03.11.2022 – Pakistan: Schulen für zwei Millionen Kinder bleiben unzugänglich
Islamabad/New York/Wien – Die Schulen von mehr als 2 Millionen Kindern in Pakistan sind nach den schwersten Überschwemmungen in der Geschichte des Landes, bei denen fast 27.000 Schulen zerstört oder beschädigt wurden, weiterhin völlig unzugänglich.
„Fast über Nacht haben Millionen pakistanischer Kinder unter traumatischen Umständen Familienmitglieder, ihr Zuhause, ihre Sicherheit und ihre Bildung verloren“, sagte der UNICEF-Direktor für Bildung, Robert Jenkins, nach seiner Rückkehr aus den vom Hochwasser betroffenen Gebieten in Pakistan. „Jetzt, da sie nicht wissen, wann sie wieder zur Schule gehen können, und nachdem sie bereits einige der längsten Schulschließungen der Welt aufgrund der Pandemie ertragen mussten, ist ihre Zukunft erneut bedroht.“
Mehr als zwei Monate nach den verheerenden Überschwemmungen in weiten Teilen Pakistans sind die Dächer der Schulgebäude in einigen der überschwemmten Gebiete gerade erst sichtbar geworden. Es wird geschätzt, dass es Wochen oder sogar Monate dauern wird, bis die Fluten vollständig zurückgegangen sind.
Schulen sind nicht nur Orte des Lernens, sondern auch von entscheidender Bedeutung, da sie den Kindern Zugang zu medizinischer Versorgung, psychosozialer Unterstützung und Impfungen bieten. Je länger die Schulen geschlossen bleiben, desto größer ist das Risiko, dass die Kinder die Schule ganz verlassen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie zu Kinderarbeit und Kinderheirat gezwungen werden und anderen Formen von Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt sind.
Viele der am stärksten betroffenen Gebiete gehörten bereits zu den am stärksten gefährdeten Gemeinden in Pakistan. Bereits vor der aktuellen Notsituation ging ein Drittel der Buben und Mädchen in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten nicht zur Schule, und 50 Prozent der Kinder litten an Mangelernährung. Diese Benachteiligungen könnten sich durch die anhaltende Schließung von Schulen noch weiter verschärfen.
Auf dem Höhepunkt der Pandemie waren die Schulen in ganz Pakistan zwischen März 2020 und März 2022 für 64 Wochen ganz oder teilweise geschlossen, eine der längsten Schulschließungen weltweit. Weniger als sechs Monate später bedeuten die durch die extremen Überschwemmungen verursachten Zerstörungen, dass die Schulkinder erneut vom Lernen ausgeschlossen sind. Aufgrund der großen Schäden an der Infrastruktur, einschließlich der Strom- und Internetverbindungen, ist das Lernen in abgelegenen Gebieten weitgehend unmöglich geworden.
UNICEF hat in den am stärksten betroffenen Bezirken mehr als 500 provisorische Lernzentren eingerichtet und Lehrer*innen und Kinder mit Unterrichtsmaterial unterstützt. Um die geistige und körperliche Gesundheit der Kinder zu fördern, schult UNICEF die Lehrer*innen in psychosozialer Betreuung und Gesundheitsuntersuchungen und bereitet die Wiedereinschulung und die Einschreibungen in den Schulen vor, die gereinigt und wiederhergestellt wurden.
„Für einige Kinder, die noch nie eine Schule besucht haben, sind diese Lernzentren ihre erste Erfahrung mit Bildung. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass sie weiter lernen, wenn sie in ihre Häuser zurückkehren“, so Jenkins.
21.10.2022 – Schwere Mangelernährung in Pakistan
Islamabad/Wien – Nach den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan melden die Gesundheitseinrichtungen ein alarmierendes Ausmaß an schwerer akuter Mangelernährung bei Kindern in den betroffenen Gebieten, warnt UNICEF. Mehr als eines von neun Kindern unter fünf Jahren, die in den von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten von Sindh und Belutschistan in die Gesundheitseinrichtungen eingeliefert wurden, litt an schwerer akuter Mangelernährung.
