1.000 Tage Bildung – das entspricht drei Milliarden Lernstunden – gehen für afghanische Mädchen verloren

New York/Wien - Erklärung zur Lage der afghanischen Mädchen der UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

© UNICEF/UNI574176/Naftalin

„Der heutige Tag markiert einen traurigen und ernüchternden Meilenstein: 1.000 Tage seit der Ankündigung, Mädchen in Afghanistan den Besuch von weiterführenden Schulen zu verbieten.

1.000 Tage außerhalb der Schule bedeuten drei Milliarden verlorene Lernstunden.

Für 1,5 Millionen Mädchen ist dieser systematische Ausschluss nicht nur eine eklatante Verletzung ihres Rechts auf Bildung, sondern führt auch zu schwindenden Chancen und einer Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit.

Die Rechte von Kindern, insbesondere von Mädchen, dürfen nicht zur Geisel der Politik gemacht werden. Ihr Leben, ihre Zukunft, ihre Hoffnungen und Träume stehen auf dem Spiel.

Die Auswirkungen des Verbots gehen über die Mädchen selbst hinaus. Es verschärft die anhaltende humanitäre Krise und hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Entwicklungspfad Afghanistans.

Bildung bietet nicht nur Chancen. Sie schützt Mädchen vor Frühverheiratung, Unterernährung und anderen Gesundheitsproblemen und stärkt ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Katastrophen wie Überschwemmungen, Dürren und Erdbeben, die Afghanistan häufig heimsuchen. [1]

Meine UNICEF-Kolleginnen und Kollegen arbeiten hart daran, alle Kinder in Afghanistan zu unterstützen. Gemeinsam mit unseren Partnern sorgen wir dafür, dass 2,7 Millionen Kinder eine Grundschulausbildung erhalten, führen gemeindebasierte Schulklassen für 600.000 Kinder durch – zwei Drittel davon sind Mädchen –, bilden Lehrer aus und tun alles, was wir können, um die Bildungsinfrastruktur in Gang zu halten.

Anlässlich dieses düsteren Meilensteins fordere ich die faktischen Behörden auf, allen Kindern die sofortige Wiederaufnahme des Unterrichts zu ermöglichen. Und ich fordere die internationale Gemeinschaft auf, sich weiterhin zu engagieren und diese Mädchen zu unterstützen, die uns mehr denn je brauchen. Kein Land kann vorankommen, wenn die Hälfte seiner Bevölkerung zurückgeblieben ist."

Hinweise für Redaktionen

Foto- und Videomaterial aus Afghanistan.

[1] Jüngste Haushaltsdaten aus der Multiple Indicator Cluster Survey (MICS) von UNICEF belegen, dass je besser die Bildung eines Mädchens ist, desto besser sind die Chancen für sie und ihre Kinder, zu überleben und zu gedeihen - vor allem, wenn sie auf Maturaniveau abschließt.

Im Jahr 2023 erreichte UNICEF in Afghanistan:

  • Über 20 Millionen Menschen mit medizinischer Grundversorgung, davon 1 Million in schwer zugänglichen Gebieten durch mobile Teams.
  • 2,1 Millionen Menschen mit sauberem Wasser und 1,1 Millionen mit sanitären Diensten.
  • 1,4 Millionen Kinder mit Masernimpfungen.
  • 715.000 stark unterernährte Kinder mit stationärer Behandlung.
  • 686.000 Kinder (60 % Mädchen) erhielten durch 21.355 gemeindebasierte Schulklassen eine Ausbildung.
  • 170.000 bedürftige Familien mit Sozialhilfe und 86.000 mit Bargeld für den Winterbedarf.
  • 70.000 Kinder, einschließlich unbegleiteter und von ihren Eltern getrennter Kinder, mit Case-Management-Diensten.