
Kinder im Gazastreifen haben nur noch Zugang zu zehn Prozent ihres normalen Wasserverbrauchs
Amman/Köln/Wien – UNICEF warnt vor dem Zusammenbruch der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie großflächigen Krankheitsausbrüchen.
Laut Schätzungen von UNICEF stehen Kindern, die in den vergangenen Wochen innerhalb des südlichen Gazastreifens vertrieben wurden, lediglich 1,5 bis zwei Liter Wasser pro Tag zur Verfügung – weit unter dem empfohlenen Mindestbedarf. Gemäß den geltenden Minimum-Standards für die humanitäre Hilfe benötigt ein Mensch mindestens 15 Liter Wasser pro Tag zum Trinken, Kochen und Waschen. Allein zum Überleben braucht ein Mensch mindestens drei Liter Wasser pro Tag.
Hunderttausende Binnenvertriebene, rund die Hälfte von ihnen Kinder, sind seit Anfang Dezember nach Rafah geflohen und benötigen dringend Nahrungsmittel, Wasser, Unterkünfte, Medikamente und Schutz. Die Wasser- und Sanitärversorgung der Stadt befindet sich angesichts der steigenden Nachfrage in einem äußerst kritischen Zustand. Mindestens die Hälfte der Wasser-, Hygiene und Sanitäreinrichtungen sind aufgrund der Bombardierungen sowie der fehlenden Stromversorgung, des Treibstoffmangels, eingeschränktem Zugang und Schäden an der zivilen Infrastruktur beschädigt oder zerstört.
Die Auswirkungen auf Kinder sind dramatisch, denn sie sind in dieser Situation besonders anfällig für Dehydrierung, Durchfall, Krankheiten und Mangelernährung, was wiederum ihr Überleben gefährdet. Angesichts des Mangels an sicherem Wasser, insbesondere nach den Regenfällen und Überschwemmungen dieser Woche, ist die Gefahr von durch Wasser übertragbaren Krankheiten wie Cholera und chronischer Diarrhöe enorm hoch. Bereits jetzt haben die Behörden fast das 20-fache des monatlichen Durchschnitts der gemeldeten Durchfallfälle bei Kindern unter fünf Jahren registriert. Gleichzeitig leiden immer mehr Kinder unter Krätze, Läusen, Windpocken und Hautausschlägen. Hinzu kommen rund 160.000 Fälle von akuten Atemwegsinfektionen.
„Der Zugang zu ausreichendem sauberem Wasser ist eine Frage von Leben und Tod. Die Kinder in Gaza haben kaum einen Tropfen zu trinken”“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Kinder und ihre Familien haben keine andere Wahl als Wasser aus unsicheren Quellen zu nutzen, die stark versalzen oder verschmutzt sind. Ohne sicheres Trinkwasser werden in den kommenden Tagen noch mehr Kinder aufgrund von Unterversorgung und Krankheiten sterben.“
In den Notunterkünften im gesamten Gazastreifen warten lange Schlangen erschöpfter Frauen und Kinder darauf, eine Toilette benutzen zu können. Derzeit gibt es jedoch im Durchschnitt lediglich eine Toilette für 700 Personen. Ohne Toiletten haben Zehntausende Menschen keine andere Wahl, als Eimer zu verwenden oder offene Defäkation. Da noch weniger Duschen zur Verfügung stehen, gibt es kaum Möglichkeiten der persönlichen Hygiene, wovon insbesondere Frauen und Mädchen betroffen sind. Es drohen weitere Krankheitsausbrüche.
Gemeinsam mit seinen Partnern stellt UNICEF Treibstoff für Brunnen, Entsalzungsanlagen, Wassertransporte und die Abfall- und Abwasserentsorgung, abgefülltes Wasser und Wasserbehälter zur Verfügung. Seit Beginn der Krise hat UNICEF mehr als 1,3 Millionen Menschen mit sicherem Trinkwasser versorgt. Darüber hinaus hat UNICEF mehr als 45.000 Wasserkanister, 130.000 Hygienesets sowie Seife bereitgestellt. Rund 189.000 Menschen wurden mit Hygieneartikeln und mehr als 400.000 Menschen mit Hygiene- und Sanitärdiensten erreicht. Während der humanitären Feuerpause hat UNICEF trotz des schwierigen Zugangs auch im nördlichen Gazastreifen 260.000 Liter Wasser und 10.000 Hygienekits zur Verfügung gestellt.
Generatoren für den Betrieb von Wasser- und Abwasseranlagen, Kunststoffrohre, die für kurzfristige Reparaturen benötigt werden, sowie Baumaterial für die Sanitärversorgung stehen am Grenzübergang Rafah bereit, können jedoch aufgrund von Zugangsbeschränkungen für diese Güter nicht in den Gazastreifen gebracht werden. Sie werden dringend benötigt, um die für das Überleben der Menschen und Kinder wichtige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wiederherzustellen.
„Wir tun alles, was wir können, um die Not der Menschen in Gaza zu lindern, aber die Materialien und Hilfsgüter, die wir bisher liefern konnten, reichen bei weitem nicht aus“, sagte Russell. „Die ständigen Bombardierungen und die Einfuhrbeschränkungen für Materialien und Treibstoff in den Gazastreifen verhindern entscheidende Fortschritte. Die Hilfsgüter werden dringend benötigt, um beschädigte Wassersysteme zu reparieren.“
UNICEF fordert weiterhin einen raschen, sicheren und ungehinderten humanitären Zugang zu Kindern und Familien in Not, ganz gleich, wo sie sich befinden. Dazu gehört auch, dass der Bedarf an Wasser und sanitären Einrichtungen im Gazastreifen gedeckt wird und dass alle Akteure ihrer völkerrechtlichen Verantwortung zum Schutz der Wasser- und Sanitäreinrichtungen und der mit der Wartung und Reparatur dieser Einrichtungen betrauten Mitarbeitenden nachkommen.
Bitte unterstützen Sie weiterhin unsere Nothilfe im Nahostkonflikt.
23.11.2023 – Statement der UNICEF-Exekutivdirektorin zum Schutz der Kinder in Gaza vor dem UN-Sicherheitsrat
New York/Köln/Wien – Die folgenden Aussagen sind UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zuzuordnen.
„Vielen Dank, dass wir heute zusammenkommen, um über die sich verschlechternde Lage der Kinder in Palästina und in Israel zu sprechen.
Ich möchte diesem Rat für die Verabschiedung der Resolution 2712 danken, die die unverhältnismäßigen Auswirkungen dieses Krieges auf Kinder anerkennt, indem sie die Konfliktparteien auffordert, den Kindern den besonderen Schutz zu gewähren, auf den sie nach dem Völkerrecht Anspruch haben.
Wichtig ist, dass die Resolution längere humanitäre Pausen und Korridore im Gazastreifen fordert. Ich hoffe, dass diese schnellstmöglich umgesetzt werden, damit humanitäre Organisationen Menschen in Not erreichen können, insbesondere Kinder. UNICEF begrüßt das temporäre Waffenstillstandsabkommen. Wir sind in der Lage, die dringend benötigte humanitäre Hilfe im Gazastreifen rasch auszuweiten, aber natürlich werden mehr Mittel benötigt, um die wachsenden Bedarfe zu decken.
Dies reicht jedoch noch lange nicht aus: Der Krieg muss beendet werden, und das Töten und Verstümmeln von Kindern muss sofort aufhören.
