Ankündigung eines Waffenstillstands im Gazastreifen

New York/Wien - Erklärung von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zur Ankündigung eines Waffenstillstands.

„UNICEF begrüßt die gestrige Ankündigung eines Waffenstillstandsabkommens zwischen den Konfliktparteien im Gazastreifen. Für die Kinder und Familien im Gazastreifen, die seit mehr als einem Jahr unter Bombenangriffen und großer Not leiden, sowie für die Geiseln im Gazastreifen und ihre Familien in Israel, die so sehr gelitten haben, ist dies längst überfällig.

Der Krieg hat den Kindern des Gazastreifens einen schrecklichen Tribut abverlangt – Berichten zufolge sind mindestens 14.500 Kinder gestorben, Tausende weitere wurden verletzt, schätzungsweise 17.000 Kinder sind unbegleitet oder von ihren Eltern getrennt und fast eine Million wurde aus ihren Häusern vertrieben.

Das Ausmaß des humanitären Bedarfs ist enorm, und UNICEF und seine Partner sind bereit, unsere Hilfe zu verstärken. Der Waffenstillstand muss den humanitären Helferinnen und Helfern endlich die Möglichkeit geben, die Nothilfe im Gazastreifen, die so dringend benötigt wird, sicher durchzuführen. Dazu gehört der ungehinderte Zugang zur Versorgung aller Kinder und Familien mit Grundnahrungsmitteln, medizinischer und psychosozialer Hilfe, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, Bildung und Ausbildung sowie Bargeldhilfe und die Wiederaufnahme des kommerziellen LKW-Verkehrs.

Angesichts des Zusammenbruchs der Grundversorgung im Gazastreifen müssen wir dringend handeln, um Leben zu retten und Kindern zu helfen, sich zu erholen.

Weniger als die Hälfte der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen sind funktionsfähig, was das Risiko des Ausbruchs von Infektionskrankheiten erhöht und Kinder in Gefahr bringt. Die Wasserproduktion liegt bei weniger als 25 Prozent der Kapazität. Nahezu alle 2,1 Millionen Menschen in dem Gebiet sind mit einem hohen Maß an Ernährungsunsicherheit konfrontiert. Und 95 Prozent der Schulgebäude in Gaza sind beschädigt oder zerstört.

Es ist zwingend erforderlich, dass die Parteien den Waffenstillstand vollständig einhalten und die notwendigen Hilfslieferungen in den Gazastreifen über alle verlässlichen Zugangspunkte zulassen. Auch die Sicherheitslage muss dringend verbessert werden. Dies wird UNICEF dabei helfen, die Untersuchungen und Behandlungen von Kindern, die an Mangelernährung leiden, zu verstärken, die Nachholung von Impfungen für 420.000 Kinder unter 5 Jahren zu erleichtern und die Verhinderung des Ausbruchs von Krankheiten, einschließlich Polio, Masern und Cholera, zu unterstützen.

Darüber hinaus fordert UNICEF die Parteien dringend auf, eine dauerhafte politische Lösung zu finden, die den Rechten und dem Wohlergehen dieser und künftiger Generationen von Kindern Priorität einräumt.

Der Krieg in Gaza hat den Kindern bereits so viel abverlangt. Wir müssen jetzt handeln und uns gemeinsam für eine bessere Zukunft für alle Kinder einsetzen.“

UNICEF bittet weiterhin um Unterstützung der Nothilfe Nahost.