„Investitionen in die Ausbildung von Mädchen macht wirtschaftlich Sinn“, erklärt UNICEF Direktorin Carol Bellamy. „Kein Land konnte sich je von Armut befreien, wenn nicht Bildung zur obersten Priorität erklärt wurde. Und wenn Bildung der Ausweg von Armut ist, dann ist Bildung von Mädchen der Schlüssel dazu.“
„Die Förderung der Ausbildung von Mädchen ist kein Almosen, sondern der Grundstein für eine blühende Wirtschaft,“ sagte Bellamy, die an der Konferenz teilnehmen wird. „Länder die sich auf Gleichberechtigung - besonders bei der Ausbildung - konzentriert haben, haben ihre Wirtschaft bedeutend stärken können. Zu diesen Ländern zählen Costa Rica, Mauritius, Botswana, Malaysia und Sri Lanka.“
Ungefähr 120 Millionen Kinder im schulfähigen Alter gehen nicht zur Schule - zwei Drittel davon sind Mädchen. Es gibt eindeutige Anzeichen dafür, daß das Wohlergehen eines Kindes stark mit dem Ausbildungsgrad seiner Mutter zusammenhängt:
-- Babies von Müttern ohne jegliche Schulbildung sterben doppelt so oft noch vor ihrem 5. Geburtstag als andere Kinder.
-- Diese Babies leiden auch viermal häufiger an Mangelernährung.
-- Frauen ohne Ausbildung sind wesentlich stärker HIV-gefährdet.
Obwohl für jedes Land individuelle Bildungsstrategien entwickelt werden müssen, glaubt UNICEF, daß es allgemeine Grundlagen gibt, die sowohl für Industrienationen als auch Entwicklungsländer gleich sind. „Grundvoraussetzung ist, daß die Geberstaaten dabei helfen, daß die armen Länder adäquate, absehbare und dauernde Mittel bekommen, mit denen sie die Grundlage für ihr Bildungssystem aufbauen können,“ betonte Carol Bellamy. „Und die Entwicklungsländer müssen diese Mittel umsichtig einsetzen.“
Die meisten Entwicklungsländer können Verbesserungen auf dem Bildungssektor nur mit bedeutender Hilfe aus den Geberländern erreichen. Dafür ist es notwendig, die Entwicklungshilfe zu intensivieren. Schuldenerlässe, wie sie in vielen Ländern bereits angewandt werden, müssen beschleunigt werden. Die Märkte sollten für Waren aus ärmeren Ländern geöffnet werden.
Entwicklungsländer müssen ihre Budgets mit Schwerpunkt auf Richtung Bildungsprogramme umschichten und sicherstellen, daß die zusätzlichen Entwicklungsgelder umsichtig eingesetzt werden. Das bedeutet bessere Bezahlung und Ausbildung sowie bessere Materialien für Lehrer, Investitionen in die Infrastruktur und - besonders wichtig - die Streichung von Schulgebühren. Kreative Ansätze, die auch in abgelegenen Gegenden einen Schulbesuch ermöglichen, sind notwendig, um mehr Mädchen in die Schulen zu bringen.
Die Grundschulbildung für alle könnte in Afrika südlich der Sahara mit einem jährlichen Mehraufwand von 4,5 % in den nächsten 15 Jahren erreicht werden. In Südasien wäre es ein Mehraufwand von ca. 3 %. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 10 Milliarden US$ (ca. 152 Milliarden ATS), das sind 0,03 % des weltweiten Bruttosozialproduktes und weniger als 0,14 % des Bruttosozialproduktes aller Entwicklungsländer.
Seit langem betont UNICEF, wie wichtig es für die Erreichung der Bildungsziele ist, die Gelder für staatliche Sozialleistungen in den nationalen Budgets und der internationalen Hilfe zu erhöhen. Gegenwärtig wenden Entwicklungsländer nur 12-14 % ihres Budgets für Sozialleistungen auf und ca. 10 % der internationalen Hilfe geht in diesen Bereich.
Obwohl UNICEF davon überzeugt ist, daß der Kampf gegen die Armut bei den Kindern begonnen werden muß, braucht es noch viel mehr um ihn zu gewinnen. Die Schaffung von Arbeitsplätzen, der Kampf gegen Krankheit, Straßen- und Brückenbau, Schaffung von Krediten, steigende Exporte - all das ist nötig um die Grundlagen für eine positive Entwicklung zu schaffen. Aber Investitionen in Bildung - und besonders die von Mädchen - sind Voraussetzung für das Ende des Teufelskreises Armut.