Hier finden Sie eine Sammlung von Nachrichten über die Situation im Sudan 2023.


 

23.11.2023Darfur: Rund fünf Millionen Kinder in Not

New York/Köln/Wien – In den sieben Monaten seit Ausbruch der Gewalt im Sudan stieg die Zahl der getöteten und verletzten Kinder in Darfur um 450 Prozent im Vergleich zum gesamten Vorjahr.

Die seit sieben Monaten andauernde humanitäre Krise im Sudan hat in der Region Darfur einen traurigen Höhepunkt erreicht. Mindestens fünf Millionen Kinder in Darfur erleben schwere Verletzungen ihrer Rechte und sind der Gefahr von Gewalt ausgesetzt.

Seit Ausbruch des Krieges am 15. April wurden im Sudan mehr als 3.130 schwere Kinderrechtsverletzungen dokumentiert. Mindestens die Hälfte dieser schweren Verstöße entfällt auf Darfur. Aufgrund fehlenden Zugangs und Unterbrechungen der Kommunikationswege ist davon auszugehen, dass viele Fälle nicht erfasst werden. Die Zahl ist daher nur die Spitze des Eisbergs.

„Der Sudan – und insbesondere die Region Darfur – ist eine Hölle für Millionen von Kindern geworden. Tausende werden aus ethnischen Gründen verfolgt, getötet, verletzt, missbraucht und ausgebeutet. Das muss ein Ende haben“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Immer wieder werden Kinder mit neuer Gewalt konfrontiert, während ihren Eltern und Großeltern noch immer die Erlebnisse früherer Gewalt im Gedächtnis sind. Wir können nicht zulassen, dass sich dies wiederholt. Alle Konfliktparteien müssen das Völkerrecht einhalten und Kinder und die Zivilbevölkerung schützen. Kinder brauchen Frieden.“

Die Zahl der gemeldeten schweren Kinderrechtsverletzungen in Darfur ist im Vergleich zu den verifizierten Fällen im gesamten Jahr 2022 um 450 Prozent gestiegen. 51 Prozent aller im Sudan gemeldeten Fälle von Tötung und Verstümmelung betrafen Kinder in Darfur. Und 48 Prozent aller gemeldeten Fälle sexueller Gewalt im Sudan ereigneten sich in dieser Region. UNICEF erhält zudem beunruhigende Berichte über die Rekrutierung von Kindern und ihren Einsatz in Kampfhandlungen.

Darüber hinaus leiden mehr als 1,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren in Darfur an akuter Mangelernährung. Rund 218.000 von ihnen sind so schwer mangelernährt, dass ihr Leben ohne Behandlung und lebensrettende Maßnahmen in unmittelbarer Gefahr ist.

Das jüngste Wiederaufflammen der Kämpfe hat zu erheblichen Vertreibungen geführt. Schätzungsweise 1,7 Millionen Menschen wurden innerhalb der Region Darfur vertrieben – nahezu die Hälfte von ihnen sind Kinder. Sie sind einem erhöhten Risiko von Missbrauch, Gewalt, Ausbeutung und der Trennung von ihren Angehörigen ausgesetzt.

Die Grundversorgung in Darfur kann aufgrund von fehlendem Zugang, Plünderungen und unzureichenden finanziellen Mitteln kaum aufrechterhalten werden. Die Not der Menschen wird auch durch Angriffe auf Fachkräfte weiter verschärft. Das Gesundheits- und Lehrpersonal sowie soziale Fachkräfte erhalten seit Monaten kein Gehalt. Die zivile Infrastruktur – darunter Wasser- und Abwassersysteme sowie Krankenhäuser – wurden beschädigt oder zerstört.

Eine ganze Generation von Kindern in Darfur läuft Gefahr, ihr Recht auf Bildung zu verlieren. Fast alle der 4.000 offiziellen Schulen in der Region mussten wegen der Gewalt schließen.

Gemeinsam mit seinen Partnern liefert UNICEF lebensrettende Hilfsgüter nach Darfur, unterstützt Fachkräfte und trägt dazu bei, die Grundversorgung in den Bereichen Ernährung, Wasser und Hygiene, Bildung und Kinderschutz zu unterstützen. Doch dies reicht nicht aus.

UNICEF ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen und sich verstärkt für einen ungehinderten Zugang für humanitäre Organisationen einzusetzen.

Es braucht jetzt einen sofortigen humanitären Waffenstillstand. Das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte müssen respektiert werden und schweren Kinderrechtsverletzungen ein Ende gesetzt werden. Humanitäre Organisationen brauchen ungehinderten und sicheren Zugang zu Kindern in Not und bürokratische Hindernisse müssen beseitigt werden.


 

06.11.2023 – Sudan: 200 Tage Krieg bringen eine Generation von Kindern an den Abgrund

Wien – UNICEF ruft zu verstärktem Engagement für den Sudan auf, der mittlerweile die größte Fluchtkrise für Kinder in der Welt darstellt.

„Anlässlich der 200 Tage, die seit dem Ausbruch des brutalen Krieges im Sudan am 15. April vergangen sind, ruft UNICEF die internationale Gemeinschaft und alle Konfliktparteien zu verstärktem Engagement auf, um die Not von Millionen von Kindern und Familien zu lindern, die Tag für Tag einen unerbittlichen Alptraum durchleben. Kinder zahlen weiterhin den höchsten Preis für eine Krise, die sie nicht selbst verschuldet haben. In zunehmendem Maße mit ihrem eigenen Leben.

Der Sudan ist heute die größte Kinderfluchtkrise der Welt: Drei Millionen Kinder sind auf der Suche nach Sicherheit, Nahrung, Unterkunft und medizinischer Versorgung vor der weit verbreiteten Gewalt geflohen – die meisten innerhalb des Sudans – während Hunderttausende in den Nachbarländern in weitläufigen provisorischen Lagern Schutz suchen.

Kinder sind nach wie vor am stärksten von der Gewalt betroffen. Etwa 14 Millionen Kinder im Sudan benötigen dringend lebensrettende humanitäre Hilfe. Viele von ihnen leben in ständiger Angst – in der Angst, getötet, verletzt, rekrutiert oder von bewaffneten Akteuren benutzt zu werden.

Berichte über konfliktbedingte sexuelle Gewalt, einschließlich Vergewaltigungen, häufen sich, und da sich die Kämpfe in den letzten Wochen in Orten wie Khartum, Darfur und Kordofan weiter verschärft haben, ist zu befürchten, dass die Kinderrechtsverletzungen weiter zunehmen werden. Bislang wurden UNICEF über 3.100 schwere Verstöße gemeldet, darunter auch die Tötung und Verstümmelung von Kindern.

In der Zwischenzeit konnte kein einziges sudanesisches Kind in die Schule zurückkehren, so dass die Zukunft einer ganzen Generation auf dem Spiel steht. Die Zukunft einer ganzen Generation steht auf dem Spiel. 19 Millionen Kinder im Sudan konnten nicht in die Klassenzimmer zurückkehren, was die Situation zu einer der schlimmsten Bildungskrisen der Welt macht.

UNICEF und seine Partner leisten lebensrettende Hilfe für Millionen Kinder im Sudan und in den Nachbarländern, unter anderem in den Bereichen Wasser, Gesundheit, Ernährung und Bildung. Ebenso werden kinderfreundliche Zonen und sichere Räume für Familien zur Verfügung gestellt. Aber da der Bedarf die Ressourcen übersteigt, wird die Zeit knapp. Wir brauchen einen sicheren und ungehinderten Zugang für die humanitäre Hilfe, um jedes Kind in Not mit lebensrettenden Hilfsgütern und Dienstleistungen zu versorgen.

Die Bedrohung durch tödliche Krankheiten wie Cholera, Denguefieber, Masern und Malaria nimmt ebenfalls zu, sodass es bereits zu Ausbrüchen kommt. Heute haben rund 7,4 Millionen Kinder keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Fast die Hälfte davon ist unter fünf Jahre alt und stark gefährdet, an Durchfallerkrankungen und Cholera zu erkranken. Vielen anderen fehlt es an Routineimpfungen gegen leicht vermeidbare Krankheiten, während fast 700.000 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung ohne Behandlung vom Tod bedroht sind. Die Wasser- und Gesundheitsinfrastruktur muss gemäß dem humanitären Völkerrecht erhalten werden.

Der humanitäre Aufruf von UNICEF für dieses Jahr ist nur zu 24 % finanziert.

Wir können nicht zulassen, dass der Tod und das Leiden von Millionen von Kindern im Sudan zu einer weiteren vergessenen humanitären Katastrophe wird. Diese Kinder brauchen jetzt unsere Unterstützung. Und vor allem brauchen sie Frieden.“

Durch Spenden für die UNICEF Nothilfe weltweit können wir in Krisengebieten wie dem Sudan rechtzeitig und schnell reagieren.


