
Kinder sind von Tötungen, Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen und sexualisierter Gewalt betroffen – der Konflikt lähmt Schulen, Gesundheitsdienste und den Zugang zu sauberem Wasser. UNICEF weitet humanitäre Hilfe aus.
Bukavu/Wien – Die erneute Eskalation des Konflikts in der Provinz Süd-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) hat mehr als 850.000 Menschen – fast die Hälfte davon Kinder – zur Flucht gezwungen. Viele von ihnen leben unter prekären Bedingungen, suchen Zuflucht in Schulen, Kirchen oder unter freiem Himmel und haben nur begrenzten Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen, Gesundheitsversorgung und Bildung.
Die anhaltende Gewalt in der Region hat zu einem dramatischen Anstieg schwerer Verstöße gegen Kinderrechte geführt. Die Zahl der bestätigten Fälle ist seit Januar 2025 drastisch gestiegen – ein Anstieg um rund 150 % im Vergleich zu Dezember 2024. Zu den dokumentierten Verstößen gehören sexualisierte Gewalt, Tötungen, Verstümmelungen sowie die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern durch bewaffnete Gruppen.
Der UNICEF-Vertreter in der DR Kongo besuchte Anfang März die östliche Region, um sich vor Ort ein Bild von der Krise in Bukavu zu machen und die verstärkten Hilfsmaßnahmen von UNICEF zu bewerten.
„Ich habe unbegleitete Kinder getroffen, die in den Universitätskliniken Zuflucht gesucht haben – Kinder, die alles verloren haben. Ihre Verzweiflung ist enorm, und jeder Tag ohne eine verstärkte humanitäre Reaktion verschlimmert ihr Leid“, warnt Jean François Basse, kommissarischer UNICEF-Vertreter in der DR Kongo. „Wir stehen vor einer beispiellosen Schutzkrise. Kinder werden gezielt angegriffen. Sie werden getötet, rekrutiert, von ihren Familien getrennt und schrecklicher sexueller und körperlicher Gewalt ausgesetzt.“
Die Kämpfe haben auch die humanitären Hilfsmaßnahmen stark eingeschränkt. Die Schließung des Flughafens Kavumu, 25 Kilometer nördlich von Bukavu – einem wichtigen Zugangspunkt für die Lieferung lebenswichtiger Hilfsgüter – sowie die Schließung von Banken haben Feldoperationen behindert und Zahlungen sowie Hilfsgüterverteilungen verzögert.
Das Gesundheitswesen ist überlastet, mit überfüllten Krankenhäusern und einem akuten Mangel an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung. Mehr als 15 Gesundheitseinrichtungen wurden teilweise zerstört, während sich Krankheitsausbrüche wie Cholera, Masern und Affenpocken (mpox) weiter ausbreiten. Seit Januar 2025 wurden 377 Cholera-Fälle registriert, mit einem alarmierenden Anstieg von 146 neuen Infektionen Ende Februar, insbesondere in Vertriebenenlagern und Gesundheitszonen in Minova und Uvira.
Auch das Bildungssystem ist stark betroffen: Mehr als 1.000 Schulen in der Provinz mussten schließen, wodurch der Unterricht für über 300.000 Schülerinnen und Schüler unterbrochen wurde. Allein in Bukavu wurden 19 Schulen zu provisorischen Notunterkünften für vertriebene Familien umfunktioniert – ein Zeichen für den dringenden Bedarf an alternativen Lösungen, um sowohl Bildung als auch humanitäre Hilfe zu gewährleisten.
Angesichts dieser kritischen Lage weiten UNICEF und seine Partner die lebensrettende Unterstützung für Kinder und Familien aus. Programme zur Familienzusammenführung unbegleiteter Kinder laufen bereits, wobei 40 % der betroffenen Kinder bereits unterstützt wurden. Zudem wurden vier „Anlaufstellen“ eingerichtet, an denen betroffene Kinder und Familien psychosoziale Unterstützung erhalten und an weitere Hilfsangebote vermittelt werden.
Der Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen verbessert sich allmählich: Drei Wasseraufbereitungsanlagen liefern täglich 180.000 Liter sauberes Trinkwasser. Gleichzeitig sind mobile UNICEF-Teams in Cholera-betroffenen Gebieten im Einsatz, um Desinfektionsmaßnahmen durchzuführen, Aufklärungsarbeit zu leisten und medizinische Überweisungen zu organisieren.
UNICEF und seine Partner setzen sich zudem für die Wiedereröffnung von Schulen, die Beseitigung von Minen sowie die schnelle Instandsetzung beschädigter Einrichtungen ein. Darüber hinaus verstärkt UNICEF die Unterstützung von Gesundheitszentren zur Bekämpfung von Affenpocken und Cholera – insbesondere durch medizinische Behandlung, Ernährungsversorgung und psychosoziale Betreuung.
„Wir fordern alle Konfliktparteien auf, die Kämpfe sofort einzustellen, Kinder zu schützen, das internationale humanitäre Recht zu respektieren und einen schnellen, sicheren und uneingeschränkten Zugang für humanitäre Hilfe zu garantieren“, erklärte Basse.
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