
In Libyen kam es im Herbst 2023 zu massiven Unwettern und Überschwemmungen. Hier finden Sie eine Sammlung der Nachriten zu diesem Thema.
29.09.2023 – Libyen: Mehr als 16.000 Kinder sind nach den Überschwemmungen auf der Flucht
New York/Amman/Tripolis/Wien – Viele weitere sind weiterhin gefährdet und benötigen dringend Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen.
Mehr als 16.000 Kinder sind nach dem tödlichsten Sturm in der Geschichte Afrikas im Osten Libyens auf der Flucht, wie UNICEF heute mitteilte. Ihr psychosoziales Wohlergehen steht auf dem Spiel. Viele weitere Kinder sind betroffen, weil es an grundlegenden Dienstleistungen wie Gesundheit, Schulbildung und sicherer Wasserversorgung mangelt.
Der Sturm Daniel traf den Osten Libyens am 10. September und hinterließ in Derna, Albayda, Soussa, Al-Marj, Shahat, Taknis, Battah, Tolmeita, Bersis, Tokra und Al-Abyar weitreichende Überschwemmungen und Zerstörung.
Einige der vertriebenen Familien sind in Schulen untergebracht. UNICEF arbeitet seit Beginn der Tragödie mit Behörden und Partnern zusammen, um auf die dringenden Bedürfnisse von Kindern und Familien in den betroffenen Gebieten zu reagieren.
„Bei Katastrophen gehören Kinder immer zu den am meisten gefährdeten Personen“, sagte Adele Khodr, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika, die gerade von einem Besuch in Al Bayda und Derna zurückgekehrt ist. „Ich habe gesehen, welch verheerenden Tribut die Überschwemmungen bereits von Kindern und Familien gefordert haben. Ich habe Familien getroffen, die mit einer hohen psychischen Belastung zu kämpfen haben, und ich habe mit Kindern gesprochen, die in extremer Not sind, von denen viele nicht schlafen und nicht in der Lage sind, sich zu artikulieren und zu spielen. Die Erinnerung an das Geschehene verfolgt sie noch immer in ihren Träumen und Gedanken. Jetzt ist es an der Zeit, sich auf den Wiederaufbau zu konzentrieren und unter anderem die Wiedereröffnung von Schulen zu unterstützen, psychosoziale Hilfe zu leisten, Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung zu sanieren und die Wasserversorgung wiederherzustellen. Die Tragödie ist noch nicht vorbei, und wir dürfen die Kinder von Derna und Al Bayda nicht vergessen“.
Auch wenn die Zahl der Kinder unter den Opfern noch nicht bestätigt ist, befürchtet UNICEF, dass Hunderte Kinder bei der Katastrophe ums Leben gekommen sind, da Kinder etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen.
Die erheblichen Schäden an der Gesundheits- und Bildungsinfrastruktur bedeuten, dass die Kinder erneut Gefahr laufen, in ihrem Lernprozess gestört zu werden und tödliche Krankheiten ausbrechen können. In der betroffenen Region wurden von den 117 betroffenen Schulen vier zerstört und 80 teilweise beschädigt.
Aufgrund von Problemen bei der Wasserversorgung, erheblichen Schäden an Wasserquellen und Kanalisationsnetzen sowie der Gefahr einer Verunreinigung des Grundwassers sind durch Wasser übertragbare Krankheiten ein wachsendes Problem. Allein in Derna sind schätzungsweise 50 % der Wassersysteme beschädigt worden.
UNICEF unterstützt die Kinder im Osten Libyens seit dem zweiten Tag der Krise aktiv. 65 Tonnen Hilfsgüter wurden in die betroffenen Gebiete geliefert, darunter medizinische Hilfsgüter für 50.000 Menschen für drei Monate, Hygienesets für Familien für fast 17.000 Menschen, 500 Winterkleidungssets für Kinder, 200 „Schulen in der Kiste“ für jeweils 40 Schulkinder und 32.000 Wasserreinigungstabletten. UNICEF hat außerdem mobile Kinderschutz- und psychosoziale Unterstützungsteams entsandt, um Kindern bei der Bewältigung der emotionalen Belastung durch die Katastrophe zu helfen.
„Während wir unsere lebensrettenden Maßnahmen fortsetzen, appellieren wir auch an die Behörden und Geldgeber:innen, in einen langfristigen Wiederaufbau zu investieren, der gerecht, widerstandsfähig und auf die Kinder ausgerichtet ist“, fügte Khodr nach ihrem Besuch in den von den Überschwemmungen betroffenen Regionen hinzu.
UNICEF überarbeitet seinen Aufruf zur humanitären Hilfe in Höhe von 6,5 Millionen US-Dollar, um die ersten Wiederaufbaumaßnahmen mit Schwerpunkt auf Bildung, Gesundheit und Wasser zu integrieren. Bislang hat UNICEF etwa 25 Prozent dieser dringend benötigten Mittel erhalten.
15.09.2023 – Libyen: Rund 300.000 Kinder von schweren Überschwemmungen betroffen
New York/Tripolis/Wien – Nach den schweren Überschwemmungen in Libyen sind Kinder einem erhöhten Risiko von Krankheitsausbrüchen, Vertreibung und dem Zusammenbruch der Grundversorgung ausgesetzt.
Von den schweren Überflutungen infolge von Sturm Daniel im Osten Libyens sind laut UNICEF rund 300.000 Kinder betroffen. Die Zahl der Kinder und Familien, die dringend humanitäre Hilfe benötigen, steigt weiter an. Zahlreiche Wohnhäuser, Krankenhäuser, Schulen und grundlegende zivile Infrastruktur wurden stark beschädigt oder zerstört.