Insgesamt wurde bei mehr als 2.630 Kindern der 22.000 Kindern, die seit September 2022 in Gesundheitseinrichtungen in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten untersucht wurden, eine schwere akute Unterernährung diagnostiziert, also bei mehr als einem von neun Kindern. Schwere akute Mangelernährung, auch bekannt als schwere Auszehrung, ist ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dem Kinder für ihre Körpergröße zu dünn sind, was zu einem geschwächten Immunsystem führt.
Schätzungen auf der Grundlage der Prävalenz bereits bestehender Mangelernährung aus der jüngsten nationalen Ernährungserhebung deuten darauf hin, dass in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten der Provinzen Sindh und Belutschistan fast 1,6 Millionen Kinder an schwerer akuter Mangelernährung leiden und dringend behandelt werden müssen. Bei mangelernährten Schwangeren besteht außerdem die Gefahr, dass sie Babys mit geringem Geburtsgewicht zur Welt bringen, die ebenfalls mangelernährt sind.
„Wir können diesen Alarm nicht laut genug schlagen“, sagte Abdullah Fadil, UNICEF-Vertreter in Pakistan. „Wir stehen vor einem Ernährungsnotstand, der das Leben von Millionen von Kindern bedroht. Ohne dringende Maßnahmen steuern wir auf eine katastrophale Entwicklung zu, die die Entwicklung und das Überleben der Kinder bedroht. Wir sind dankbar für die bisherige Unterstützung durch die Weltgemeinschaft, aber es ist noch viel mehr nötig, um das Leben von Kindern zu retten“.
UNICEF unterstützt betroffene Menschen in Pakistan
Schon vor den verheerenden Überschwemmungen litt die Hälfte der Kinder, die in den jetzt von der Flut betroffenen Gebieten leben, unter Verkümmerung – ein irreversibler Zustand, der das Wachstum sowie die körperliche und kognitive Entwicklung von Kindern hemmt. Ebenso litten mehr als 40 Prozent der Mütter an Anämie. Mehr als 25 Millionen Kinder und Frauen in ganz Pakistan, darunter mehr als 7 Millionen Kinder und Frauen in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten, benötigen sofortigen Zugang zu wichtigen Ernährungsdiensten.
UNICEF ist vor Ort und leistet lebensrettende Ernährungsdienste, einschließlich der Bereitstellung von gebrauchsfertigen therapeutischen Nahrungsmitteln für Kinder, die an schwerer akuter Mangelernährung leiden. Gemeinsam mit der pakistanischen Regierung, dem Welternährungsprogramm und anderen Partnern hat UNICEF 271 ambulante therapeutische Behandlungszentren zur Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Fällen schwerer akuter Unterernährung und anderer Formen von Mangelernährung eingerichtet. UNICEF arbeitet außerdem an der Ausweitung der Ernährungsdienste durch 73 mobile Gesundheitsteams in den 84 von der Flutkatastrophe betroffenen Distrikten, zusammen mit Gesundheits-, Wasser-, Sanitär- und Hygienediensten (WASH) und Schutzdiensten, die für die Rettung von Kinderleben entscheidend sind.
Das Fehlen von sicherem Trinkwasser und Hygiene erhöht das Risiko der Auszehrung, da unsicheres Wasser Durchfall verursachen und verhindern kann, dass Kinder die Nährstoffe erhalten, die sie zum Überleben brauchen. Über 5 Millionen Menschen verfügen nicht mehr über sichere Trinkwasserquellen und mehr als 6 Millionen nicht mehr über häusliche Sanitäreinrichtungen. Infolgedessen ist der Prozentsatz der Menschen, die ihre Notdurft im Freien verrichten, von einem Fünftel vor den Überschwemmungen auf über ein Drittel der betroffenen Bevölkerung gestiegen. Gleichzeitig breiten sich Krankheiten, die durch Wasser übertragen werden, unter Kindern und Familien rasch aus, und die Zahl der Fälle von akutem wässrigem Durchfall, Malaria, Dengue-Fieber, Hautkrankheiten, Atemwegsinfektionen und anderen Krankheiten steigt ebenfalls stark an.
Als Reaktion darauf liefert UNICEF täglich 2 Millionen Liter sauberes Trinkwasser, setzt Wassersysteme instand, verteilt Hygienesets und bietet Sanitär- und Hygienedienste an.
