Ein Kind steht vor zerstörten Gebäuden.

Hier finden Sie eine Sammlung mit Nachrichten und Berichten zur Lage in der Ukraine im Jahr 2023.

30.08.2023 – Weit verbreiteter Bildungsverlust bei ukrainischen Kindern

Genf/Kiew/Wien – Die anhaltenden Angriffe auf das Bildungswesen in der Ukraine und die niedrige Einschulungsrate in den Aufnahmeländern haben dazu geführt, dass viele der 6,7 Millionen ukrainischen Kinder im Alter von drei bis 18 Jahren Schwierigkeiten haben, zu lernen, warnt die UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien, Regina De Dominicis.

Kinder in der gesamten Ukraine zeigen Anzeichen für einen weit verbreiteten Lernverlust, einschließlich einer Verschlechterung der Lernergebnisse in der ukrainischen Sprache, im Lesen und in Mathematik, da der Krieg und die vorausgegangene COVID-19-Pandemie dazu geführt haben, dass die Schüler ein viertes Jahr der Unterbrechung der Bildung erleben.

„In der Ukraine gehen die Angriffe auf Schulen unvermindert weiter, so dass die Kinder in großer Not sind und keinen sicheren Ort zum Lernen haben. Die ukrainischen Kinder haben dadurch nicht nur Schwierigkeiten, in ihrer Bildung voranzukommen, sondern auch, das zu behalten, was sie gelernt haben, als ihre Schulen noch voll funktionierten“, sagte Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien.

Den jüngsten Erhebungsdaten zufolge berichten bis zu 57 Prozent der Lehrer von einer Verschlechterung der ukrainischen Sprachkenntnisse der Schüler, bis zu 45 Prozent von einem Rückgang der Mathematikkenntnisse und bis zu 52 Prozent von einem Rückgang der Fremdsprachenkenntnisse.

Den jüngsten Einschulungsdaten zufolge lernt nur ein Drittel der in der Ukraine eingeschulten Kinder im Grund- und Sekundarschulalter vollständig vor Ort. Ein Drittel der eingeschriebenen Schüler lernt mit einem gemischten Ansatz aus Präsenz- und Online-Unterricht, ein weiteres Drittel lernt vollständig online.

Das Online-Lernen kann das persönliche Lernen ergänzen und eine kurzfristige Lösung darstellen, aber es kann den persönlichen Unterricht nicht vollständig ersetzen, der für die soziale Entwicklung und das grundlegende Lernen von Kleinkindern besonders wichtig ist. Die laufende Bildungsreform in der Ukraine, die darauf abzielt, die Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen zu entwickeln, ist für die künftige sozioökonomische Erholung und Entwicklung des Landes von entscheidender Bedeutung.

Nach nationalen Erhebungen besuchen zwei Drittel der Kinder im Vorschulalter keine Vorschule. In den Randgebieten geben drei Viertel der Eltern an, ihre Kinder nicht in die Vorschule zu schicken.

Geflüchtete ukrainische Kinder erwartet ein unsicheres Schuljahr

Für die geflüchteten ukrainischen Kinder beginnt ein weiteres unsicheres Schuljahr, da mehr als die Hälfte der Kinder vom Vorschul- bis zum Sekundarschulalter in sieben Ländern, die Geflüchtete aufgenommen haben, nicht im nationalen Bildungssystem eingeschrieben sind. Kinder im Vorschul- und Sekundarschulalter sind am ehesten von Bildungsmängeln betroffen. Sprachbarrieren, Schwierigkeiten beim Zugang zur Schule und überlastete Bildungssysteme gehören zu den Gründen für die niedrigen Einschulungsraten.

Geflüchtete Kinder, die nicht in lokalen Schulen eingeschrieben sind, versuchen wahrscheinlich, online zu lernen, entweder über den ukrainischen Lehrplan oder über andere Fernlernplattformen. Einige geflüchtete Kinder haben ihre Schulbildung möglicherweise ganz aufgegeben.

