Anfang Mai war unsere Kinderrechteschulen-Programmkoordinatorin Franziska Temper zu Besuch bei Kinderrechteschulen (KRS) in Deutschland in Niedersachsen.
Neben spannenden Gesprächen mit dem Kultusministerium und dem Kinderrechteschul-Netzwerk Niedersachsen standen vor allem zwei Schulbesuche im Fokus: die Grundschule auf der Höhe in Hildesheim und die Erich-Kästner-Schule in Wallenhorst/Hollage. Dort wurde eindrucksvoll sichtbar, wie Kinderrechte durch kreative Projekte, gelebte Partizipation und demokratische Strukturen fest im Schulalltag verankert sind.

Gelebte Partizipation in der Grundschule auf der Höhe in Hildesheim

Zunächst war Franziska zu Gast bei der Grundschule auf der Höhe in Hildesheim. Nach Einblicken in den Ablauf einer Lesestunde führte die Kinderrechte-Steuerungsgruppe (Personengruppe, die den Kinderrechteschulenprozess in der Schule vorantreiben) durch die Schule. Zahlreiche Orte im Schulgebäude zeigen kreative Umsetzungen der Kinderrechte und dazugehörige Aktionen der Schüler:innen. Vor allem Partizipation wird in dieser Schule groß geschrieben. Während Lehrkräfte und pädagogisches Personal lediglich die Umsetzung unterstützen, können Schüler:innen aktiv Projekte initiieren und ihre Perspektiven einbringen. So haben Schüler:innen beispielsweise einen kaum genutzten Innenhof umgestaltet, der ihnen nun Platz bietet, um eine ruhige Pause zu machen, über Pflanzen zu lernen oder sich handwerklich zu betätigen. Außerdem können die Schüler:innen die Nachmittagsbetreuung mitgestalten. Auf ihren Wunsch hin wurde eine Arbeitsgruppe (AG) Party gegründet, die gemeinsam Veranstaltungen für alle Schüler:innen plant.

Unsere Kollegin Franziska schlüpfte auch in die Rolle einer Schülerin und erlebte so eine von der Schulsozialarbeiterin begleitete Ruhepause im dafür vorgesehenen Ruheraum. Das Konzept der Ruhepause und des Ruheraums haben Schüler:innen partizipativ miterarbeitet und -gestaltet. Damit können die Schüler:innen ihre Pause ganz nach ihren Bedürfnissen gestalten: ob durch Spielen im Schulhof oder mit einem Powernap im Ruheraum.

Was braucht eine Kinderrechtestadt? © UNICEF Österreich
Friedenstreppe © UNICEF Österreich
Schulhof von Schuelerinnen gestaltet © UNICEF Österreich

Selbstbestimmung auch in der Pausengestaltung

Die Klassenratssitzung in einer 4. Klasse bildete den Abschluss für Franziskas Besuch in dieser Kinderrechte-Schule. Der Klassenrat ist ein zentraler Bestandteil der Schule und des Kinderrechteschulenprogramms im Bereich Partizipation. Die Schüler:innen lernen schon früh demokratische Werte sowie Mitbestimmung und Selbstorganisation. Besonders beeindruckend war, wie die Schüler:innen die Sitzung selbständig durchführten und ihre unterschiedlichen Rollen (Moderator:in, Protokollant:in, Regelwächter:in, usw.) einhielten. Gemeinsam erarbeiteten sie unterschiedliche Lösungsansätze für diverse eingebrachte Herausforderungen im Schulalltag. Mit dem „Briefkasten der Nettigkeiten“ wird außerdem positives Feedback und Wertschätzung geübt und gelebt. Die Schüler:innen können sich gegenseitig Briefe und Komplimente schreiben und geben so wertschätzendem Verhalten, positiven Eigenschaften und besonderen Erlebnissen Raum.

Demokratie erleben in der Erich-Kästner Grundschule in Wallenhorst/Hollage

 

Kinderrechtebaum © UNICEF Österreich

Am nächsten Tag stand ein Besuch bei der Erich-Kästner-Grundschule in Wallenhorst/Hollage am Programm. Schon am Parkplatz nahmen vier Schüler:innen der AG Kinderrechte Franziska in Empfang und führten sie durch die Schule. Dafür hatten die Schüler:innen einen eigenen Schulplan erstellt und präsentierten unterschiedliche Aktionen und Orte, die mit Kinderrechten in Verbindung stehen. Besonders stolz waren sie auf die WC-Challenge mit Wanderpokal, welche sie sich selbst ausgedacht hatten. Damit haben sie einen Anreiz für mehr Sauberkeit in den WCs geschafft. In der Pause können sich die Schüler:innen Spielzeug ausleihen, welches von anderen Schüler:innen verwaltet wird.

Kinderrechte als Puzzleteile © UNICEF Österreich

Auch in der Erich-Kästner Grundschule nahm Franziska an einer Klassenratssitzung teil. Im Zuge des Klassenrats sprechen Schüler:innen – angeleitet durch Aktionskarten und Murmelsteine – eine Entschuldigung, einen Wunsch oder ein Lob aus.. Thema im Klassenrat war wie so oft die Pause und Nutzung des Fußballfelds. So konnte über den Klassenrat und weiterführend den Schulrat eine Fußballpause nur für Mädchen (immer freitags) eingeführt werden, um auch Mädchen den Platz fürs Fußballspielen zur Verfügung zu stellen. Sie haben auch die Einhaltung von Regeln durch mögliche FairPlay-Beauftragte, die Punkte für eine Fair-Play-Wertung vergeben sollen, thematisiert.

Klassenrat und Schulrat in Aktion

In der Pause sind die Streitschlichter:innen gut sichtbar mit ihren Warnwesten und Walkie-Talkies. Auch die sogenannte ist ein fester Bestandteil des Schulalltags und fördert die Fähigkeiten der Kinder, Konflikte friedlich zu lösen.

Am Nachmittag gab es ein Wiedersehen mit den Kindern der AG Kinderrechte. Die Aufgabe der „kleinen Aktivist:innen“, wie sie sich selbst bezeichnen, besteht darin, sich Ideen zu überlegen, um die Kinderrechte in und rund um die Schule bekannter zu machen. Diesmal stand das Thema „Recht auf Spiel“ im Fokus. Gemeinsam planten die Kinder einen Aktionstag für Schüler:innen und Eltern.

Die Direktorin und die Kinderrechte-Steuerungsgruppe waren begeistert vom Kinderrechteschulenprogramm:„Die Schüler:innen fühlen sich gehört. Sie dürfen bei Vielem mitbestimmen und lernen, wie demokratische Prozesse ablaufen.”

Mit zahlreichen Ideen und Inspirationen im Gepäck kam Franziska Temper wieder zurück: „Es waren sehr interessante und inspirierende Tage bei unseren Kolleg:innen in Deutschland. Ich habe sehr viel für unser Kinderrechteschulenprogramm in Österreich mitgenommen und bin voller Tatendrang, das Gesehene und Erlebte bei uns umzusetzen. Danke an alle Beteiligten für die tolle Organisation und den herzlichen Empfang!“

Das Kinderrechteschulen Programm ist zum Teil durch das Bundeskanzleramt finanziert.

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