen dramatischen Rückgang der Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit zeigt; 755.000 Menschen sind von katastrophalen Bedingungen bedroht.

UNICEF und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) warnen vor der zunehmenden Gefahr für die Menschen im Sudan, insbesondere für die Kinder, wenn die dringende Hilfe für die in Konfliktgebieten wie Darfur, Khartum, Kordofan und Al Jazirah eingeschlossenen Gemeinschaften nicht ankommt. Die Lage ist im ganzen Land nach wie vor kritisch. Schätzungsweise 730.000 Kinder werden in diesem Jahr an schwerer akuter Unterernährung leiden, der lebensbedrohlichsten Form der Mangelernährung.

Die Feststellung einer Hungersnot bedeutet, dass Menschen, darunter auch Kinder, bereits an Hunger und damit zusammenhängenden Krankheiten wie Mangelernährung und Infektionen gestorben sind. Anders als bei der Darfur-Krise vor zwanzig Jahren erstreckt sich diese konfliktbedingte Hungerkrise auf das ganze Land, einschließlich der Hauptstadt Khartum und des Bundesstaates Jazirah, der früher die Kornkammer des Sudan war.

Der stark eingeschränkte Zugang für humanitäre Hilfe ist eine der Hauptursachen für die Hungersnot in Zamzam. Zwar konnte UNICEF im Juli genügend lebensrettende therapeutische Fertignahrung (Ready-to-Use Therapeutic Food, RUTF) zur Behandlung von rund 4.000 akut unterernährten Kindern nach El Fasher liefern, einschließlich einer Zuteilung für das Lager Zamzam, doch der anhaltende Mangel an sicherem Zugang bedeutet, dass der Bedarf weiterhin enorm ist und die weitere Versorgung mit humanitären Hilfsgütern unvorhersehbar ist.

„Wir brauchen dringend eine massive Ausweitung des Zugangs für humanitäre Hilfe, um die Hungersnot in Nord-Darfur zu stoppen und zu verhindern, dass sie sich über den ganzen Sudan ausbreitet. Die Kriegsparteien müssen alle Beschränkungen aufheben und neue Versorgungswege über die Grenzen und Konfliktlinien hinweg öffnen, damit die Hilfsorganisationen die abgeschnittenen Gemeinden mit dringend benötigten Nahrungsmitteln und anderen humanitären Hilfsgütern versorgen können“, sagte Cindy McCain, Exekutivdirektorin des WFP. „Ich appelliere auch an die internationale Gemeinschaft, jetzt zu handeln, um einen Waffenstillstand in diesem brutalen Konflikt zu erreichen und das Abgleiten des Sudan in eine Hungersnot zu beenden. Nur so können wir eine humanitäre Katastrophe verhindern, die diese gesamte Region Afrikas destabilisiert.“

„Die heutigen Nachrichten bestätigen unsere schlimmsten Befürchtungen, dass in Teilen des Sudan eine Hungersnot herrscht, die unvorstellbares Leid über Kinder und Familien bringt, die bereits unter den Folgen eines schrecklichen Krieges leiden“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Diese Hungersnot ist vollständig menschengemacht. Wir appellieren erneut an alle Parteien, dem humanitären System ungehinderten und sicheren Zugang zu Kindern und Familien in Not zu gewähren. Wir müssen in der Lage sein, alle Wege zu nutzen, über Konfliktlinien und Grenzen hinweg. Die Kinder im Sudan können nicht warten. Sie brauchen Schutz, Grundversorgung und vor allem einen Waffenstillstand und Frieden.“

UNICEF und WFP appellieren weiterhin an alle Parteien, einen sicheren, ungehinderten und dauerhaften Zugang für humanitäre Hilfe zu gewährleisten, damit die humanitäre Hilfe weiter ausgeweitet werden kann und die Hilfsorganisationen in der Lage sind, schnell zu liefern. Die Organisationen fordern die internationale Gemeinschaft außerdem auf, ihre finanzielle Unterstützung für die humanitären Bemühungen zu verstärken und alle ihr zur Verfügung stehenden diplomatischen Mittel einzusetzen, um einen sofortigen Waffenstillstand herbeizuführen. WFP und UNICEF haben gemeinsam mit lokalen und internationalen Partnern eine groß angelegte humanitäre Hilfe im Sudan und in den Nachbarländern mobilisiert, in die mehr als zwei Millionen Sudanesen geflohen sind.

