
18.11.2024 – Ukraine: Jede Woche werden mindestens 16 Kinder getötet oder verletzt
New York/Kiew/Wien – Die Eskalation des Krieges nähert sich der Marke von 1.000 Tagen. Kinder und Familien erleben den dritten Winter unter harten Bedingungen, da die Angriffe zunehmen.
Mindestens 2.406 Kinder wurden seit der Eskalation des Krieges in der Ukraine vor fast 1.000 Tagen getötet oder verletzt, wie die neuesten verifizierten Berichte zeigen. Neben den Kinderopfern, zu denen 659 getötete und 1.747 verletzte Kinder gehören – was mindestens 16 getötete oder verletzte Kinder pro Woche bedeutet –, werden die Leben von Millionen Kindern durch die anhaltenden Angriffe weiterhin massiv beeinträchtigt.
Erst letzte Woche wurden eine Mutter und ihre drei Kinder – das jüngste gerade einmal zwei Monate alt – bei einem Angriff getötet, der ein Wohngebäude in der zentralukrainischen Stadt Krywyj Rih traf. Kinder in der Region Donbas im Osten des Landes sind inzwischen seit mehr als 10 Jahren mit Konflikten konfrontiert.
Kinder sind unablässigen Feindseligkeiten, langanhaltender Vertreibung und schweren Engpässen bei lebensnotwendigen Ressourcen wie sauberem Wasser, Strom und anderen Grundbedürfnissen ausgesetzt. Die eskalierenden Angriffe auf ukrainisches Territorium haben seit Juli dieses Jahres die Zahl der zivilen Opfer und die Schäden an der Infrastruktur drastisch erhöht.
„Die Auswirkungen auf Kinder sind erschütternd und inakzeptabel“, sagte Catherine Russell, Exekutivdirektorin von UNICEF. „Kinder wurden in ihren Betten, in Krankenhäusern und auf Spielplätzen getötet, und Familien sind durch den Verlust junger Leben oder lebensverändernde Verletzungen am Boden zerstört.“
Angriffe haben auch die Wasserversorgung, Heizung und Stromversorgung schwer beeinträchtigt. Zwischen dem 22. März und dem 31. August 2024 zerstörten Angriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine eine Stromerzeugungskapazität von neun Gigawatt (GW). Das entspricht der Hälfte dessen, was die Ukraine in den Wintermonaten benötigt.
„Millionen Kinder leben in ständiger Angst und verbringen oft bis zu sechs Stunden pro Tag in Kellern unter Luftschutzsirenen“, sagte Russell. „Ohne kontinuierliche und verstärkte Unterstützung für Kinder werden die psychologischen Wunden dieses Krieges über Generationen hinweg nachhallen.“
Seit August 2024 wurden etwa 170.000 Menschen gezwungen, ihre Häuser im Osten des Landes zu verlassen, wobei viele aus Gebieten evakuiert wurden, die von intensiven Kämpfen betroffen sind. Diese Zahl ergänzt die fast 3,6 Millionen, die innerhalb der Ukraine vertrieben wurden, und die über 6,75 Millionen, die außerhalb des Landes Zuflucht gesucht haben. In Europa sind neun von zehn Flüchtlingen aus der Ukraine Frauen und Kinder.
In den Frontregionen benötigen fast drei Millionen Menschen dringend Wärme, sauberes Wasser und Gesundheitsversorgung, da Schulen und Krankenhäuser weiterhin gezielt angegriffen werden. In den letzten 1.000 Tagen wurden laut UN-Daten mindestens 1.496 Bildungseinrichtungen und 662 Gesundheitseinrichtungen beschädigt oder zerstört.
Etwa 1,7 Millionen Kinder haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, und 3,4 Millionen fehlt der Zugang zu zentralisierten Sanitäranlagen, was ihr Krankheitsrisiko bei sinkenden Temperaturen erheblich erhöht.
„Schulen, Krankenhäuser und zivile Infrastruktur sind nicht nur physische Gebäude; sie sind Lebensadern und Symbole der Hoffnung für die Erholung und Widerstandsfähigkeit von Kindern“, sagte Russell. „Die Kinder der Ukraine müssen vor den bleibenden Schrecken dieses Krieges geschützt werden. Die Welt darf nicht schweigen, während sie leiden.“
Trotz der überwältigenden Herausforderungen bleiben UNICEF und seine Partner vor Ort entschlossen und leisten Nothilfe in den Bereichen Gesundheit, psychosoziale Unterstützung, Bildung und lebenswichtige Dienstleistungen für die Bedürftigsten. Im Jahr 2024 beläuft sich der humanitäre Appell von UNICEF auf 633,6 Millionen US-Dollar für Kinder in der Ukraine und Flüchtlinge in Nachbarländern. Dieser bleibt jedoch zu 30 Prozent unterfinanziert.