UNICEF hat seinen Aufruf auf 175,3 Millionen US-Dollar erhöht, von denen 35 Millionen US-Dollar für lebensrettende Ernährungsdienste und 58 Millionen US-Dollar für wichtige WASH-Dienste vorgesehen sind. Nur 13 Prozent des UNICEF-Aufrufs für die Kinder und Familien Pakistans wurden bisher finanziert.
UNICEF fordert:
Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft, um mehr als 7 Millionen Kinder, heranwachsende Mädchen und Frauen zu erreichen, die Ernährungsdienste benötigen, mehr als 5 Millionen Menschen, die sauberes Trinkwasser benötigen, und mehr als 6 Millionen, die sanitäre Dienste benötigen.
Integration der Ernährung in die staatlichen Gesundheitsdienste und langfristige Aufstockung der staatlichen Mittel für die Ernährung.
10.10.2022 – Pakistan: Ohne verstärkte Hilfe werden noch mehr Kinder ihr Leben verlieren
Genf/Köln/Wien – Statement von Abdullah Fadil, Leiter von UNICEF in Pakistan, bei der heutigen Pressekonferenz im Palais des Nations in Genf.
„Die katastrophalen Überschwemmungen in Pakistan haben bereits 615 Kinder das Leben gekostet. Rund 10 Millionen Kinder benötigen dringend lebensrettende Hilfe. Die Zahlen sind erschütternd; das Ausmaß der Not erschreckend. Und leider muss ich sagen, dass in den kommenden Tagen und Wochen noch mehr Kinder ihr Leben verlieren werden, wenn wir nicht schnell handeln.
Die Situation vor Ort ist anders als alles, was wir bisher gesehen haben. Mit dem bevorstehenden Winter wird die Not noch weiter zunehmen. Einige Familien leben nun schon seit mehr als acht Wochen in provisorisch errichteten Zelten. Einige können sich nur mit zerfetzter Kleidung vor der sengenden Sonne schützen. Kinder sind von Pfützen mit stehendem Wasser umgeben, die mit Düngemitteln und Fäkalien vergiftet sind und in denen es von Krankheiten und Viren nur so wimmelt, manchmal nur wenige Meter entfernt von dem Ort, an dem sie schlafen. Mehr als eine halbe Million Kinder sind schwer akut mangelernährt und brauchen dringend eine Behandlung. Rund 80.000 von ihnen benötigen gleichzeitig weitere medizinische Hilfe. Bereits vor den Überschwemmungen in Pakistan waren 50 Prozent der Kinder unter fünf Jahren in den betroffenen Distrikten von chronischer Mangelernährung betroffen.
Mehr als sieben Millionen Kinder und Frauen benötigen dringend Zugang zu Ernährungsdiensten. Rund vier Millionen Kinder haben keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung. 7,6 Millionen Kinder sind höheren Risiken ausgesetzt, und zwei Millionen Kinder gehen als direkte Folge der Überschwemmungen nicht in die Schule.
Weil zahlreiche Wasserversorgungssysteme und sanitäre Einrichtungen beschädigt wurden, haben 5,5 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Obwohl UNICEF jeden Tag eine Million Liter sauberes Wasser liefert, haben viele Familien angesichts des Ausmaßes dieser Krise keine andere Wahl, als schmutziges Wasser zu trinken. Viele leiden unter gefährlichen, durch Wasser übertragbare Krankheiten wie Cholera, Durchfall, Denguefieber und Malaria, was wiederum die Gefahr von akuter Mangelernährung verschärft.
Trotz der großen Herausforderungen, die am stärksten betroffenen Kinder und Familien zu erreichen, ist UNICEF seit dem ersten Tag vor Ort und unterstützt die pakistanische Regierung in 55 der am stärksten betroffenen Distrikte. Wir haben bereits lebensrettende humanitäre Hilfsgüter im Wert von 10 Millionen US-Dollar geliefert und mehr als 145 Tonnen humanitäre Hilfsgüter ins Land gebracht, darunter 820.000 Tabletten gegen Malaria am vergangenen Wochenende. Wir haben 86 mobile Gesundheitsstationen und 226 temporäre Lernzentren eingerichtet, um Kindern zu helfen, die traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten und wieder so etwas wie einen Alltag zu erleben. Außerdem haben wir zwei Logistikzentren eingerichtet, um den Zugang zu den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten zu verbessern, und sind dabei, zwei weitere einzurichten.
