
Wien, Tag der Bildung – Nach 2 Jahren Projektlaufzeit liegen die Ergebnisse des EU-Projekts „Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Personal zur Steigerung der Qualität in der frühkindlichen Bildung und Betreuung in Österreich“ (2022-2024) vor.
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung setzt sich damit dafür ein, die Qualität des Angebots im Bereich der Elementarpädagogik mit Hilfe des Europäischen Qualitätsrahmens und bewährter Praxis aus Österreich und anderen EU-Mitgliedstaaten zu stärken. Das Vorhaben wurde mithilfe des Instruments für technische Unterstützung (TSI) der Europäischen Union durch die Abteilung Frühkindliche Entwicklung des UNICEF-Regionalbüros Europa und Zentralasien in Zusammenarbeit mit der Generaldirektion Unterstützung von Strukturreformen (GD REFORM) und mit Hilfe der Länder und unter Einbindung anderer relevanter Stakeholder umgesetzt.
Das Ziel dieses Projekts war es, im Bereich der frühkindlichen Bildung und Betreuung (FBBE) mit Hilfe von gemeinsam mit den Ländern und unter Einbeziehung anderer relevanter Stakeholder zu erarbeitenden Instrumenten die Rahmenbedingungen und die Situation des Personals anzuheben und so die Qualität der elementaren Bildung in Österreich zu verbessern. Dies soll zu einer Stärkung der Qualität, Verfügbarkeit und Stabilität des pädagogischen Personals in Österreich und zu einer Verringerung des Personalmangels führen, um so den Zugang zu und die Qualität von elementaren Bildungsangeboten im Land zu verbessern.
„Qualitätsvolle Elementarpädagogik ist essentiell für den Start eines guten Bildungsweges, Chancengerechtigkeit und nicht zuletzt auch ökonomisches Wachstum. Investitionen in die frühkindliche Bildung und Betreuung von Kindern sind daher unerlässlich und müssen prioritär behandelt werden. Die Ergebnisse des TSI Projektes legen entsprechende Empfehlungen und Instrumentarien dar, um nachhaltige Veränderungen anzustoßen.”, betont Christoph Jünger, Geschäftsführer des Österreichischen Komitees für UNICEF.
Projektergebnisse
Eine Desk Review über die derzeitige Lage der FBBE in ganz Österreich und in den einzelnen Bundesländern wurde ausgearbeitet, um über die Entwicklung der Rahmenbedingungen zu informieren. Eine Vergleichsstudie von guten Praktiken aus europäischen Systemen, die sich mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert sehen, lieferte hilfreiche Beispiele und Ideen für Österreich, basierend auf den Reformen und Entwicklungen in anderen Ländern.
Das Ergebnis dieses Projekts war weiters ein QualitätsRahmenPlan, der Standards und Indikatoren für die Arbeitsbedingungen und die Qualität für das Personal darlegt. Dieser Rahmen stellt ein Novum für Österreich dar, da er empfohlene Schritte für Verbesserungen im Bereich der FBBE in verschiedenen Handlungsfeldern aufzeigt.
Empfehlungen für die Elementarpädagogik
Folgende umfassende Empfehlung wurde aus den Projektergebnissen abgeleitet (Abschlussbericht): „Damit Österreich den QualitätsRahmenPlan zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für das Personal und zur Steigerung der Qualität umsetzen kann, muss sichergestellt werden, dass eine ausreichende Finanzierung, Kontrolle, Unterstützung und Verantwortungskompetenz zur Verfügung stehen.“
Weitere Empfehlungen sind u.a.
- Unter Beibehaltung der aktuellen Kompetenzverteilung, gemäß derer den Ländern die Verantwortung für die Bereitstellung und Aufsicht der elementaren Bildung obliegt, soll eine österreichweite Vision und ein gemeinsames Bekenntnis zur Verbesserung des Zugangs zu und der Qualität von FBBE, sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, festgelegt und umgesetzt werden.
- Erhöhung der verfügbaren Bildungs- und Betreuungszeiten für Kinder unter 5 Jahren, um den österreichischen Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf (VIF) zu erfüllen.
- Systematische Reduktion der Gruppengrößen, um international bewährte Standards zu erreichen.
- Stärkung der Zusammenarbeit durch die Entwicklung von gemeinsam erstellten Planungsdokumenten sowie Verbesserung des Zugangs zu FBBE und Steigerung der Qualität durch rechtliche Änderungen und Nutzung von Gremien.