UNICEF fordert weiterhin, dass das humanitäre Völkerrecht eingehalten wird, um Kinder und die für ihr Überleben kritische Infrastruktur zu schützen. Der sofortige Verzicht auf den Einsatz explosiver Waffen in bevölkerten Gebieten und das Ende aller schwerwiegenden Verstöße gegen Kinderrechte müssen Priorität haben.
Gemeinsam mit seinen Partnern verpflichtet sich UNICEF, sofortige lebensrettende Maßnahmen zu sichern und gleichzeitig die Grundlagen für langfristige Erholung und Widerstandsfähigkeit zu schaffen.
UNICEF bittet um Unterstützung der Nothilfe Ukraine.
Für Redaktionen
Foto- und Videomaterial zur redaktionellen Nutzung.
12.11.2024 – Weitere Kinder bei den jüngsten Angriffen in der Ukraine getötet
Kiew/Wien – Stellungnahme von Munir Mammadzade, UNICEF-Vertreter in der Ukraine.
„UNICEF ist zutiefst erschüttert über Berichte eines Angriffs in Krywyj Rih, bei dem drei Kinder derselben Familie zusammen mit ihrer Mutter getötet wurden.
Der zehnjährige Kiril, sein fast dreijähriger Bruder Demyd und seine erst zwei Monate alte Schwester Ulyana wurden bei einem nächtlichen Angriff getötet, der ihr Wohnhaus traf und sie unter den Trümmern begrub. Ihr Vater war der einzige Überlebende aus ihrem Zuhause.
Jede Nacht gehen Kinder in der Ukraine mit Angst und Ungewissheit schlafen, während die Bedrohung durch Angriffe über ihnen schwebt. Wenn sie nicht in ihren Betten sind, verstecken sich die Kinder in Fluren und Bunkern, zwischen Alarmsirenen und Explosionen, und hoffen, am Morgen in einem intakten Zuhause und in Sicherheit aufzuwachen.
Heute in Krywyj Rih sind drei weitere Kinder und ihre Mutter nicht mehr aufgewacht. Tragische Geschichten wie diese sind in der Ukraine zur traurigen Normalität geworden, während Angriffe auf dicht besiedelte Gebiete andauern.
Allein in den ersten zwölf Novembertagen wurden Berichten zufolge mindestens vier Kinder durch heftige und anhaltende Angriffe getötet und mehr als zwanzig verletzt.
Jedes getötete oder verletzte Kind hinterlässt tiefe, lebenslange Narben bei Familien, Freunden und Gemeinschaften. Unser tiefstes Mitgefühl gilt der Familie in Krywyj Rih und allen, die in diesem brutalen Krieg geliebte Menschen verloren haben.
Kein Kind sollte in ständiger Angst um seine Sicherheit leben müssen. Angriffe auf besiedelte Gebiete müssen aufhören, und die Kinder in der Ukraine müssen überall geschützt werden – in ihren Häusern, in Schulen und auf Spielplätzen.“
UNICEF bittet weiterhin um Unterstützung der Nothilfe Ukraine.
Für Redaktionen
Foto- und Videomaterial zur redaktionellen Nutzung.
09.07.2024 – Angriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew
New York/Wien – Erklärung der UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zu den tödlichen Angriffen in der Ukraine.
„Ich bin entsetzt über die heutigen Nachrichten aus der Ukraine, wonach bei einer Welle von tödlichen Raketeneinschlägen im ganzen Land mindestens 150 Menschen getötet oder verletzt und ein Kinderkrankenhaus in Kiew schwer beschädigt wurden.
Die Raketen fielen in Städten wie Kiew, Dnipro, Kryvyi Rih, Sloviansk und Kramatorsk. Wir wissen noch nicht, wie viele Kinder bei diesen Angriffen getötet oder verletzt wurden.
Mein Mitgefühl gilt den Menschen, die Angehörige verloren haben.