In Krisen- oder Kriegszeiten bieten Schulen weit mehr als nur einen Ort zum Lernen. Sie können Kindern, die bereits Verlust, Vertreibung und Gewalt erlebt haben, ein Gefühl von Routine und Sicherheit vermitteln und ihnen die Möglichkeit geben, Freundschaften zu schließen und Hilfe von Lehrer:innen zu erhalten. Sie können Zugang zu Impfungen, Ernährung und Dienstleistungen zur Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens der Kinder bieten. Jugendliche sind besonders empfindlich, da die natürliche physische und psychische Anfälligkeit ihres Alters durch die Unterbrechung des Lernprozesses und den Stress, den sie erleben, noch verschlimmert wird.

So hilft UNICEF den ukrainischen Kindern

UNICEF arbeitet mit Regierungen und Partnern vor Ort in der Ukraine und in Ländern, die geflüchtete Kinder und Familien aufnehmen, zusammen, um den Zugang zu hochwertiger Bildung zu verbessern. Dazu gehört die Unterstützung der Eingliederung von Kindern in die nationalen Bildungssysteme und die Bereitstellung mehrerer Lernwege für Kinder, die derzeit nicht eingeschult sind. Dazu gehört auch, dass Lehrer:innen und Schulpersonal mit den notwendigen Fähigkeiten ausgestattet werden, um alle gefährdeten Kinder in die Klassen zu integrieren, und dass Sprachkurse sowie psychische und psychosoziale Unterstützung angeboten werden.

UNICEF arbeitet mit der ukrainischen Regierung zusammen, um den Wiederaufbau des Bildungswesens und die Angleichung an regionale Standards zu unterstützen, um Bildungshindernisse zu beseitigen und lebenslanges Lernen für alle zu gewährleisten. Dazu gehören die Sanierung von Schulen und die Bereitstellung von dringend benötigtem Nachholunterricht in Kernfächern mit dem Ziel, 300.000 von Lernverlusten bedrohte Kinder in der Ukraine im kommenden Schuljahr zu unterstützen und gleichzeitig längerfristige Unterstützung durch die Stärkung von Systemen und Diensten der frühkindlichen Bildung in großem Umfang zu leisten.

06.07.2023 – Ukraine-Briefmarke: Post übergibt Spenden an Nachbar in Not und UNICEF Österreich

Wien – 47.124 Euro an Spenden wurden durch die Briefmarken lukriert.

Die Österreichische Post hat kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges eine eigene Zuschlagsbriefmarke herausgegeben. Die Briefmarke weist eine Nominale von 1 Euro auf, der Zuschlag von 2 Euro geht in voller Höhe als Spende an NACHBAR IN NOT und UNICEF Österreich. Das Motiv der Briefmarke zeigt die ukrainische Flagge mit dem Aufdruck „HILFE für die UKRAINE“.

Durch den Verkauf der Briefmarke konnte die Post insgesamt einen Spendenbetrag in der Höhe von 47.124 Euro sammeln. Je 23.562 Euro wurden nun an Vertreter der beiden Hilfsorganisationen übergeben.

„Der schreckliche Krieg in der Ukraine dauert viel länger, als wir anfangs alle gedacht haben. Umso wichtiger ist es, dass wir uns die Bedeutung von Hilfsmaßnahmen erneut bewusst machen. Die durch den Verkauf der Ukraine-Briefmarke gesammelten Spenden sind ein kleiner Beitrag, um Menschen in Not zu unterstützen, gleichzeitig aber auch eine Erinnerung für uns alle, mit der Hilfe nicht nachzulassen“, sagt Georg Pölzl, Generaldirektor, Österreichische Post AG.