 

19.09.2023 – Sudan: Zehntausende Kinder in Lebensgefahr

Genf/Köln/Wien – Statement von UNICEF-Sprecher James Elder bei der heutigen Pressekonferenz im Palais des Nations in Genf.

„Angesichts der grausamen Angriffe ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung und der unerbittlichen Angriffe auf die Gesundheits- und Ernährungsdienste im Sudan befürchtet UNICEF, dass viele Tausend Neugeborene bis Ende des Jahres ihr Leben verlieren werden.

Zwischen Oktober und Dezember werden im Sudan schätzungsweise 333.000 Kinder geboren. Sie und ihre Mütter benötigen dringend Zugang zu angemessener Geburtshilfe. In einem Land, in dem Millionen von Menschen entweder in umkämpften Gebieten ausharren oder aus ihrem Zuhause vertrieben wurden und in dem ein gravierender Mangel an medizinischer Versorgung herrscht, wird eine solche Versorgung jedoch von Tag zu Tag unwahrscheinlicher.

Auch Ernährungsdienste sind zusammengebrochen. Rund 55.000 schwer mangelernährte Kinder sind jeden Monat auf eine lebensrettende Behandlung angewiesen. Jedoch ist in Khartum weniger als eines von 50 Ernährungszentren funktionsfähig, in West-Darfur ist es nur eines von zehn.

Offiziellen Angaben zufolge wurden bei den Kämpfen im Sudan insgesamt 435 Kinder getötet. Angesichts der völligen Zerstörung der lebensrettenden Grundversorgung, auf die Kinder angewiesen sind, befürchtet UNICEF, dass die Zahl der Kinder, die ihr Leben verlieren werden, so hoch sein könnte wie nie zuvor. Je länger der Konflikt andauert und je geringer die finanziellen Mittel für die humanitäre Hilfe sind, desto verheerender sind die Auswirkungen. Das wird der Preis sein, wenn wir nicht handeln.

Ich bin gerade aus dem Sudan zurückgekehrt. Ich kann nicht beschreiben, wie viele Menschen uns um Unterstützung gebeten haben. Lehrer:innen, Händler:innen, Architekt:innen und vor allem schwangere Frauen – sie alle wurden aus ihrem Zuhause vertrieben. Familien, die verängstigt und hungrig sind und all ihr Hab und Gut zurücklassen mussten.

Frauen und Mädchen werden auf ihrer Flucht terrorisiert. Es mehren sich Berichte, dass Kinder von bewaffneten Gruppierungen rekrutiert werden. Der Sudan ist heute einer der gefährlichsten Orte für humanitäre Helfer:innen.

Trotz der Risiken und der eklatanten Missachtung, die Zivilbevölkerung zu schützen, leisten UNICEF und seine Partner in allen 18 Staaten des Sudan Hilfe für Kinder, auch in den Krisengebieten. Gemeinsam mit seinen Partnern hat UNICEF seit Beginn des Konflikts 5,1 Millionen Menschen mit medizinischen Hilfsgütern versorgt, 2,8 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser erreicht, 2,9 Millionen Kinder auf Mangelernährung untersucht, 300.000 Mütter und Haushalte mit Bargeld versorgt, um ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken, und mehr als 282.000 Kinder und Betreuende mit psychosozialer Hilfe sowie Lernangeboten und Schutzmaßnahmen unterstützt.

Doch wir benötigen mehr finanzielle Mittel. UNICEF benötigt 838 Millionen US-Dollar, um Kindern im Sudan zu helfen. Doch dieser Nothilfeaufruf ist bisher nur zu 25 Prozent finanziert. Eine solche Finanzierungslücke wird Leben kosten.

Finanzielle Mittel für die soziale Grundversorgung von Kindern sind stark rückläufig. Wenn UNICEF und unsere UN-Partner nicht in der Lage sind, zusätzliche Unterstützung zu mobilisieren, könnte dies zum Zusammenbruch der sozialen Grundversorgung im Sudan führen.

Gesundheitshelfer:innen, Ärzt:innen, Lehrer:innen, Sozialarbeiter:innen haben seit Monaten kein Gehalt mehr erhalten. Und dennoch sind sie weiter im Einsatz, weit über normale Arbeitszeiten hinaus. Eine Ernährungsexpertin sagte mir: „Es sind Kinder, die in diesem Krieg leiden, und solange wir helfen können, werden wir dies auch tun“. Und trotzdem reicht ihr Engagement nicht aus, um die schnell zur Neige gehenden Vorräte an Hilfsgütern aufzufüllen oder zerstörte Krankenhäuser zu reparieren.

Darüber hinaus machen wir uns große Sorgen, dass Schulen im Sudan nicht wieder öffnen. Kinder im Sudan sind mit einer der größten Bildungskrisen der Welt konfrontiert: Mehr als sieben Millionen Kinder gehen nicht zur Schule. Rund 12 Millionen warten darauf, dass die Schulen wieder öffnen. Für Kinder bedeutet Schule mehr als nur das Recht auf Bildung. Schulen sind auch ein Ort, an dem Kinder vor Gefahren geschützt werden – einschließlich Missbrauch, Ausbeutung und Rekrutierung in bewaffnete Gruppierungen. Sollte der Konflikt dazu führen, dass Schulen geschlossen bleiben, wird dies verheerende Auswirkungen auf die Entwicklung und das psychosoziale Wohlbefinden der Kinder haben.

Natürlich sind weitere Anstrengungen nötig, um diesen Krieg zu stoppen. Aber da die sinnlosen Angriffe auf die Zivilbevölkerung und die zivile Grundversorgung weitergehen, braucht UNICEF dringend finanzielle Unterstützung und einen sicheren und ungehinderten Zugang zu Kindern in Not.“


 

24.08.2023 – Sudan: Mehr als zwei Millionen Kinder auf der Flucht aufgrund neuer Gewalt

Port Sudan/Wien – In den letzten 52 Tagen wurden mehr Kinder vertrieben als in den vergangenen vier Jahren zusammen. UNICEF warnt, dass ohne Frieden die Zukunft der Kinder im Sudan auf dem Spiel steht.

Seit dem Ausbruch des Konflikts im Sudan vor vier Monaten wurden mindestens zwei Millionen Kinder aus ihrer Heimat vertrieben – das sind durchschnittlich mehr als 700 Kinder pro Stunde. Während die Gewalt im Land weiter wütet, sind schätzungsweise 1,7 Millionen Kinder innerhalb der sudanesischen Grenzen auf der Flucht, und mehr als 470.000 haben die Grenze zu den Nachbarländern überquert.

„Angesichts von mehr als zwei Millionen Kindern, die in nur wenigen Monaten durch den Konflikt vertrieben wurden, und zahllosen weiteren, die in einer erbarmungslosen Situtation gefangen sind, kann die Dringlichkeit unserer kollektiven Reaktion gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagte Mandeep O’Brien, UNICEF-Länderbeauftragter im Sudan. „Wir hören unvorstellbare Geschichten von Kindern und Familien, von denen einige alles verloren haben und mit ansehen mussten, wie ihre Angehörigen vor ihren Augen starben. Wir haben es schon einmal gesagt, und wir sagen es erneut: Wir brauchen jetzt Frieden, damit die Kinder überleben können.“

Gegenwärtig benötigen fast 14 Millionen Kinder dringend humanitäre Hilfe. Viele von ihnen sind täglich vielfältigen Bedrohungen und schrecklichen Erfahrungen ausgesetzt. Abgesehen von Konfliktherden wie Darfur und Khartum haben sich die schweren Kämpfe inzwischen auch auf andere bewohnte Gebiete ausgeweitet, unter anderem in Süd- und Westkordofan, wodurch die Bereitstellung lebensrettender Dienste für die enorm Bedürftigen und der Zugang zu diesen eingeschränkt werden.#

Es wird geschätzt, dass zwischen Juli und September 2023 20,3 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen sein werden, was den Gesundheits- und Ernährungszustand von fast 10 Millionen Kindern weiter verschlechtern dürfte.

Mit dem Beginn der Regenzeit wurden viele Häuser durch Überschwemmungen zerstört, was dazu führte, dass immer mehr Familien aus ihren Gebieten flohen. Außerdem ist das Risiko des Ausbruchs von Krankheiten wie Cholera, Dengue, Rifttalfieber und Chikungunya-Fieber während der Regenzeit deutlich höher. Derzeit haben mehr als 9,4 Millionen Kinder im Sudan keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, und 3,4 Millionen Kinder unter 5 Jahren sind stark gefährdet, an Durchfallerkrankungen und Cholera zu erkranken.