Der Angriff auf das Okhmatdyt-Krankenhaus, das größte medizinische Zentrum des Landes für Kinder, ist eine weitere brutale Erinnerung daran, dass Kinder in der Ukraine nirgendwo sicher sind. Krankenhäuser sollten sichere Zufluchtsorte sein, und sie genießen nach internationalem Recht einen besonderen Schutz. Zivilisten, einschließlich Kinder, und die Einrichtungen und Dienste, auf die sie angewiesen sind, müssen immer geschützt werden.
Fast zweieinhalb Jahre nach der Eskalation des Krieges in der Ukraine scheint das Grauen, das Kinder und ihre Familien ertragen müssen, kein Ende zu nehmen.
UNICEF wird weiterhin in der gesamten Ukraine, auch in den Frontgebieten, tätig sein, um auf die unmittelbaren Bedürfnisse von Kindern und Familien zu reagieren. Dazu gehören lebensrettende Maßnahmen und Hilfsgüter sowie psychologische und psychosoziale Unterstützung. UNICEF hat das Krankenhaus in Okhmatdyt bereits mit Hilfsgütern versorgt und ist bereit, den von den heutigen Angriffen betroffenen Gemeinden zu helfen.
Mehr als alles andere brauchen die Kinder der Ukraine einen dauerhaften Frieden.“
UNICEF bittet weiterhin um Spenden für die Nothilfe Ukraine.
Für Redaktionen
Foto- und Videomaterial aus der Ukraine.
12.06.2024 – Der Wiederaufbau der Ukraine hängt davon ab, ob Kinder lernen können
New York/Wien – Statement von Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien.
„Der Krieg in der Ukraine zerstört die wichtigste Ressource seines Landes – seine Menschen. Ohne weitere Investitionen und eine nachhaltige Finanzierung werden Kinder und Jugendliche keinen ausreichenden Zugang zu Schul- und Ausbildungsmöglichkeiten haben – dabei sind diese entscheidend für die Zukunft der Kinder und Familien.
Aufgrund der Covid-19-Pandemie und des Krieges ist die Bildung der ukrainischen Kinder seit mehr als vier Jahren unterbrochen – so lange wie eine gesamte Grundschulausbildung in der Ukraine. Rund vier Millionen Kinder im ganzen Land können nur eingeschränkt lernen.
Die jüngsten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2022 zeigen, dass Kinder in der Ukraine im Lesen etwa zwei Jahre, in Mathematik ein Jahr und in den Naturwissenschaften ein halbes Jahr im Rückstand sind. Dieser Rückstand hat sich seit Februar 2022 weiter vergrößert.
Mehr als jede zehnte Bildungseinrichtung wurde durch den Krieg beschädigt, und mehr als jede fünfte musste geschlossen werden, weil Schutzräume fehlen. Für den Wiederaufbau des Bildungsbereichs werden erhebliche Mittel benötigt, die die verfügbaren Ressourcen weit übertreffen.
Die Bildungssituation ist für Kinder, die in die Nachbarländer geflüchtet sind, ebenfalls katastrophal. Etwa die Hälfte der geflüchteten Kinder aus der Ukraine – rund eine Million – sind derzeit nicht in den Schulen ihrer Zufluchtsländer eingeschrieben. Viele von ihnen haben zwar digitalen Zugang zum ukrainischen Unterricht, aber ihnen fehlt die soziale Interaktion mit Gleichaltrigen.
Dieser immense Verlust kann aufgeholt werden. Wir erinnern die Staats- und Regierungschefs, die diese Woche in Berlin zur Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine zusammengekommen sind, daran, dass der Wiederaufbau von Schulen nur der erste Schritt ist. Kinder, ihre Bildung und ihre Sicherheit müssen im Zentrum des Wiederaufbaus der Ukraine stehen.
Das bedeutet, dass wir von den ersten Jahren bis zur Sekundarstufe in den Bildungssektor investieren und die Wiederaufnahme des Unterrichts unterstützen müssen – insbesondere in grundlegenden Fächern wie Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften. Zudem müssen wir die Fähigkeiten fördern, die für ihre berufliche Zukunft unerlässlich sind.
Wenn wir jetzt in Bildung und berufliche Fähigkeiten investieren, können wir die negativen Langzeitfolgen von Krieg und Vertreibung für die Kinder und Jugendlichen in der Ukraine reduzieren. Sie werden dazu beitragen, das Humankapital der Ukraine aufzubauen, indem sie darauf vorbereitet werden, Teil der zukünftigen Wiederaufbaubemühungen ihres Landes zu werden.
