New York, 8. März 2000 – Anläßlich des internationalen Frauentages prangerte UNICEF-Direktorin Carol
Bellamy kulturell gebilligte Gewalt gegen Frauen und Mädchen an. Mord aus „Ehrengründen“, Säureattacken,
Tötung von neugeborenen Mädchen und Mitgiftmord sind Beispiele für ungestrafte Verbrechen an Frauen und
Mädchen, so Bellamy.
Bellamy sagte, es sei ein Schande, daß Personen, die solche Verbrechen begehen, in ihren Gemeinden auch
noch dafür bewundert und nur zum Schein angeklagt werden. „Viel zu lange konnten manche Männer
ungestraft Morde begehen“, sagte die Direktorin von UNICEF. „Es ist an der Zeit, daß Regierungen und
Gemeinden solche Taten als Verbrechen anerkennen und weitere Morde und Entstellungen an tausenden
Frauen und Mädchen verhindern. Solche Verbrechen müssen rasch strafrechtlich verfolgt werden.“
Was tut UNICEF?
Bellamy betonte vor allem den Kampf der von UNICEF unterstützten Frauenorganisationen in Palästina, Libanon,
Jordanien und Pakistan gegen Mord aus „Ehrengründen“. UNICEF unterstützt auch Programme und Kampagnen
in Pakistan, Indien und Bangladesch. In Bangladesch finanziert UNICEF eine Stiftung für die Überlebenden von
Säureattacken. In Indien unterstützt UNICEF Projekte gegen Praktiken wie Verbrennung und Mitgiftmord.
Einige Beispiele:
* Verbrechen aus „Ehrengründen“: Weibliche Familienmitglieder, die im Verdacht stehen, außereheliche
sexuelle Beziehungen zu haben, werden getötete, um die Familienehre wieder herzustellen – auch wenn es
sich dabei um Vergewaltigungen handelt. 1997 wurden in einer einzigen Provinz in Pakistan 300 Frauen
getötet, um die Ehre der Familien wieder herzustellen, im Jemen waren es 400 Frauen.
* Säureattacken: Zwischen 1996 und 1998 erhöhte sich die Zahl der angezeigten Säureattacken von 47 auf
über 200.
* Mitgiftmord: In Indien werden jedes Jahr etwa 5.000 Frauen getötet, da ihre Mitgift als zu gering erachtet
wird. Nur ein kleiner Prozentsatz der Mörder wird vor Gericht gestellt.
* Tötung von neugeborenen Mädchen: Diese brutale Methode wird in Gesellschaften angewandt, wo Buben
wirtschaftlich und sozial mehr wert sind als Mädchen. Statistiken fehlen.
Solche Verbrechen sowie erzwungene Hochzeiten, weibliche Beschneidung, Frauenhandel und erzwungene
Prostitution sind schwere Verletzungen der Rechte von Frauen und Mädchen. UNICEF fordert daher
Regierungen auf, solche Taten als Verbrechen anzuerkennen und weitere Rechtsverletzungen zu verhindern.