Andreas Knapp, Auslandshilfegeneralsekretär der Caritas Österreich und Vorstandsvorsitzender der NACHBAR IN NOT Stiftung dankt allen Österreicher*innen für die Unterstützung: „Die Solidarität der Österreicherinnen und Österreicher im vergangenen Jahr war überwältigend. Die Hilfe von NACHBAR IN NOT kommt an und geht weiter. Fast 18 Millionen Menschen in der Ukraine sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, es kommt zu Krisen in der Krise: Durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms mit seinen dramatischen Folgen für Mensch und Umwelt, spitzt sich das Leid der Menschen weiter zu. Lassen wir die Familien, die Kinder nicht im Stich und beweisen wir bei der Hilfsbereitschaft den viel zitierten langen Atem. Vielen Dank an die Österreichische Post für ihre Initiative und den erfolgreichen Verkauf der Ukraine-Briefmarke. Vielen Dank aber auch an alle Menschen in Österreich, die durch ihren Beitrag unsere Hilfe in der Ukraine erst möglich machen.“

„Der Krieg in der Ukraine bedeutet für die Kinder und ihre Familien bereits viel zu lange Sorgen, Ängste, Traumata, Zerstörung und Vertreibung. Nur dank großzügiger Unterstützung können wir unsere für Kinder und ihre Familien in der Ukraine so wichtige Arbeit fortsetzen. Zu den enormen Folgen des Krieges kommt nun auch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Region Cherson, mindestens 37 Städte und Dörfer wurden überflutet, was schwerwiegende Folgen für Hunderttausende Menschen hat. Hilfe ist angesichts des fortdauernden Konfliktes nach wie vor dringend notwendig“, so Christoph Jünger, Geschäftsführer von UNICEF Österreich.

„In Kriegen sind immer die Kinder die am meisten betroffenen Opfer. Es geht nicht nur um den zerstörten Alltag, den verlorenen Zugang zu Bildung oder den Verlust von Familienangehörigen. Es wird auch das Vertrauen in die Zukunft nachhaltig beeinträchtigt. Die Hilfsorganisationen von NACHBAR IN NOT betreuen diese Kinder in eigenen ‚child friendly spaces‘ und versuchen damit, ihnen für einige Stunden am Tag ein gesichertes Umfeld zu geben. Mit dem Solidaritätsbeitrag der Österreichischen Post AG können diese Plätze weiterbestehen, dafür bedanke ich mich sehr herzlich!“, betont Pius Strobl, Leiter Corporate Social Responsibility im ORF.


 

23.02.2023 – 365 Tage Krieg in der Ukraine – 365 Tage Leid, Zerstörung & Vertreibung für Kinder

Wien – UNICEF Österreich präsentierte heute anlässlich der Jährung des Ukraine-Kriegs am 24. Februar zusammen mit James Elder, internationalem UNICEF-Pressesprecher live aus Lwiw (Lemberg) in der Ukraine, und Dr. Nora Ramirez Castillo, Psychologin und Psychotherapeutin von HEMAYAT, die aktuelle Lage der Kinder in der Ukraine sowie die Auswirkungen des Krieges auf junge Menschen und ihre Familien.

Die Kinder und Familien in der Ukraine haben seit Februar 2022 nun 365 Tage voller Gewalt, Trauma, Verlust, Zerstörung und Vertreibung erlebt. Die 7,8 Millionen Kinder des Landes wurden um 365 Tage voller Geburtstage, Schulerinnerungen, Zeit mit Freund:innen und Familie beraubt. Es gibt keinen einzigen Aspekt im Leben der Kinder, den der Krieg nicht beeinträchtigt hat: Kinder wurden getötet, verletzt, aus ihren Häusern vertrieben.

Der Krieg in der Ukraine hat Vertreibungen in einem Ausmaß und mit einer Geschwindigkeit ausgelöst, wie es sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat – mit weitreichenden Auswirkungen in der gesamten Region und darüber hinaus. Von den 7,9 Millionen Flüchtlingen aus der Ukraine in Europa sind die meisten Frauen und Kinder.

Für mehr als fünf Millionen Kinder in der Ukraine wurde durch den Krieg ihre Bildung unterbrochen, zuzüglich zu den zwei Jahren, die sie aufgrund der COVID-19-Pandemie auch noch verloren hatten. Der Besuch von Klassenzimmern, die ihnen das Gefühl von Struktur, Sicherheit, Normalität und Hoffnung bieten, blieb ihnen verwehrt. Die Zukunft einer ganzen Generation ist gefährdet.