Vor allem aber müssen die Kinder der Ukraine vor weiterem Schaden bewahrt werden – vor Schaden für ihre Zukunftsaussichten, ihre Bildung, ihre Sicherheit und ihre psychische Gesundheit. Dafür braucht es ein sofortiges Ende des Krieges.“
UNICEF bittet weiterhin um Unterstützung der Nothilfe Ukraine.
Für Redaktionen
Foto- und Videomaterial zur redaktionellen Nutzung.
14.05.2024 – Ukraine: Fast 2.000 Kinder wurden bisher getötet oder verletzt
Genf/Wien – Erklärung des UNICEF-Regionalbüros für Europa und Zentralasien und der Sonderkoordinatorin für die Flüchtlings- und Migrantenhilfe in Europa, Regina De Dominicis.
„Seit der Eskalation des Krieges vor mehr als zwei Jahren sind in der Ukraine mindestens 1.993 Kinder getötet oder verletzt worden, das sind durchschnittlich zwei Kinder pro Tag. Dies sind die Zahlen, die die UNO überprüfen konnte. Wir wissen, dass die tatsächliche Zahl wahrscheinlich viel höher ist.
Wie wir in allen Kriegen sehen, kosten die rücksichtslosen Entscheidungen und Handlungen von Erwachsenen Kinder ihr Leben, ihre Sicherheit und ihre Zukunft.
Neben den getöteten Kindern und den körperlichen Verletzungen, die durch die Angriffe verursacht wurden, haben viele Kinder in der Ukraine Verluste und Gewalt erlebt, die sich negativ auf ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden auswirken. Die Hälfte der jungen Teenager berichtet von Schlafstörungen, und jeder fünfte leidet unter belastenden Gedanken und Flashbacks.
Nächsten Monat geht ein weiteres Schuljahr zu Ende und damit das vierte Jahr, in dem der Unterricht unterbrochen wurde. Fast die Hälfte der Kinder, die in der Ukraine in die Schule gehen, verpassen den Präsenzunterricht, und fast eine Million Kinder im ganzen Land haben aufgrund der unsicheren Lage überhaupt keinen Zugang zu persönlichem Unterricht.
UNICEF arbeitet in der gesamten Ukraine an der Wiederinstandsetzung von Schulen und Unterkünften sowie an der Bereitstellung von Lernpaketen für zu Hause und Online-Lernhilfen für Kinder. Allein im letzten Jahr haben wir 1,3 Millionen Kinder mit formalen und nicht-formalen Lernangeboten und 2,5 Millionen Kinder und Betreuer:innen mit psychischen Gesundheitsdiensten und psychosozialer Unterstützung erreicht.
UNICEF fordert weiterhin einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine und den Schutz aller Kinder vor Gewalt. Dazu gehört auch die Beendigung des brutalen Einsatzes von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten und der Angriffe auf zivile Einrichtungen und Infrastrukturen, denen Kinder unverhältnismäßig stark zum Opfer fallen.
Die Kinder in der Ukraine brauchen dringend Sicherheit, Stabilität, Zugang zu sicheren Bildungseinrichtungen, Kinderschutz und psychosoziale Unterstützung.
Mehr als alles andere brauchen die Kinder in der Ukraine Frieden.“
UNICEF bittet um Unterstützung für die Nothilfe Ukraine.
Für Redaktionen
Foto- und Videomaterial aus der Ukraine.
26.04.2024 – Erheblicher Anstieg der Zahl getöteter Kinder in der Ukraine
Kiew/Genf/Wien – 25 Kinder wurden zwischen Jänner und März 2024 nachweislich bei Angriffen in der Ukraine getötet.
Die verifizierte Zahl der bei Angriffen in der Ukraine getöteten Kinder ist in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um fast 40 % gestiegen, da die tödlichen Angriffe anhalten, warnte UNICEF heute.
Bei Angriffen zwischen dem 1. Jänner und dem 31. März 2024 kamen nach UN-geprüften Daten 25 Kinder ums Leben – das jüngste war gerade einmal zwei Monate alt. In den ersten drei Aprilwochen wurden Berichten zufolge neun Kinder bei Angriffen getötet.