Exzellenzen, bevor ich Sie ausführlicher über die Lage im Gazastreifen informiere, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Lage der Kinder in Israel und im Westjordanland lenken.
Seit dem 7. Oktober sind Berichten zufolge 35 israelische Kinder getötet worden, während mehr als 30 in Gaza als Geiseln festgehalten werden. Wie der UN-Generalsekretär sagte, ist die Vereinbarung über die Freilassung der Geiseln zu begrüßen, aber es muss noch viel mehr unternommen werden. UNICEF fordert die sichere Freilassung aller entführten Kinder.
In der vergangenen Woche reiste der stellvertretende UNICEF-Exekutivdirektor nach Israel, wo er mit Angehörigen der entführten israelischen Kinder zusammentraf. Sie berichteten ihm von ihrer Sorge und ihrer zunehmenden Angst um die Sicherheit ihrer Kinder.
Ich hatte geplant, in der vergangenen Woche nach Israel und ins Westjordanland zu reisen, aber auf ärztlichen Rat hin musste ich meinen Besuch verschieben, weil ich mir bei einem Autounfall auf dem Weg nach Rafah Verletzungen zugezogen hatte.
Unser stellvertretender Exekutivdirektor besuchte das Westjordanland, um sich ein Bild von der sich verschlechternden Sicherheitslage und der humanitären Situation zu machen. In den vergangenen sechs Wochen wurden 56 palästinensische Kinder getötet und zahlreiche Kinder aus ihren Häusern vertrieben. Wir schätzen, dass 450.000 Kinder im Westjordanland humanitäre Hilfe benötigen. Im Westjordanland leisten UNICEF und seine Partner Hilfe in den Bereichen psychische Gesundheit und Kinderschutz, Wasser- und Sanitärversorgung sowie Bildung für 280.000 Kinder.
Kürzlich bin ich von einem Besuch im Süden des Gazastreifens zurückgekehrt, wo ich Kinder, Familien und UNICEF-Mitarbeitende getroffen habe. Was ich gesehen und gehört habe, hat mich zutiefst erschüttert.
Als ich das Nasser-Krankenhaus in Khan Yunis besuchte, wimmelte es dort von Menschen. Neben Kranken und dem medizinischen Personal beherbergt das Krankenhaus Tausende Vertriebene. Sie schlafen in den Fluren und Gemeinschaftsräumen des Krankenhauses.
Ich sprach mit einem 16-jährigen Mädchen in ihrem Krankenbett. Sie wurde bei der Bombardierung ihres Wohnviertels schwer verletzt, und die Ärzte sagten ihr, dass sie nie wieder laufen wird. In der Neugeborenenstation des Krankenhauses begegnete ich winzigen Babys, die in Inkubatoren um ihr Leben kämpften, während das Personal sich sorgte, wie sie die Maschinen ohne Treibstoff am Laufen halten könnten.
Während meines Aufenthalts in Khan Yunis sprach ich auch mit einer UNICEF-Mitarbeiterin, die sich trotz des Verlusts von 17 Mitgliedern ihrer eigenen Familie heldenhaft dafür einsetzt, dass Kinder und Familien in Gaza Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen erhalten.
Als Mutter von vier Kindern gehört sie zu den unzähligen Eltern in Gaza, die in ständiger Angst um ihre Familie leben. Angesichts des schrecklichen Tributs, den dieser Krieg von Kindern im Gazastreifen fordert, ist ihre Angst sehr begründet.
Mehr als 5.300 palästinensische Kinder sind Berichten zufolge in nur 46 Tagen getötet worden. Das sind mehr als 115 Kinder pro Tag, jeden Tag, über Wochen hinweg. Basierend auf diesen Zahlen sind vierzig Prozent der Getöteten in Gaza Kinder. Das ist beispiellos. Mit anderen Worten: Der Gaza-Streifen ist heute der gefährlichste Ort der Welt, um ein Kind zu sein.
Wir erhalten zudem Berichte, dass mehr als 1.200 Kinder unter den Trümmern der zerbombten Gebäude liegen oder vermisst werden.
Die Zahl der Todesopfer in der aktuellen Krise hat die Gesamtzahl der Todesopfer während früherer Eskalationen bei weitem übertroffen. Zum Vergleich: In den 17 Jahren zwischen 2005 und 2022, während derer schwerwiegende Verletzungen der Kinderrechte überwacht und gemeldet wurden, wurden insgesamt 1.653 getötete Kinder verifiziert.
Kinder, die den Krieg überleben, müssen damit rechnen, dass die wiederholten traumatischen Ereignisse ihr Leben langfristig prägen werden. Die Gewalt und die Unruhen, die sie miterleben, können zu toxischem Stress führen, der ihre körperliche und kognitive Entwicklung beeinträchtigt. Schon vor der jüngsten Eskalation benötigten mehr als 540.000 Kinder in Gaza psychische und psychosoziale Unterstützung – die Hälfte aller Kinder in Gaza.
Heute sind weit über 1,7 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht, die Hälfte von ihnen sind Kinder.
Besonders besorgt sind wir über Berichte über die steigende Zahl vertriebener Kinder, die entlang der Evakuierungskorridore im Süden von ihren Familien getrennt wurden oder allein zur medizinischen Versorgung in Krankenhäuser kommen. Diese Kinder sind besonders schutzbedürftig und müssen dringend identifiziert, versorgt und bei der Suche nach Angehörigen und der Zusammenführung mit ihren Familien unterstützt werden.
Zusätzlich zu den Bomben, Raketen und Schüssen sind Kinder im Gazastreifen durch die katastrophalen Lebensbedingungen extrem gefährdet. Eine Million Kinder – oder eigentlich alle Kinder in Gaza – sind von Ernährungsunsicherheit betroffen. Dies könnte sich zeitnah zu einer katastrophalen Ernährungskrise ausweiten.
Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Monaten die Zahl der Kinder im Gazastreifen, die an lebensbedrohlich schwerer Mangelernährung leiden, um fast 30 Prozent steigen könnte.
Gleichzeitig liegt die Wasserproduktionskapazität bei nur fünf Prozent der normalen Kapazität, so dass Familien und Kinder mit drei Litern oder weniger Wasser pro Person pro Tag zum Trinken, Kochen und Waschen auskommen müssen. Gleichzeitig sind Wasserpumpen, Entsalzungs- und Abwasseraufbereitungsanlagen wegen Treibstoffmangel nicht mehr in Betrieb. Die Sanitärversorgung ist zusammengebrochen.
Diese Bedingungen führen zu Krankheitsausbrüchen, die für besonders gefährdete Menschen wie Neugeborene, Kinder und Frauen – insbesondere für akut mangelernährte Kinder – lebensbedrohlich sein können. Wir sehen Fälle von Durchfallerkrankungen und Atemwegsinfektionen bei Kindern unter fünf Jahren. Und wir gehen davon aus, dass sich die Situation mit dem Einsetzen des kalten Winterwetters weiter verschlechtern wird.
Die Gefahr für die öffentliche Gesundheit in Gaza wird durch den faktischen Zusammenbruch des Gesundheitssystems weiter verschärft. Mehr als zwei Drittel der Krankenhäuser sind nicht mehr funktionsfähig, weil es an Treibstoff und Wasser mangelt oder weil sie bei Angriffen schwer beschädigt wurden. Darüber hinaus schätzt die WHO, dass mindestens 16 medizinische Fachkräfte getötet und 38 verletzt wurden.