Doch ohne sofortige Unterstützung können wir dem Ausmaß der Zerstörung nicht gerecht werden und eine größere Krise abwenden. Ernährungs-, Wasser- und Hygiene- sowie Gesundheitsprogramme müssen jetzt ausgeweitet werden, um das Leben von Kindern zu retten.
Vor diesem Hintergrund hat UNICEF seinen Nothilfeaufruf auf 173,5 Millionen US-Dollar erhöht. Bisher sind jedoch lediglich 13 Prozent des Aufrufs finanziert.
Die Zeit läuft ab, um Leben zu retten. Die Situation, die wir hier seit dem ersten Tag sehen, ist absolut herzzerreißend. Jeden Tag begegnen wir besorgten Eltern, die ihre kranken Kinder zur Behandlung in mobile Gesundheitszentren bringen. Die Kinder sind schwer mangelernährt, leiden an Durchfall, Malaria, Dengue-Fieber, Typhus, akuten Atemwegsinfektionen, schmerzhaften Hautkrankheiten – die Liste ist endlos. Überall, wo wir hinkommen, sehen wir, wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit als Folge dieser Klimakatastrophe zunehmen. Wir müssen gemeinsam handeln, bevor es zu spät ist.“
16.09.2022 – Verheerende Überschwemmungen in Pakistan fordern das Leben von mehr als 500 Kindern
Islamabad/Wien – Erklärung von Abdullah Fadil, UNICEF-Vertreter in Pakistan, nach seinem Besuch in der Provinz Sindh.
„Die katastrophalen Überschwemmungen in Pakistan haben nach den neuesten Zahlen der Regierung mindestens 528 Kinderleben gefordert. Jeder einzelne dieser Todesfälle ist eine Tragödie, die hätte verhindert werden können.“
„Die traurige Realität ist, dass ohne eine massive Aufstockung der Hilfe noch viel mehr Kinder ihr Leben verlieren werden.“
„Ich war in den letzten zwei Tagen in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten. Die Situation der Familien ist mehr als trostlos, und die Geschichten, die ich gehört habe, zeichnen ein verzweifeltes Bild. Wir alle, die wir vor Ort sind, sehen unterernährte Kinder, die mit Durchfall, Malaria, Denguefieber und vielen schmerzhaften Hautkrankheiten zu kämpfen haben. Viele der Mütter sind selbst anämisch und unterernährt und haben sehr untergewichtige Babys. Die Mütter sind erschöpft oder krank und können nicht mehr stillen. Millionen von Familien wurden aus ihren Häusern vertrieben und leben nun mit kaum mehr als Lumpen, um sich vor der sengenden Sonne zu schützen, da die Temperaturen in einigen Gebieten 40 Grad Celsius übersteigen.“
„Viele Familien sind gezwungen, auf höher gelegenen Flächen Schutz zu suchen, oft entlang von Straßen, was eine Gefahr für die Kinder darstellt, da das tiefer gelegene Land von riesigen Flächen mit stehendem Wasser bedeckt ist, die sich so weit erstrecken, wie das Auge reicht. Hinzu kommt die ständige Bedrohung durch Schlangen, Skorpione und Moskitos.“
„Schätzungsweise 16 Millionen Kinder sind von diesen ‚Superfluten‘ betroffen, und mindestens 3,4 Millionen Mädchen und Jungen benötigen weiterhin sofortige, lebensrettende Hilfe. Junge Kinder leben mit ihren Familien unter freiem Himmel, ohne Trinkwasser, ohne Nahrung und ohne Lebensgrundlage und sind einer Vielzahl neuer flutbedingter Risiken und Gefahren ausgesetzt – unter anderem durch beschädigte Gebäude, Ertrinken in den Fluten und Schlangen. Die lebenswichtige Infrastruktur, auf die Kinder so sehr angewiesen sind, wurde zerstört und beschädigt, darunter Tausende von Schulen, Wassersystemen und Gesundheitseinrichtungen.“
„Während die Zahl der durch die Überschwemmungen umgekommenen Kinder weiter steigt, tut UNICEF alles in seiner Macht Stehende, um die betroffenen Kinder und Familien zu unterstützen und sie vor den anhaltenden Gefahren von durch Wasser übertragenen Krankheiten, Unterernährung und Schutzrisiken zu schützen.“