„Angesichts der anhaltenden tödlichen Angriffe sind Kinder und ihre Familien gezwungen, noch mehr Verlust und Zerstörung zu ertragen“, sagte Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien, zum Abschluss eines Besuchs in der Ukraine in dieser Woche. „Jeder Angriff wirft die Bemühungen um Erholung und Wiederaufbau zurück und verschlechtert die Lebensqualität der Kinder noch weiter. Ich sehe mit Sorge, dass die Angriffe im ganzen Land weitergehen und Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Wohngebäude zerstört werden. Nirgendwo sind Kinder sicher.“
Nach offiziellen UN-Angaben sind seit der Eskalation des Krieges im Jahr 2022 mindestens 600 Kinder bei Angriffen getötet worden. Mehr als 1.350 Kinder wurden verletzt. Die tatsächliche Zahl der getöteten und verletzten Kinder ist wahrscheinlich wesentlich höher.
Auch die Infrastruktur, auf die Kinder angewiesen sind, wird weiterhin angegriffen. Tausende von Häusern, 36 Gesundheitseinrichtungen und 140 Bildungseinrichtungen wurden in den ersten drei Monaten des Jahres beschädigt oder zerstört. Angriffe auf die Strom- und Wasserversorgung haben zu einer weiteren Unterbrechung kritischer Dienstleistungen geführt, wodurch das Leben und Wohlergehen der Kinder weiter gefährdet ist.
Zwei Jahre Krieg, denen zwei Jahre COVID-19 vorausgingen, haben dazu geführt, dass der Zugang der Kinder zur Schule mehr als vier Jahre lang unterbrochen war – Jahre, die einer Grundschulausbildung entsprechen. Fast die Hälfte der Kinder, die in der Ukraine zur Schule gehen, verpassen den persönlichen Unterricht, und fast eine Million Kinder im ganzen Land haben aufgrund der Unsicherheit überhaupt keinen Zugang zu persönlichem Unterricht.
Inmitten der anhaltenden Angriffe arbeitet UNICEF in der gesamten Ukraine daran, Lernmöglichkeiten für Kinder zu erhalten, indem Schulen und Unterkünfte wiederaufgebaut werden und Lernpakete für zu Hause sowie Online-Lernhilfen bereitgestellt werden. Im Jahr 2023 erreichte UNICEF 1,3 Millionen Kinder mit formalem und nicht-formalem Lernen.
UNICEF bietet auch psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung, u. a. durch sichere Orte, Schutz- und Unterstützungszentren, und erreichte allein im vergangenen Jahr 2,5 Millionen Kinder und Betreuer.
Gemeinsam mit Partnern baut UNICEF wichtige Wasser- und Gesundheitsinfrastrukturen wieder auf, die durch die Angriffe zerstört oder beschädigt wurden.
Derzeit benötigt UNICEF weitere 250 Mio. US-Dollar, um die kritische Unterstützung für Kinder und Familien in der Ukraine, auch in den Frontgebieten, für humanitäre und Wiederaufbauprogramme im Jahr 2024 sicherzustellen.
Bitte unterstützen Sie weiterhin die UNICEF-Nothilfe in der Ukraine.
Für Redaktionen:
Foto- und Videomaterial aus der Ukraine.
23.02.2024 – Ukraine: Kinder in Frontgebieten mussten bis zu 5.000 Stunden – das entspricht fast 7 Monaten – im Untergrund Schutz suchen
Genf/Kiew/Wien – Drei Viertel der Jugendlichen und Erwachsenen im Alter von 14 bis 34 Jahren gaben kürzlich an, emotionale oder psychologische Unterstützung zu benötigen.
Seit der Eskalation des Krieges im Februar 2022 haben die unablässigen Angriffe, die zu rund 3.500 Luftangriffswarnungen in den Regionen Saporischschja und Charkiw und zu fast 6.200 in der Region Donezk führten, verheerende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Kinder und ihre Fähigkeit, effektiv zu lernen.
Die Wintermonate waren für die Kinder besonders schrecklich: Tausende von ihnen mussten in kalten, feuchten Kellern Zuflucht suchen, da viele Familien durch die Eskalation der Angriffe ohne Heizung, Wasser und Strom dastanden.