- Erhöhung öffentlicher Investitionen in die Elementarpädagogik auf das von der OECD empfohlene Minimum von 1% des Bruttoinlandsprodukts (OECD, 2023b).
- Stärkung der Qualität der FBBE durch die Schaffung einer gemeinsamen Vision, die Entwicklung und Implementierung von Tools zur Messung der Qualität sowie durch die Stärkung von Systemen zur Sammlung vergleichbarer Daten.
- Entwicklung eines Konzepts für einen nationalen FBBE Qualitätsrahmen, der Mindeststandards zur Verwendung in allen Bundesländern, aber auch auf Gemeinde- und Einrichtungsebene inkludiert
- Ausweitung der „Statistik über die elementare Bildung und das Hortwesen“ basierend auf einem gemeinsamen Indikatoren- und Datenrahmen, um weitere Parameter zur Qualitätsmessung in der FBBE zu inkludieren, einschließlich der Einführung von gemeinsamen Indikatordefinitionen zur Datenvergleichbarkeit und -aggregierung
- Implementierung des QualitätsRahmenPlans und Weiterführung der Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern zur näheren Ausdifferenzierung und Weiterentwicklung des Tools.
- Stärkung des österreichweiten Verständnisses für den Wert der FBBE für die Gesellschaft sowie für das Kind selbst. Verknüpfung des Verständnisses von Investitionen in die FBBE in Bezug auf „returns on investment“ in den frühen Jahren und der Rolle, die FBBE beim Wirtschaftswachstum spielt, sowie für Chancengerechtigkeit. Sicherstellung, dass die Elementarpädagogik auch als wichtiges Element für optimale Kindesentwicklung und zur Vorbereitung auf die Schule gesehen wird und nicht nur als Kinderbetreuung.
Narrativpapier “Spielend lernen – Fertig, los! Elementarpädagogik neu erzählt”
Um positive Veränderungen des Narrativs in Bezug auf die FBBE zu erreichen, wurden in einem Narrativpapier nützliche Tools für die Kommunikation über FBBE im Allgemeinen, über deren Reformen und über ihre tagtägliche Arbeit zusammengestellt, die von allen Stakeholdern angewandt werden können. „Elementarpädagogik steht für die Bildung und Begleitung aller Kinder in einer entscheidenden Phase ihrer frühkindlichen Entwicklung. Sie ermöglicht, dass jedes Kind in Österreich die gleichen Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben hat. Sie bildet das Fundament für eine Gesellschaft des sozialen Zusammenhalts und der Chancengleichheit.“ so lautet der entwickelte Kernnarrativ bezüglich Elementarpädagogik, welcher im Rahmen des Projektes entwickelt wurde.
Im öffentlichen Diskurs sollte also Wert darauf gelegt und eine Veränderung des Narrativ in Richtung folgender Aspekte stattfinden:
- „Elementarpädagogik bedeutet Bildung von Kindern”
- „Die Elementarpädagogin/der Elementarpädagoge als erste Begleitperson auf einem erfolgreichen Bildungsweg”
- „Der Kindergarten als Bildungseinrichtung: Ein geschützter Ort für Kinder, an dem sie ihre Potenziale entfalten können”
Projektergebnisse im Detail
- Projektergebnisse stellen ein Desk Review über die Arbeitsbedingungen im Bereich der FBBE in Österreich dar, der Daten aus den neun Bundesländern sowie Österreichs Position im Vergleich zu anderen EU Mitgliedstaaten betrachtet.
- Weiters werden europäische Beispiele guter Praxis zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Beschäftigten im Bereich der FBBE unter Anwendung eines entwickelten Qualitätsmodell für das Personal (Staff Value Proposition (SVP)) für FBBE beleuchtet und daraus umfassende Empfehlungen abgeleitet.
- Außerdem wurde eine Sektoranalyse der Situation der Arbeitskräfte im Bereich der FBBE in Österreich durchgeführt.
- Schließlich wurde aus den 3 genannten Dokumenten ein konsolidierter Bericht mit Empfehlungen erstellt
- sowie das „Narrativpapier: Spielend lernen – Fertig, los! Elementarpädagogik neu erzählt. Leitfaden zur Unterstützung der Kommunikation im Bereich der Elementarpädagogik“.
- Eine Zusammenfassung der Projektergebnisse , Erkenntnisse, Empfehlungen und nächste Schritte finden sich im Abschlussbericht.
Weiterführende Links
TSI Kurzbeschreibung Deutsch als PDF
TSI brief project description English
Informationen des BMBWF