Kranke in Kliniken werden verletzt und getötet oder sterben aufgrund des Mangels an Medikamenten und medizinischer Versorgung. Vergangene Woche wurden in einem gemeinsamen Einsatz von UNICEF und weiteren Organisationen 31 Frühgeborene aus dem Al-Shifa-Krankenhaus in das Emirati-Krankenhaus im Süden des Gazastreifens verlegt. Achtundzwanzig der Frühgeborenen werden nun in Ägypten behandelt.
Krankenhäuser sollten niemals angegriffen oder für Kampfhandlungen genutzt werden. Angesichts der Tausenden Vertriebenen, die in den Gesundheitseinrichtungen des Gazastreifens Zuflucht suchen, kann ich diesen Punkt nicht genug unterstreichen.
Wir beobachten zudem verheerende Angriffe auf Schulen – rund 90 Prozent aller Schulgebäude wurden beschädigt. Fast 80 Prozent der verbleibenden schulischen Einrichtungen werden als Unterkünfte für Binnenflüchtlinge genutzt. Aber auch diese Orte, an denen Kinder und Familien nach der Vertreibung aus ihren Häusern Schutz suchen, geraten unter Beschuss.
Am vergangenen Wochenende wurden bei Angriffen auf zwei Schulen, darunter die Al-Fakhura-Schule des UNRWA, in der Binnenvertriebene untergebracht waren, Berichten zufolge mindestens 24 Menschen getötet. UNICEF verurteilt jegliche Angriffe auf Schulen.
Überall in Palästina und in Israel begehen die Konfliktparteien schwere Kinderrechtsverletzungen, darunter die Tötung, Verstümmelung und Entführung von Kindern sowie Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser und die Verweigerung des Zugangs für humanitäre Hilfe.
In Gaza jedoch sind die Auswirkungen der Gewalt auf Kinder katastrophal, wahllos und unverhältnismäßig. Wenn der Krieg ein Ende nimmt, wird die Verseuchung durch explosive Kriegsmunitionsrückstände beispiellos sein, mit möglicherweise Zehntausenden von Blindgängern, die über den Gazastreifen und darüber hinaus verstreut sind – eine tödliche Bedrohung für Kinder, die Jahrzehnte andauern könnte.
Innerhalb des Gazastreifens hat der Krieg zum Tod von mehr als 100 UNRWA-Mitarbeitenden geführt – mehr Mitarbeitende der Vereinten Nationen als je zuvor. Vor ein paar Tagen wurden eine WHO-Kollegin und ihr sechs Monate altes Baby, ihr Mann und ihre beiden Brüder getötet.
Exzellenzen, damit Kinder überleben und die humanitären Teams bleiben und effektiv helfen können, reichen humanitäre Pausen nicht aus. UNICEF fordert einen dringenden humanitären Waffenstillstand, um dieses Blutvergießen sofort zu beenden.
Wir sind besorgt, dass eine weitere militärische Eskalation im Süden des Gazastreifens die humanitäre Lage dort exponentiell verschlechtern würde, was zu weiteren Vertreibungen führen und die Zivilbevölkerung in einem noch kleineren Gebiet zusammendrängen würde. Angriffe auf den Süden müssen vermieden werden.
UNICEF ist strikt gegen die Einrichtung so genannter „sicherer Zonen“. Im Gazastreifen ist kein Ort sicher. Und die vorgeschlagenen Zonen verfügen nicht über die Infrastruktur oder die Schutzmaßnahmen, die den Bedarfen einer so großen Zahl von Zivilisten gerecht werden.
Wir fordern alle Beteiligten erneut auf, das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechtsnormen, einschließlich der Grundsätze der Notwendigkeit, der Unterscheidung, der Vorsichtsmaßregel und der Verhältnismäßigkeit, unverzüglich und uneingeschränkt zu achten.
Wir fordern sie auf, über die gesetzlichen Bestimmungen hinauszugehen, um Kinder und die zivile Infrastruktur, auf die sie angewiesen sind, zu schützen und alle im Gazastreifen festgehaltenen zivilen Geiseln, insbesondere Kinder, unverzüglich und bedingungslos freizulassen.
Wir fordern die Akteure auf, sich an die Resolution 2712 zu halten und einen sicheren und uneingeschränkten humanitären Zugang zum Gazastreifen und innerhalb des Gazastreifens, einschließlich des Nordens, zu gewährleisten. Die Beteiligten müssen den sofortigen Zugang zu lebenswichtigen Gütern, einschließlich Treibstoff, ermöglichen, die für Lastwagen, die Wasserentsalzung, Wasserpumpen und die Mehlproduktion benötigt werden. Wir müssen die Erlaubnis erhalten, lebenswichtige Wasser-, Sanitär- und Hygienegüter sowie Planen, Zelte und Pfähle in den Gazastreifen zu bringen.
Wir fordern die Beteiligten zudem dazu auf, allen Zivilisten, die eine Notunterkunft und einen sicheren Zufluchtsort suchen, freiwillige Bewegungsfreiheit und sicheres Geleit zu gewähren, alle Wasserleitungen in den Gazastreifen wieder zu öffnen, zu reparieren und ihre Kapazität zu erhöhen und sicherzustellen, dass das Wasser sicher und nicht kontaminiert ist.
Exzellenzen, die wahren Kosten dieses jüngsten Krieges in Palästina und Israel werden in Kinderleben gemessen – in jenen, die der Gewalt zum Opfer gefallen sind und jenen, die sie für immer prägen wird. Ohne ein Ende der Kampfhandlungen und einen uneingeschränkten humanitären Zugang werden die Kosten weiter exponentiell ansteigen.
Die Zerstörung des Gazastreifens und die Tötung von Zivilisten werden der Region weder Frieden noch Sicherheit bringen. Die Menschen in dieser Region haben Frieden verdient. Nur eine politische Lösung über Verhandlungen – eine Lösung, die den Rechten und dem Wohlergehen dieser und künftiger Generationen israelischer und palästinensischer Kinder Vorrang einräumt – kann dies gewährleisten.
Ich fordere alle Akteure auf, diesem Aufruf zu folgen und mit einem humanitären Waffenstillstand als erstem Schritt auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden zu beginnen. Und ich fordere Sie als Mitglieder des Sicherheitsrates auf, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um diese Katastrophe für Kinder zu beenden.
Vielen Dank.“
22.11.2023 – Wettlauf gegen die Zeit: Wasserknappheit verstärkt das Risiko von Krankheitsausbrüchen in Gaza
Genf/Köln/Wien – Statement von UNICEF-Sprecher James Elder bei der Pressekonferenz am 21. November im Palais des Nations in Genf.
„Wenn der Zugang von Kindern zu Wasser und sanitären Einrichtungen in Gaza weiterhin eingeschränkt bleibt und nicht ausreicht, wird die Zahl der Kinder, die ihr Leben verlieren, auf tragische Weise ansteigen – obwohl dies vermeidbar ist.
Außerdem fällt nun auch Regen in Gaza. Diese Kombination birgt eine für Kinder massive Gefahr für Krankheiten, die tödlich enden können.
Wir sollten nicht vergessen, dass der minimale Bedarf an Wasser pro Person und Tag in Krisensituationen 15 Liter beträgt. 15 Liter zum Trinken, Kochen und Waschen – die entscheidende Menge, um durch Wasser übertragene und andere Infektionskrankheiten zu verhindern.
Dennoch müssen Menschen in Teilen des Gazastreifens, vor allem im Norden – wo Schätzungen zufolge rund 700.000 Menschen leben –, mit weniger als drei Litern pro Tag auskommen. An manchen Tagen mangelt es ihnen komplett an Wasser.