Die Gewalt behindert nach wie vor die Bereitstellung von Gesundheits- und Ernährungsdiensten, wodurch Millionen Kinder gefährdet sind. In Khartum sowie in den Regionen Darfur und Kordofan sind weniger als ein Drittel der Gesundheitseinrichtungen voll funktionsfähig. Unsicherheit und Vertreibung hindern Patient:innen und medizinisches Personal daran, Krankenhäuser zu erreichen, und viele Einrichtungen wurden Berichten zufolge angegriffen und zerstört.

Die Gesundheitssysteme in den anderen elf Bundesstaaten sind aufgrund der massiven Vertreibung der Bevölkerung aus den Krisengebieten in die weniger betroffenen Bundesstaaten überfordert. Nach Angaben von UNICEF berichten alle Regionen des Sudan über einen gravierenden Mangel an Medikamenten und Hilfsgütern, darunter auch lebensrettende Hilfsgüter, und über deren Verknappung.
In Gebieten, in denen es viele Binnenvertriebene gibt und die Gesundheitssysteme überlastet sind, wie in den Blauen und Weißen Nil-Staaten, kommt es immer wieder zu Krankheitsausbrüchen, darunter auch Masern, und es wird von Todesfällen berichtet.

Die tödliche Kombination von Masern und Mangelernährung gefährdet das Leben von Kindern in hohem Maße, wenn nicht umgehend Maßnahmen ergriffen werden. Da der Konflikt das Land weiterhin verwüstet, besteht für fast 700. 000 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung ein hohes Risiko, dass sie ohne Behandlung nicht überleben, 1,7 Millionen Babys laufen Gefahr, wichtige lebensrettende Impfungen zu verpassen, und eine ganze Generation von Kindern wird wahrscheinlich keine Schulbildung erhalten. Millionen Buben und Mädchen werden auch keine Sicherheit und kein psychosoziales Wohlbefinden erleben.

In den letzten vier Monaten hat UNICEF mehr als vier Millionen Kindern, Müttern und Familien im Sudan Gesundheits-, Ernährungs-, Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste (WASH) sowie Bildung und Schutz bereitgestellt. In den nächsten 100 Tagen benötigt UNICEF dringend 400 Millionen US-Dollar, um seine Krisenmaßnahmen aufrechtzuerhalten und auszuweiten und die am meisten gefährdeten Kinder zu unterstützen.

UNICEF appelliert weiterhin an alle Konfliktparteien, die Sicherheit und das Wohlergehen der Kinder in den Vordergrund zu stellen, ihren Schutz zu gewährleisten und den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe in die betroffenen Gebiete zu ermöglichen. Lebensrettende humanitäre Hilfe muss unverzüglich geleistet werden, um die Rechte von Millionen gefährdeter Kinder zu schützen und zu wahren.


 

16.08.2023 – Sudan: Nach vier Monaten Krieg drängen humanitäre Akteure auf Maßnahmen zur Beendigung der Tragödie

New York/Genf/Rom/Wien – Erklärung der Leiter:innen des Ständigen interinstitutioneller Ausschuss

„Seit vier grausamen Monaten sind die Menschen im Sudan in einen Krieg verwickelt, der ihr Leben und ihre Heimat zerstört und ihre grundlegenden Menschenrechte verletzt.
„Die Menschen haben erlebt, wie ihre Angehörigen erschossen wurden.
„Frauen und Mädchen wurden sexuell missbraucht.
„Familien haben erlebt, wie ihr Besitz geplündert und ihre Häuser niedergebrannt wurden.
„Die Menschen sterben, weil sie keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung und Medikamenten haben.
„Und wegen des Krieges sterben die Kinder im Sudan, weil sie nicht genug zu essen haben.
„Mit jedem Tag, den die Kämpfe andauern, werden die Sudanes:innen des Friedens, den sie schätzen, des Lebens, auf das sie ein Recht haben, und der Zukunft, die sie verdienen, beraubt.
„Genug.

„Nach vier Monaten des Terrors haben die weltweit führenden humanitären Organisationen, die im Sudan tätig sind, drei Botschaften zu übermitteln:

  • An die Menschen im Sudan: Die internationale humanitäre Gemeinschaft ist weiterhin entschlossen, Sie zu unterstützen – insbesondere durch die Arbeit Ihrer lokalen Helfer:innen, die seit dem ersten Tag an vorderster Front Nahrungsmittel, Saatgut, Wasser, Unterkünfte, Gesundheitdienste, Ernährung, Bildung, medizinische Versorgung und Schutz für die Bedürftigen bereitstellen. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass alle Menschen in allen Gebieten des Sudan Zugang zu humanitären Hilfsgütern und grundlegenden Dienstleistungen erhalten.
  • An die Konfliktparteien: Beenden Sie die Kämpfe. Schützen Sie die Zivilbevölkerung. Gewähren Sie uns sicheren und ungehinderten Zugang. Beseitigen Sie bürokratische Hürden. Angriffe auf Zivilist:innen, Plünderungen von humanitären Hilfsgütern, Angriffe auf Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen, auf zivile Einrichtungen und Infrastrukturen, einschließlich Gesundheitszentren und Krankenhäuser, sowie die Blockierung humanitärer Hilfe – all dies wurde aus dem Sudan berichtet – sind nach dem humanitären Völkerrecht und den internationalen Menschenrechtsnormen verboten. Diese Handlungen können Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen.
  • An die internationale Gemeinschaft: Es gibt keine Entschuldigung für das Abwarten. Mehr als 6 Millionen Menschen im Sudan sind nur einen Schritt von einer Hungersnot entfernt. Mehr als 14 Millionen Kinder benötigen humanitäre Hilfe. Mehr als 4 Millionen Menschen sind vor den Kämpfen geflohen und bleiben als Binnenvertriebene im ganzen Land und als Flüchtlinge in der gesamten Region. Den Landwirt:innen bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Felder zu bestellen, die sie und ihre Nachbar:innen ernähren sollen. Die medizinische Versorgung ist knapp. Die Situation gerät außer Kontrolle. Unsere humanitären Appelle können rund 19 Millionen Menschen im Sudan und in den Nachbarländern helfen. Die beiden Appelle sind jedoch zu weniger als 27 Prozent finanziert. Bitte ändern Sie das.

„Es ist Zeit für einen Neustart. Wir rufen zu einer sofortigen Einstellung der Feindseligkeiten auf. Die Menschen im Sudan brauchen Frieden und einen gerechten Zugang zu humanitärer Hilfe. Und die internationale Gemeinschaft muss heute aktiv werden, sich auf allen Ebenen engagieren und handeln, um den Sudan wieder auf den richtigen Weg zu bringen und den Krieg zu beenden.“

Unter den Unterzeichner:innen befinden sich u.a.:

Martin Griffiths, Nothilfekoordinator und Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten (OCHA)
Dr. QU Dongyu, Generaldirektor, Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)
Sofia Sprechmann Sineiro, Generalsekretärin, CARE International
António Vitorino, Generaldirektor, Internationale Organisation für Migration (IOM)
Volker Türk, Hochkommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR)
Janti Soeripto, Präsidentin und Vorstandsvorsitzende, Save the Children US
Achim Steiner, Administrator, Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP)
Dr. Natalia Kanem, Exekutivdirektorin, Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA)
Filippo Grandi, Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR)
Catherine Russell, Exekutivdirektorin, Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF)
Sima Bahous, Untergeneralsekretärin und Exekutivdirektorin, UN Women
Cindy McCain, Exekutivdirektorin, Welternährungsprogramm (WFP)
Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor, Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Stephen Lockley, Präsident und geschäftsführender Direktor a.i., World Vision International


 

24.07.2023 – UNICEF warnt vor schweren Kinderrechtsverletzungen im Sudan

Port Sudan/New York/Wien – UNICEF hat glaubwürdige Berichte über mindestens 435 getötete und 2025 verletzte Kinder in den letzten 100 Tagen erhalten – im Durchschnitt mehr als eines pro Stunde.

Während der brutale Konflikt im Sudan nun schon 100 Tage andauert, hat UNICEF Berichte über 2.500 schwerwiegende Verletzungen der Kinderrechte erhalten – im Durchschnitt mindestens eine pro Stunde. Da es sich hierbei nur um die Zahlen handelt, die UNICEF-Quellen gemeldet wurden, ist die tatsächliche Zahl wahrscheinlich weitaus höher und eine düstere Erinnerung an die alltäglichen Auswirkungen der Krise auf die Schwächsten in einem Land, in dem fast 14 Millionen Kinder humanitäre Hilfe benötigen.

