
11.11.2020 – So geht es den Kindern in Beirut 100 Tage nach der Explosion
Beirut/Zürich/Wien – Kinder und Familien, die von den Explosionen in Beirut vor 100 Tagen heimgesucht wurden, brauchen weiterhin Unterstützung beim Wiederaufbau ihres Lebens. So der heute veröffentlichte UNICEF-Bericht „Aufstieg aus der Zerstörung.“
Der Kern dieser nötigen Unterstützung liegt in der psychosozialen Betreuung der betroffenen Kinder und Familien. Dies soll ihnen helfen, ihre Traumata zu verarbeiten, die sie während und nach den Explosionen erlebt haben. UNICEF hat dabei mehr als 33.000 Menschen erreicht, darunter 7.200 Kinder sowie Eltern und primäre Betreuer.
„Die psychosoziale Unterstützung von Kindern und Eltern ist ein entscheidender Schritt, um den Menschen zu helfen, ihr zerbrochenes Leben wiederaufzubauen“, sagt die UNICEF-Libanon-Chefin Yukie Mokuo. „Die unmittelbaren Narben beginnen dank großen Anstrengungen zu heilen. Die tiefen, sichtbaren und unsichtbaren Wunden von Kindern und Familien, die in einem Land leben, das aktuell mehrere Notlagen erfährt, erfordern nachhaltige Solidarität, großes Engagement und weitere Unterstützung.“
Der 12-jährige Hussein* ist ein Kind, das diese Art von Unterstützung erhalten hat. „Ich hatte aufgehört, Farbe auf meinen Zeichnungen zu verwenden. Nach der Explosion hatte meine Welt keine Farbe mehr. Die Explosion ließ alle Farben in meinem Leben verschwinden. Alles hat sich verändert“, sagt Hussein, der im Bezirk Karantina lebt, einem der am schlimmsten betroffenen Viertel Beiruts. Zehn Wochen später und nach anhaltender Unterstützung kehrt im Leben von Hussein und anderer betroffenen Kinder langsam der Anschein von Normalität wieder ein. „Die Farbe ist in mein Leben zurückgekehrt“, sagt er.
In den vergangenen 100 Tagen haben UNICEF und Partner:
- mehr als 7.200 Kindern, Eltern sowie primären Betreuer*innen psychosoziale Unterstützung durch kindgerechte Räume in den betroffenen Gebieten und durch Peer-to-Peer-Sitzungen geboten;
- ein Notfall-Geldtransferprogramm eingerichtet, das in den kommenden Monaten bis zu 80.000 gefährdete Kinder und Einzelpersonen unterstützen wird;
- über 22.000 Kinder unter fünf Jahren mit lebenswichtigen Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin A, energiereichen Biskuits sowie Spezial- und Notfall-Nahrungsrationen versorgt;
- die Wasserversorgung in 1.060 Gebäuden wiederhergestellt und damit 20.765 Menschen in 4.080 Haushalten erreicht;
- 4.882 Wassertanks installiert, darunter 111 in drei stark betroffenen Krankenhäusern in Karantina, Wardiya und Geitaoui;
- wichtige humanitäre Hilfsgüter und COVID-19-Schutz- und Hygieneartikel im Wert von 3,7 Millionen US-Dollar an Partner verteilt. Rund 80 Prozent der Lieferungen wurden lokal beschafft, um die libanesische Wirtschaft zu unterstützen;
sich verpflichtet, den Wiederaufbau von sieben Schulen sowie die Bereitstellung von Mobiliar und Material für fast 90 Schulen zu unterstützen;
mehr als 1.800 junge Menschen zur Unterstützung mobilisiert. Die Arbeiten konzentrierten sich insbesondere auf die Reinigung, kleinere Instandsetzungen in den Haushalten sowie die Zubereitung und Verteilung von Mahlzeiten für betroffene Familien; - 7.500 Mini-Hygienesets bereitgestellt, einschließlich COVID-19-Präventionsartikel. Außerdem wurden Informationen zur Vorgehensweise bei sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt vermittelt;