„Nach einer Dekade Konflikt stehen Kinder in Libyen vor einer weiteren Tragödie. Unsere Priorität ist jetzt, die lebenswichtige Hilfe auszuweiten. Dazu gehört die Bereitstellung von Medikamenten, Trinkwasser und Hygieneartikeln. Auch psychosoziale Hilfe, Unterstützung bei der Suche nach Angehörigen und Maßnahmen, um durch Wasser übertragbare Krankheiten zu vermeiden, werden benötigt. Wir müssen eine weitere Katastrophe verhindern und dürfen jetzt keine Zeit verlieren“, sagte Michele Servadei, der Leiter von UNICEF in Libyen. „Die Folgen von Überschwemmungen sind für Kinder oft tödlicher als die extremen Wetterereignisse selbst. Kinder sind jetzt besonders gefährdet. Sie sind einem erhöhten Risiko von Krankheitsausbrüchen, Mangel an sauberem Trinkwasser, Mangelernährung, Lernausfällen und Gewalt ausgesetzt.“ Servadei besucht momentan die betroffenen Gebiete.
Viele betroffene Gebiete sind immer noch von der Außenwelt abgeschnitten und unzugänglich. Die immensen Verwüstungen in der Hafenstadt Darna werfen die Bemühungen um ihren Wiederaufbau um Jahre zurück. Mindestens drei Krankenhäuser sind derzeit außer Betrieb und mindestens zehn Gesundheitszentren überflutet.
Da die Versorgung mit sauberem Wasser stark beeinträchtigt ist, steigt das Risiko von Durchfall und Choleraausbrüchen sowie von Dehydrierung und Mangelernährung erheblich. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder von ihren Familien getrennt wurden, sind einem erhöhten Risiko von Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt.
UNICEF ist seit 1957 für Kinder in Libyen im Einsatz und hat bereits Hilfsgüter mobilisiert, darunter Medikamente für 10.000 Menschen, 1.100 Hygieneartikel, Materialien für die Wasseraufbereitung sowie Kleidung für 500 Kinder.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen benötigt mindestens 6,5 Millionen US-Dollar für die Nothilfe. Das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe wird erst nach und nach sichtbar, während die konkreten humanitären Bedarfe weiter ermittelt werden.
13.09.2023 – Nothilfe weltweit: Verheerende Unwetter in Libyen
Wien – Sturm Daniel fegte über den Osten Libyens und traf den größten Teil der Region, in der rund 664.000 Menschen, darunter etwa 283.000 Kinder, leben. Die am stärksten betroffenen Gebiete Al Bayda, Al Marj und Derna lagen in der Nähe der beiden zusammengebrochenen Dämme. Allein in der Stadt Derna leben mehr als 80.000 Menschen, im Bezirk Derna leben etwa 200.000 Menschen.
Wie in jeder Notsituation gehören Kinder immer zu den am meisten gefährdeten Personen. Viele Kinder und Familien sind durch die Überschwemmungen vertrieben worden und benötigen dringend Hilfe, einschließlich psychosozialer Unterstützung.
Sturm Daniel hat in Libyen Berichten zufolge mehr als 5.000 Menschen getötet, etwa 10.000 werden vermisst, mindestens 20.000 Binnenvertriebene sind vor allem in Schulen untergebracht und 7.000 Menschen sind Berichten zufolge in abgelegenen Gegenden gestrandet.
So sind beispielsweise allein in Benghazi in 17 Schulen derzeit fast 2.500 Menschen untergebracht.
In den meisten Städten, vor allem in Derna, werden erhebliche Schäden gemeldet. Drei große Krankenhäuser sind außer Betrieb, vier Zentren für die medizinische Grundversorgung sind überflutet, zwei medizinische Lagerhäuser sind ebenfalls betroffen.
Nach Angaben des Bildungsministeriums sind in Derna bisher sechs Schulen beschädigt worden.
Das benötigen Kinder und ihre Familien in Libyen
UNICEF verstärkt die Hilfsmaßnahmen. In einer ersten Lieferung werden 1.100 Sets mit Medikamenten und Hygieneartikeln für 10.000 Menschen sowie Kleidung für 500 Kinder, die durch das Unwetter alles verloren haben, bereitgestellt.
Die betroffenen Kinder und ihre Familien brauchen jetzt vor allem Unterkünfte, sauberes Trinkwasser, medizinische Versorgung und Unterstützung bei der Suche und Wiedervereinigung mit Angehörigen. Kinderschutzdienste, einschließlich psychosozialer Unterstützung, werden entscheidend sein, um Kindern und Eltern zu helfen, ihre erschütternden Erfahrungen zu verarbeiten.
UNICEF benötigt mindestens 2 Millionen US-Dollar für dringende lebensrettende Hilfsgüter, aber in den kommenden Tagen werden das wahre Ausmaß des Bedarfs zeigen.
Mittelfristiger Bedarf besteht in der Reparatur von Kliniken und Krankenhäusern, der Instandsetzung von Wasser- und Abwassersystemen und der Choleraprävention und der Wiederherstellung von Schulen – einschließlich der Suche nach alternativen Unterkünften für die vertriebenen Menschen.
UNICEF unterstützt die Kinder in Libyen seit 1957. UNICEF führt derzeit ein Länderprogramm durch, dessen Schwerpunkt auf dem Zugang zu hochwertigen Gesundheits-, Bildungs-, WASH- und Sozialdiensten liegt, die jetzt um Nothilfemaßnahmen ausgeweitet wird.