„Das Ausmaß der Auswirkungen, die dieser Konflikt in den letzten 100 Tagen auf die Kinder im Sudan hatte, ist fast unbegreiflich“, sagte Ted Chaiban, stellvertretender UNICEF-Exekutivdirektor für humanitäre Maßnahmen und Versorgungseinsätze, der diese Woche im Sudan weilt. „Eltern und Großeltern, die frühere Zyklen der Gewalt miterlebt haben, müssen nun mit ansehen, wie ihre Kinder und Enkelkinder ähnliche schreckliche Erfahrungen machen. Jeden Tag werden Kinder getötet, verletzt, entführt und müssen mit ansehen, wie Schulen, Krankenhäuser und die lebenswichtige Infrastruktur sowie lebensrettende Güter, auf die sie angewiesen sind, beschädigt, zerstört oder geplündert werden.“

Mindestens 435 Kinder wurden in dem Konflikt getötet und mindestens 2.025 Kinder verletzt

Zusätzlich zu den angeblich getöteten und verletzten Menschen hat UNICEF alarmierende Berichte über eskalierende Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in Teilen des Sudan erhalten. Schätzungsweise 68 Prozent der Krankenhäuser in den am stärksten betroffenen Gebieten mussten ihren Betrieb einstellen, und mindestens 17 Krankenhäuser wurden Berichten zufolge bombardiert.

Mehrere weitere Krankenhäuser sollen in Militärbasen umgewandelt worden sein, und es gab wiederholt Berichte über Angriffe auf Krankenwagen.

Seit über drei Monaten dauert der Konflikt an, und Millionen von Familien wurden durch die Gewalt aus ihren Häusern vertrieben. Vor der Krise waren fast 3,8 Millionen Menschen im Sudan Binnenvertriebene, davon 1,9 Millionen Kinder. Weitere 1,7 Millionen Kinder wurden aus ihren Häusern vertrieben und sind nun innerhalb des Sudan und über die Grenzen des Landes unterwegs, wo sie Hunger, Krankheiten, Gewalt und der Trennung von ihren Familien ausgesetzt sind. Berichte über Entführungen, die Rekrutierung von Kindern für bewaffnete Gruppen, ethnisch motivierte Gewalt und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und Mädchen nehmen ebenfalls zu, wobei 4,2 Millionen Frauen und Mädchen von geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht sind.

Die aufgrund der Sicherheitslage eingeschränkte Bewegungsfreiheit, administrative Hindernisse und bürokratische Hürden sowie die Verweigerung des Zugangs für humanitäre Hilfsorganisationen sind nach wie vor die Haupthindernisse für die Lieferung der dringend benötigten Hilfe an die Bedürftigen und stellen eine Gefahr für die Helfer:innen dar. In Verbindung mit der Zerstörung und Plünderung wichtiger Vorräte und Einrichtungen sind mindestens 690.000 Kinder von schwerer akuter Mangelernährung betroffen und 1,7 Millionen Kinder unter einem Jahr laufen Gefahr, wichtige Impfungen zu verpassen, was das Risiko von Krankheitsausbrüchen erhöht.

„Die vergangenen 100 Tage haben gezeigt, dass – wie in jedem Konflikt – die direkten und indirekten Auswirkungen für Kinder und Familien verheerend sind, und ohne konzertierte Maßnahmen, einschließlich der Verpflichtung der Konfliktparteien, die Kämpfe einzustellen und das Völkerrecht einzuhalten, werden sich die schweren Verletzungen der Kinderrechte nur verschlimmern“, sagte Chaiban. „Ohne einen garantierten, sicheren und ungehinderten Zugang für humanitäre Helfer und lebensrettende Hilfsgüter sowie ohne dringend benötigte zusätzliche Finanzmittel steht die Zukunft von Millionen von Kindern auf dem Spiel“.

Trotz der Herausforderungen hat UNICEF in den vergangenen 100 Tagen gemeinsam mit Partnern mehr als 3 Millionen Kinder und Frauen mit medizinischen Hilfsgütern versorgt, 1,4 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt und 1,7 Millionen Kinder auf Unterernährung untersucht, von denen 82.000 eine lebensrettende Behandlung erhielten. Darüber hinaus erhalten fast 100.000 Kinder und Betreuer:innen psychosoziale Beratung und Schutzmaßnahmen, unter anderem durch die Einrichtung von über 400 sicheren Orten im ganzen Land.

Bis heute hat UNICEF über 5.500 Tonnen lebensrettende Hilfsgüter in den Sudan geliefert, unter anderem in die Krisengebiete in Darfur, Kordofan und Khartum. Solange die Kämpfe andauern, wird der Bedarf jedoch weiter steigen, da viele gefährdete Bevölkerungsgruppen von humanitärer Hilfe ausgeschlossen bleiben.

Mitte Juli war der UNICEF-Appell, 838 Millionen US-Dollar für fast 10 Millionen der am meisten gefährdeten Kinder im Sudan bereitzustellen, nur zu 9 Prozent finanziert. UNICEF benötigt dringend 750 Mio. USD, um die lebensrettende Hilfe in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Wasser, Sanitärversorgung, Bildung und Schutz für die am stärksten gefährdeten Kinder in dieser Krise aufrechtzuerhalten und auszuweiten.


 

06.07.2023 – Sudan: Zunehmende Gewalt gegen Frauen und Mädchen

New York/Köln/Genf/Wien – Hochrangige Vertreter der Vereinten Nationen haben ihre Bestürzung über die zunehmenden Berichte von geschlechtsspezifischer Gewalt seit dem Ausbruch der Kämpfe im Sudan vor mehr als elf Wochen geäußert und diese verurteilt – einschließlich sexueller Gewalt gegen Frauen und Mädchen auf der Flucht.

Sie fordern ein sofortiges Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen, darunter sexuelle Übergriffe als Kriegstaktik, um die Bevölkerung zu terrorisieren. Zeitnahe, gründliche, unparteiische und unabhängige Untersuchungen aller mutmaßlichen Verstöße gegen die Menschenrechte und schwerer Verletzungen des humanitären Völkerrechts sind dringend notwendig und alle Täter sollten zur Rechenschaft gezogen werden. Alle Parteien sollten zudem ihren Verpflichtungen im Rahmen des humanitären Völkerrechts und den Menschenrechten nachkommen und Überlebenden einen sicheren Zugang zu medizinischer Versorgung sowie medizinischem Personal Zugang zu Gesundheitseinrichtungen gewährleisten.

Die Leiter des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), des UN-Menschenrechtsbüros, des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF), des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), von UN Women und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) betonten ebenfalls die Notwendigkeit, Maßnahmen zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt sowie Unterstützungsangebote im Sudan und in den Nachbarländern auszuweiten. Seit Beginn des Konflikts hat das UN-Menschenrechtsbüro im Sudan glaubwürdige Berichte über 21 Vorfälle konfliktbedingter sexueller Gewalt gegen 57 Frauen und Mädchen erhalten – darunter mindestens zehn Mädchen. In einem Fall wurden Berichten zufolge bis zu 20 Frauen bei ein und demselben Angriff vergewaltigt.

Auch bei der Abteilung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen des sudanesischen Ministeriums für soziale Entwicklung gehen weiterhin Berichte über sexuelle Gewalt ein. Es wurden mindestens 42 mutmaßliche Fälle in der Hauptstadt Khartum und 46 in der Region Darfur dokumentiert.

„Erneut beobachten wir einen Anstieg grausamer sexueller Gewalt in einer Notsituation,“ sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Es handelt sich um eine weit verbreitete, aber allzu oft im Verborgenen bleibende Menschenrechtsverletzung, die verheerende langfristige physische und mentale Folgen für die Überlebenden haben kann. Es ist wichtig, Präventions- und Unterstützungsangebote zu entwickeln, die die Bedürfnisse von Frauen, Mädchen und allen Überlebenden in den Mittelpunkt stellen.“

Tatsächliche Zahl der Fälle könnte viel höher sein

Bereits vor dem Ausbruch der Kämpfe am 15. April waren nach Schätzungen der Vereinten Nationen mehr als drei Millionen Frauen und Mädchen im Sudan von geschlechtsspezifischer Gewalt, einschließlich Gewalt in der Partnerschaft, bedroht. Inzwischen ist diese Zahl auf schätzungsweise 4,2 Millionen Menschen angestiegen.

Angesichts der hohen Dunkelziffer bei geschlechtsspezifischer Gewalt ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der Fälle weitaus höher liegt. Für viele Überlebende ist es aufgrund von Scham, Stigmatisierung und Angst vor Repressalien schwierig, sexuelle Gewalt zu melden.

Auch eine unzureichende Stromversorgung und Internetverbindung sowie fehlender Zugang für humanitäre Helfer*innen aufgrund der instabilen Sicherheitslage erschweren die Meldung von Übergriffen und die Hilfe für Betroffene, oder machen sie gar unmöglich. Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen hindern die Überlebenden zudem daran, medizinische Notversorgung in Anspruch zu nehmen.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Gewalt im Sudan warnen das Gesundheitspersonal, Sozialarbeiter*innen und gemeindebasierte Schutznetzwerke vor einer deutlichen Zunahme von Berichten geschlechtsspezifischer Gewalt.

