Fast 400 Millionen Kleinkinder weltweit werden zu Hause regelmäßig mit Gewalt bestraft

New York/Wien - Neue Daten zeigen auch, dass vielen Kleinkindern Spiel, Stimulation und Interaktion mit ihren Eltern und Betreuungspersonen vorenthalten werden.

Ein Vater in Nepal hebt seine Tochter in die Luft, beide lachen.
© UNICEF/UNI431483/Sokhin

Nach neuen UNICEF-Schätzungen sind fast 400 Millionen Kinder unter fünf Jahren - oder sechs von zehn Kindern in dieser Altersgruppe weltweit - zu Hause regelmäßig psychischen Aggressionen oder körperlichen Strafen ausgesetzt. Davon werden etwa 330 Millionen mit körperlichen Mitteln bestraft.

Die Ergebnisse unterstreichen auch die entscheidende Rolle des Spielens für die Entwicklung von Kindern und die psychische Gesundheit von Kindern, Eltern und Betreuungspersonen als Reaktion auf Daten, die die Häufigkeit von unzureichender Betreuung, einschließlich Stimulation und Interaktion zu Hause, aufzeigen.

Wenn Kinder zu Hause körperlich oder verbal misshandelt werden oder wenn sie keine soziale und emotionale Zuwendung von ihren Angehörigen erhalten, kann dies ihr Selbstwertgefühl und ihre Entwicklung beeinträchtigen“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Eine fürsorgliche und spielerische Erziehung kann Freude bringen und Kindern helfen, sich sicher zu fühlen, zu lernen, Fähigkeiten zu entwickeln und sich in der Welt zurechtzufinden.

Immer mehr Länder verbieten die körperliche Bestrafung von Kindern im häuslichen Bereich. Mehr als die Hälfte der 66 Länder, die diese Praxis verboten haben, haben in den letzten 15 Jahren entsprechende Gesetze erlassen, aber damit ist immer noch etwa eine halbe Milliarde Kinder unter fünf Jahren ohne angemessenen rechtlichen Schutz.

Weltweit halten sich schädliche soziale Normen, die gewalttätige Erziehungsmethoden unterstützen, hartnäckig: Etwas mehr als eine von vier Müttern und primären Bezugspersonen gibt an, dass körperliche Bestrafung notwendig ist, um Kinder richtig zu erziehen und auszubilden.

Die Daten, die am allerersten Internationalen Tag des Spielens veröffentlicht wurden, unterstreichen auch die Ungleichheiten bei den Betreuungspraktiken und dem Zugang zu Spielmöglichkeiten. So zeigen neue Schätzungen, dass etwa vier von zehn Kindern im Alter von zwei bis vier Jahren zu Hause nicht genügend aufmerksame Interaktion oder Stimulation erfahren, was zu emotionaler Vernachlässigung und einem Gefühl der Zurückgezogenheit, Unsicherheit und Verhaltensproblemen führen kann, die bis ins Erwachsenenalter andauern können. Gleichzeitig verpasst jedes zehnte Kind Aktivitäten mit seinen Bezugspersonen, die für die Förderung der kognitiven, sozialen und emotionalen Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind, wie Lesen, Geschichtenerzählen, Singen und Malen.

Die Daten zeigen auch, dass etwa eines von fünf Kindern im Alter von zwei bis vier Jahren zu Hause nicht mit ihren Bezugspersonen spielt, während etwa eines von acht Kindern unter fünf Jahren zu Hause kein Spielzeug oder Spielgerät hat.

Studien zeigen, dass evidenzbasierte Elternprogramme die Betreuung verbessern, Gewalt und Misshandlung in der Familie verringern und die psychische Gesundheit von Kindern und Eltern verbessern. Diese Programme umfassen Coaching für positive Ansätze, den Aufbau einer starken Eltern-Kind-Beziehung sowie die Förderung von Spiel, gewaltfreier Disziplin und Kommunikation.

Um sicherzustellen, dass jedes Kind mit dem Gefühl aufwächst, sicher und geliebt zu sein, fordert UNICEF die Regierungen auf, ihre Bemühungen und Investitionen in folgenden Bereichen zu verstärken:

  • Schutz: Stärkung des rechtlichen und politischen Rahmens, der alle Formen der häuslichen Gewalt gegen Kinder verbietet und beendet;
  • Unterstützung der Eltern: Ausweitung evidenzbasierter Erziehungsprogramme, die positive, spielerische Ansätze fördern und Gewalt in der Familie verhindern;
  • Spielerisches Lernen: Ausweitung des Zugangs zu Lern- und Spielräumen für Kinder, einschließlich Vorschulen, Schulen und Spielplätzen.

Am ersten Internationalen Tag des Spielens müssen wir uns vereinen und uns erneut dafür einsetzen, Gewalt gegen Kinder zu beenden und eine positive, nährende und spielerische Betreuung zu fördern“, so Russell weiter.

Hinweise für Redaktionen

Die Daten hinsichtlich gewaltsamer Disziplinierungsmaßnahmen und dem häuslichen Umfeld befinden sich im UNICEF-Datenhub.

Am 11. Juni 2024 werden UNICEF und seine Partner im UN-Hauptquartier in New York den allerersten Internationalen Tag des Spiels („International Day of Play“, IDOP) begehen, mit einem hochrangigen Forum, einer Spielinstallation und -erfahrung sowie einem Klassenzimmer für Vorschulkinder, in dem spielerisch gelernt wird. Der IDOP unterstreicht die entscheidende Rolle des Spielens für die menschliche Entwicklung in den Bereichen kognitives, soziales, emotionales und körperliches Wachstum, während gleichzeitig Hindernisse für das Spielen wie schädliche Praktiken, Behinderungen, geschlechtsspezifische Diskriminierung, Konflikte und Lernarmut hervorgehoben werden.

Die neuen Schätzungen zur gewalttätigen Disziplinierung basieren auf einer Teilmenge von 100 Ländern mit international vergleichbaren Daten zwischen 2010 und 2023, die 52 % der Weltbevölkerung von Kindern unter fünf Jahren abdecken. Die Schätzungen zur Einstellung gegenüber körperlicher Züchtigung basieren auf einer Untergruppe von 93 Ländern mit international vergleichbaren Daten zwischen 2008 und 2023, die rund 50 Prozent der weiblichen Weltbevölkerung im Alter von 15 bis 49 Jahren abdecken. Die Schätzungen zur Betreuung und Verfügbarkeit von Spielzeug/Spielsachen basieren auf einer Untergruppe von 85 Ländern mit international vergleichbaren Daten zwischen 2010 und 2023 sowie auf nationalen Studien, die 57 % der Weltbevölkerung von Kindern im Alter von zwei bis vier Jahren bzw. 56 % der Weltbevölkerung von Kindern unter fünf Jahren abdecken.

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