Um es klar zu sagen: Die Kontrolle über Treibstoff und den Zugang zu Wasser entscheidet darüber, ob Tausende – vielleicht Zehntausende – Kinder überleben oder sterben werden.
Berichten zufolge wurden bereits mehr als 5.350 palästinensische Kinder getötet. Die Zahl der getöteten Kinder ist erschreckend. Trauer hat sich in Gaza eingenistet.
Ohne ausreichend Treibstoff, ohne ausreichend Wasser werden sich die Bedingungen für Kinder weiter verschlechtern.
Gleichzeitig werden mehr als 30 israelische Kinder irgendwo im Gazastreifen als Geiseln gehalten. Sie müssen freigelassen werden. Stellen Sie sich ihre Angst vor; die Qualen, die ihre Familien ertragen müssen. Dies muss ein Ende haben.
Die Tatsache, dass rund 800.000 Kinder innerhalb des Gazastreifens vertrieben sind, verschärft das Risiko, dass noch mehr Kinder ihr Leben verlieren werden.
Sie suchen verzweifelt – und oft vergeblich – nach Sicherheit in überfüllten Unterkünften. Im Durchschnitt gibt es in den UNRWA-Unterkünften eine Dusche für 700 Menschen. Und eine einzige Toilette für 150 Menschen. Das Anstehen dauert Stunden. Denken Sie daran, was das für heranwachsende Mädchen bedeutet.
Ohne genügend Treibstoff werden die sanitären Dienste zusammenbrechen.
Wir haben es mit einer seltenen Kombination widriger Faktoren zu tun, das die Ausbreitung von Krankheiten massiv befördert. Einem quasi „perfekten Sturm“ für eine Tragödie: ein unerträglicher Mangel an Wasser; Fäkalien in dicht besiedelten Unterkünften; ein inakzeptabler Mangel an Latrinen; schwer eingeschränkte Möglichkeiten für das Händewaschen, die persönliche Hygiene und das Reinigen und Waschen.
Bereits jetzt werden fast zehnmal so viele Durchfallerkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren verzeichnet wie üblicherweise im Monatsdurchschnitt. Auch Krätze, Läuse, Windpocken, Hautausschläge und Infektionen der Atemwege nehmen zu.
Was muss jetzt geschehen:
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Die Lieferung von Materialien und Ausstattung für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie für die Notreparatur und den Betrieb kritischer Wasser- und Abwasserdienste einschließlich Produktion, Aufbereitung und Verteilung muss ermöglicht werden.
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Der sichere und ungehinderte Zugang zu einer täglichen Versorgung mit Treibstoff, der den gesamten Bedarf für den Betrieb kritischer Wasser- und Sanitäreinrichtungen deckt muss gewährleistet werden;
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Ein humanitärer Waffenstillstand, sicherer und ungehinderter Zugang für humanitäre Organisationen und die sofortige und sichere Freilassung aller entführten Kinder müssen ermöglicht werden.
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Wenn dies nicht geschieht, wird die Weltgemeinschaft unbeteiligt dem Tod unzähliger Kinder in Gaza zusehen.“
20.11.2023 – Gaza: 31 vom Tod bedrohte Frühgeborene verlegt
Amman/Köln/Wien – Gestern wurden 31 Frühgeborene, die um ihr Überleben kämpften, aus dem Al-Shifa-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens gerettet und in den Süden verlegt. Unter extrem gefährlichen Bedingungen führte UNICEF die Operation gemeinsam mit WHO, UNRWA, OCHA und UNMAS sowie dem Palästinensischen Roten Halbmond, den medizinischen Behörden und dem Personal des Krankenhauses durch.
Der Zustand der Neugeborenen hatte sich zuletzt rapide verschlechtert, mehrere Säuglinge waren auf tragische Weise verstorben und die medizinische Versorgung im Al-Shifa-Krankenhaus war völlig zusammengebrochen.
Die Neugeborenen wurden auf Ersuchen der Gesundheitsbehörden in temperaturkontrollierten Inkubatoren unter Aufsicht medizinischen Personals aus dem Al-Shifa-Krankenhaus in das Al-Helal Al-Emarati-Krankenhaus in Rafah im südlichen Gazastreifen verlegt, wo sie nun stabilisiert und auf der Neugeborenen-Intensivstation betreut werden.
UNICEF und seine Partner unterstützen die Identifizierung und Registrierung der Babys, um sie nach Möglichkeit mit ihren Eltern und Angehörigen zusammenzuführen.
Von Beginn der Krise an hat UNICEF Krankenhäuser im Süden und in den zentralen Gebieten des Gazastreifens mit medizinischen Hilfsgütern und Babyartikeln beliefert, um rund 244.000 Menschen zu versorgen, darunter auch Neugeborene auf anderen Intensivstationen. Fünf Krankenhäuser wurden per Lkw mit Wasser versorgt, um das absolute Minimum von drei Litern pro Person und Tag für rund 50.000 Menschen bereitzustellen.
Krankenhäuser, Gesundheitseinrichtungen und ihr Personal müssen von Angriffen verschont bleiben. Es müssen alle Maßnahmen ergriffen werden, um Patienten, Pflegepersonal und Zivilisten vor Gewalt zu schützen. UNICEF fordert weiterhin einen sofortigen humanitären Waffenstillstand und die Gewähr, dass lebensrettender Treibstoff und medizinische Hilfsgüter die Gesundheitseinrichtungen erreichen, wo auch immer sie sich befinden.
Wir bitten weiterhin um Unterstützung für die UNICEF Nothilfe Nahost.
15.11.2023 – „Was ich gesehen und gehört habe, war erschütternd“
Gaza/Köln/Wien – UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell besucht den Gazastreifen.
„Heute war ich im Gazastreifen, um die Kinder, ihre Familien und das UNICEF-Team zu treffen. Was ich gesehen und gehört habe, war erschütternd. Die Menschen haben wiederholte Bombardierungen, Verluste und Vertreibung erlitten. Im Gazastreifen gibt es für die eine Million Kinder keinen sicheren Ort.
Die Konfliktparteien begehen schwere Kinderrechtsverletzungen im Sinne des Völkerrechts – dazu zählen Tötungen, Verstümmelungen und Entführungen, Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser und die Behinderung des Zugangs für humanitäre Hilfe. All dies verurteilt UNICEF.
In Gaza wurden Berichten zufolge mehr als 4.600 Kinder getötet und fast 9.000 verletzt.
Viele Kinder werden vermisst und sind vermutlich unter den Trümmern eingestürzter Gebäude und Häuser begraben – die tragische Konsequenz des Einsatzes von Sprengstoff in Wohngebieten. Gleichzeitig sind in einem Krankenhaus im Gazastreifen Neugeborene verstorben, weil der Strom ausgegangen ist und die medizinische Versorgung unterbrochen wurde, während die Gewalt mit verheerenden Folgen anhält.
Im Al-Naser-Krankenhaus in Khan Yunis traf ich Patientinnen und Patienten und vertriebene Familien, die Schutz suchen. Ein 16-jähriges Mädchen erzählte mir von ihrem Krankenhausbett aus, dass ihr Viertel bombardiert worden war. Sie hat überlebt, aber die Ärzte sagen, dass sie nie wieder wird laufen können.