Hinweise für Redaktionen:

Foto- und Videomaterial aus dem Sudan.

Die Einstufung in Phase 5 der IPC-Skala für akute Ernährungsunsicherheit ist die höchste Stufe und wird vergeben, wenn in einem Gebiet mindestens einer von fünf Haushalten mit einem extremen Mangel an Nahrungsmitteln konfrontiert ist, mindestens 30 Prozent der Kinder an akuter Mangelernährung leiden und zwei von 10.000 Menschen pro Tag an akutem Hunger oder am Zusammenspiel von Mangelernährung und Krankheit sterben.

Im Jahr 2024 konnten UNICEF und seine Partner 5,2 Millionen Kinder und Familien mit sauberem Trinkwasser versorgen, 3,3 Millionen Menschen mit lebenswichtigen medizinischen Hilfsgütern versorgen, fast 2,8 Millionen Kinder auf Mangelernährung untersuchen und über 133.600 mit lebensrettenden Medikamenten behandeln.

Gemeinsam mit seinen Partnern hat UNICEF seine auf Ernährung ausgerichteten Partnerschaften auf 152 Orte im Sudan ausgeweitet. Von den 132 vorrangigen Orten befinden sich 103 in Gebieten, die aufgrund des Konflikts schwer zu erreichen sind.

Allein im Mai und Juni 2024 wurden über 170 neue ambulante therapeutische Programme (OTPs) eingerichtet, womit sich die Gesamtzahl der funktionierenden OTPs im Sudan auf 1.739 erhöht hat. Darüber hinaus bietet UNICEF mit 70 mobilen Teams lebensrettende Dienste an. Von Januar bis Juni 2024 wurden über 133.600 schwer mangelernährte Kinder aufgenommen. UNICEF transportiert weiterhin lebensrettende Nahrungsmittellieferungen durch grenzüberschreitende Operationen, die für die Behandlung von 215.000 schwer unterernährten Kindern ausreichen.

Bitte unterstützen Sie UNICEF Ernährungsprogramme weltweit.


07.06.2024 Sudan: Mindestens 55 Kinder wurden bei Kämpfen in Wad al Noura getötet und verletzt

New York/Wien – Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

„Ich bin entsetzt über die Berichte, dass bei dem gestrigen Angriff auf das Dorf Wad al Noura im sudanesischen Bundesstaat Al-Jazira mindestens 35 Kinder getötet und mehr als 20 Kinder verletzt wurden. Auch wenn noch nicht alle Einzelheiten bekannt sind, sind die Szenen vor Ort erschütternd.

Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Kinder im Sudan den Preis für die brutale Gewalt zahlen. Im Laufe des letzten Jahres wurden Tausende von Kindern getötet und verletzt. Kinder wurden rekrutiert, entführt und Opfer von Vergewaltigungen und anderen Formen sexueller Gewalt. Über fünf Millionen Kinder wurden aus ihren Häusern vertrieben.

Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastrukturen sind inakzeptabel und müssen sofort eingestellt werden. Die Konfliktparteien müssen ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht nachkommen und das Leben der Zivilbevölkerung schützen. UNICEF wiederholt seine dringende Forderung nach einer sofortigen Einstellung der Feindseligkeiten, die den Schutz der Kinder vor Schaden gewährleistet und den sicheren, ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe ermöglicht.

Es ist an der Zeit, die Gewalt zu beenden. Die Kinder im Sudan brauchen jetzt einen Waffenstillstand.“


31.05.2024 – Die Kinder im Sudan leiden unter einer kritischen Mangelernährungskrise

Genf/New York/Rom/Wien – Drei Organisationen der Vereinten Nationen warnten heute eindringlich davor, dass sich die Ernährungssituation für Kinder und Mütter im kriegsgebeutelten Sudan deutlich verschlechtert. Das Leben der sudanesischen Kinder steht auf dem Spiel und es besteht dringender Handlungsbedarf, um eine ganze Generation vor Mangelernährung, Krankheit und Tod zu schützen.

