Nesma sitzt am Krankenbett ihrer Tochter Jana in Gaza-Stadt.
Nesma Ayed sitzt am Montag, dem 25. August 2025, am Bett ihrer 9-jährigen Tochter Jana im Krankenhaus der Friends of the Patient Society in Gaza-Stadt im Gazastreifen.

Al Mawasi, Gaza – Dies ist eine Zusammenfassung dessen, was Tess Ingram, UNICEF-Kommunikationsmanagerin für das Regionalbüro Naher Osten und Nordafrika, aus Gaza beim UN-Mittagsbriefing gesagt hat.

„Gaza-Stadt, die letzte Zuflucht für Familien im nördlichen Gazastreifen, wird rasch zu einem Ort, an dem Kindheit nicht überleben kann. Es ist eine Stadt der Angst, der Flucht und der Beerdigungen.

Die Welt schlägt Alarm über das, was eine intensivierte Militäroffensive in Gaza-Stadt bringen könnte – eine Katastrophe für die fast eine Million Menschen, die dort verbleiben.

Es wäre eine unvorstellbare Tragödie, und wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um sie zu verhindern. Aber wir dürfen nicht warten, bis das Unvorstellbare geschehen ist, um zu handeln.

In Gaza-Stadt habe ich innerhalb von neun Tagen Familien getroffen, die aus Angst ihre Häuser verließen – bereits Vertriebene, nun erneut vertrieben – und mit nichts als der Kleidung am Leib ankamen. Ich habe Kinder getroffen, die in diesem Chaos von ihren Eltern getrennt wurden. Mütter, deren Kinder an Hunger gestorben sind. Mütter, die fürchten, dass ihre Kinder die Nächsten sein werden. Ich habe mit Kindern in Krankenhausbetten gesprochen, deren kleine Körper von Schrapnellen zerrissen wurden.

Dieses Unvorstellbare steht nicht bevor, es ist bereits da. Die Eskalation ist im Gange.

Der Zusammenbruch grundlegender Dienste zwingt die Jüngsten und Schwächsten zum Überlebenskampf. Nur 44 der 92 von UNICEF unterstützten ambulanten Ernährungszentren in Gaza-Stadt sind noch funktionsfähig. Damit verlieren Tausende unterernährte Kinder mehr als die Hälfte der lebensrettenden Angebote, auf die sie angewiesen sind, um der Hungersnot zu trotzen.

Mangelernährung und Hunger schwächen die Körper der Kinder, während die Vertreibung ihnen Obdach und Fürsorge entzieht und Bombardierungen jede ihrer Bewegungen bedrohen. So sieht Hunger in einem Kriegsgebiet aus, und ich habe ihn überall in Gaza-Stadt gesehen.

Eine Stunde in einer Ernährungsambulanz reicht, um jede Frage zu einer Hungersnot auszuräumen – überfüllte Wartezimmer, weinende Eltern, Kinder, die gleichzeitig gegen Krankheit und Mangelernährung kämpfen, Mütter, die nicht stillen können, Babys, die ihr Sehvermögen, ihre Haare und ihre Gehfähigkeit verlieren.

Die Geschichte ist dieselbe, eine Schale Essen pro Tag aus der Gemeinschaftsküche, fast immer Linsen oder Reis, geteilt unter der ganzen Familie, Eltern verzichten, damit Kinder essen können. Keine Nährstoffe. Keine anderen Möglichkeiten – Hilfe ist knapp, der Markt viel zu teuer.

Letzte Woche traf ich in einem Stabilisierungszentrum eines Krankenhauses in Gaza-Stadt, das die am stärksten unterernährten Kinder behandelt, Nesma und ihre Tochter Jana. Ich lernte sie bereits im April 2024 kennen, als Jana zum ersten Mal mangelernährt war, und unsere Mission sie damals in einem Krankenwagen von Nord- nach Südgaza zur Behandlung evakuierte. Vielleicht erinnern Sie sich: Damals war der Norden weitgehend vom Süden abgeschnitten und Kinder wie Jana litten ohne ausreichend Nahrung.

Nesma erzählte mir, dass die Behandlung im Süden wirkte, Jana sich erholte und sie nach dem Waffenstillstand Anfang dieses Jahres mit der Familie in den Norden zurückkehren konnten. Dann kam die Blockade der Hilfe, der Hunger kehrte zurück und diesmal verschlechterte sich der Zustand beider Kinder. Im vergangenen Monat starb die zweijährige Jouri an Unterernährung und Jana klammert sich nur noch mühsam ans Leben.

Die Schrecken in Gaza dauern so lange an, dass Kinder wie Jana nach Abschluss einer Behandlung wegen Unterernährung nur Wochen später wieder in Notaufnahmen landen – aufgrund des anhaltenden Mangels an Nahrung, sauberem Wasser und anderen lebenswichtigen Gütern.

Ohne sofortigen und verstärkten Zugang zu Nahrungsmitteln und Ernährungsbehandlungen wird sich dieser Albtraum vertiefen, und weitere Kinder werden verhungern. Ein Schicksal, das völlig vermeidbar ist.