In der Neugeborenenstation des Krankenhauses kämpften winzige Babys in Inkubatoren um ihr Leben, während die Ärzte sich fragten, wie sie die Maschinen ohne Treibstoff am Laufen halten könnten.
Während meines Aufenthalts in Gaza traf ich UNICEF-Mitarbeitende, die inmitten der Gefahr und der Verwüstung weiterhin für Kinder da sind. Sie erzählten mir ihre persönlichen herzzerreißenden Geschichten von den Auswirkungen des Kriegs auf ihre Kinder, von getöteten Familienmitgliedern und wie sie mehrfach vertrieben wurden.
Viele Menschen, darunter auch unsere Mitarbeitenden und ihre Familien, leben jetzt in überfüllten Notunterkünften, in denen es kaum noch Wasser, Lebensmittel oder akzeptable sanitäre Einrichtungen gibt – Bedingungen, die zu Krankheitsausbrüchen führen können.
Das Risiko für die humanitäre Hilfskräfte im Gazastreifen ist außerordentlich hoch. Seit Oktober sind mehr als 100 Mitarbeitende des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge (UNWRA) getötet worden.
UNICEF und unsere Partner tun alles in ihrer Macht Stehende und bringen dringend benötigte humanitäre Hilfsgüter ins Land. Aber der Treibstoff ist praktisch ausgegangen, so dass einige Krankenhäuser und Gesundheitszentren nicht mehr weiterarbeiten können. Ohne Treibstoff können die Entsalzungsanlagen kein Trinkwasser produzieren und die humanitären Hilfsgüter nicht verteilt werden.
Die sporadische Öffnung des Grenzübergangs zum Gazastreifen für humanitäre Hilfslieferungen reicht nicht aus, um den sprunghaft steigenden Bedarf an Hilfe zu decken. Der Winter steht vor der Tür und könnte den Bedarf an Treibstoff noch erhöhen. Als ich den Gazastreifen heute verließ, regnete es in Strömen. Das verschlimmert das Elend noch.
Ich bin hier, um alles in meiner Macht Stehende zu tun, um mich für den Schutz der Kinder einzusetzen. Ich appelliere erneut an alle Parteien, dafür zu sorgen, dass die Kinder gemäß dem humanitären Völkerrecht geschützt werden und Hilfe erhalten. Nur die Konfliktparteien können diesem Grauen wirklich ein Ende setzen.
Ich fordere die Parteien außerdem zu einem sofortigen humanitären Waffenstillstand auf und dazu, alle entführten und festgehaltenen Kinder freizulassen sowie sicherzustellen, dass humanitäre Akteure sicheren, dauerhaften und ungehinderten Zugang haben, um die notleidenden Menschen mit allen lebensrettenden Diensten und Hilfsgütern zu versorgen.“
13.11.2023 – Die medizinische Versorgung von Kindern im Gazastreifen ist vor dem Kollaps
Amman/Wien – Der fast vollständige Zusammenbruch und die Angriffe auf die medizinische Versorgung und das Gesundheitswesen im gesamten Gazastreifen, insbesondere in den nördlichen Gebieten, bedrohen das Leben aller Kinder im Gazastreifen.
In den letzten 24 Stunden wurde die medizinische Versorgung in den Kinderkrankenhäusern Al-Rantisi und Al-Nasr Berichten zufolge fast vollständig eingestellt, da nur ein kleiner Generator die Intensivstation und die Neugeborenen-Intensivstation mit Strom versorgt. In der Nähe des Al-Rantisi-Krankenhauses, in dem sich Berichten zufolge Kinder an der Dialyse und auf der Intensivstation befinden, werden heftige Angriffe und Feindseligkeiten gemeldet.
Berichten zufolge wurde das Al-Nasr-Kinderkrankenhaus gestern erneut bei einem Angriff beschädigt, darunter auch lebensrettende Geräte. Ein weiteres Kinderkrankenhaus im Norden des Landes hat aufgrund von Schäden und Treibstoffmangel den Betrieb eingestellt, und ein spezialisiertes Entbindungskrankenhaus braucht dringend Treibstoff, um weiterarbeiten zu können.
„Das Recht der Kinder auf Leben und Gesundheit wird verweigert“, sagte Adele Khodr, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika. „Der Schutz von Krankenhäusern und die Lieferung lebensrettender medizinischer Hilfsgüter ist eine kriegsrechtliche Verpflichtung, und beides wird jetzt gebraucht.“
Die medizinischen Einrichtungen in den mittleren und südlichen Gebieten des Gazastreifens, die bereits mit der Behandlung von Verletzten überfordert sind, müssen nun auch die Bedürfnisse eines Zustroms von Hunderttausenden von Menschen auf noch dichterem Raum erfüllen. Diese bestehenden Dienste müssen unterstützt und gestärkt werden, damit sie die wachsenden Herausforderungen bewältigen können.
Die Gesundheitsdienste für Kinder im Gazastreifen waren bereits vor den aktuellen Feindseligkeiten ernsthaft überlastet, da es dem Gesundheitssektor an angemessener physischer Infrastruktur und medizinischer Ausrüstung fehlte und die Versorgung, einschließlich der Wasserversorgung, häufig durch Stromausfälle unterbrochen wurde.
Mehr als 1,5 Millionen Vertriebene, darunter 700.000 Kinder, haben jetzt Schwierigkeiten, Zugang zu sauberem Wasser zu bekommen, und leben unter katastrophalen sanitären Bedingungen. Das Risiko von durch Wasser übertragenen und anderen Krankheiten steigt von Tag zu Tag und bedroht insbesondere Kinder.
„Das Leben der Kinder im Gazastreifen hängt am seidenen Faden, vor allem im Norden“, sagte Khodr. „Tausende und Abertausende von Kindern bleiben im Norden des Gazastreifens, während die Feindseligkeiten zunehmen. Diese Kinder können nirgendwo hin und sind extrem gefährdet. Wir fordern die sofortige Einstellung der Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und die dringende Lieferung von Treibstoff und medizinischen Hilfsgütern an Krankenhäuser im gesamten Gazastreifen, einschließlich der nördlichen Teile des Streifens.“
„Gaza ist zu einem Friedhof für Tausende Kinder geworden“
Genf/Wien – Dies ist eine Zusammenfassung der Aussagen von UNICEF-Sprecher James Elder – dem der zitierte Text zugeschrieben werden kann – bei der heutigen Pressekonferenz im Palais des Nations in Genf.
„Seit den ersten Tagen der beispiellosen Feindseligkeiten im Gazastreifen hat UNICEF unmissverständlich darauf hingewiesen, dass ein sofortiger humanitärer Waffenstillstand erforderlich ist, dass die Hilfe fließen muss und dass entführte Kinder freigelassen werden müssen. Wie viele andere haben auch wir dafür plädiert, das Töten von Kindern zu beenden.
Unsere schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich der gemeldeten Zahl der getöteten Kinder, die sich innerhalb von nur zwei Wochen erst auf Dutzende, dann auf Hunderte und schließlich auf Tausende belaufen, haben sich bestätigt. Die Zahlen sind erschreckend: Berichten zufolge wurden mehr als 3.450 Kinder getötet und diese Zahl steigt jeden Tag beträchtlich an.
Der Gazastreifen ist zu einem Friedhof für Tausende Kinder geworden. Für alle anderen ist es die Hölle auf Erden.
Doch die Bedrohung für Kinder geht über Bomben und Mörser hinaus. Ich möchte kurz über Wasser und Trauma sprechen.