„Dennoch war ich stolz zu sehen, wie UNICEF in enger Zusammenarbeit mit der Regierung und anderen Partnern dafür sorgt, dass die betroffenen Kinder so schnell wie möglich die dringend benötigte Unterstützung erhalten. Es ist jedoch klar, dass der Bedarf enorm ist und dass die Maßnahmen dieser Herausforderung gerecht werden müssen. Eine dritte Runde von UNICEFs kritischen medizinischen und humanitären Hilfsgütern – weitere 36 Tonnen – sind auf dem Weg nach Pakistan und werden voraussichtlich in den kommenden Tagen eintreffen.“
„Viele Kinder haben bereits einen Schock erlitten und sind verzweifelt, weil sie ihre Angehörigen, ihr Zuhause und ihre wertvollen Besitztümer verloren haben. UNICEF bietet bereits psychosoziale Dienste für traumatisierte Kinder und Frauen an. Kinder, die durch die Überschwemmungen vertrieben wurden, sagten uns, dass sie Angst haben und traurig sind, aber auch, dass sie sich langweilen und kaum etwas haben, womit sie sich den ganzen Tag beschäftigen können. Wir haben temporäre Lernräume eingerichtet, um den Kindern ein Gefühl der Normalität zurückzugeben, ihnen bei der Bewältigung ihres Traumas zu helfen und sie beim Lernen zu unterstützen.“
„Die Mädchen und Buben in Pakistan zahlen den Preis für eine Klimakatastrophe, die sie nicht selbst verschuldet haben. Während wir heute auf ihre dringenden Bedürfnisse reagieren, müssen wir auch an die kommenden Monate denken und an die Notwendigkeit, das Leben dieser Millionen gefährdeter Jungen und Mädchen wieder aufzubauen – um sicherzustellen, dass sie sicher, gesund und gut ernährt sind, lernen und sich auf ihre Zukunft vorbereiten können.“
01.09.2022 – Pakistan: Mehr als drei Millionen Kinder sind durch die Überschwemmungen gefährdet
Islamabad/Wien – Mehr als drei Millionen Kinder benötigen humanitäre Hilfe und sind aufgrund der schwersten Überschwemmungen in der jüngeren Geschichte Pakistans einem erhöhten Risiko von durch Wasser übertragenen Krankheiten, Ertrinken und Mangelernährung ausgesetzt, warnte UNICEF heute. UNICEF arbeitet mit Regierungs- und Nichtregierungspartnern zusammen, um auf die dringenden Bedürfnisse von Kindern und Familien in den betroffenen Gebieten zu reagieren.
33 Millionen Menschen – darunter etwa 16 Millionen Kinder – sind von den diesjährigen schweren Monsunregenfällen in Pakistan betroffen, die zu verheerenden Überschwemmungen und Erdrutschen geführt haben. Über 1.100 Menschen, darunter mehr als 350 Kinder, haben ihr Leben verloren, und weitere 1.600 wurden verletzt. Über 287.000 Häuser wurden vollständig und 662.000 teilweise zerstört. Einige große Flüsse sind über die Ufer getreten, Dämme sind übergelaufen und haben Häuser, Bauernhöfe und wichtige Infrastruktur wie Straßen, Brücken, Schulen, Krankenhäuser und öffentliche Gesundheitseinrichtungen zerstört.
„Bei Katastrophen gehören Kinder immer zu den am meisten gefährdeten Personen“, sagte Abdullah Fadil, UNICEF-Vertreter in Pakistan. „Die Überschwemmungen haben bereits einen verheerenden Tribut für Kinder und Familien gefordert, und die Situation könnte noch schlimmer werden. UNICEF arbeitet eng mit der Regierung und anderen Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass die betroffenen Kinder so schnell wie möglich die nötige Unterstützung erhalten.“
In den betroffenen Gebieten wurden schätzungsweise 30 Prozent der Wasserversorgungssysteme beschädigt, was das Risiko von Krankheitsausbrüchen weiter erhöht, da die Menschen auf offene Stuhlgänge zurückgreifen und unsicheres Wasser trinken.