Eine aktuelle Analyse des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF), des UN-Welternährungsprogramms (WFP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt, dass die anhaltenden Kampfhandlungen die Ursachen für die Unterernährung von Kindern verschlimmern. Dazu gehören der fehlende Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen sowie ein erhöhtes Krankheitsrisiko. Verschärft wird die Situation durch die massive Vertreibung der Bevölkerung, da viele Menschen vor dem Konflikt fliehen. Im Sudan steigt das Risiko einer konfliktbedingten Hungersnot, die katastrophale Folgen haben wird, unter anderem den Verlust von Menschenleben, insbesondere von Kleinkindern.

Der seit Jahren andauernde Krieg beeinträchtigt auch die Versorgung mit humanitären Hilfsgütern erheblich, so dass zahllose Frauen und Kinder keinen Zugang zu lebenswichtigen Nahrungsmitteln und Ernährungshilfen haben. Die Hilfsorganisationen haben Schwierigkeiten, Nahrungsmittel zu liefern, da die zunehmende Gewalt und bürokratische Verfahren den Zugang zu den vom Konflikt betroffenen Gebieten erschweren.

Die Mangelernährung von Kindern im Sudan hat ein akutes Ausmaß erreicht. In Zentral-Darfur liegt die akute Mangelernährung bei Kindern unter fünf Jahren bei schätzungsweise 15,6 %, während sie im Lager ZamZam fast 30 % beträgt. Die Situation hat sich in den letzten Monaten weiter verschlechtert und es gibt keine Anzeichen für eine Besserung, da der Konflikt anhält und der Zugang für humanitäre Hilfe stark behindert wird. Akute Unterernährung ist lebensbedrohlich, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein mangelernährtes Kind stirbt, ist bis zu 11 Mal höher als bei einem gut ernährten Kind. Mangelernährung und Krankheit verstärken sich gegenseitig, wobei kranke Kinder leichter mangelernährt werden und mangelernährte Kinder leichter krank werden und schlechtere Ergebnisse erzielen. Selbst wenn die Kinder wieder gesund werden, kann die Mangelernährung lebenslange Auswirkungen auf die körperliche und kognitive Entwicklung haben. Der Sudan riskiert eine verlorene Generation, was schwerwiegende Auswirkungen auf die Zukunft des Landes hat.

Besonders besorgniserregend ist das Ausmaß der Mangelernährung bei schwangeren und stillenden Müttern. So ergab eine Untersuchung, die im vergangenen Monat von Ärzte ohne Grenzen im Lager ZamZam in Nord-Darfur durchgeführt wurde, dass über 33 % der schwangeren und stillenden Frauen mangelernährt sind, was darauf hindeutet, dass sie wahrscheinlich ihre eigenen Bedürfnisse opfern, um ihre Kinder zu ernähren. Diese Situation stellt nicht nur ein unglaubliches Risiko für die Gesundheit der Mütter dar, sondern auch für die nächste Generation der Kinder im Sudan. Bis zu 30 % der Mangelernährung bei Kindern beginnt bereits im Mutterleib, so dass Kinder, die von unterernährten Müttern geboren werden, wahrscheinlich selbst schon mangelernährt sind.

„Die Kinder im Sudan leiden unter schrecklicher Gewalt, Vertreibung und Traumata – und jetzt droht ihnen auch noch eine Hungersnot“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Wenn Kinder unter schweren Formen der Mangelernährung leiden, beeinträchtigt dies ihre körperliche und kognitive Entwicklung und kann lebenslange Schäden hinterlassen. Die Konfliktparteien müssen der humanitären Hilfe dringend Zugang gewähren, damit die Kinder Nahrung, Wasser, medizinische Versorgung und Unterkunft erhalten können. Vor allem aber brauchen die Kinder Frieden“.