Die mehr als eine Million Kinder in Gaza leiden auch unter einer Wasserkrise. Die Wasserproduktionskapazität des Gazastreifens beträgt nur 5 % der üblichen Tagesproduktion. Der Tod von Kindern – insbesondere von Säuglingen – durch Dehydrierung ist eine wachsende Bedrohung.
Das sagte Nesma, eine meiner UNICEF-Kolleginnen, die in Gaza lebt und arbeitet. Sie hat zwei Kinder, die 4 Jahre alte Talia und den 7 Jahre alten Zain: Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, wie sich die Kinder um mich herum um eine Tasse sauberes Wasser bemühen und es nicht finden. Zain fragt immer wieder nach normalem Wasser.
Sie meint sicheres Trinkwasser, nicht salziges Wasser, das im Moment die einzige Option ist und den 7-jährigen Zain und viele andere Kinder krank macht.
Und dann ist da noch das Trauma. Wenn die Kämpfe aufhören, werden die Kosten für die Kinder und ihre Gemeinden noch über Generationen hinweg zu tragen sein. Vor der jüngsten Eskalation wurde festgestellt, dass mehr als 800 000 Kinder in Gaza – drei Viertel der gesamten Kinderzahl – psychische und psychosoziale Unterstützung benötigen. Das war vor diesem jüngsten Albtraum.
Dieselbe UNICEF-Kollegin, Nesma, die von ihrem 7-jährigen Kind erzählte, das verzweifelt nach sauberem Wasser fragte, erklärte auch das Trauma, das ihr vierjähriges Kind durchmacht. Die vierjährige Talia zeigt schwere Stress- und Angstsymptome und verletzt sich selbst, indem sie sich die Haare ausreißt und sich die Oberschenkel aufkratzt, bis sie bluten. Und dennoch, wie ihre Mutter erklärt: Ich habe nicht den Luxus, über die psychische Gesundheit meiner Kinder nachzudenken. Ich sage mir immer wieder: ‚Nesma, halte sie am Leben‘. Und wenn das alles vorbei ist, werde ich sie psychisch unterstützen und medizinisch versorgen.
Im Namen von Talia und Zain und den anderen 1,1 Millionen Kindern in Gaza, die einen Albtraum durchleben, sagen wir noch einmal: Wir brauchen einen sofortigen humanitären Waffenstillstand. Und alle Grenzübergänge zum Gazastreifen müssen geöffnet werden, damit humanitäre Hilfe, einschließlich Wasser, Lebensmittel, medizinische Versorgung und Treibstoff, sicher, dauerhaft und ungehindert fließen kann.
Und wenn es keinen Waffenstillstand, kein Wasser, keine Medikamente und keine Freilassung der entführten Kinder gibt? Dann steuern wir auf noch größere Schrecken zu, die unschuldige Kinder heimsuchen.“
25.10.2023 – Nahostkonflikt: Bereits 2.360 tote Kinder im Gazastreifen
New York/Amman/Wien – UNICEF fordert einen sofortigen Waffenstillstand und einen dauerhaften und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe.
In den letzten 18 Tagen hat der Gazastreifen einen verheerenden Tribut an seine Kinder gefordert: 2.360 Tote und 5.364 Verletzte sind auf die unerbittlichen Angriffe zurückzuführen, d.h. mehr als 400 Kinder wurden Berichten zufolge täglich getötet oder verletzt. Darüber hinaus haben Berichten zufolge mehr als 30 israelische Kinder ihr Leben verloren, und Dutzende befinden sich im Gazastreifen in Gefangenschaft. Der Zeitraum von 18 Tagen ist die tödlichste Eskalation der Feindseligkeiten im Gazastreifen und in Israel, die die UNO seit 2006 erlebt hat.
Nahezu jedes Kind im Gazastreifen ist tiefgreifenden Ereignissen und Traumata ausgesetzt, die von weitreichender Zerstörung, unerbittlichen Angriffen, Vertreibung und schwerem Mangel an lebensnotwendigen Gütern wie Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten geprägt sind.
„Die Tötung und Verstümmelung von Kindern, die Entführung von Kindern, die Angriffe auf Krankenhäuser und Schulen sowie die Verweigerung des Zugangs für humanitäre Hilfe stellen schwere Verletzungen der Kinderrechte dar“, sagte Adele Khodr, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika. „UNICEF appelliert dringend an alle Parteien, einem Waffenstillstand zuzustimmen, humanitären Zugang zu gewähren und alle Geiseln freizulassen. Auch Kriege haben Regeln. Die Zivilbevölkerung muss geschützt werden – insbesondere Kinder – und es muss alles getan werden, um sie unter allen Umständen zu verschonen.“
Auch im Westjordanland gab es einen alarmierenden Anstieg der Opferzahlen: Berichten zufolge verloren fast hundert Palästinenser ihr Leben, darunter 28 Kinder, und mindestens 160 Kinder erlitten Verletzungen. Schon vor den tragischen Ereignissen vom 7. Oktober 2023 hatten Kinder im Westjordanland mit der höchsten Zahl konfliktbedingter Gewalttaten seit zwei Jahrzehnten zu kämpfen, die in diesem Jahr bisher 41 palästinensische Kinder und sechs israelische Kinder das Leben gekostet haben.
„Die Situation im Gazastreifen belastet zunehmend unser kollektives Gewissen. Die Zahl der getöteten und verletzten Kinder ist einfach atemberaubend“, sagte Khodr. „Noch erschreckender ist die Tatsache, dass die Zahl der täglichen Todesopfer weiter steigen wird, wenn die Spannungen nicht nachlassen und humanitäre Hilfe, einschließlich Nahrungsmittel, Wasser, medizinische Versorgung und Treibstoff, nicht zugelassen wird.“
Treibstoff ist für den Betrieb wichtiger Einrichtungen wie Krankenhäuser, Entsalzungsanlagen und Wasserpumpstationen von größter Bedeutung. Auf den Neugeborenen-Intensivstationen liegen über 100 Neugeborene, von denen einige in Brutkästen liegen und mechanisch beatmet werden müssen, was eine ununterbrochene Stromversorgung zu einer Frage von Leben und Tod macht.
Anfällige Bevölkerungsgruppen greifen auf nicht trinkbare Wasserquellen zurück, darunter Wasser mit hohem Salzgehalt und Brackwasserqualität aus landwirtschaftlichen Brunnen. Erschwerend kommt hinzu, dass die fünf Kläranlagen des Gazastreifens ihren Betrieb eingestellt haben, vor allem wegen des Treibstoffmangels, was dazu führte, dass über 120.000 Kubikmeter Abwasser ins Meer geleitet wurden.
„Die Bilder von Kindern, die verletzt und verzweifelt aus den Trümmern gerettet werden, während sie in den Krankenhäusern zitternd auf ihre Behandlung warten, zeigen das unermessliche Grauen, das diese Kinder ertragen müssen. Aber ohne humanitäre Hilfe könnten die Todesfälle bei den Angriffen nur die Spitze des Eisbergs sein“, sagte Khodr. „Die Zahl der Todesopfer wird exponentiell ansteigen, wenn die Brutkästen ausfallen, wenn die Krankenhäuser ohne Strom sind, wenn die Kinder weiterhin unsicheres Wasser trinken und keinen Zugang zu Medikamenten haben, wenn sie krank werden.“
Um auf die katastrophale Lage der Kinder im Gazastreifen zu reagieren, fordert UNICEF:
- Einen sofortigen humanitären Waffenstillstand.