Frauen berichteten von Vorfällen geschlechtsspezifischer Gewalt auf der Flucht von Khartum in andere Gebiete. Auch Frauen, die in Nachbarländer geflohen sind, haben dem UNHCR und UN-Menschenrechtsteams von der schrecklichen Gewalt berichtet, die sie erlebt haben.

Das Risiko sexueller Gewalt ist besonders hoch, wenn Frauen und Mädchen aus ihrem Zuhause fliehen müssen, um Sicherheit zu suchen. Daher ist es dringend erforderlich, die Hilfe in den Aufnahmestellen für Binnenvertriebene in den vom Konflikt betroffenen Gebieten des Sudan und in den Nachbarländern zu verstärken.

UN-Organisationen unterstützen Frauen und Mädchen weiter

Trotz des anhaltenden Konflikts im Land arbeiten die UN-Organisationen daran, überlebende Frauen und Mädchen zu erreichen und durch wirksame Maßnahmen zu unterstützen. Dazu gehört die Einzelfallhilfe und eine schnelle medizinische Notfallversorgung, die Einrichtung von Schutzräumen für Frauen und Mädchen, die Verteilung von Hygieneartikeln sowie psychosoziale Unterstützung. UNICEF beschafft Hilfsgüter für Frauen und Mädchen, die Opfer sexueller Gewalt wurden, und unterstützt unter anderem Präventionsmaßnahmen und Unterstützungsangebote.

Für Überlebende sexueller Gewalt ist der rechtzeitige Zugang zu Gesundheitsdiensten lebensrettend. Im Sudan haben Aktivistinnen darauf hingewiesen, dass für die klinische Behandlung von Vergewaltigungen mehr Medikamente, medizinisches Material, und wichtige Hilfsgüter zur Verhinderung einer HIV-Übertragung benötigt werden. Diese Hilfsgüter müssen auch lokalen Kliniken, gemeindebasierten Organisationen und Ersthelfer*innen zur Verfügung gestellt werden, für Überlebende, die keinen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen haben.

Um Frauen und Mädchen in großem Umfang zu helfen, sind dringend weitere Investitionen nötig. Die UN-Organisationen benötigen 63 Millionen US-Dollar, um 1,3 Millionen Menschen im Sudan mit wirksamen Maßnahmen für Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt zu erreichen. Weitere rund 63 Millionen US-Dollar werden benötigt, um Schutzprogramme für Menschen, die aus dem Sudan in die Nachbarländer geflohen sind, zu finanzieren.


 

27.06.2023 – Tschad: Mehr als 100.000 aus dem Sudan geflohene Kinder sind neuen Gefahren ausgesetzt

New York/Dakar/N’Djamena/Wien – Der Beginn der Regenzeit erhöht das Krankheitsrisiko und verzögert den humanitären Zugang zu Hunderttausenden Bedürftigen. UNICEF fordert 25 Millionen US-Dollar, um lebensrettende Maßnahmen entlang der Grenze durchzuführen.

Kinder und Familien, die auf der Flucht vor dem sich verschärfenden Konflikt in der benachbarten sudanesischen Region Darfur in den Osten des Tschad gelangt sind, sehen sich nun mit neuen Bedürfnissen und Herausforderungen konfrontiert, da sie in Provinzen des Tschad Zuflucht suchen, die ohnehin zu den ärmsten gehören.

Bis zum 23. Juni haben mehr als 140.000 sudanesische Geflüchtete und 34.000  Rückkehrer:innen aus dem Tschad die Grenze überquert – über 90 % von ihnen sind Frauen und Kinder – und es wird erwartet, dass angesichts der Eskalation der Gewalt in Darfur noch Tausende weitere kommen werden.

Die Geflüchteten, die hier ankommen, berichten von der Flucht aus niedergebrannten Dörfern, von Zivilist:innen, die angegriffen und getötet werden, einige von ihnen bei dem Versuch, die Grenze zum Tschad zu überqueren. Viele sind verletzt oder haben Angehörige verloren, und mehrere Kinder haben auf der Flucht ihre Familien aus den Augen verloren.

„Der Schrecken, den Kinder und Familien im Sudan erleben, weitet sich im Tschad schnell zu einer schweren Krise aus“, sagte Jacques Boyer, UNICEF-Vertreter im Tschad. „Uns gehen die Mittel aus, um den ankommenden Kindern und Familien zu helfen, und wir befürchten zunehmend, dass diese humanitäre Notlage den sehr fragilen Zusammenhalt über die Grenzen hinweg brechen könnte.“

Die meisten Geflüchteten erreichen den Tschad über 27 Grenzübergänge in den Provinzen Ouaddai, Sila und Wadi Fira. In diesen Orten ist das Ausmaß der Entbehrungen mit am höchsten im Land. Der Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen wie Wasser, Unterkunft, Gesundheit und Bildung ist äußerst begrenzt, und die Gemeinschaften stehen nun unter zusätzlichem Druck, die sehr knappen Ressourcen zu teilen. Da der Handel mit dem Sudan vollständig eingestellt wurde, sind auch die Preise für Lebensmittel und Rohstoffe erheblich gestiegen.

Seit Beginn der Krise hat UNICEF folgendes erreicht:

  • Bau von Brunnen für Geflüchtete und Aufnahmegemeinschaften, um den Zugang zu sicherem Wasser zu gewährleisten, Bereitstellung von Wasseraufbereitungsanlagen für den Hausgebrauch und Vermittlung von Hygienemaßnahmen, um durch Wasser übertragene Krankheiten zu vermeiden
  • Einrichtung von kinderfreundlichen Räumen, um Kindern einen sicheren Ort zu bieten, psychosoziale Unterstützung zu leisten und getrennte und unbegleitete Kinder zu identifizieren und mit ihren Familien zusammenzuführen.
  • Bereitstellung von wichtigen Medikamenten, Impfstoffen und Nahrungsmitteln für die Gesundheitszentren in den Flüchtlingsdörfern.
  • Sensibilisierung von Geflüchteten und Aufnahmegemeinschaften für wichtige Familienpraktiken, sozialen Zusammenhalt und die Verhinderung von sexueller Ausbeutung und Missbrauch.

Da der Bedarf weiter steigt, haben UNICEF und seine Partner die ursprüngliche Planung von 100.000 auf 310.000 Geflüchtete und Rückkehrer überprüft, die bis Dezember 2023 erwartet werden. Mehr als die Hälfte ist bis Mitte Juni bereits aus dem Sudan in den Tschad geflohen. Mit dem Einsetzen der Regenfälle im Tschad wird der Zugang zu den betroffenen Provinzen erheblich erschwert, so dass eine sofortige Ausweitung der Hilfsmaßnahmen dringend erforderlich ist.

„Diese Krise eskaliert von Tag zu Tag, und wir brauchen schnell Hilfe, um die Auswirkungen der humanitären Katastrophe, die sich vor unseren Augen abspielt, zu begrenzen“, sagte Boyer.

Von den 25 Millionen US-Dollar, die zur Bewältigung der Krise benötigt werden, konnte UNICEF Tschad bisher 10 Prozent (2,5 Millionen US-Dollar) mobilisieren.


 

16.06.2023 – Sudan: Mehr als eine Million Kinder auf der Flucht

Port Sudan/Wien – Mehr als eine Million Kinder sind durch den seit zwei Monaten andauernden Konflikt im Sudan vertrieben worden. Weitere 5 Millionen Kinder in der Region Darfur sind durch die Verschlechterung der humanitären Lage im Sudan stark gefährdet.

Im gesamten Sudan hat UNICEF glaubwürdige Berichte erhalten, wonach bis zum 6. Juni mehr als 330 Kinder getötet und über 1.900 verletzt wurden und viele weitere in großer Gefahr sind. Der Zugang zu den grundlegendsten lebensrettenden Diensten ist eingeschränkt, so dass über 13 Millionen Kinder dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind – Wasser, Gesundheit, Ernährung und Schutz.

„Die Zukunft des Sudan steht auf dem Spiel, und wir können die anhaltenden Verluste und das Leid der Kinder nicht hinnehmen“, sagte Mandeep O’Brien, UNICEF-Vertreter im Sudan. „Kinder sind in einem unerbittlichen Alptraum gefangen und tragen die schwerste Last einer gewalttätigen Krise, die sie nicht selbst verursacht haben – sie sind im Kreuzfeuer gefangen, verletzt, missbraucht, vertrieben und Krankheiten und Mangelernährung ausgesetzt. UNICEF ist bereit, gemeinsam mit unseren Partnern zu helfen, aber wir brauchen sicheren, ungehinderten Zugang und garantierte Sicherheit in allen Gebieten, in denen Kinder in Not sind.“

Die Situation in Darfur ist besonders besorgniserregend. Aufgrund des anhaltenden Kommunikationsausfalls und der Zugangsbeschränkungen liegen nur wenige gesicherte Informationen über die Lage vor, aber in den fünf Darfur-Staaten leben schätzungsweise 5,6 Millionen Kinder, von denen bisher fast 270.000 durch die Kämpfe vertrieben wurden.