„Mütter und Kinder im ganzen Sudan verenden an Mangelernährung. Der anhaltende Krieg hat ihnen alles genommen, was sie zum Überleben brauchen – Nahrung, medizinische Versorgung und Unterkunft. Wir brauchen sofortigen und sicheren Zugang, um die humanitäre Hilfe zu leisten, die sie so dringend benötigen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich diese Krise zur größten Hungersnot der Welt entwickelt“, sagte WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain. „Millionen von Menschenleben stehen auf dem Spiel und die internationale Gemeinschaft muss jetzt handeln, sonst riskieren wir, eine ganze Generation von Kindern zu verlieren.“

„Mangelernährung ist keine einmalige Krise. Mangelernährte Kinder sind ein Leben lang mit Entwicklungsproblemen und Krankheiten konfrontiert und haben auch ein höheres Risiko, an Infektionskrankheiten zu sterben“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Die Uhr tickt und bringt die Mütter und Kinder im Sudan näher an die Hungersnot heran. Die WHO und ihre Partner arbeiten vor Ort daran, akuter Mangelernährung vorzubeugen und sie zu behandeln, um wertvolle Leben zu retten, aber dafür brauchen wir dauerhaften humanitären Zugang und volle finanzielle Unterstützung.“

In dem Bericht wird eingeräumt, dass die Datenlage aufgrund des schwierigen Zugangs zu den Konfliktherden lückenhaft ist. Trotzdem befürchten die Hilfsorganisationen, dass die Lage äußerst kritisch ist und sich weiter verschlechtert. Die Datenlücken an sich sind ein Indiz dafür, dass der Zugang für humanitäre Hilfe in den am stärksten betroffenen Gebieten nicht möglich ist. Es müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die bedürftigsten Bevölkerungsgruppen zu erreichen.

In dem Bericht wird eingeräumt, dass die Datenlage aufgrund des schwierigen Zugangs zu den Konfliktherden lückenhaft ist. Trotzdem befürchten die Hilfsorganisationen, dass die Lage äußerst kritisch ist und sich weiter verschlechtert. Die Datenlücken an sich sind ein Indiz dafür, dass der Zugang für humanitäre Hilfe in den am stärksten betroffenen Gebieten nicht möglich ist. Es müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die bedürftigsten Bevölkerungsgruppen zu erreichen.

In den kommenden Monaten wird sich die Situation für die Kinder und Mütter im Sudan noch weiter verschlechtern: Im Juni beginnt die Regenzeit, die die Gemeinden von der Außenwelt abschneidet und die Zahl der Krankheiten erhöht. Außerdem beginnt im Sudan die magere Jahreszeit, eine Zeit zwischen den Ernten, in der die Nahrungsmittelvorräte traditionell zur Neige gehen. Dies ist in diesem Jahr besonders wichtig, da Berichte bereits darauf hindeuten, dass die landwirtschaftliche Produktion im Jahr 2023 aufgrund von Unsicherheit und Vertreibung unter dem Normalwert lag.

Die Hilfsorganisationen fordern einen sofortigen, ungehinderten und konsequenten Zugang zu den Gemeinschaften, die unter den schlimmsten Auswirkungen des brutalen und langwierigen Konflikts leiden, und zwar über alle möglichen grenzüberschreitenden Routen mit den Nachbarländern, sowie eine Deeskalation der Lage in El Fasher und einen landesweiten Waffenstillstand. Wir zählen auch auf eine erneute und deutlich verstärkte Unterstützung durch die Geber. Das Zeitfenster zur Abwendung des Schlimmsten schließt sich rasch.

Die Analyse finden Sie auf der Website des „Nutrition Clusters“.

Foto- und Videomaterial aus dem Sudan und den umliegenden Ländern.


15.04.2024 – Ein Jahr Krieg im Sudan: Eine ganze Generation von Kindern steht vor einer Katastrophe

New York/Paris/Port Sudan/Wien – Ein Jahr nach dem Ausbruch der Gewalt im Sudan und der damit verbundenen Verschärfung der Krise stehen das Leben, die Ausbildung und die Zukunft einer ganzen Generation sudanesischer Kinder auf dem Spiel.