„Seit den ersten Tagen dieses Krieges habe ich Familien in der gesamten Ukraine getroffen. Für sie gab es keinen Tag ohne Leid. Ihr Mut und ihre Resilienz sind bemerkenswert,“ so James Elder. „Dieser Krieg hat dazu geführt, dass zwei von drei ukrainischen Mädchen und Buben gezwungen waren, aus ihrem zu Hause zu fliehen. Solange die Angriffe andauern, wird auch die Not der Kinder anhalten.“

Der Zugang von Kindern und Familien zur Grundversorgung ist erschwert. Mehr als 1.000 Gesundheitseinrichtungen wurden Berichten zufolge durch Beschuss und Luftangriffe beschädigt oder zerstört, wobei bei solchen Angriffen Patient:innen, darunter auch Kinder, sowie medizinisches Personal getötet oder schwer verletzt wurden und der Zugang zu medizinischer Versorgung eingeschränkt ist. Tausenden Kindern, die vor dem Konflikt im ganzen Land fliehen, fehlen lebenswichtige Impfstoffe, die sie vor Polio, Masern, Diphtherie und anderen lebensbedrohlichen Krankheiten schützen.

„UNICEF hat sich verpflichtet, für die Kinder in diesem Land zu sorgen. Dafür werden wir auch weiterhin großzügige Unterstützung brauchen,“ betont Christoph Jünger, Geschäftsführer von

UNICEF Österreich. UNICEF benötigt 1,1 Milliarden US-Dollar per Stand Dezember 2022, um die unmittelbaren und längerfristigen Bedürfnisse von 9,4 Millionen Menschen, darunter 4 Millionen Kinder, innerhalb und außerhalb der Ukraine zu decken, die nach wie vor unter den Folgen des Krieges in der Ukraine leiden.

„Über die Themen Kindheit und Krieg gleichzeitig zu sprechen, sollte überhaupt nicht möglich sein!”

So lautet das Statement Dr. Nora Ramirez Castillo von HEMAYAT. UNICEF betont, dass Kinder auch ein Jahr nach Beginn des Konflikts weiterhin mit Ängsten, Sorgen und Trauer kämpfen, die mit dem Verlust geliebter Menschen, der Trennung von der Familie, der erzwungenen Vertreibung aus ihren Häusern, der Isolation und der völligen Umwälzung ihrer Kindheit verbunden sind. Schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder sind von Depressionen, Angstzuständen, posttraumatischen Belastungsstörungen und anderen psychischen Störungen bedroht.

Die seelischen Wunden des Krieges können Kinder bis weit ins Erwachsenenalter hinein beeinträchtigen. Das Podium betonte: „Um eine vom Krieg gezeichnete Generation von Kindern zu verhindern, müssen ihre psychische Gesundheit und ihre psychosozialen Bedürfnisse vorrangig behandelt werden.“

„Zu Beginn des Krieges hofften alle auf ein rasches Ende. Diese Hoffnung hat sich zerschlagen. Viele Menschen sind noch damit beschäftigt, diese Realität zu akzeptieren,” so Dr. Ramires Castillo.

Mentale Unterstützung für Menschen auf der Flucht

Dr. Ramirez bestätigt weiters, dass die Zahl der 2022 bei HEMAYAT betreuten traumatisierten Kinder und Jugendlichen aus Kriegsgebieten oder mit Foltererfahrungen mit 170 vergleichsweise hoch war.

Die ukrainischen Kinder in Österreich leben oft in zwei Welten: Sie gehen zwar hier zur Schule, besuchen aber auch Online-Angebote, die in der Ukraine stattfinden. Ihre Väter und männlichen Verwandte an der Front sind in akuter Lebensgefahr und die Kinder virtuell in ständiger Verbindung mit dem Krieg in der Heimat.

Psychotherapie kann eine zentrale Rolle dabei zukommen, dass die Kinder ihre Erfahrungen und Gefühle verarbeiten und das innere Chaos ordnen können.