Vor allem in West- und Zentral-Darfur ist die Lage durch aktive Kämpfe, große Unsicherheit und Plünderungen von humanitären Hilfsgütern und Einrichtungen gekennzeichnet. Der Mangel an sauberem Wasser hat dazu geführt, dass Hunderttausende von Kindern von Dehydrierung, Durchfall und Mangelernährung bedroht sind. Derzeit wird davon ausgegangen, dass mindestens 14.836 Kinder unter fünf Jahren im Bundesstaat West-Darfur schwer mangelernährt sind. Es wird erwartet, dass diese Zahlen durch die allgemeinen Gesundheitsrisiken noch erhöht werden, was zu einem sprunghaften Anstieg der Mangelernährungsraten bei Kindern und stillenden Müttern führen wird. In Zentral-Darfur sind die Impfdienste und die Kühlkette nicht funktionsfähig. Impfstoffe und Vorräte wurden geplündert und zerstört, wodurch die Kinder einem erheblichen Krankheitsrisiko ausgesetzt sind.

In Ost-Darfur haben unzureichende Gesundheitsressourcen, einschließlich des Mangels an Strom, Sauerstoff und funktionierenden Inkubatoren, im Mai zum Tod von sechs Kindern im Krankenhaus von El Daein geführt.

UNICEF appelliert an alle Konfliktparteien, der Sicherheit und dem Wohlergehen der Kinder Priorität einzuräumen, ihren Schutz zu gewährleisten und den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu den betroffenen Gebieten zu ermöglichen. Lebensrettende humanitäre Hilfe muss unverzüglich geleistet werden, um die Rechte dieser gefährdeten Kinder zu schützen und zu wahren.

UNICEF ist in 14 Regionen vor Ort, darunter auch in allen Darfur-Staaten, und hält lebensrettende Dienste in Konfliktgebieten aufrecht, auch wenn der Zugang zu diesen Gebieten stark eingeschränkt ist, und leistet dringende Hilfe für die neu vertriebenen Menschen und die Aufnahmegemeinschaften.

UNICEF benötigt 838 Millionen US-Dollar zur Bewältigung der Krise, was einer Aufstockung um 253 Millionen US-Dollar seit Beginn des aktuellen Konflikts im April 2023 entspricht. Ohne sofortige Finanzierungszusagen können die laufenden Maßnahmen im gesamten Sudan, einschließlich der Darfur-Region, nicht fortgesetzt und ausgeweitet werden, um den dringenden Bedarf an lebensrettenden Maßnahmen zu decken.

30.05.2023 – 13,6 Millionen Kinder im Sudan-Konflikt benötigen dringend humanitäre Hilfe

New York/Genf/Amman/Wien – Die Gewalt beeinträchtigt weiterhin massiv das Leben von Kindern und Familien, die sich inmitten einer Katastrophe befinden. UNICEF fordert 838 Millionen US-Dollar zur Bewältigung der Krise, was einer Erhöhung um 253 Millionen US-Dollar seit Beginn des aktuellen Konflikts im April 2023 entspricht.

Der Konflikt im Sudan hat die Sechs-Wochen-Marke überschritten. Mehr als 13,6 Millionen Kinder benötigen dringend lebensrettende humanitäre Hilfe, so viele wie nie zuvor in diesem Land. Die Auswirkungen der anhaltenden Gewalt bedrohen weiterhin das Leben und die Zukunft von Familien und Kindern, so dass die Grundversorgung unterbrochen und viele Gesundheitseinrichtungen geschlossen, beschädigt oder zerstört sind.

Der Bedarf an humanitärer Hilfe war für die Kinder im Sudan noch nie so groß wie heute, da die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen um ihr Überleben und ihren Schutz kämpfen. Es wird immer schwieriger, den Zugang zu den Grundbedürfnissen zu sichern. Bereits vor dem Konflikt waren fast neun Millionen Kinder dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.

„Während der Konflikt im Sudan weiter wütet, werden die Folgen für die Kinder von Tag zu Tag verheerender“, sagte Adele Khodr, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika. „Diese Kinder sind nicht nur Zahlen, sie sind Individuen mit Familien, Träumen und Hoffnungen. Sie sind die Zukunft des Sudan, und wir können nicht zusehen, wie ihr Leben durch Gewalt zerrissen wird. Die Kinder des Sudan verdienen eine Chance zu überleben und zu gedeihen. Alle Akteure sollten keine Mühen scheuen, um die Kinder und ihre Rechte zu schützen“.

Die Lage der Kinder war schon vor dem Konflikt katastrophal, denn der Zugang zu Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Strom und Telekommunikation ist unzuverlässig, unzugänglich und unbezahlbar. Mehr als eine Million Menschen sind aus ihren Häusern geflohen und sind Binnenvertriebene im Sudan, darunter 319.000, die bisher in die Nachbarländer übergelaufen sind, von denen die Hälfte vermutlich Kinder sind.

Ohne eine sofortige und umfassende humanitäre Hilfe werden die Folgen der Vertreibung, der fehlenden sozialen Grundversorgung und des fehlenden Schutzes verheerende Auswirkungen auf die Kinder haben.

Der Gesamtaufruf wurde um 253 Millionen US-Dollar aufgestockt, um den zusätzlichen dringenden Bedarf zu decken, einschließlich der Ausweitung der Behandlung von über 620.000 Kindern, die an schwerer akuter Unterernährung leiden und von denen die Hälfte sterben könnte, wenn ihnen nicht rechtzeitig geholfen wird.

Khodr fügte hinzu, dass „UNICEF trotz der Herausforderungen beim Zugang zu humanitärer Hilfe und bei der Sicherheit aufgrund des aktiven Konflikts weiterhin im Sudan tätig ist und wir gemeinsam mit unseren Partnern in der Lage waren, im ganzen Land dringend benötigte Hilfsgüter in den Bereichen Gesundheit, Wasser, Abwasser und Ernährung zu liefern.“

Konkret hat UNICEF Folgendes erreicht:

  • Lieferung von 2.300 Tonnen Lastwagen mit Hilfsgütern in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie Bildung/Kinderschutz an die vertriebene Bevölkerung in Madani und in andere Bundesstaaten des Landes.
  • Aufrechterhaltung der Impfprogramme in zwölf Bundesstaaten durch die Sicherstellung der Impfstoffversorgung und -verteilung sowie die Sicherung und Überwachung des Kühlkettensystems. Mindestens 244.000 Kinder wurden seit Beginn des jüngsten Konflikts am 15. April mit der Null-Dosis-Polio-Impfung erreicht.
  • Aufrechterhaltung von mehr als 80 Prozent der Behandlungszentren für unterernährte Kinder (OTPs) im Sudan, in denen Kinder mit schwerer Auszehrung behandelt werden.
  • Lieferung von 1.440 Kartons therapeutischer Fertignahrung (RUTF) sowie von Gesundheits- und Hygieneartikeln für über 300 Kinder in einem Waisenhauszentrum in Khartum. Ohne eine solche Behandlung bestünde für diese Kinder ein hohes Sterberisiko.
  • Versorgung von 104.000 Menschen mit sicherem Wasser durch Wassertransporte, Betrieb, Wartung und Instandsetzung von Wasserversorgungsanlagen; 92.000 Menschen wurden mit wichtigen Hygienebotschaften und hygienerelevanten Non-Food-Artikeln erreicht; für 1.000 Binnenvertriebene wurden Latrinen gesichert.
  • Psychosoziale Unterstützung für mindestens 5.500 Kinder und ihre Eltern, die durch die Gewalt im Sudan traumatisiert sind. Darüber hinaus wurden Überwachungssysteme aktiviert, um Gewalt gegen Kinder anzuprangern und zu melden.
  • Betrieb von insgesamt 356 Zentren des Alternativen Lernprogramms (ALP) in 10 Bundesstaaten, einschließlich West-Darfur, und Bereitstellung von sicheren Lernplätzen für 16.812 Mädchen und Jungen.
  • Betrieb von 42 E-Learning-Zentren in Ost-Darfur, Kassala, am Roten Meer, in Süd-Darfur und am Weißen Nil, von denen 2.520 Mädchen und Buben profitieren, sowie eines kinderfreundlichen Raums in Port Sudan, der 117 Kindern zugutekommt.