Abgesehen von den direkten Auswirkungen der Gewalt auf die Kinder hat der anhaltende Krieg zu einer tödlichen Kombination aus Vertreibung, Krankheitsausbrüchen und Hunger geführt. Fast vier Millionen Kinder unter fünf Jahren werden in diesem Jahr voraussichtlich an akuter Mangelernährung leiden, davon 730.000 an lebensbedrohlicher schwerer akuter Mangelernährung. Im Sudan herrscht derzeit eine der schlimmsten Bildungskrisen der Welt, denn mehr als 90 Prozent der 19 Millionen schulpflichtigen Kinder des Landes haben keinen Zugang zu formaler Bildung. Die anhaltende Unterbrechung der Bildung wird im Sudan zu einer generationsübergreifenden Krise führen.

„Dieser brutale Krieg und die drohende Hungersnot schaffen ein bedrohliches Umfeld für einen katastrophalen Verlust an Kinderleben“, sagte der stellvertretende UNICEF-Exekutivdirektor Ted Chaiban.

„Fast die Hälfte der Kinder, die an schwerer akuter Mangelernährung leiden, leben in schwer zugänglichen Gebieten, in denen ständig gekämpft wird, was ihre Lage noch schlimmer macht. All dies ist vermeidbar, und wir können Leben retten, wenn alle Konfliktparteien uns den Zugang zu den bedürftigen Gemeinschaften und die Erfüllung unseres humanitären Mandats ermöglichen – ohne die Hilfe zu politisieren.“

Hunger und Mangelernährung machen Kinder viel anfälliger für Krankheiten und den Tod. Da die Durchimpfungsrate aufgrund der Kämpfe deutlich gesunken ist, Hunderttausende Kinder keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und es aufgrund der Gewalt erhebliche Zugangsprobleme gibt, bedrohen anhaltende Krankheitsausbrüche wie Cholera, Masern, Malaria und Denguefieber das Leben von Hunderttausenden von Kindern. Ein sprunghafter Anstieg der Sterblichkeitsrate, vor allem bei intern vertriebenen Kindern, ist eine Vorwarnung für einen möglichen großen Verlust an Menschenleben, da das Land in die jährliche magere Jahreszeit eintritt.

Die Sicherstellung eines vorhersehbaren und nachhaltigen Zugangs zu gefährdeten Bevölkerungsgruppen ist von entscheidender Bedeutung für die Verhinderung von Hungerkatastrophen und Hungersnöten. In der Zwischenzeit stehen die grundlegenden Systeme und sozialen Dienste im Sudan kurz vor dem Zusammenbruch, da die Mitarbeiter an vorderster Front seit einem Jahr nicht mehr bezahlt werden, die lebenswichtigen Vorräte aufgebraucht sind und die Infrastruktur, einschließlich Krankenhäuser und Schulen, weiterhin angegriffen wird. Der Zugang von Kindern und Familien zu Gesundheit, Ernährung, Wasser und sanitären Einrichtungen hängt an einem seidenen Faden, was die Krise noch verschärft.

Die anhaltenden Feindseligkeiten haben dazu geführt, dass sich die Berichte über schwere Kinderrechtsverletzungen von 2022 bis 2023 verfünffacht haben, insbesondere die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppen sowie die Tötung, Verstümmelung und sexuelle Gewalt gegen Kinder. Im Jahr 2023 wurde im Sudan die höchste Zahl schwerer Kinderrechtsverletzungen seit mehr als einem Jahrzehnt festgestellt. Die tatsächlichen Zahlen sind wahrscheinlich weitaus höher als die gemeldeten, da es aufgrund von Zugangsproblemen äußerst schwierig ist, Verstöße zu überprüfen.

Der Sudan hat sich auch zur weltweit größten Kindervertreibungskrise entwickelt: Seit April 2023 wurden mehr als vier Millionen Kinder aus ihren Häusern vertrieben, darunter fast eine Million Kinder, die in die Nachbarländer, insbesondere in den Tschad, nach Ägypten und in den Südsudan, flüchteten. Viele Geflüchtete und Rückkehrer:innen kommen in Gebieten an, in denen es bereits gefährdete und unterversorgte Gemeinschaften gibt, die mit mehreren Notlagen und Krisen zu kämpfen haben.