Es gibt Berichte über erhebliche Schäden an der Bildungsinfrastruktur: 17.566 Schulen wurden beschädigt oder zerstört, was die Bildung der Kinder weiter gefährdet. Nach zwei Jahren mit pandemiebedingten Schulschließungen droht den Kindern erneut eine weitere Unterbrechung ihres Lernens, und das in Gebieten, in denen ein Drittel der Mädchen und Buben bereits vor der Krise nicht zur Schule ging.
Die Niederschläge, die fast das Dreifache des nationalen 30-Jahres-Durchschnitts und in einigen Provinzen sogar das Fünffache des 30-Jahres-Durchschnitts betragen, haben die Regierung dazu veranlasst, den nationalen Notstand auszurufen. 72 Bezirke wurden zu Katastrophengebieten erklärt, die meisten davon in Belutschistan und Sindh, den beiden am stärksten betroffenen Provinzen, sowie in Khyber Pakhtunkhwa und Punjab.
Es wurden bereits Fälle von Durchfallerkrankungen, von dreckigem Wasser bedingten Krankheiten, Atemwegsinfektionen und Hautkrankheiten gemeldet. 40 Prozent der Kinder litten bereits vor den Überschwemmungen unter chronischer Mangelernährung und waren dadurch stark geschwächt. Es wird erwartet, dass sich die gefährliche humanitäre Lage in den kommenden Tagen und Wochen weiter verschlechtern wird, da die schweren Regenfälle in den bereits unter Wasser stehenden Regionen anhalten.
Im Rahmen des von der pakistanischen Regierung geleiteten UN-Soforthilfeaufrufs, der in dieser Woche gestartet wurde, bittet UNICEF um 37 Millionen US-Dollar und will in den kommenden Monaten Kinder und Familien mit lebensrettenden medizinischen Geräten, wichtigen Medikamenten, Impfstoffen und sicheren Entbindungspaketen, sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen, Nahrungsmitteln sowie temporären Lernzentren und Lernpaketen unterstützen.
Laut dem UNICEF Klima-Risiko-Index (CCRI) ist Pakistan ein bekannter „Klima-Hotspot“ und ein Land, in dem Kinder als „extrem hoch gefährdet“ für die Auswirkungen des Klimawandels gelten. Pakistan liegt auf Platz 14 von 163 Ländern und Regionen, die im CCRI-Ranking aufgeführt sind, und gehört damit zur Kategorie „extrem hohes Risiko“ des Index. Kinder in Ländern mit „extrem hohem Risiko“ sind einer tödlichen Kombination aus mehrfachen Klima- und Umweltschocks ausgesetzt, die mit einem hohen Maß an grundlegender Anfälligkeit der Kinder einhergeht, da die grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser- und Sanitärversorgung, Gesundheitsversorgung und Bildung unzureichend sind.
30.08.2022 – Monsun in Pakistan: Hunderte Menschen sterben bei Überschwemmungen
Islambad/Wien – Die Regenzeit in Pakistan fällt dieses Jahr besonders heftig aus. Mehr als Tausend Menschen sind durch die Fluten bereits ums Leben gekommen, Zehntausende sind auf der Flucht. Die Regierung hat den Notstand ausgerufen.
Seit Anfang Juni wird Pakistan von einem besonders starken Monsun heimgesucht. Die dadurch verursachten Überschwemmungen und Erdrutsche haben bereits unzählige Opfer gefordert. Zehntausende Frauen, Männer und Kinder versuchen sich mit ihrem Hab und Gut vor den Fluten in Sicherheit zu bringen. Entspannung ist nicht in Sicht – für die nächsten Tage ist mit weiteren starken Regenfällen zu rechnen. Die Monsunzeit dauert normalerweise bis Ende September.
Viele Gemeinden sind aufgrund der Überschwemmungen von der Aussenwelt abgeschnitten und völlig auf sich allein gestellt. Den Menschen dort fehlt es vor allem an sauberem Trinkwasser, aber auch an Nahrungsmitteln. In ihrer Not trinken sie teils verschmutztes Wasser, was zur Ausbreitung von potenziell tödlichen Krankheiten führt.
Wir von UNICEF waren schnell vor Ort, um den Kindern und Familien zu helfen. Wir liefern unter anderem sauberes Trinkwasser. Das ist sehr wichtig, denn wenn die Menschen das durch die Überschwemmungen verdreckte Wasser trinken, ist die Gefahr von Krankheiten groß. Zudem verteilen wir Hygieneartikel und Medikamente.