12.05.2023 – Die Gewalt im Sudan zwingt mindestens 450.000 Kinder zur Flucht

New York/Amman/Nairobi/Dakar/Wien – UNICEF verstärkt die humanitäre Hilfe für Kinder, die durch den anhaltenden Konflikt im Sudan auf der Flucht sind. Angesichts der anhaltenden Gewalt sind schätzungsweise 82.000 Kinder in die Nachbarländer geflohen, und etwa 368.000 weitere sind innerhalb des Landes neu vertrieben worden.

Nach Angaben des UNHCR haben seit dem 15. April mehr als 164.000 Menschen über die Grenzen hinweg Zuflucht gesucht, unter anderem in der Zentralafrikanischen Republik, im Tschad, in Ägypten, Äthiopien, Libyen und im Südsudan. Darüber hinaus schätzt die IOM, dass seit Beginn des Konflikts etwa 736.000 Menschen innerhalb des Sudans vertrieben wurden. Vor dem Ausbruch der Gewalt waren fast 3,8 Millionen Menschen innerhalb des Sudans vertrieben worden.

„Der brutale Konflikt im Sudan hat für die Kinder des Landes einen verheerenden Tribut gefordert“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Tausende haben schwerwiegende traumatische Ereignisse erlebt oder wurden auf der Suche nach relativer Sicherheit aus ihren Häusern vertrieben.  Ihre Lage ist nach wie vor prekär, und die weitere Unterstützung und Hilfe der internationalen Gemeinschaft und der humanitären Partner ist von entscheidender Bedeutung.“

Viele Gemeinden, die Vertriebene aufnehmen, sind bereits von mehreren Krisen betroffen, so dass die Grundversorgung und die vorhandenen humanitären Kapazitäten bereits überlastet sind. Es wird erwartet, dass die Regenzeit den Zugang zur Bevölkerung erschwert und die Gefahr von Krankheiten erhöht.  Der Konflikt unterbricht auch den grenzüberschreitenden Handel und Verkehr, was zu einem starken Anstieg der Lebensmittelpreise in den Nachbarländern führt und das Risiko einer unsicheren Ernährungslage in den gefährdeten Aufnahmegemeinschaften erhöht.

Im Sudan hat UNICEF medizinische Notfallpakete, lebenswichtige Güter und Medikamente für Krankenhäuser und Zentren der medizinischen Grundversorgung bereitgestellt, um die Behandlung von Verletzten und den Zugang zu lebensrettenden und grundlegenden Gesundheitsdiensten zu unterstützen. UNICEF unterstützt auch vertriebene Kinder und Familien und bemüht sich, die Kontinuität grundlegender Dienste zu gewährleisten. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, damit mehr als 80 Prozent der Einrichtungen in den betroffenen Gebieten weiter funktionieren. Die UNICEF-Maßnahmen werden auch die Bereitstellung dringender Hilfe für neu vertriebene Kinder und Familien sowie für die betroffenen Aufnahmegemeinschaften in Regionen unterstützen, in denen sich der Konflikt weiterhin nur begrenzt ausbreitet und in denen die meisten Binnenvertriebenen leben. In dieser Woche landete eine UNICEF-Ladung mit Wasser-, Sanitär- und Hygienelieferungen in Port Sudan, weitere Lieferungen sind für die kommenden Tage geplant.

UNICEF arbeitet auch eng mit Regierungen und Partnerorganisationen in den Nachbarländern zusammen, um die lebensrettenden Dienste und die Unterstützung für diese gefährdeten Kinder zu verstärken. Diese Unterstützung umfasst:

  • Bereitstellung von sauberem Wasser durch Wassertransporte, Wasseraufbereitung, Graben und Reparieren von Bohrlöchern, Sanitäreinrichtungen, Hygieneartikel und NFI-Kits (Non-Food Items), um den Bedarf von Flüchtlingen, Rückkehrern und Aufnahmegemeinschaften zu decken.
  • Ernährungsberatung für Kinder unter fünf Jahren, die an schwerer akuter Unterernährung leiden, in Gesundheitszentren und mobilen Kliniken sowie die Bereitstellung von Nahrungsmitteln
  • Bereitstellung von Überweisungen für Gesundheitsuntersuchungen, Impfungen, wichtigen Medikamenten und medizinischem Material, um den Zugang zu medizinischer Versorgung und Dienstleistungen zu gewährleisten, die sowohl der Aufnahme- als auch der Flüchtlingsbevölkerung zugutekommen.
  • Vorbeugung und Bekämpfung von Kinderschutz und geschlechtsspezifischer Gewalt, einschließlich psychosozialer Unterstützung, kinderfreundlicher Räume, Fallmanagement und Überweisung an spezialisierte Dienste, Familiensuche und -zusammenführung, Unterstützung des Fallmanagements für unbegleitete und getrennte Kinder und Verhinderung der Staatenlosigkeit von Kindern.
  • Bildungsdienste, um sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche von Flüchtlingen, Rückkehrern und der Aufnahmegesellschaft Zugang zu inklusiver, hochwertiger Bildung und Lernmöglichkeiten in einem sicheren und schützenden Umfeld haben.
  • UNICEF appelliert an die internationale Gemeinschaft, die Bemühungen des Kinderhilfswerks dringend durch die Bereitstellung zusätzlicher Mittel und Ressourcen zu unterstützen, um die wachsende Krise zu bewältigen. Mit anhaltender Unterstützung will UNICEF mehr Kinder in Not erreichen und ihnen helfen und ihr Recht auf Überleben, Entwicklung und Schutz sichern.

05.05.2023 – Sudan: 190 Kinder getötet, 1.700 Kinder verletzt

New York/Köln/Wien – Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zur Lage der Kinder im Sudan

„Der Sudan bewegt sich auf eine Katastrophe zu. Immer mehr Kinder geraten ins Kreuzfeuer der Kämpfe. Zwar können wir aufgrund der schweren Gewalt die bisherigen Schätzungen nicht offiziell bestätigen, doch laut den Berichten, die uns vorliegen, wurden seit Beginn des Konfliktes vor drei Wochen 190 Kinder getötet und mehr als 1.700 Kinder verletzt. Die Gewalt im Sudan muss um der Kinder willen aufhören. Wie in jedem Konflikt sind Kinder in dieser Situation am stärksten gefährdet. Es muss alles getan werden, um sie zu schützen. UNICEF ruft alle Konfliktparteien dazu auf, ihren rechtlichen Verpflichtungen im Rahmen des humanitären Völkerrechts nachzukommen und sicherzustellen, dass Kinder nicht in die Schusslinie geraten. Dazu gehört, dass alle Angriffe auf Gesundheitszentren, Schulen, Wasser- und Abwassersysteme und die zivile Infrastruktur, auf die Kinder angewiesen sind, eingestellt werden.

Seit rund drei Wochen leben Kinder inmitten fürchterlicher Gewalt. Unzählige Familien sind auf der Flucht, um Schutz zu suchen, sowohl innerhalb des Landes als auch in die Nachbarländer. Auch humanitäre Helferinnen und -helfer wurden angegriffen, und humanitäre Einrichtungen, Fahrzeuge und Hilfsgüter – auch die von UNICEF – geplündert oder zerstört.

Die Angriffe erschweren es uns, Kinder im ganzen Land mit lebensrettenden Gesundheits-, Ernährungs-, Wasser- und Hygienemaßnahmen zu erreichen. Umso wichtiger ist es, dass die Konfliktparteien das humanitäre Völkerrecht einhalten und dafür sorgen, dass humanitäre Akteure sicher Hilfe leisten können, um die Zivilbevölkerung zu unterstützen. Wir fordern die Konfliktparteien dazu auf, die unbegrenzte, ungehinderte und ununterbrochene Einfuhr von humanitären und lebenswichtigen kommerziellen Gütern, einschließlich Nahrungsmitteln und Treibstoff, auf dem See-, Luft- und Straßenweg zu gewährleisten – unabhängig davon, wer diese Gebiete kontrolliert.

UNICEF fordert außerdem eine langfristige politische Lösung dieser Krise, damit die Kinder im Sudan friedlich aufwachsen und in eine hoffnungsvollere Zukunft blicken können.“


 

27.04.2023 – Kämpfe im Sudan verschlechtern die schwierige humanitäre Lage für Kinder weiter

Khartoum/Wien – Angesichts der anhaltenden gewaltsamen Auseinandersetzungen im Sudan weisen UNICEF und die auf Kinder ausgerichteten Nichtregierungsorganisationen World Vision und Save the Children auf die Gefahr für Kinder hin, wenn der derzeitige Waffenstillstand nicht von allen Parteien eingehalten wird. Millionen gefährdeter Mädchen und Jungen benötigen sofortige humanitäre Hilfe, und alle Kinder müssen vor Schaden bewahrt werden.