„Der Krieg in der Ukraine hat die Kindheit zerstört und die psychische Gesundheit und Lernfähigkeit der Kinder stark beeinträchtigt“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Die Kinder haben zwei Jahre lang Gewalt, Isolation, Trennung von ihren Familien, den Verlust geliebter Menschen, Vertreibung und eine Unterbrechung der Schulbildung und Gesundheitsversorgung erlebt. Dieser Alptraum muss ein Ende haben.“
„Der anhaltende Beschuss lässt den Kindern in der Ukraine kaum die Möglichkeit, sich von den Ängsten und Traumata zu erholen, die mit den Angriffen verbunden sind. Jede Sirene und jede Explosion verunsichert sie noch mehr. Bildung ist eine Säule der Hoffnung, der Chancen und der Stabilität im Leben von Kindern, aber sie ist weiterhin gestört oder für Millionen von Kindern in der Ukraine unerreichbar.“
Die psychologischen Auswirkungen des Krieges auf Kinder sind weit verbreitet. Erhebungen zufolge hat die Hälfte der 13- bis 15-Jährigen Schlafprobleme und jeder Fünfte leidet unter aufdringlichen Gedanken und Rückblenden – typische Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Drei Viertel der Kinder und Jugendlichen zwischen 14 und 34 Jahren gaben an, in letzter Zeit emotionale oder psychologische Unterstützung zu benötigen. Weniger als ein Drittel hat jedoch Hilfe in Anspruch genommen.
Eltern in der Ukraine berichten über ein erhöhtes Maß an Angst, übermäßiger Furcht, Phobien und Traurigkeit sowie über ein geringeres Engagement in der Schule, Empfindlichkeit gegenüber lauten Geräuschen und Schlafstörungen bei Kindern. In einer Zeit, in der elterliche Unterstützung am dringendsten benötigt wird, berichtet die Hälfte der befragten Eltern, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Kinder zu unterstützen.
Im ganzen Land haben 40 % der ukrainischen Kinder keinen Zugang zu kontinuierlicher Bildung, weil es an Einrichtungen fehlt. In Gebieten, die näher an der Frontlinie liegen, hat die Hälfte der Kinder im schulpflichtigen Alter keinen Zugang zur Bildung. Neueste Daten zeigen, dass das Ausmaß der Lernlücken im Jahr 2022 im Vergleich zu 2018 einem Verlust von zwei Jahren im Lesen und einem Jahr in Mathematik entspricht.
Seit der Eskalation des Krieges vor zwei Jahren hat UNICEF seine Arbeit in der Ukraine ausgeweitet und ist derzeit in Kiew, Lwiw, Odesa, Dnipro, Poltawa, Mykolaiv und Charkiw präsent, um humanitäre Hilfe und wichtige Unterstützung für Kinder und Familien zu leisten.
Die Arbeit von UNICEF in der Ukraine konzentriert sich darauf, Kindern Zugang zu medizinischer Versorgung, Impfungen, Ernährungshilfe, Schutz, Bildung, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, sozialem Schutz sowie psychischer Gesundheit und psychosozialer Unterstützung zu gewähren.
In den Aufnahmeländern von Geflüchteten arbeitet UNICEF mit Regierungen, Gemeinden und lokalen Partnern zusammen, um die nationalen Systeme zu stärken, die geflüchteten und ausgegrenzten Kindern aus den Aufnahmegemeinschaften hochwertige Bildungs-, Gesundheits- und Schutzdienste bieten.
„Die humanitären Grundsätze, das humanitäre Völkerrecht und die internationalen Menschenrechte müssen respektiert werden. Kinder brauchen eine Chance, sich zu erholen, und das geht am besten, wenn dieser Krieg beendet wird“, so Russell.
UNICEF bittet weiterhin um Unterstützung für die Nothilfe Ukraine.
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22.02.2024 – Appell von IOM, UNHCR und UNICEF: Inklusionschancen für Flüchtlinge aus der Ukraine in Österreich weiter verbessern
Wien – Das Kriegsende nicht absehbar. Zugang zu Sozialhilfe sowie langfristige Aufenthaltsperspektiven würden Inklusion und Jobchancen von Geflüchteten aus der Ukraine ankurbeln.
Am 24. Februar jährt sich die russische Invasion der Ukraine zum zweiten Mal. Rund 6,5 Millionen Flüchtlinge – die meisten von ihnen Frauen und Kinder – haben vor allem in europäischen Ländern Zuflucht gefunden, innerhalb der Ukraine sind rund 3,7 Millionen Menschen vertrieben.
