In den albanischen und mazedonischen Flüchtlingslagern arbeitet UNICEF weiterhin daran, das Leid der tausenden traumatisierten Kinder zu lindern: Kinder, die Mord und Gewalt an ihren Eltern, Brüdern und Schwestern miterleben mußten. Kinder, die das Schicksal erleiden, Flüchtlingskind zu sein, kein Zuhause zu haben, nicht einmal eine Puppe oder ein Stofftier.
In Kukes, Albanien, arbeiten seit dem 8. April vier Psychologinnen mit ihren Teams mit den traumatisierten Kindern. Die Frauen gehen frühmorgens in die verschiedenen Lager, um die Kinder in Gruppen zusammen zu fassen. In diesem Gruppen werden die Kinder zunächst medizinisch versorgt, dann werden die verschiedenen Traumasymptome festgestellt und mit der Therapie begonnen. Am wichtigsten ist aber, daß die Kinder in diesen Gruppen die Möglichkeit haben, zu spielen, zu malen und ihre Erlebnisse zu erzählen.
Der Großteil dieser traumatisierten Kinder verhält sich entweder extrem hyperaktiv oder extrem passiv. Die meisten Kinder reagieren sehr gut auf die Aktivitäten der Therapiegruppen. Viele erlangen nach ein paar Tagen Betreuung wieder soviel Selbstvertrauen, daß sie ihre Erlebnisse erzählen und ihre Gefühle zum Ausdruck bringen. Manche der sehr jungen Kinder sind sehr stark traumatisiert, und brauchen eine Einzeltherapie, jemanden, der sich ganz gezielt um sie kümmert. Momentan betreut UNICEF 70 solcher Fälle. Anzeichen für eine Traumatisierung sind unter anderem Alpträume, Panikreaktionen auf Lärm, apathisches Schweigen, zwanghaftes Verhalten, die Kinder weigern sich, bei Spielen mitzumachen oder überhaupt mit anderen Kindern zusammen zu sein.
In vielen Fällen müssen sich die Teams auch um die Traumata der Familien der Kinder kümmern, vor allem um die der Mütter.
Aus der Fülle von Berichten der UNICEF-Mitarbeiter nun einige Beispiele, die einen Eindruck vermitteln sollen, was diese Kinder erleiden. Ein dreijähriges Mädchen litt unter schweren Schlafstörungen. Sie wachte oft schreiend und angsterfüllt auf und war dann kaum zu beruhigen, außerdem reagierte sie panisch auf Fahrzeuge. Die UNICEF-Psychologin fand schließlich heraus, daß das Haus der Familie eine Zeitlang von Panzern umstellt war. Ein anderes Kind konnte nur mehr drei Worte sagen: Mama, LKW und UCK. Durch Einzeltherapie und intensive Zuwendung hat sich der Zustand beider Kinder bereits deutlich verbessert, melden die UNICEF-Teams.
Ein andere Fall: Ein 14-jähriges Mädchen. Die Familie wurde auf der Flucht in den Bergen von der serbischen Polizei angehalten. Das Mädchen wurde bedroht und die Männer schossen auf die Familie. Sie reagiert mir einer Art Lähmung: Sie konnte 10 Tage lang weder sprechen noch gehen. Das UNICEF-Team war auch hier nach großen Bemühungen erfolgreich: Das Mädchen spricht wieder, und sie hat auch wieder angefangen, sich zu bewegen. Ein anderes UNICEF-Team betreut zur Zeit drei Kinder, die miterleben mußten, wie ihre Mutter vergewaltigt wurde. Die Psychologinnen berichten auch von vielen jungen Mädchen, die sexuelle Angriffe erlitten und dadurch stark traumatisiert sind.
In Mazedonien kümmern sich geschulte UNICEF-Helfer in Spielzentren in den Lagern um die traumatisierten Kinder. UNICEF-Büros vor Ort melden, daß dringend mehr geschulte Helfer gebraucht werden, um die Bedürfnisse der Kinder abzudecken.
Die Therapiegruppen und Spielzentren werden nicht alle Probleme dieser Kinder lösen. Aber sie sind ein Anfang. Sie können den Kindern einen Weg aus ihren Alpträumen zeigen.
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PSK 1510001 Stichwort "Kinder aus Kosovo"
BLZ 60000