Berichten zufolge wurden bei den Kämpfen, die am 15. April 2023 ausbrachen, mindestens neun Kinder getötet und mehr als 50 verletzt.

Die Feindseligkeiten führen auch zu Vertreibungen und setzen Kinder weiterhin potenziellen schweren Verletzungen aus, einschließlich der Rekrutierung und des Einsatzes durch bewaffnete Gruppen sowie sexueller Gewalt.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist die Gesundheitsversorgung durch die Gewalt stark beeinträchtigt: Ein Drittel der sudanesischen Gesundheitseinrichtungen ist nicht mehr funktionsfähig, so dass Kinder und ihre Familien keinen Zugang zu lebenswichtiger medizinischer Versorgung haben.

Die Kühlkette, über die Impfstoffe aufbewahrt werden, wurde durch die ständigen Strom- und Treibstoffausfälle beeinträchtigt, wodurch das Leben von Millionen von Kindern in einem Land gefährdet ist, in dem die Impfraten bereits gesunken sind und in dem regelmäßig Krankheiten ausbrechen. Millionen von Kindern, die nicht oder nur unzureichend geimpft sind, werden lebensrettende Impfungen verpassen, wodurch sie tödlichen Krankheiten wie Masern und Polio ausgesetzt sind.

„Kinder laufen Gefahr, zu sterben oder körperliche und entwicklungsbedingte Schäden zu erleiden, wenn sie keinen Zugang zu Nahrungsmitteln und Ernährungshilfe erhalten“, sagte Emmanuel Isch, World Vision Sudan Country Director. „Ohne Frieden wird die Bereitstellung von Nahrungsmittel- und Ernährungshilfe für extrem gefährdete Mädchen und Jungen und ihre Gemeinschaften sehr viel schwieriger.“

Bereits vor dem Ausbruch des aktuellen Konflikts war die humanitäre Lage im Sudan akut und verschlechterte sich weiter, wobei Kinder am stärksten gefährdet waren. Etwa 15,8 Millionen Menschen benötigten humanitäre Hilfe, darunter mehr als 8,5 Millionen Kinder. Der Sudan hat eine der höchsten Raten von Unterernährung bei

Kindern in der Welt. Die Krise hat die lebensrettende Behandlung von schätzungsweise 50 000 Kindern unterbrochen, die an schwerer akuter Unterernährung leiden und derzeit in Behandlungsprogrammen eingeschrieben sind. Diese Kinder könnten sterben und die Unterernährungsraten werden sich verschlimmern, wenn die Hilfe nicht rasch wieder aufgenommen wird.

„Die Kinder sind die Hauptleidtragenden des Konflikts im Sudan“, sagte Mandeep O’Brien, UNICEF-Vertreter im Sudan. „Sie sterben, und ihre Zukunft wird ihnen genommen. Wenn gefährdete Kinder nicht in den Genuss von Gesundheits-, Schutz- und Bildungsdiensten kommen, hat dies lebenslange Auswirkungen. Die Kämpfe müssen aufhören, damit wir dringend alle gefährdeten Kinder besser erreichen können, wo auch immer sie sind.“

„Schon vor der aktuellen Krise gingen sieben Millionen Kinder im Sudan nicht zur Schule und 2,7 Millionen Kinder waren unterernährt“, sagte Arshad Malik, Landesdirektor von Save the Children im Sudan. „Der gesamte Schaden an Gesundheitseinrichtungen und Schulen ist noch unbekannt. Wir müssen dringend sicherstellen, dass alle Kinder Zugang zu Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung haben – ihr Leben ist in Gefahr.“

Die Schließung von Schulen hat Millionen von Kindern aus ihren Klassenzimmern vertrieben, so dass jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge nicht mehr lernen kann. Die Kinder hatten auch mit der schlechten Qualität der Bildung zu kämpfen. Etwa 70 Prozent der Zehnjährigen können nicht lesen.

Die drei Organisationen sind zutiefst besorgt über die Auswirkungen des anhaltenden Konflikts auf die Kinder und rufen alle Konfliktparteien und die internationale Gemeinschaft dringend dazu auf, mehr für den Schutz der Kinder im Sudan zu tun, unter anderem:

  • Aufrechterhaltung und Einhaltung des Waffenstillstands und Sicherstellung, dass die humanitäre Unterstützung wieder aufgenommen werden kann.
  • Aufgrund der weit verbreiteten Gewalt und der Unsicherheit sind die humanitären Aktivitäten in vielen Staaten unterbrochen worden. Unter anderem wurde in Einrichtungen von World Vision, UNICEF und Save the Children eingebrochen und Hilfsgüter gestohlen. Alle Konfliktparteien sollten die Sicherheit der humanitären Helfer gewährleisten und es ihnen ermöglichen, Kinder und ihre Familien mit dringenden Gesundheits-, Ernährungs-, Schutz- und Bildungsleistungen zu erreichen, ohne Gewalt oder Behinderungen befürchten zu müssen.
  • Alle Konfliktparteien sollten sich für den Frieden für Kinder im Sudan einsetzen und die Schulen wieder öffnen. Schulen sind nicht nur Lernorte für Kinder, sondern auch sichere Orte, die sie vor Missbrauch und Ausbeutung schützen, einschließlich der Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen. Mit jedem Tag, den die Kinder der Schule fernbleiben, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie zurückkehren, insbesondere bei Mädchen. Die Lernkrise im Sudan entwickelt sich zu einer Generationenkatastrophe und erfordert dringende Maßnahmen.
  • Alle Parteien sollten Kinder schützen und die Rekrutierung und den Einsatz von Kindern verhindern. Die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern durch bewaffnete Kräfte und Gruppen führt zu schweren, lang anhaltenden physischen und psychologischen Traumata.

 

20.04.2023 – Eskalierende Gewalt im Sudan bringt Millionen Kinder in Gefahr

New York/Wien – Eine Erklärung von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zur Lage der Kinder im Sudan.

„Fünf Tage heftiger Kampfhandlungen im Sudan und vier gescheiterte Waffenstillstände haben bereits einen verheerenden Tribut unter den Kindern des Landes gefordert. Wenn die Gewalt nicht aufhört, wird diese Zahl noch steigen.

Mindestens neun Kinder sind Berichten zufolge bei den Kämpfen getötet und mehr als 50 Kinder verletzt worden, da die Feindseligkeiten in Khartum, den Darfur und Nord-Kordofan weitergehen. Die gefährliche Sicherheitslage im ganzen Land macht es sehr schwierig, Informationen zu sammeln und zu überprüfen, aber wir wissen, dass die Kinder auch weiterhin den Preis für die anhaltenden Kämpfe zahlen werden.

Viele Familien sind im Kreuzfeuer gefangen, haben kaum oder gar keinen Zugang zu Strom, haben Angst vor den Kämpfen und davor, dass ihnen Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente ausgehen könnten. Tausende von Familien wurden auf der Suche nach Sicherheit aus ihren Häusern vertrieben.

Wir haben Berichte über Kinder erhalten, die in Schulen und Betreuungseinrichtungen Zuflucht suchen, während um sie herum die Kämpfe toben, über Kinderkrankenhäuser, die evakuiert werden müssen, weil der Beschuss näher rückt, und über Krankenhäuser, Gesundheitszentren und andere wichtige Infrastrukturen, die beschädigt oder zerstört wurden, wodurch der Zugang zu lebenswichtiger und lebensrettender Pflege und Medizin eingeschränkt wird.

Die Kämpfe haben die lebenswichtige Versorgung von schätzungsweise 50.000 akut unterernährten Kindern unterbrochen. Diese gefährdeten Kinder benötigen eine kontinuierliche Versorgung rund um die Uhr, die durch die eskalierende Gewalt gefährdet ist.

Die Kämpfe gefährden auch die Kühlkette im Sudan, einschließlich Impfstoffen und Insulin im Wert von über 40 Millionen Dollar, da die Stromversorgung unterbrochen ist und die Generatoren nicht mit Treibstoff versorgt werden können.

Schon vor der Eskalation der Gewalt war der Bedarf an humanitärer Hilfe im Sudan höher als je zuvor. Humanitäre Hilfe ist von entscheidender Bedeutung, aber UNICEF und unsere Partner können diese Hilfe nicht leisten, wenn die Sicherheit unserer Mitarbeiter nicht gewährleistet ist. Unsere Herzen und Gedanken sind bei den Angehörigen der WFP-Kollegen, die ihr Leben verloren haben oder verletzt wurden. UNICEF und andere humanitäre Organisationen wurden von bewaffneten Personen geplündert. Solche Angriffe auf Mitarbeiter und Organisationen von Hilfsorganisationen sind Angriffe auf die Kinder und Familien, denen wir dienen.“


 

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