„Das Ausmaß des Bedarfs ist so überwältigend, dass es schwer ist, ihn in die richtige Perspektive zu rücken – aber wir dürfen nicht vergessen, dass dies nicht nur Zahlen sind“, sagte Chaiban. „Diese Zahlen stehen für Millionen von Kindern mit Namen, Geschichten, Hoffnungen und Träumen. Doch ohne eine erhebliche Aufstockung der lebensrettenden Dienste, die Wiedereröffnung von Schulen und vor allem ein Ende des Krieges werden diese Hoffnungen und Träume für eine Generation und die Zukunft des Sudan verloren sein.“

UNICEF leistet lebenswichtige, lebensrettende Dienste in den Bereichen Kinderschutz, geschlechtsspezifische Gewalt, Gesundheit, Ernährung, WASH, Bildung und Bargeldunterstützung für die am meisten gefährdeten Kinder und Familien. UNICEF bittet dringend um 240 Millionen US-Dollar für die nächsten sechs Monate, um eine Hungersnot in den 93 am stärksten gefährdeten Orten im Sudan zu verhindern, in denen 3,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren leben.

„Nach 365 Tagen des Konflikts stehen die Kinder im Sudan immer noch am Rande eines schrecklichen Krieges. Ohne dringende konzertierte Maßnahmen und zusätzliche Ressourcen droht dem Land eine generationsübergreifende Katastrophe, die schwerwiegende Auswirkungen auf das Land, die Region und darüber hinaus haben wird“, sagte Chaiban. „Wenn nicht unverzüglich Schritte unternommen werden, um der Gewalt Einhalt zu gebieten, den Zugang für humanitäre Hilfe zu erleichtern und den Bedürftigen lebensrettende Hilfe zukommen zu lassen, ist es wahrscheinlich, dass eine noch schlimmere Katastrophe die Kinder für viele Jahre treffen wird.“


09.02.2024 – Der Krieg im Sudan führt zur schlimmsten Vertreibungskrise der Welt

Port Sudan/Wien – Eine Rekordzahl von Kindern sucht lebensretten Hilfe. Ohne zusätzliche Ressourcen und humanitären Zugang könnten mehr Kinder an Mangelernährung und Krankheiten sterben als durch den Konflikt.

Während sich der brutale Krieg im Sudan der 300-Tage-Marke nähert, drohen die weit verbreitete Mangelernährung, die weltweit größte Vertreibungskrise für Kinder und ein zerrüttetes Gesundheitssystem weit mehr Kinder zu töten als der bewaffnete Konflikt selbst.

UNICEF verzeichnet in den Gebieten, die mit humanitärer Hilfe erreicht werden können, eine Rekordzahl von Einweisungen zur Behandlung von schwerer akuter Mangelernährung (SAM) – der tödlichsten Form der Mangelernährung. Die Bedingungen in den Gebieten, die aufgrund der Kämpfe nicht erreicht werden können – wo die Kinder am dringendsten Hilfe benötigen – sind zweifellos schlechter.

Schätzungsweise 3,5 Millionen Kinder werden in diesem Jahr an akuter Mangelernährung leiden, darunter mehr als 700.000, die an SAM leiden und eine spezialisierte, ununterbrochene, lebensrettende Behandlung benötigen.

Rund drei Millionen Kinder sind seit dem Ausbruch der Kämpfe vertrieben worden, zusätzlich zu den zwei Millionen, die in früheren Krisen vertrieben wurden – die größte Zahl von vertriebenen Kindern weltweit. Anekdotische Berichte deuten darauf hin, dass die Zahl der Todesfälle bei Kindern in stark überfüllten und unhygienischen Notunterkünften dramatisch ansteigen könnte. Die Ausbreitung von Krankheiten birgt ein besonders hohes Risiko für Kinder, die an SAM leiden, denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie einer Krankheit erliegen, ist bis zu zehnmal höher als bei gesunden Kindern.

