
Eine neue UNICEF-Analyse offenbart die erschreckenden Auswirkungen giftiger Luft auf Millionen von Kindern und fordert sofortige Maßnahmen zum Schutz ihrer Gesundheit und Zukunft.
Bangkok/Wien – Während sich Thailands Hauptstadt Bangkok mit gesundheitsschädlichen Luftverschmutzungswerten auseinandersetzt, die zur Schließung von Schulen und weitverbreiteten Gesundheitsproblemen führen, beleuchtet die neueste Analyse von UNICEF die verheerenden Auswirkungen giftiger Luft auf Kinder in Ostasien und im Pazifikraum. Die Luftverschmutzung, die in vielen Teilen der Region während der Trockenzeit von jetzt bis April ihren Höhepunkt erreicht, wird mit über 100 Todesfällen bei Kindern unter fünf Jahren täglich in Verbindung gebracht.
Die Analyse zeigt, dass alle Kinder in Ostasien und im Pazifikraum – insgesamt 500 Millionen – in Ländern mit ungesunden Luftverschmutzungswerten leben. Haushaltsluftverschmutzung, die durch feste Brennstoffe zum Kochen und Heizen verursacht wird, ist für mehr als die Hälfte aller luftverschmutzungsbedingten Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren verantwortlich. Gleichzeitig leben 325 Millionen Kinder in Ländern, in denen der durchschnittliche jährliche Feinstaubgehalt (PM2,5) die Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) um mehr als das Fünffache überschreitet, und 373 Millionen Kinder sind in Ländern mit ungesunden Stickstoffdioxid(NO₂)-Werten betroffen. Darüber hinaus leben 91 % der Kinder in der Region – 453 Millionen – in Ländern, in denen die Ozonverschmutzung die WHO-Richtwerte übersteigt. Nahezu die Hälfte der PM2,5-Emissionen in den am stärksten belasteten Ländern stammt aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, Biomassebrennstoffe und landwirtschaftlicher Abfälle – eine Hauptquelle der Treibhausgase, die den Klimawandel vorantreiben.
„Jeder Atemzug zählt, doch für viel zu viele Kinder kann jeder Atemzug schädlich sein“, sagte June Kunugi, UNICEF-Regionaldirektorin für Ostasien und den Pazifik. „Die Luft, die sie atmen – in einer Phase, in der sich ihre Körper und Gehirne noch entwickeln – enthält allzu oft gesundheitsschädliche Schadstoffmengen, die ihr Wachstum beeinträchtigen, ihre Lungen schädigen und ihre kognitive Entwicklung gefährden können.“
Luftverschmutzung tötet Kinder und erhöht das Risiko für Frühgeburten
Luftverschmutzung ist mit fast einem Viertel der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren in Ostasien und im Pazifikraum verbunden und kann jede Phase des kindlichen Lebens beeinflussen. Bereits im Mutterleib erhöht sie das Risiko für Frühgeburten und geringes Geburtsgewicht. Die Gefahr setzt sich in der frühen Kindheit fort, da junge Kinder schneller atmen und sich näher an bodennahen Schadstoffen wie Fahrzeugabgasen befinden. Dadurch sind sie anfälliger für Asthma, Lungenschäden und Entwicklungsverzögerungen. Besonders betroffen sind oft Kinder aus einkommensschwachen Familien, die in der Nähe von Fabriken oder Autobahnen leben, wo die Schadstoffbelastung besonders hoch ist. Langfristig kann Luftverschmutzung chronische Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen und so die Zukunft von Kindern gefährden.
Die Auswirkungen der Luftverschmutzung gehen weit über die Gesundheit von Kindern hinaus – sie überlasten bereits angeschlagene Gesundheitssysteme, treiben Kosten in die Höhe und beeinträchtigen Bildung sowie Produktivität. Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der Schule, beeinträchtigte Gehirnentwicklung und das Risiko von Schulschließungen schränken die Möglichkeiten der Kinder ein, während Eltern, die sich um kranke Kinder kümmern, Einkommensverluste erleiden. Die wirtschaftlichen Folgen sind enorm: Die Weltbank schätzte, dass im Jahr 2019 die durch PM2,5 verursachte Luftverschmutzung zu vorzeitigen Todesfällen und Krankheiten führte, die Ostasien und den Pazifikraum 9,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kosteten – das entspricht über 2,5 Billionen US-Dollar.