„Die Reaktion von UNICEF in den letzten 100 Tagen war lebensrettend, schnell und unerlässlich“, sagt Youki Mokuo. „Doch unsere Arbeit geht weiter.“ Der Wiederaufbau Beiruts und die Stärkung des Geistes des libanesischen Volkes sei ein langfristiges Engagement. UNICEF und hätte gemeinsam mit Partnern Tausende von Kindern und Familien unterstützt, die von der Explosion betroffen waren, aber die Not sei nach wie vor groß, so Mokuo. „Wir danken all unseren Spender*innen – Einzelpersonen, Regierungen und Unternehmen – von ganzem Herzen. Ihre Bemühungen und ihr Engagement helfen uns, uns für die Kinder, Jugendlichen und Familien im Libanon einzusetzen.“
UNICEF hat bisher 33 Prozent der 50 Millionen US-Dollar erhalten, die für den Bedarf der Kinder und Familien benötigt werden. Um mehr Kinder, Jugendliche und Familien zu erreichen, bedarf es nachhaltiger Unterstützung. Eine Aufstockung der Mittel würde es UNICEF ermöglichen, noch wirksamer auf einige der eskalierenden Herausforderungen im Bereich des Kinderschutzes im ganzen Land zu reagieren. Weiters sollen mehr Familien, die sich die Kosten für grundlegende Dienstleistungen nicht leisten können, unter die Arme gegriffen werden. Es bedarf weiterer Beiträge zum Wiederaufbau von mehr Schulen. Ebenso muss die Wasserversorgung der Haushalte in den betroffenen Gebieten verbessert und die Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten für mehr Jugendliche bereitgestellt werden, die am Wiederaufbau ihrer Stadt arbeiten.
04.09.2020 – Libanon: Ein Monat nach der schweren Explosion in Beirut
Beirut/Köln/Wien – Einen Monat nach den verheerenden Explosionen Beirut ruft UNICEF die internationale Gemeinschaft zu dringender Unterstützung auf, damit betroffene Kinder und Jugendliche zu Beginn des neuen Schuljahres wieder lernen können.
Mindestens 163 öffentliche und private Schulen sowie 20 Berufsschulen wurden durch die Explosionen am 4. August in der libanesischen Hauptstadt beschädigt – über 77.000 Schüler*innen sind davon betroffen.
Bildung bietet Kindern nicht nur Zukunftschancen, sondern kann ihnen auch Halt und Sicherheit geben. Schätzungsweise 600.000 Kinder leben im Umkreis von 20 Kilometern um den Explosionsort. UNICEF ist besorgt, dass viele der Kinder unter den negativen psychischen Auswirkungen der Explosion leiden.
„In Notsituationen kann Bildung eine wichtige Lebensader für Kinder sein, deren Leben auf den Kopf gestellt wurde. Die Schule kann ihnen einen sicheren Ort und ein Stück Normalität inmitten des Chaos bieten“, sagt die Leiterin von UNICEF Libanon Yukie Mokuo. „Wir sind sehr besorgt über die erheblichen Schäden an Schulen in den am stärksten betroffenen Stadtteilen und über die Auswirkungen, die dies auf Kinder haben könnte. Schulschließungen aufgrund der COVID-19-Pandemie stellen eine weitere Herausforderung dar, deshalb müssen wir Lösungen finden, damit Kinder so schnell wie möglich wieder lernen können – auch durch Fernunterricht.“
Wegen COVID-19 planen die Schulen eine Mischung aus Fern- und Präsenzunterricht, jedoch wird dies durch die Auswirkungen der Explosion erschwert. Viele Familien haben ihr Zuhause verloren und mussten umziehen. Der dadurch erschwerte Zugang zu Lernmaterialien und dem Internet muss daher dringend vor Beginn des neuen Schuljahres adressiert werden.