Das Gesundheitspersonal wurde seit Monaten nicht mehr bezahlt. Mehr als 70 % der Gesundheitseinrichtungen in den vom Konflikt betroffenen Gebieten sind nicht mehr funktionsfähig, und zwei Drittel der Bevölkerung haben keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung. Allein die Zahl der Cholerafälle hat sich in den letzten Monaten mehr als verdoppelt: Bis Ende Januar wurden mehr als 10.000 Verdachtsfälle und 300 Todesfälle registriert, 16 Prozent davon bei Kindern unter 5 Jahren. In Gebieten, in denen viele vertriebene Kinder leben, sind auch Masern ausgebrochen.

„Die tödliche Kombination aus Mangelernährung, Massenvertreibung und Krankheit nimmt von Tag zu Tag zu, und wir haben nur ein extrem kurzes Zeitfenster, um einen massiven Verlust von Menschenleben zu verhindern“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Wir brauchen einen sicheren, dauerhaften und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe über Konfliktlinien und Grenzen hinweg – und wir brauchen internationale Unterstützung, um die lebenswichtigen Dienste und Systeme aufrechtzuerhalten, auf die Kinder zum Überleben angewiesen sind.“

Die jüngste Analyse der Ernährungssicherheit im Sudan ergab, dass in der Erntesaison von Oktober bis Februar die höchste jemals verzeichnete Hungersnot herrschte, nachdem sich die Unsicherheit vor kurzem auf den Bundesstaat Al Jezira, die Kornkammer des Landes, ausgeweitet hatte. Wenn die humanitäre Hilfe nicht erheblich aufgestockt werden kann, besteht in Teilen von Khartum, Kordofan und Darfur ein erhöhtes Risiko einer katastrophalen Hungersituation in der nächsten mageren Jahreszeit, die bereits im März dieses Jahres beginnen könnte.  Besonders wichtig ist es, humanitäre Hilfsgüter nach Darfur zu bringen, wo einige der schlimmsten Kämpfe stattgefunden haben und mehr als ein Drittel der vertriebenen Bevölkerung lebt, und wo über 200.000 Kinder an SAM leiden sollen.

UNICEF ist der einzige Anbieter von gebrauchsfertiger therapeutischer Nahrung (RUTF) für die Behandlung von Kindern, die an SAM leiden. Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die Versorgung mit RUTF bis Juli sichergestellt und führen eine umfassende Reaktion durch, um einen massiven Verlust von Menschenleben zu verhindern. Dazu gehören mobile Gesundheits- und Ernährungsteams, Such- und Behandlungskampagnen und die Unterstützung von medizinischem Personal an vorderster Front, um den völligen Zusammenbruch der lebensrettenden Gesundheitsdienste für Kinder zu verhindern. Die Teams beobachten genau die Trends bei den Vertreibungen, die grenzüberschreitenden Bewegungen und die plötzlichen, lebensbedrohlichen Anstiege der Ernährungs- und Krankheitszahlen.

Eine Rekordzahl von 14 Millionen Kindern – die Hälfte aller Kinder im Sudan – benötigt jetzt humanitäre Hilfe. Tausende wurden getötet und verletzt, und unzählige weitere sind schwerwiegenden Schutzverletzungen ausgesetzt, einschließlich sexueller Gewalt und Rekrutierung oder Einsatz im Konflikt. Da die meisten Schulen im ganzen Land geschlossen sind oder Schwierigkeiten haben, wieder zu öffnen, laufen 19 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter Gefahr, ihre Bildung zu verlieren.

Für das Jahr 2024 ruft UNICEF zu 840 Millionen US-Dollar auf, um 9,9 Millionen Menschen, darunter 7,6 Millionen der am stärksten gefährdeten Kinder im Sudan, mit humanitärer Hilfe zu versorgen. Trotz des enormen Bedarfs hat UNICEF nur 28 % des Finanzierungsaufrufs für 2023 erhalten.

„Wir können die Kinder im Sudan nicht im Stich lassen“, sagte Russell. „Die Auswirkungen von fast zehn Monaten Krieg, Vertreibung, Krankheit und Entbehrungen auf die 24 Millionen Kinder im Sudan sind entsetzlich. Ohne dringende Maßnahmen und zusätzliche Mittel droht dem Land eine generationenübergreifende Katastrophe, die schwerwiegende Auswirkungen auf das Land, die Region und darüber hinaus haben wird. Vor allem brauchen die Kinder im Sudan einen Waffenstillstand und Frieden.“

Bitte spenden Sie für Kinder auf der Flucht auf der ganzen Welt.