Besondere Aufmerksamkeit und Priorität muss den Eltern, im Falle der Ukraine meist den Müttern, eingeräumt werden. Die mitgeflüchteten Mütter sind stark in Sorge und belastet und das Leben in Österreich wird als „Zwischenlösung“ empfunden, was es erschwert, sich darauf wirklich einzulassen.

Dass Traumata der Eltern und der Kinder große Auswirkungen haben und sowohl die Kinder als auch die Eltern Unterstützung brauchen, darauf wies UNICEF Österreich bereits in der Studie „Vergessen und anonym: Begleitete Flüchtlingskinder“ (2019) hin. Christoph Jünger erklärt: „Viele Unterstützungsangebote und Maßnahmen, die jetzt für die Ukraine schnell getroffen wurden, können ein gutes Beispiel sein, welche Unterstützungsformen auch andere geflüchtete Menschen brauchen und flächendeckend etabliert werden sollten.“

Was die Kinder nun dringend brauchen, ist Frieden!

Nach 365 Tagen Krieg brauchen die Kinder der Ukraine dringend Frieden. UNICEF fordert weiterhin:

  • einen prinzipiellen und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe,
  • ein Ende der Angriffe auf Kinder und die Infrastruktur, auf die sie angewiesen sind, einschließlich Schulen, Krankenhäuser und kritische Wasser- und Lebensmittelinfrastruktur,
  • die Beendigung des Einsatzes von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten, die direkt für die Tötung und Verstümmelung von Hunderten Kindern verantwortlich sind
  • vorrangige Behandlung psychischer Gesundheit und psychosozialer Bedürfnisse

Hilfe von UNICEF im Überblick

UNICEF war in der Ukraine, bevor der Krieg eskalierte, und in den 365 Tagen seither. In den Ländern, die Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen, arbeitet UNICEF mit nationalen und lokalen Behörden sowie mit Organisationen der Zivilgesellschaft zusammen, um Soforthilfe und Unterstützungsdienste für Familien, die vor dem Konflikt in der Ukraine fliehen, anzubieten. Beispielsweise konnten dadurch rund 1,2 Millionen geflüchtete Menschen in 40 „Blue-Dot“-Anlaufstellen mit Informationen versorgt und psychosozial betreut werden und 32.000 Kinder auf der Flucht identifiziert und wieder mit ihren Familien vereint werden.

Seit dem 24. Februar 2022 hat UNICEF dank der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft 770.000 Kinder mit Lernmaterial versorgt, 1,4 Millionen Kinder an formaler und nicht-formaler Bildung teilhaben lassen, 2,9 Millionen Kinder und Betreuer:innen psychisch betreut, 352.000 Frauen und Kinder bei geschlechtsspezifischer Gewalt unterstützt, 4,6 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Wasser verschafft, 4,9 Millionen Menschen medizinische Versorgung geboten und 1,4 Millionen Menschen in der Ukraine und 47.494 Haushalten in den Nachbarländern Bargeld zur Verfügung gestellt.

24.01.2023 – Ukraine: 11 Monate Krieg haben die Bildung von mehr als fünf Millionen Kindern beeinträchtigt

Kiew/New York/Wien – Am Internationalen Tag der Bildung ruft UNICEF zu verstärkter Unterstützung auf, um Lernmöglichkeiten für Kinder in der Ukraine und in den Aufnahmeländern zu gewährleisten.

Der anhaltende Krieg in der Ukraine hat die Bildung von mehr als fünf Millionen Kindern beeinträchtigt, warnte UNICEF heute am Internationalen Tag der Bildung und ruft zu verstärkter internationaler Unterstützung auf, um sicherzustellen, dass die Kinder nicht weiter zurückfallen. Die Auswirkungen des seit 11 Monaten andauernden Konfliktes kommen zu den zwei Jahren hinzu, welche die Kinder in der Ostukraine aufgrund der COVID-19-Pandemie und des seit mehr als acht Jahren andauernden Krieges verloren haben.