In Österreich leben aktuell rund 83.000 Flüchtlinge aus der Ukraine, davon 25.000 Kinder, im Rahmen des EU-weiten temporären Schutzes, und das Engagement aller Akteur*innen in der Nothilfe war beispiellos. Angesichts der unvermindert andauernden Kampfhandlungen in der Ukraine ist es aus Sicht der Internationalen Organisation für Migration IOM, des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR und des UN-Kinderhilfswerks UNICEF nun aber unabdingbar, langfristige Lösungen für Flüchtlinge aus der Ukraine in Österreich zu finden, um ihre Inklusionschancen zu erhöhen.
Nachdem im vergangenen Jahr der Zugang zum Arbeitsmarkt für Flüchtlinge aus der Ukraine nochmals erleichtert wurde, wäre aus Sicht der drei UN-Organisationen nun der Zugang zur Sozialhilfe eine weitere wichtige Inklusionshilfe. Aktuell sind Flüchtlinge aus der Ukraine nach wie vor im sogenannten Grundversorgungs-System, das für kurze Aufenthalte hauptsächlich für Asylsuchende konzipiert wurde. Die Leistungen der Grundversorgung (z.B. maximal rund 440 Euro pro Monat für eine erwachsene alleinstehende Person für alle Kosten wie Miete, Nahrung, Hygiene, Kleidung, etc.) reichen daher ohne Hilfe der Zivilgesellschaft so gut wie nicht für ein Überleben aus, wie auch eine Umfrage von UNHCR deutlich zeigte.
„Hier braucht es ganz dringend einen Systemwechsel, um Ukrainerinnen und Ukrainer aus der Armutsfalle zu holen und ihre Nachteile beim Einstieg in einen Job zu beseitigen und somit ein Leben auf eigenen Beinen zu ermöglichen. Das hätte nicht nur für die betroffenen Personen, sondern auch für die Aufnahmegesellschaft Vorteile“, so Christoph Pinter, Leiter von UNHCR in Österreich.
Ein kompliziertes Berechnungssystem und sehr wenig Möglichkeiten, sich in der Grundversorgung etwas dazuverdienen zu dürfen, machen es außerdem fast unmöglich, gering bezahlte bzw. Teilzeitjobs anzunehmen. Zudem bietet die Sozialhilfe Schnittstellen zum Arbeitsmarktservice, die bei der Grundversorgung fehlen. Vor allem im Hinblick auf die große Gruppe von alleine geflüchteten Frauen mit Kindern und deren Betreuungspflichten wäre der Zugang zur Sozialhilfe wichtig.
„Kinder, die aus der Ukraine vertrieben wurden und viel Leid ertragen mussten, brauchen Sicherheit und Chancen. Sind sie nun, statt diese Sicherheit zu erfahren, von Armut betroffen hat es weitreichende Folgen. Zukunftschancen werden genommen und auch die körperliche und psychische Gesundheit leiden langfristig. Kinder haben ein Recht auf Versorgung und gesellschaftliche Teilhabe, bestmögliche Gesundheit sowie Bildung. JEDES Kind hat diese Rechte. Von einer gerechten Gesellschaft gewinnen wir alle“, so Christoph Jünger, Leiter von UNICEF Österreich.
IOM, UNHCR und UNICEF appellieren weiters aufgrund des nicht-absehbaren Kriegsendes, so bald wie möglich langfristig Sicherheit sowohl für die betroffenen Ukrainer:innen wie auch die österreichischen Arbeitgeber:innen zu schaffen.
„Bei einem Großteil der Vertriebenen handelt es sich um Frauen und Kinder sowie ältere Erwachsene. Eine prekäre finanzielle Situation und Abhängigkeiten erhöhen das Risiko von Ausbeutung und Missbrauch“, erklärt Marian Benbow Pfisterer, Leiterin von IOM Österreich. „Daher muss vor allem ihre finanzielle Lage verbessert werden – durch eine verbesserte soziale Absicherung, die gezielte Förderung der Arbeitsmarktintegration sowie die Schaffung einer längerfristigen Aufenthaltsperspektive.“
Dabei sind gezielte alters- und geschlechtssensible Maßnahmen erforderlich, die verschiedene Dimensionen von Inklusion berücksichtigen. Arbeitsorientierte Ansätze etwa müssen mit den Bedürfnissen in anderen Bereichen in Einklang gebracht werden. Zum Beispiel ist es unwahrscheinlich, dass eine alleinerziehende Mutter ohne soziales Unterstützungsnetz die wirtschaftlichen Möglichkeiten nutzt, die sich ihr bieten, wenn ihre nichtwirtschaftlichen Bedürfnisse ignoriert werden.