- Die Öffnung aller Grenzübergänge zum Gazastreifen für einen sicheren, dauerhaften und ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe, einschließlich Wasser, Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und Treibstoff.
- Dringende medizinische Fälle im Gazastreifen müssen ausreisen können oder die Möglichkeit haben, wichtige Gesundheitsdienste zu erhalten.
- Achtung und Schutz der zivilen Infrastruktur wie Unterkünfte und Schulen sowie Gesundheits-, Strom-, Wasser- und Sanitäreinrichtungen, um den
- Verlust von Menschenleben unter der Zivilbevölkerung und Kindern sowie den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern und die Versorgung von Kranken und Verwundeten zu gewährleisten.
21.10.2023 – Erste Lieferungen lebensrettender Hilfsgüter für Kinder erreichen den Gazastreifen
New York/Amman/Wien – UNICEF erneuert Appell für anhaltenden humanitären Zugang, um dringend benötigte Hilfe zu leisten, da sich die Situation verschlechtert.
Über 44.000 von UNICEF gelieferte Trinkwasserflaschen – gerade genug für 22.000 Menschen für einen Tag – wurden heute im Rahmen eines Konvois von 20 Lastwagen zusammen mit dem Ägyptischen Roten Halbmond, der WHO und dem Welternährungsprogramm über den Grenzübergang Rafah gefahren.
„Angesichts der kritischen Schutz- und humanitären Krise, in der sich eine Million Kinder im Gazastreifen befinden, ist die Lieferung von Wasser eine Frage von Leben und Tod. Jede Minute zählt“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Diese erste, begrenzte Wasserlieferung wird Leben retten, aber der Bedarf ist dringend und immens – nicht nur an Wasser, sondern auch an Nahrungsmitteln, Treibstoff, Medikamenten und wichtigen Gütern und Dienstleistungen. Wenn wir nicht in der Lage sind, kontinuierlich humanitäre Hilfe zu leisten, besteht die reale Gefahr eines lebensbedrohlichen Ausbruchs von Krankheiten.“
Große Teile der Infrastruktur des Gazastreifens, einschließlich wichtiger Wasser- und Abwassersysteme, wurden in den fast zwei Wochen der eskalierenden Gewalt in Schutt und Asche gelegt. Die Wasserproduktionskapazität liegt bei 5 % des normalen Niveaus, und die fast 2,3 Millionen Bewohner:innen des Gazastreifens müssen nun mit 3 Litern Wasser pro Person und Tag auskommen. Rund eine Million Menschen sind auf der Flucht, etwa die Hälfte davon Kinder, und viele von ihnen haben in überfüllten Unterkünften Zuflucht gefunden, in denen der Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene extrem eingeschränkt ist – Bedingungen, die besonders für kleine Kinder gefährlich sind.
„Jedes Kind muss geschützt werden, und humanitäre Organisationen wie UNICEF müssen in der Lage sein, Kindern und Familien im Gazastreifen, die sich in einer verzweifelten Lage befinden, sicher und vorhersehbar Hilfe zukommen zu lassen“, so Russell. „Vor allem müssen alle Parteien jedes Kind bedingungslos vor Schaden schützen und ihm den besonderen Schutz gewähren, auf den es gemäß den Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts Anspruch hat.“
Weitere Hilfsgüter stehen bereit
UNICEF hat am Grenzübergang Rafah zusätzliche Hilfsgüter für bis zu 250.000 Menschen bereitgestellt, die innerhalb weniger Stunden in den Gazastreifen gebracht werden können, und weitere sind auf dem Weg. Humanitäre Hilfsgüter müssen unter Einhaltung der Kriegsgesetze sicher zu den bedürftigen Kindern und Familien gelangen können, wo immer sie sich befinden.
Um auf die katastrophale Situation der Kinder in Gaza inmitten dieser Gewalt zu reagieren, fordert UNICEF:
- Alle Grenzübergänge zum Gazastreifen müssen für den Transport humanitärer Hilfsgüter und Mitarbeiter:innen geöffnet werden.
- Dringende medizinische Fälle im Gazastreifen müssen ausreisen können oder die Möglichkeit haben, wichtige Gesundheitsdienste zu erhalten.
- Sicherer und dauerhafter Zugang zu Wasser, Lebensmitteln, medizinischer Versorgung und Treibstoff, der notwendig ist, um diese grundlegenden Dienstleistungen zu ermöglichen.
- Respekt und Schutz der zivilen Infrastruktur wie Unterkünfte, Gesundheits-, Strom-, Wasser- und Sanitäreinrichtungen.
- Schutz der medizinischen Mission, um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern und die Versorgung von Kranken und Verwundeten zu gewährleisten.
18.10.2023 – Statement zu den Todesfälle und Verletzungen von Kindern im Al Ahli Hospital am 17. Oktober
New York/Wien – Statement der UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.
„Ich bin entsetzt über die Berichte über den Tod und die Verletzungen von Kindern und Frauen nach einem Angriff auf das Al Ahli Krankenhaus im Gazastreifen heute Abend. Während weitere Details nach und nach bekannt werden und die Toten gezählt werden, sind die Szenen vor Ort erschütternd.
Dies unterstreicht die tödlichen Auswirkungen dieses anhaltenden Krieges auf Kinder und Familien. In nur elf Tagen haben Hunderte von Kindern auf tragische Weise ihr Leben verloren – die heutigen Todesfälle nicht mitgerechnet -, Tausende wurden verletzt. Mehr als 300.000 Kinder wurden aus ihren Häusern vertrieben.
Angriffe auf die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur, wie beispielsweise Krankenhäuser, sind nicht hinnehmbar und müssen sofort aufhören. UNICEF ruft erneut dazu auf, die Feindseligkeiten sofort einzustellen, um den Schutz der Kinder vor Schaden zu gewährleisten und den sicheren und zeitnahen Zugang der humanitären Hilfe für Kinder in Not zu ermöglichen.
Jedes Kind, ganz gleich wo, verdient ein Aufwachsen in Frieden.“
13.10.2023 – Israel/ Gaza: Kinder zahlen den höchsten Preis
Genf/Wien – Statement von UNICEF-Sprecher James Elder bei der heutigen Pressekonferenz im Palais des Nations in Genf zu den aktuellen Entwicklungen in Nahost
„Hunderte Kinder wurden getötet und verletzt. Mit jeder Stunde steigt die Zahl der getöteten Kinder in Gaza. Das Töten von Kindern muss aufhören.
Die Bilder und Berichte sind eindeutig: Kinder mit entsetzlichen Verbrennungen, die durch Mörser verwundet wurden und Gliedmaßen verloren haben. Die Krankenhäuser sind zu überlastet, um sie zu versorgen. Und doch steigen die Zahlen weiter an.
Israelische Kinder, die in Gaza als Geiseln gehalten werden, müssen sicher und unverzüglich mit ihren Familien und Angehörigen zusammengeführt werden.
Die humanitäre Situation hat einen tödlichen Tiefpunkt erreicht, und dennoch deuten alle Berichte auf weitere Angriffe hin. Mitgefühl – und das Völkerrecht – müssen jetzt Vorrang haben.
UNICEF ruft zu einem sofortigen Waffenstillstand auf. 1,1 Millionen Menschen – fast die Hälfte davon Kinder – wurden aufgerufen, ihr Zuhause zu verlassen, angesichts eines zu erwartenden Bodenangriffs auf eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt, in dem es jedoch für die Zivilbevölkerung keinen sicheren Ort gibt.