Die am meisten benachteiligten Kinder hatten schon vor der Katastrophe keinen Zugang zu Lernmaterialien und dem Internet. Nun könnte sich der Schulbeginn weiter hinauszögern und manche von ihnen könnten nicht in die Schule zurückkehren. Familien, die ihr Zuhause und ihren Lebensunterhalt verloren haben, stehen zudem vor finanziellen Herausforderungen, die es ihnen erschweren, die Bildung ihrer Kinder zu unterstützen.
UNICEF unterstützt in Beirut vor Ort
Gemeinsam mit seinen Partnern unterstützt UNICEF die Instandsetzung und Ausstattung der beschädigten Schulen, die Verbreitung von Richtlinien zur Schulsicherheit, die Schulung von Lehrenden im Bereich der psychosozialen Unterstützung sowie die Bereitstellung von Lern- und Spielmaterialien. UNICEF arbeitet zudem an innovativen Lösungen für den Fernunterricht durch verbesserten Zugang zum Internet sowie technischer Ausstattung.
06.08.2020 – Libanon: Explosion in Beirut: „Wir sind vor Ort, um die dringend benötigte Hilfe zu leisten.“
Beirut/Wien – Statement der Leiterin von UNICEF Libanon Yukie Mokuo: „UNICEF trauert und ist schockiert über die Explosion in Beirut. Wir sind besorgt um das Wohlergehen der Kinder und helfen vor Ort.“
„UNICEF trauert um die Menschenleben nach den schrecklichen Explosionen im Libanon.
Jüngsten Berichten zufolge könnte die Zahl der Todesopfer bei 100 liegen. Schätzungsweise 4.000 Menschen wurden verletzt und über 300.000 sind obdachlos. UNICEF ist besorgt, dass auch Kinder unter den Opfern sind und geht davon aus, dass die Überlebenden unter Schock stehen und traumatisiert sind.
Wir sind in Gedanken und mit unseren Gefühlen bei den betroffenen Kindern und Familien und all jenen, die ihre Angehörigen und nahestehende Menschen verloren haben. Wir wünschen allen Verletzten eine rasche Genesung.
Auch das UNICEF-Team in Beirut ist nicht verschont geblieben. Einer unserer Kollegen verlor seine Partnerin, sieben unserer Mitarbeiter wurden leicht verletzt und die Häuser von Dutzenden wurden beschädigt. Die meisten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so wie auch die meisten Menschen im Libanon, stehen unter Schock.
UNICEF arbeitet sehr eng mit den Behörden und Partnern vor Ort zusammen, um insbesondere den Gesundheitsbereich und die Nothilfemaßnahmen zu unterstützen. Wir haben den Helferinnen und Helfern im Hafen von Beirut Trinkwasser zur Verfügung gestellt und unterstützen das Gesundheitsministerium dabei, die Reste der gelagerten Medikamente und Impfstoffe zu bergen. Partnerorganisationen für Kinderschutz bieten betroffenen Kindern in der ganzen Stadt psychosoziale Unterstützung an. In den kommenden Tagen werden wir unsere Hilfe für bedürftige Familien ausweiten.
Die gestrige Katastrophe in Beirut verschärft die ohnehin schon schreckliche Krise für die Menschen im Libanon, die durch einen wirtschaftlichen Zusammenbruch und eine Ausbreitung der COVID-19-Pandemie noch verschärft wurde. COVID-19 hat bereits dazu geführt, dass die Krankenhäuser überfüllt und die Helferinnen und Helfer vor Ort am Rande ihrer Kräfte sind.
UNICEF bekräftigt sein Engagement für die Menschen im Libanon, die Behörden und alle Partner vor Ort. Wir sind vor Ort und werden alles tun, um heute und langfristig die dringend benötigte Hilfe zu leisten.“