Bildung für die Ärmsten und Landlosen - das ist das Ziel des ländlichen Forderungskomitees in Bangladesch, kurz BRAC genannt. UNICEF unterstützt das BRAC-Programm, das inzwischen weit über 20.000 Grundschulen in Bangladesch eingerichtet hat. Die BRAC-Schulen bieten drei Jahre Grundbildung für über 100.000 Kinder, darunter 70.000 Mädchen. Die Unterrichtskosten pro Schüler belaufen sich pro Jahr auf rund 150 Schilling. Auf dem Lehrplan stehen nicht nur Schreiben, Rechnen und Lesen, sondern auch Themen wie Familienplanung und Gesundheitsversorgung. Die Kurse sind dem ländlichen Lebensrhythmus angepaßt.
Die BRAC-Schulen haben sich als außergewöhnlich erfolgreich erwiesen: über 90 Prozent der BRAC-Schülerinnen und Schüler schaffen den Übergang in die reguläre Grundschule. Die Lehrerinnen und Lehrer (75 Prozent der Lehrkräfte sind Frauen) stammen aus den Dörfern. BRAC wendet sich nicht ausschließlich an Mädchen, wird aber von mehr Mädchen als Buben genutzt - ein Zeichen für den großen Nachholbedarf. Das Ziel: In den kommenden Jahren soll dieses Programm auf 50.000 Schulen ausgeweitet werden.
Die 12-jährige Rahena kann nun - dank der BRAC-Schulen- endlich wieder zur Schule gehen. Sie mußte schon mit sieben Jahren den Schulbesuch abbrechen, um ihrer Mutter im Haushalt zu helfen. Als die Mutter vor zwei Jahren starb, wurde die damals 10-jährige Rahena zur Ersatzmutter für ihre drei jüngeren Schwestern.
Ihr Vater ist krank, daher ist es für ihn schwierig, Arbeit zu finden. Er lebt mit seinen Töchtern in einer Strohhütte, die einem Nachbarn gehört. Sie dürfen den Brunnen dieses Mannes benützen, haben aber keine sanitären Anlagen. Ihr Besitz besteht aus einigen Kochtöpfen und Decken.
Rahena besucht jetzt eine von UNICEF unterstützte BRAC-Schule. Jeden Tag, bevor sie zum Unterricht geht, der für sie um 10.00 Uhr beginnt, kocht sie für ihre Familie. Nach Schulschluß erledigt sie die restliche Hausarbeit. Rahena ist glücklich, daß sie wieder zur Schule gehen kann. "Ich werde einmal eine gute Arbeit finden", sagt sie lächelnd.