Cholera in Somalia

17. Februar 1999 – UNICEF Somalia meldete gestern 320 Fälle von Cholera und 26 Todesfälle auf ihrer Cholerastation in Bardere im Süd-Sudan. Infolge des Zustroms von Flüchtlingen ist die Bevölkerung mittlerweile auf 20.000 Menschen angewachsen. Diese Flüchtlinge im eigenen Land - sog. "Internally Displaced Persons" (IDPs) - fliehen aus ihren Heimatgemeinden wegen der Dürre, der Instabilität und vor allem aus Hunger.

Als die ersten Anzeichen vor einer Woche auftraten, wurden sofort Proben genommen und zur Untersuchung ins WHO-Labor in Merka geschickt. Bereits vorbereitete Lagerbestände an Cholera-Behandlungssets, Chlor und Orales Rehydrationssalz wurden zu den Gesundheitseinrichtungen gebracht. Nachschub wurde von UNICEF mit drei Sonderflügen nach Bardere gebracht. Gestern erreichten zwei Lastwagen mit weiterem Hilfsmaterial Bardere.

"Cholera kommt in Somalia gebietsweise vor. Es schlägt in jeder Trockenperiode zu, wenn die Cholerabakterien in den Wasserstellen konzentriert vorkommen", sagte der UNICEF-Mitarbeiter Roger Carter.

Der Zusammenbruch des Wassersystems von Bardere vor einigen Jahren hat das Problem verschlimmert, da die Bevölkerung jetzt nur den verunreinigten Jubba-Fluß als Wasserquelle hat. Der Fluß, der letztes Jahr über die Ufer getreten ist, führt nun sehr wenig Wasser - und die Regenzeit setzt erst in ungefähr 50 Tagen ein. Diese Situation ist für die Menschen in Bardere jetzt doppelt tragisch: die Dürre hat sie gezwungen, an den Fluß zu kommen, um durch sein Wasser am Leben zu bleiben. Jetzt könnte dieses Wasser ihren Tod bedeuten.
Die Bevölkerung von Bardere wird über die Lautsprecher der Moscheen vor dem drohenden Ausbruch der Cholera gewarnt. "Aber es ist einleuchtend, daß man einen Fluß nicht chlorieren kann, also geben wir Chlor in die Gefäße, in denen den Menschen das Wasser gebracht wird."

Beengte, ungesunde Verhältnisse in den IDP-Lagern, körperliche Entkräftung durch Hunger und andere Krankheiten fördern das Ausbrechen der Cholera. Diese Krankheit muß nicht tödlich verlaufen, wenn bei den ersten Anzeichen von Durchfall und/oder Erbrechen gehandelt wird. Die Patienten sterben gewöhnlich an Austrocknung, obwohl ein derartig dramatischer Verlauf vermieden werden könnte, wenn dem Kranken ausreichend Flüssigkeit gegeben würde - am besten eine Lösung mit Oralem Rehydrationssalz - und er in die am nächsten gelegene Krankenstation gebracht werden würde.

Letztes Jahr traten in Somalia 14.800 Fälle von Cholera auf, von denen 672 tödlich verliefen. In Somalia beginnen die vorbeugenden und kontrollierenden Maßnahmen gegen Cholera jedes Jahr bereits in November mit Unterstützung von UNICEF und anderen Hilfsorganisationen.