Ein Jahr nach dem Erdbeben in Nepal sind Kinder immer noch in Not

Ein Jahr nach den verheerenden Erdbeben in Nepal im April und Mai 2015 leben weiterhin viele Kinder in Armut und fernab von Bildung. Viele Menschen leben von weniger als 1,25 US-Dollar am Tag und sind somit von extremer Armut gefährdet. UNICEF befürchtet, dass viele Kinder und Jugendliche zu Kinderarbeit gezwungen werden oder Opfer von Menschenhandel sind, um das Einkommen der Familien zu sichern.

Unmittelbar nach dem Erdbeben halfen UNICEF und Partner den Menschen in Nepal durch die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln und Verteilung von Zelten, Hygieneartikeln, Impfungen, Wasserreinigungsmitteln, Vitamintabletten, Medikamenten, Informationsmaterial und Schulbüchern. Trotzdem schreitet der Wiederaufbau nach den Verwüstungen in Nepal, einem der ärmsten Länder der Welt, nur zögerlich voran. Grund dafür sind die mangelnde Hilfe in den schwer erreichbaren Bergregionen und die politische Instabilität im Land.

Mit Unterstützung von UNICEF wurden nach dem Beben 1.700 Notschulen eingerichtet, die jedoch nicht vor Kälte, Hitze und Monsunregen geschützt sind. Hunderttausende Menschen leben bis heute in Notunterkünften oder unter Zeltplanen. Viele Gesundheitsstationen funktionieren nur provisorisch und viele Kinder kommen unter Zeltplanen zur Welt. 

Den Kindern fehlen Bildung und Sicherheit

Ein Jahr nach der Katastrophe gehen weit über eine Million Kinder in den betroffenen Gebieten wieder zur Schule, viele davon sind in provisorischen Schulräumen untergebracht. Obwohl UNICEF im vergangenen Jahr viel erreichen konnte, muss noch viel für den Wiederaufbau des Landes und die Zukunft der nepalesischen Kinder getan werden.

„Die verheerenden Erdbeben letztes Jahr haben mehr als 35 000 Klassenzimmer zerstört oder beschädigt. Jedoch wurden enorme Anstrengungen unternommen, um den Kindern so schnell wie möglich wieder einen Schulbesuch ermöglichen zu können”, sagt Tomoo Hozumi, UNICEF Repräsentant für Nepal. „Dank dieser Leistungen konnten viele Schulen bereits ein Monat nach dem ersten Erdbeben wieder geöffnet werden. Nun müssen wir unsere Bemühungen verdoppeln um sicher zu gehen, dass alle Kinder in Nepal wieder in die Schule gehen können.” 

Viele Menschen verloren ihr Zuhause und von den 188 900 Personen, die eine Unterkunft in den Schutzlagern fanden, leben heute nur mehr 26 000 dort. Die meisten der 700 000 zerstörten Häuser werden momentan wieder errichtet und bis zur Fertigstellung leben die meisten Kinder und ihre Familien in Nothilfequartieren in der Nähe. Kinder sind in dieser Umgebung jedoch vielen Risiken, wie zum Beispiel Kinderhandel, ausgesetzt. 

Zwischen dem 25. April 2015 und 12. Februar 2016 berichtete die Polizei vor Ort von über 850 Fällen, in denen Mädchen und Buben Opfer von illegalem Handel wurden. Diese Zahl ist im Vergleich zu 2014 deutlich angestiegen. 

„Diese steigenden Zahlen hängen mit dem verstärkten Sicherheitsrisiko nach dem Erdbeben zusammen, können aber auch auf die vermehrte Wachsamkeit und Datentransparenz der Polizei zurückzuführen sein”, sagt Hozumi. 

UNICEF arbeitete gemeinsam mit der nepalesischen Regierung und internationalen Partnern und konnte 39 337 unbegleitete und schutzlose Kinder identifizieren. Mehr als 13 000 dieser Kinder erhielten sofortige Notfallhilfe und medizinische Versorgung.

Im vergangenen Jahr hat UNICEF knapp 120 Millionen US-Dollar an privaten und öffentlichen Spenden für Nepal erhalten und konnte damit die 1,1 Millionen Kinder in den 14 am stärksten betroffenen Regionen mit dringend benötigten Gütern unterstützen. 

Weitere Hilfeleistungen von UNICEF

Eine Million Menschen in den am schlimmsten betroffenen Gebieten wurden über Hilfeleistungen und den Zugang zu Versorgungsgütern informiert. Des Weiteren wurden die meisten der zerstörten Radiostationen wieder aufgebaut.

Gemeinsam mit der nepalesischen Regierung und seinen Partnern vor Ort hat UNICEF beispielsweise Zelte, Medikamente, Hygieneartikel sowie Schul- und Spielsachen bereitgestellt. 

  • 1,3 Millionen Menschen wurden mit sauberem Trinkwasser versorgt, etwa mithilfe von Wassertanks, Tankwagen und Wasserreinigungstabletten. 
  • 22 Notlager für schwangere Frauen und junge Mütter wurden eingerichtet, in denen sie unter medizinischer Betreuung ihr Kind zur Welt bringen bzw. versorgen können. Mehr als 11.000 Frauen haben hier vor, während oder nach der Geburt medizinische Hilfe erhalten.
  • UNICEF hat 1.700 Notschulen für rund 180.000 Mädchen und Jungen errichtet und ausgestattet.
  • 434.000 besonders Bedürftige haben darüber hinaus Nothilfe in Form einer Bargeldzahlung in Höhe von umgerechnet 30 US-Dollar erhalten, um sich selber vor Ort mit den nötigsten Gütern zu versorgen. 

Die Arbeit von UNICEF ist aber noch lange nicht beendet. UNICEF möchte in den kommenden Monaten folgende Ziele erreichen: 

  • Aufbau von 74 Gesundheitseinrichtungen, die gegen Erdbeben geschützt sind; 
  • Reparatur und Verbesserung von 3000 Wassersystemen;
  • Errichtung von 800 provisorischen Schulen mit jeweils zwei Klassenräumen;
  • Aufklärung der Kinder zum Verhalten in Notsituationen;
  • Zusätzliche Hilfe für 250 000 Kinder unter fünf Jahren in den elf am stärksten von dem Erdbeben betroffenen Gebieten. 

<media 7802 - - "TEXT, UNICEF NEPAL 1Yr Report 22 04 16, UNICEF_NEPAL_1Yr_Report_22_04_16.pdf, 3.3 MB">Bitte finden Sie hier den UNICEF-Bericht Nepal Earthquakes: One Year Later über die Hilfeleistungen im vergangenen Jahr (Download, PDF, Englisch, 3.3 MB)</media>