UNICEF fordert Regierungen, Unternehmen, den Gesundheitssektor, Eltern und Lehrkräfte dringend auf, die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf Kinder zu bekämpfen. Konkret fordert UNICEF:
- Regierungen müssen durch die Stärkung von Klima- und Umweltpolitiken, den Übergang zu sauberer Energie und die Durchsetzung WHO-konformer Luftqualitätsstandards den Schutz der Gesundheit von Kindern sicherstellen.
- Unternehmen sollten saubere Technologien einführen, Emissionen reduzieren und sicherstellen, dass ihre Geschäftspraktiken die Sicherheit und das Wohlergehen von Kindern priorisieren.
- Der Gesundheitssektor muss Maßnahmen zur besseren Erkennung und Behandlung von durch Luftverschmutzung verursachten Krankheiten ergreifen und nachhaltige, emissionsfreie Betriebsweisen annehmen.
- Eltern und Lehrkräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Sensibilisierung, der Förderung sauberer Umgebungen und der Ermutigung junger Menschen, aktiv zu werden.
UNICEF arbeitet mit Regierungen, Unternehmen, Gesundheitssystemen und Gemeinschaften in Ostasien und im Pazifikraum zusammen, um Kinder vor den verheerenden Folgen der Luftverschmutzung zu schützen. Wichtige Initiativen umfassen:
- Eintreten für Klima- und Umweltpolitiken, die eine sauberere, nachhaltigere Welt für Kinder schaffen.
- Umsetzung von Programmen, die die Exposition von Kindern gegenüber häuslicher Luftverschmutzung reduzieren – etwa durch Schornsteinbelüftung und sauberere Heizsysteme.
- Verbesserung der Luftqualitätsüberwachung und öffentliche Berichterstattung, beispielsweise durch die Installation erschwinglicher Sensoren.
- Stärkung der Gesundheitssysteme, um luftverschmutzungsbedingte Krankheiten besser zu behandeln, und Investitionen in sauberere Abfallmanagementsysteme im medizinischen Bereich.
- Zusammenarbeit mit Gemeinden und die Befähigung junger Menschen als Verfechter sauberer Luft, um Bewusstsein zu schaffen, die Luftqualität zu überwachen und für stärkere Schutzmaßnahmen einzutreten.
„Die Bekämpfung der Luftverschmutzung wird erhebliche Verbesserungen in der Gesundheit, Bildung und Lebensqualität von Kindern bewirken – mit positiven Auswirkungen auf ganze Gesellschaften und Volkswirtschaften“, betonte Kunugi. „Die Lösungen existieren bereits, und unsere gemeinsame Zukunft hängt davon ab, sie umzusetzen.“
Hinweise für Redaktionen:
Luftverschmutzungsdaten: Die in dieser Pressemitteilung genannten Zahlen stammen aus der UNICEF-Analyse globaler Daten zu Luftverschmutzung und den gesundheitlichen Auswirkungen auf Kinder im Zeitraum 2000 bis 2021. Diese Erkenntnisse sind zusammengefasst im Positionspapier Growing Up in the Haze: Addressing Air Pollution and Its Impact on Children in East Asia and the Pacific—An Agenda for Action.
Foto- und Videomaterial zur redaktionellen Nutzung.
Zentrale Begriffe:
- PM2,5: Feine Partikel in der Luft, kleiner als 2,5 Mikrometer. Langfristige Exposition gegenüber PM2,5 gilt als der verlässlichste Indikator für gesundheitsschädliche Auswirkungen unter den derzeit gemessenen Luftschadstoffen.
- Stickstoffdioxid (NO₂): Ein Gas, das von Fahrzeugen, Fabriken und Kraftwerken ausgestoßen wird und insbesondere bei Kindern Asthma und andere Atemwegserkrankungen verschlimmern kann.
- Ozon: Ein schädliches Treibhausgas, das entsteht, wenn Schadstoffe wie Stickoxide und flüchtige organische Verbindungen unter Sonnenlicht reagieren. Es stellt eine erhebliche Gefahr für die Atemwege dar.