Nesma sagte: ‚Ich möchte den Schmerz, Jouri verloren zu haben, nicht noch einmal erleben. Es ist ein unerträglicher Schmerz für jede Mutter. Ich bin am Boden zerstört, nachdem ich mein Kind großgezogen habe, nur um es in meinen Armen zu verlieren. Ich flehe darum, auch Jana nicht zu verlieren – das wäre zu viel für mich.‘

UNICEF ist hier und hilft – wir liefern Hilfe und betreiben Dienste von Nord bis Süd.

Wir bekämpfen die Hungersnot, allein in den letzten zwei Wochen haben wir unseren Partnern genug gebrauchsfertige therapeutische Nahrung (RUTF) – die Hauptbehandlung für unterernährte Kinder – zur Verfügung gestellt, um mehr als 3.000 schwer mangelernährte Kinder über den sechswöchigen Behandlungszeitraum zu versorgen.

Wir haben zudem ergänzende Nahrungsmittel für über 1.400 Kleinkinder und energiereiche Kekse für 4.600 schwangere und stillende Frauen für die kommenden zwei Wochen bereitgestellt.

Dazu kommt die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser, der Bau provisorischer Lernzentren, Kinderschutzmaßnahmen für gefährdete Kinder – etwa solche ohne elterliche Fürsorge –, finanzielle Soforthilfen für Familien, lebensrettende Geräte für Neugeborene in Krankenhäusern, psychologische Unterstützung, Müllentsorgung und mehr.

Unser Team tut alles, was in seiner Macht steht, um Kindern zu helfen. Aber wir könnten weit mehr tun, jedes Kind erreichen, wenn unsere Arbeit vor Ort im größeren Maßstab möglich wäre und wir ausreichend finanziert wären.

Das palästinensische Leben wird hier Stück für Stück zerschlagen. Das Leid der Kinder im Gazastreifen ist kein Zufall. Es ist die direkte Folge von Entscheidungen, die Gaza-Stadt und den gesamten Streifen zu einem Ort gemacht haben, an dem das Leben der Menschen von allen Seiten, jeden Tag, unter Beschuss steht.

Zum Beispiel stehen die Krankenhäuser in Gaza-Stadt kurz vor dem Zusammenbruch. Von den elf teilweise funktionierenden Krankenhäusern haben nur fünf noch Intensivstationen für Neugeborene. Die 40 Brutkästen laufen mit bis zu 200 Prozent Auslastung – das bedeutet, dass bis zu 80 Babys in überfüllten Maschinen um ihr Leben kämpfen, völlig abhängig von Generatoren und medizinischen Vorräten, die jederzeit ausgehen könnten. Wie sollen sie eine Evakuierungsanordnung überleben?

Diese Daten sind alle neu, aber es fühlt sich an, als erzähle ich Ihnen etwas, das Sie längst wissen. Denn wir haben das schon gesehen – in Rafah, in Khan Younis, im Norden. Wir wissen seit Langem, dass die sogenannte Schutzzone Al Mawasi nicht sicher ist. Dass Kinder fast jede Nacht im Schlaf getötet oder verstümmelt werden.

Am Montagabend war es Muna. Sie überlebte einen Angriff, der ihre Mutter, ihren zweijährigen Bruder und ihre achtjährige Schwester tötete. Am Dienstag traf ich sie nach einer Bauchoperation wegen einer Explosionsverletzung und der Amputation ihres linken Beins im Krankenhaus von Gaza-Stadt. Sie ist 13. ‚Es tat sehr weh‘, sagte sie mir, ‚aber ich bin nicht traurig um mein Bein. Ich bin traurig, dass ich meine Mutter verloren habe.‘

UNICEF fordert weiterhin Israel auf, seine Einsatzregeln zu überprüfen, um sicherzustellen, dass Kinder geschützt werden – so, wie es das humanitäre Völkerrecht verlangt. Wir fordern Hamas und andere bewaffnete Gruppen auf, alle verbleibenden Geiseln freizulassen. Israel soll ausreichend Hilfsgüter nach Gaza lassen und sicheren, kontinuierlichen Zugang für humanitäres Personal gewährleisten, damit lebensrettende Hilfe überall ankommt.

Beide Parteien müssen Zivilisten schützen, auch diejenigen unter Evakuierungsanordnungen – Menschen müssen sich frei in Sicherheit begeben können, dürfen aber niemals gezwungen werden. Sie müssen lebenswichtige Infrastruktur schützen – Krankenhäuser, Unterkünfte, Schulen, Wassersysteme – und den Waffenstillstand wieder einsetzen.

Und schließlich rufen wir die internationale Gemeinschaft, insbesondere Staaten und Akteure mit Einfluss, auf, ihre Möglichkeiten einzusetzen, um diesem Leiden ein Ende zu setzen. Wenn nicht jetzt – wann dann?

Denn der Preis der Untätigkeit wird in Kinderleben gemessen – Kinder, die in den Trümmern begraben sind, vom Hunger aufgezehrt, und zum Schweigen gebracht, bevor sie überhaupt sprechen konnten.

Das Unvorstellbare in Gaza-Stadt hat bereits begonnen.

UNICEF bittet weiterhin um Unterstützung der Nothilfe Nahost.

Hinweis für Redaktionen

Foto- und Videomaterial zur redaktionellen Nutzung.

Tess Ingram befindet sich noch bis Dezember im Gazastreifen und steht für Interviews zur Verfügung.

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