Für Redaktionen:

Foto- und Videomaterial aus dem Sudan.


02.01.2024 – Sudan: Hunderte gefährdete Kinder mussten erneut evakuiert werden

Port Sudan/New York/Wien – 253 Säuglinge und Kinder wurden nach dem Ausbruch der Kämpfe im Bundesstaat Al Jazirah in diesem Monat aus Transitzentren in Wad Madani, Sudan, an einen sichereren Ort im Land evakuiert.

Für viele der Kinder ist dies das zweite Mal, dass sie evakuiert werden, nachdem sie Anfang des Jahres nach dem Ausbruch des Krieges im April aus den Mygoma-Waisenhäusern in Khartum evakuiert werden mussten.

„Die jüngste Eskalation des Konflikts im Sudan und die Tatsache, dass diese Kinder aus Gebieten evakuiert werden mussten, die zuvor als sicher galten, ist eine grausame Erinnerung an den anhaltenden Tribut, den der Krieg von den Kindern fordert“, sagte der UNICEF-Vertreter im Sudan, Mandeep O’Brien. „Dank einer koordinierten Aktion ist es gelungen, diese Kinder wieder aus der Schusslinie zu bringen. Die sichere Passage wurde durch die Zusammenarbeit und Erleichterung beider Konfliktparteien sowie durch die Unterstützung wichtiger Partner ermöglicht. Solange die Kämpfe jedoch andauern, wird kein Kind im Sudan wirklich sicher sein“.

Die Kinder, die im Juni von Khartum nach Wad Madani evakuiert wurden, befinden sich weiterhin in der Obhut und unter dem Schutz des Ministeriums für soziale Entwicklung. Die Evakuierung, die vom Ministerium geleitet und von UNICEF und Partnern unterstützt wurde, dauerte zwei Tage.

UNICEF und seine Partner unterstützen weiterhin die Bemühungen des Ministeriums, die Kinder medizinisch zu versorgen, ihnen Nahrung und Nährstoffe zu geben, sie psychosozial zu fördern, ihnen Spiel- und Bildungsangebote zu machen und sie bei der Suche nach Pflegefamilien für die Kinder zu unterstützen.

Im Sudan herrscht die größte Kindervertreibungskrise der Welt

Im gesamten Sudan benötigen über 14 Millionen Kinder dringend lebensrettende humanitäre Hilfe, so viele wie noch nie zuvor in diesem Land. Der Krieg im Sudan hat zur größten Kindervertreibungskrise der Welt geführt. Fast 3,5 Millionen Kinder mussten aufgrund der Kämpfe aus ihrer Heimat fliehen. Die Auswirkungen der eskalierenden Gewalt – in mehr als der Hälfte der sudanesischen Bundesstaaten, d. h. in zehn von 18 Staaten, herrscht derzeit ein aktiver Konflikt – bedrohen weiterhin das Leben und die Zukunft von Familien und Kindern, so dass die Grundversorgung in den Bereichen Gesundheit und Ernährung, Bildung, Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene sowie soziale Schutzmaßnahmen unterbrochen ist, die Mitarbeiter:innen an vorderster Front nicht bezahlt werden und viele Einrichtungen geschlossen, beschädigt oder zerstört sind.

UNICEF fordert weiterhin einen sofortigen Waffenstillstand im gesamten Sudan und wiederholt seinen Aufruf an alle Konfliktparteien, das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte zu respektieren – einschließlich der Gewährleistung des Schutzes von Kindern – und einen schnellen, sicheren und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu Kindern und Familien in den betroffenen Gebieten zu ermöglichen. Ohne einen solchen Zugang wird die lebenswichtige humanitäre Hilfe für Millionen gefährdeter Kinder unerreichbar sein.

Mit einer Spende für Kinder auf der Flucht unterstützen Sie vertriebene Kinder im Sudan und auf der ganzen Welt.


 

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