„Schulen und frühkindliche Bildungseinrichtungen geben Kindern ein entscheidendes Gefühl von Struktur und Sicherheit und wenn sie das Lernen verpassen, kann das lebenslange Folgen haben“, sagte Afshan Khan, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien. „Es gibt keinen Pausenknopf. Es ist keine Option, die Bildung von Kindern einfach aufzuschieben und darauf zurückzukommen, wenn andere Prioritäten erledigt sind, ohne die Zukunft einer ganzen Generation zu riskieren.“

Der anhaltende Einsatz von Sprengstoff – auch in Wohngebieten – hat dazu geführt, dass Tausende von Schulen, Vorschulen und anderen Bildungseinrichtungen im ganzen Land beschädigt oder zerstört wurden. Gleichzeitig zögern viele Eltern und Betreuer, ihre Kinder aus Sicherheitsgründen in die Schule zu schicken.

In der Ukraine arbeitet UNICEF mit der Regierung zusammen, um den Kindern zu helfen, wieder zu lernen, in Klassenzimmern, wenn dies als sicher gilt, und durch Online- oder gemeindebasierte Alternativen, wenn ein Lernen vor Ort nicht möglich ist. Während mehr als 1,9 Millionen Kinder Zugang zu Online-Lernangeboten hatten und 1,3 Millionen Kinder an einer Kombination aus Präsenz- und Online-Unterricht teilnahmen, haben die jüngsten Angriffe auf die Elektrizitäts- und andere Energieinfrastrukturen zu weitreichenden Stromausfällen geführt und fast jedes Kind in der Ukraine ohne dauerhaften Zugang zu Elektrizität zurückgelassen, was bedeutet, dass selbst die Teilnahme am virtuellen Unterricht eine ständige Herausforderung darstellt.

Die Situation außerhalb der Ukraine ist ebenfalls besorgniserregend: Schätzungsweise zwei von drei ukrainischen Flüchtlingskindern sind derzeit nicht im Bildungssystem des Aufnahmelandes eingeschrieben. Dafür gibt es mehrere Gründe, darunter die überlasteten Bildungskapazitäten und die Tatsache, dass sich viele Flüchtlingsfamilien zu Beginn der Krise und während des Sommers für das Online-Lernen entschieden haben, anstatt die örtlichen Schulen zu besuchen, da sie hofften, schnell nach Hause zurückkehren zu können.

„UNICEF wird weiterhin mit der ukrainischen Regierung und den Regierungen der Aufnahmeländer zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, die es Kindern in Konfliktgebieten, als auch Vertriebenen ermöglichen, ihre Ausbildung fortzusetzen.“, sagte Khan.

Innerhalb der Ukraine fordert UNICEF ein Ende der Angriffe auf Bildungseinrichtungen und andere zivile Gebäude, einschließlich der Energieinfrastruktur, auf die Kinder und Familien angewiesen sind. Wir fordern auch eine verstärkte Unterstützung, um sicherzustellen, dass Kinder Zugang zu Offline-Lernmaterialien und -Vorräten haben, damit sie weiter lernen und mit ihren Mitschülern und Lehrern in Kontakt bleiben können, sowie die Unterstützung des Wiederaufbauplans der Ukraine und der Bemühungen um den Wiederaufbau und die Sanierung von Schulen und Vorschulen.

In den Aufnahmeländern von Flüchtlingen fordert UNICEF, dass die Integration ukrainischer Flüchtlingskinder in die nationalen Bildungssysteme auf allen Bildungsebenen, insbesondere in der frühkindlichen Bildung und der Grundschulbildung, Vorrang hat – mit qualifizierten Lehrern, Lernmaterialien und verfügbaren Räumen, um ihr persönliches Lernen, ihre Entwicklung und ihr Wohlergehen zu unterstützen. Es ist wichtig, dass die zuständigen Behörden die rechtlichen und administrativen Hindernisse, die den Zugang der Kinder zur formalen Bildung auf allen Ebenen behindern, ermitteln und beseitigen und den Flüchtlingsfamilien klare und zugängliche Informationen zur Verfügung stellen. Wo der Zugang zum Bildungssystem nicht sofort gewährleistet werden kann, ruft UNICEF dazu auf, insbesondere für Kinder im Sekundarschulalter mehrere Wege zum Lernen zu eröffnen.


 

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