Anlässlich der Weltstillwoche fordern UNICEF und WHO einen gleichberechtigten Zugang zur Unterstützung beim Stillen

New York/Genf/Wien – Gemeinsames Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell und Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO.

,,In den letzten 12 Jahren ist die Zahl der Säuglinge unter sechs Monaten, die ausschließlich gestillt werden, weltweit um mehr als 10 Prozent gestiegen. Das bedeutet, dass heute 48 Prozent der Säuglinge weltweit von diesem gesunden Start ins Leben profitieren. Das sind Hunderttausende von Säuglingen, deren Leben durch das Stillen gerettet werden konnte.

Während dieser bedeutende Fortschritt uns dem Ziel der Weltgesundheitsorganisation näher bringt, die Rate des ausschließlichen Stillens bis 2025 auf mindestens 50 Prozent zu erhöhen, gibt es weiterhin hartnäckige Herausforderungen, die angegangen werden müssen.

Wenn Mütter die Unterstützung erhalten, die sie brauchen, um ihre Babys zu stillen, profitieren alle davon. Eine Verbesserung der Stillraten könnte nach den neuesten verfügbaren Daten jedes Jahr über 820 000 Kinderleben retten.

In dieser kritischen Phase des frühen Wachstums und der Entwicklung schützen die Antikörper in der Muttermilch Babys vor Krankheiten und Tod. Dies ist besonders wichtig in Notfällen, wenn das Stillen eine sichere, nahrhafte und zugängliche Nahrungsquelle für Säuglinge und Kleinkinder gewährleistet. Stillen reduziert die Belastung durch Kinderkrankheiten und das Risiko bestimmter Krebsarten und nicht übertragbarer Krankheiten für Mütter.

In dieser Weltstillwoche, die unter dem Motto „Die Lücke schließen: Unterstützung beim Stillen für alle“ betonen UNICEF und WHO die Notwendigkeit einer besseren Unterstützung beim Stillen als entscheidende Maßnahme zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheit und zum Schutz des Rechts von Müttern und Babys auf Überleben und Gedeihen.

Schätzungsweise 4,5 Milliarden Menschen – das sind mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung – haben keinen vollständigen Zugang zu wesentlichen Gesundheitsdiensten. Daher erhalten viele Frauen nicht die Unterstützung, die sie benötigen, um ihre Babys optimal zu stillen. Dazu gehört der Zugang zu geschulten, einfühlsamen und respektvollen Gesundheitsratschlägen- und Beratungen während der gesamten Stillzeit einer Frau.

Eine zuverlässige Datenerhebung ist der Schlüssel zur Bekämpfung von Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung und zur Gewährleistung einer rechtzeitigen und wirksamen Unterstützung von Müttern und Familien beim Stillen. Derzeit erhebt nur die Hälfte aller Länder Daten über Stillraten. Um Fortschritte zu erzielen, müssen auch Daten über politische Maßnahmen zur Verfügung stehen, die das Stillen ermöglichen, wie z. B. eine familienfreundliche Beschäftigungspolitik, die Regulierung der Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten und Investitionen in das Stillen. Die Verbesserung der Überwachungssysteme wird dazu beitragen, die Wirksamkeit von Stillstrategien und -programmen zu erhöhen, bessere Entscheidungsgrundlagen zu schaffen und sicherzustellen, dass die Unterstützungssysteme angemessen finanziert werden können.

Wenn das Stillen geschützt und unterstützt wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen ihre Säuglinge stillen, mehr als doppelt so hoch. Dies ist eine gemeinsame Verantwortung. Familien, Gemeinden, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Gesundheitswesens, politische Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen und andere Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen spielen eine zentrale Rolle in diesen Bereichen:   

  • Erhöhen der Investitionen in Programme und Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des Stillens durch spezielle nationale Budgets;
  • Umsetzung und Überwachung familienfreundlicher Maßnahmen am Arbeitsplatz, wie z.B. bezahlter Mutterschaftsurlaub, Stillpausen und Zugang zu erschwinglicher und qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung;
  • Sicherstellung, dass Mütter, die in Notfällen oder in unterrepräsentierten Gemeinschaften gefährdet sind, Schutz und Unterstützung für das Stillen erhalten, die ihren besonderen Bedürfnissen entsprechen, einschließlich rechtzeitiger, wirksamer Stillberatung als Teil der routinemäßigen Gesundheitsversorgung;
  • Verbesserung der Überwachung von Stillprogrammen und -policies, um über die Stillraten zu informieren und diese gleichzeitig auch zu verbessern;
  • Entwicklung und Durchsetzung von Gesetzen zur Beschränkung der Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten, einschließlich digitaler Marketingpraktiken, mit Überwachung, um Verstöße gegen den Kodex routinemäßig zu melden.”