Nach tagelangen Luftangriffen und der Unterbrechung aller Versorgungswege haben Kinder und Familien im Gazastreifen praktisch keine Nahrungsmittel, kein Wasser, keinen Strom, keine Medikamente und keinen sicheren Zugang zu Krankenhäusern mehr.
Dem einzigen Kraftwerk in Gaza ging am Mittwochnachmittag der Treibstoff aus, so dass die Strom- und Wasserversorgung sowie die Abwasseraufbereitung abgeschaltet wurden. Die meisten Menschen können kein Trinkwasser mehr über Dienstleister oder Wasserleitungen beziehen.
Mindestens sechs Brunnenanlagen, drei Wasserpumpstationen, ein Wasserreservoir und eine Entsalzungsanlage, die mehr als eine Million Menschen versorgen, wurden durch Luftangriffe beschädigt.
Humanitäre Teams müssen in der Lage sein, Kinder und ihre Familien sicher mit lebensrettenden Diensten und Hilfsgütern zu versorgen – ganz gleich, wo sie sich befinden.
In jedem Krieg sind es die Kinder, die am meisten leiden. Dies ist auch heute auf tragische Weise der Fall.“
10.10.2023 – Gefährliche Lage für Kinder in Israel und Palästina
Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zur Lage der Kinder in Israel und Palästina. ++Upgedated 10.10.2023 – 12:45++
„Nichts rechtfertigt das Töten, Verstümmeln oder Entführen von Kindern – schwere Menschenrechtsverletzungen, die UNICEF von ganzem Herzen verurteilt.
Doch weniger als 72 Stunden nach dem Ausbruch der schrecklichen Gewalt in Israel zeigen Berichte, dass schwerwiegende Kinderrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind. Viele Kinder wurden getötet oder verletzt, während unzählige andere der Gewalt ausgesetzt waren.
UNICEF fordert die bewaffneten Gruppen, oder die Verantwortlichen, auf, alle Kinder, die im Gazastreifen als Geiseln gehalten werden, unverzüglich und sicher freizulassen, damit sie mit ihren Familien oder Betreuungspersonen zusammengeführt werden können. Und wir rufen alle Parteien auf, Kinder im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht vor Schaden zu bewahren.
Ich bin auch zutiefst besorgt über die Maßnahmen zur Blockierung der Stromversorgung und zur Verhinderung der Einfuhr von Lebensmitteln, Treibstoff und Wasser in den Gazastreifen, die das Leben von Kindern gefährden können.
Es ist zwingend erforderlich, dass alle Parteien von weiterer Gewalt und Angriffen auf zivile Infrastrukturen Abstand nehmen.
Angesichts der sich rapide verschlechternden humanitären Lage müssen die humanitären Akteure in der Lage sein, Kinder und ihre Familien sicher mit lebensrettenden Diensten und Hilfsgütern zu versorgen – wo auch immer sie sich befinden mögen.
Ich erinnere alle Parteien daran, dass es in diesem Krieg, wie in allen Kriegen, die Kinder sind, die zuerst und am meisten leiden.“
+++ Update vom 10.10.23 – 12:45 Uhr – UNICEF-Sprecher James Elder mit weiteren Informationen+++
„Berichten zufolge sind in den letzten 72 Stunden Hunderte von israelischen und palästinensischen Kindern getötet und viele weitere verletzt worden. Die Tötung und Verstümmelung von Kindern ist eine schwere Verletzung und die vorsätzliche Tötung ein schwerer Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht. Wir rufen alle Parteien auf, Kinder nicht zur Zielscheibe zu machen und alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um ihren Schutz während der Feindseligkeiten zu gewährleisten.
Darüber hinaus gibt es Berichte über die Entführung israelischer Kinder in den Gaza-Streifen. Die Entführung von Kindern durch eine Konfliktpartei stellt einen schweren Verstoß dar, und Geiselnahmen sind nach dem humanitären Völkerrecht unter allen Umständen verboten. UNICEF fordert die sofortige und sichere Freilassung aller Geiseln.
Seit gestern gibt es nach Angaben des UNRWA mehr als 187.000 neu vertriebene Menschen im Gazastreifen, von denen viele in UNRWA-Schulen untergebracht sind, darunter viele Kinder. Einige der Einrichtungen, in denen vertriebene Familien in Gaza untergebracht sind, darunter auch Schulen, sind beschädigt worden.
Hunderttausende Kinder sind von der Eskalation der Feindseligkeiten in Gaza betroffen und benötigen dringend humanitäre Hilfe und Schutz. Bereits vor dem Wiederaufflammen der Gewalt waren 1,1 Millionen Kinder im Gazastreifen und im Westjordanland auf humanitäre Hilfe angewiesen – das entspricht etwa der Hälfte der Kinderbevölkerung.
Wir sind äußerst besorgt über die Maßnahmen, die darauf abzielen, die Versorgung des Gazastreifens mit Lebensmitteln, Wasser und Treibstoff zu unterbinden. Dies wird das Leid der Familien im Gazastreifen noch weiter verschärfen. Wenn Kindern der Zugang zu Nahrungsmitteln und lebenswichtigen Dienstleistungen verwehrt wird, ist ihr Leben in Gefahr, ebenso wie bei Angriffen auf zivile Gebiete und die Infrastruktur – einschließlich Gesundheitszentren, Schulen sowie Wasser- und Abwassersystemen. Es ist zwingend erforderlich, dass alle Parteien von weiterer Gewalt und Angriffen auf zivile Infrastrukturen wie Schulen, Gesundheitszentren und Notunterkünfte absehen.
Im Gazastreifen sind UNICEF und seine Partner vor Ort, um sofortige humanitäre Hilfe zu leisten, einschließlich medizinischer Hilfsgüter, Treibstoff sowie psychologischer und psychosozialer Unterstützung. Angesichts der sich rapide verschlechternden humanitären Lage müssen die humanitären Akteure in der Lage sein, Kinder und ihre Familien sicher mit lebensrettenden Diensten und Hilfsgütern zu versorgen – wo auch immer sie sich befinden mögen.
UNICEF fordert die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten und erinnert die Konfliktparteien an ihre Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht, Kindern besonderen Schutz zu gewähren. Jedes einzelne Kind, unabhängig davon, wer oder wo es sich befindet, muss geschützt werden.“
07.10.2023 – Erklärung der UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zur Gewalt in Israel und dem Staat Palästina
New York/Wien – „Ich bin zutiefst besorgt über das Wohlergehen der Kinder in Israel und dem Staat Palästina.“
„Angesichts der Tatsache, dass Berichten zufolge Hunderte Zivilist:innen getötet oder verletzt wurden, beobachten wir die Situation zu Berichten über schwere Rechtsverletzungen gegenüber Kindern genau.
Die heutigen Ereignisse setzen den Trend der Gewaltausbrüche fort, die Israel und den Staat Palästina heimgesucht haben. In den letzten drei Jahren wurden 199 Kinder getötet und mehr als 2.800 verletzt.
UNICEF fordert die sofortige Einstellung von bewaffneten Auseinandersetzungen und fordert alle Parteien auf, Kinder zu schützen und ihnen den besonderen Schutz zu gewährleisten, der ihnen gemäß den Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht zusteht.
Mehr als alles andere brauchen die Kinder Israels und des Staates Palästina eine dauerhafte politische Lösung der Krise, damit sie in Frieden und frei vom Schatten der Gewalt aufwachsen können.“