Vor allem auch Flüchtlinge, die nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können wie z.B. ältere Menschen, Mütter mit kleinen Kindern oder Personen mit Behinderungen, sollten bei einer künftigen Neuregelung mitbedacht und abgesichert werden.
Abschließend betonen die drei UN-Organisationen, dass vielfach auch noch Potenzial und Qualifikationen von Ukrainerinnen und Ukrainern in Österreich besser genutzt werden könnten. Viele Ukrainer*innen, die nach Österreich geflohen sind, bringen bereits hohe Bildungsabschlüsse mit. Um ihre Jobchancen zu erhöhen, wird von IOM, UNHCR und UNICEF in Österreich empfohlen, die Anerkennung dieser Abschlüsse verstärkt zu fördern.
UNICEF bittet weiterhin auch um Unterstützung für die Nothilfe in der Ukraine.
04.01.2024 – Verletzte und getötete Kinder nach den jüngsten Angriffen auf die Ukraine
Kiew/Wien – Eine Erklärung von Munir Mammadzade, UNICEF-Vertreter in der Ukraine.
„Bei einer Welle tödlicher Angriffe in mehreren Gebieten der Ukraine sind Berichten zufolge zwei Kinder getötet und mindestens 15 Kinder verletzt worden.
In den letzten sechs Tagen wurden Kinder und Familien sowie die Infrastruktur, auf die sie angewiesen sind, in Dnipro, Lwiw, Charkiw, Kiew, Odesa und anderen bewohnten Gebieten angegriffen. Mit getöteten und verletzten Kindern sowie zerstörten und beschädigten Schulen und Gesundheitseinrichtungen tragen die jüngsten Bürgerinnen und Bürger der Ukraine weiterhin die Hauptlast dieser Angriffe. Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen.
Mindestens acht Schulen und zehn Gesundheitseinrichtungen, darunter eine Entbindungsklinik, wurden Berichten zufolge in der vergangenen Woche beschädigt. Häuser wurden zerstört, und Millionen von Kindern haben das neue Jahr unter dem Lärm von Sirenen und Bombardements begonnen, die eine vertraute Angst schüren.
Die kumulativen Auswirkungen der gemeldeten Verluste, der Schäden an der Infrastruktur und der unablässigen Angriffe haben das Jahr, das eigentlich ein Jahr der Freude sein sollte, in ein Jahr des Schreckens, der Angst und des Leids verwandelt.
Kinder in der gesamten Ukraine sind gezwungen, in Kellern, Bunkern und U-Bahn-Stationen Zuflucht zu suchen, oft in den eiskalten Morgenstunden. Für Kinder, deren Häuser beschädigt oder zerstört wurden, und für diejenigen, deren Zugang zu Strom, Heizung und Wasser abgeschnitten wurde, ist die Situation besonders schlimm, da sie harsche Temperaturen von oft bis zu -20°C ertragen müssen.
Nach UN-geprüften Berichten wurden seit der Eskalation des Krieges in der Ukraine fast 1.800 Kinder getötet oder verletzt. Die tatsächliche Zahl ist wahrscheinlich weit höher.
Im Februar werden die Kinder in der Ukraine zwei Jahre lang einen Krieg in vollem Umfang ertragen haben. Millionen von Kindern sind ihrer Kindheit beraubt worden. Millionen haben ihre Familienmitglieder, Freunde, Häuser, Schulen und Gemeinden verloren. Und sie sind weiterhin Gefahren für ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen ausgesetzt, da die Angriffe und Kämpfe anhalten, insbesondere für Kinder, die in Gebieten nahe der Frontlinie leben.
Die Tötung und Verstümmelung von Kindern, die Angriffe auf Schulen und Gesundheitseinrichtungen sind schwerwiegende Verstöße gegen die Rechte von Kindern und müssen aufhören. Die Gesetze des Krieges müssen beachtet werden. Kinder und die zivile Infrastruktur, auf die sie angewiesen sind, müssen geschützt werden. Alle notwendigen Maßnahmen zu ihrem Schutz müssen ergriffen werden. Angriffe auf Kinder und zivile Gebiete müssen aufhören.
Vor allem anderen brauchen Kinder Frieden. Kinder brauchen die Möglichkeit, Kinder zu sein.“
Bitte unterstützen Sie weiterhin die Nothilfe in der Ukraine!